Donnerstag, 10. Februar 2022

Europas Chips-Offensive: Einmal alles gleich

In Kürze soll es auch wieder Chips zur Wurst geben.

Kaum kam nichts mehr rein, fiel es irgendwann auch in Brüssel auf. Dort, wo seit vielen Jahren schon das Europa des Jahres 2050 geplant wird, grün und gerecht, energieneutral und abgasfrei, kommt man mit dem großen Green Deal vom 2021 nicht recht voran. Das Programm "Fit for 55" lahmt sogar auf vier Beinen, kaum noch, dass es schlechte Schlagzeilen abwirft. Tolle jedenfalls macht es schon lange nicht mehr. 

Der Nachfolger der "Gesundheitsunion"

Etwas Neues muss her, groß gedacht statt einfach nur gemacht, präzise geplant, irgendetwas mit Milliarden und einen Schnaps obendrauf, mit Expertengremien und gemeinsamer Anstrengung, eine europäische Lösung im Grunde, die die europäische Welt vom Kopf auf die Füße stellt. Schließlich ist es nun auch schon mehr als ein Jahr her, dass die Gesundheitsunion ausgerufen wurde, ein Vorabvakzin gegen kommende Seuchen aller Art", das endlich einen "soliden Rahmen für die Bereitschaftsplanung, Überwachung, Risikobewertung, Frühwarnung und Reaktion der EU" zur Verfügung stellt, in dem die Europäische Kommission zur Zentrale wird, wenn der Ernstfall kommt und ein "Gesundheitsnotstand" ausgerufen werden muss.

So schlimm war Corona dann auch nicht, als dass die "Gesundheitsunion" nach dem feierlichen Augenblick der Verkündigung  ihrer Errichtung noch einmal erwähnt worden wäre. Dafür aber bietet die globale Chip-Krise der EU-Kommission nun ein neues, weites Betätigungsfeld. Bei der Versogung der Industrie mit Elektronik fehlt es überall, selbst die legendäre Lissabon-Strategie vom März 2000, die  mal eben zum wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensgestützten Wirtschaftsraum der Welt machte, ehe das Nachfolgeprogramm  „Europa 2020“  die Europäische Union zum wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensgestützten Wirtschaftsraum der Welt machte, konnte daran etwas ändern. 

Chips für alle, aber noch kleiner

Deshalb nun also der "European Chips Act", ein weiteres Fantasieprojekt aus der Märchenstube der Politbürokraten, die hier nun ankündigen, jetzt mal eben die Rahmenbedingungen für den europäischen Halbleitermarkt umkrempeln zu werden wollen. soll. Mit 5,4 Milliarden Euro jährlich, von den die Mitgliedsstaaten jeweils etwa 4,8 Milliarden zahlen, lässt sich die Gemeinschaft ihre elektronische Zukunft alljährlich zwei deutsche Lockdown-Wochen kosten. Das Zittern in China, als die Nachricht das Olympialand erreichte, hatte Erdbebenstärke.

Nicht gekleckert wird da, sondern geklotzt, schließlich soll das Geld reichen, den europäischen Anteil an der globalen Halbleiterfertigung bis 2030 von 10 auf 20 Prozent zu verdoppeln. Eine einzige Chipfabrik zu bauen, kostet 10 Milliarden, allerdings benötigt sie zudem nicht nur etwa 500 Hektar Bauland, sondern auch einen Bauherren, die die EU nicht hat. Infrage kämen US-Firmen wie Intel, AMD und Qualcomm oder aber Samsung aus Südkorea oder der taiwanesische Weltmarktführer TSMC. Die dann aber schwören müssten, in ihren neuen Halbleiterwerken fleißig für die europäische "Selbstversorgung" zu produzieren.

Irgendwas schnell und mit Milliarden

Nicht auf irgendwelchen Maschinen und nicht mit irgendwelchen Produktionsverfahren. Um "nachgewiesene Finanzierungslücken bis zu 100 % mit öffentlichen Mitteln" gestopft zu bekommen, so die EU-Kommission, müssen die neuen EU-Halbleiterwerke "über den aktuellen Stand der Technik der Union hinausgehen". Unter top-notch der Supermegasonderklasse geht da nichts, schließlich kann klein jeder und nur die EU-Kommission kann richtig groß. Wer erinnert sich nicht zufrieden an die Ankündigung von 2019, den Personalbestand der gemeinsamen Grenzschutzagentur Frontex bis 2027 von 1.000 auf 10.000 Beamte zu verzehnfachen? Schon drei Jahre später zählt die Agentur 1.500 Frauen und Männer, so dass in den nächsten fünf Jahren nur noch 8.500 zusätzlich eingestellt werden müssen. 

Bis zur Entstehung der neuen Fertigungsgenerationen, dem Einsatz neuer Materialien wie Siliziumkarbid oder Galliumnitrid und dem Vorstoß zu feinen Strukturen von 2 Nanometern mit besseren Prozessen und planaren, stromsparenden Transistoren ist sogar noch drei Jahre länger Zeit. Dann erst., im Jahr 2030, wenn der letzte Kohlemeiler in Deutschland vom Netz geht und der letzte Benziner verkauft wird, wird die von der EU-Kommission favorisierte Fully-Depleted-SOI-Technik laufen, die die in arabischem Besitz befindliche Globalfoundries heute schon in Dresden ausprobiert. 

Einmal alles gleich bald

Dass das Europäische Parlament und die Mitgliedstaaten dem wegweisenden European Chips Act zustimmen, gilt als Formsache, die in ein, zwei Jahren Trialog abgearbeitet werden kann. Bis dahin soll schon vorgearbeitet werden, damit es anschließend gleich losgeht: Die EU-Kommission gründet dazu erst einmal eine "europäische Expertengruppe für Halbleiter", die später zu einem Europäischen Halbleitergremium (EUHAGR) aufwachsen soll. Die Expertengruppe werde nach US-Vorbild die "aktuelle Lage des weltweiten Chipmangels auswerten und zusammen mit den EU-Mitgliedsstaaten kurz- und langfristige Maßnahmen zur Besserung der Liefersituation schaffen", hieß es dazu in Brüssel.


7 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Wir kommen langsam wieder in den Bereich von Honeckers Wohnungsbauprogramm und Megabit-Chip, nur viel, viel teurer.

qwe hat gesagt…

Wenn Flintenuschi und ihre Expertengruppe etwas in die Hand nehmen k a n n es nur schief gehen

Anonym hat gesagt…

"Zammarbeit weiter insentivieren" , so Frau Dr.Beerbock-Frank-Schrankig heute im Gelobten Land

Anonym hat gesagt…

Seine Geiz-ist-geil-Mentalität fällt dem Schnäppchenjägervolk nun schmerzhaft auf die Weltretterfüße.

Um schnell profitablen Zugang zum Chinamarkt zu bekommen, lieferten wir denen unser Knowhow frei Haus. Was die früher nur kopierten, das haben die längst weiterentwickelt und global angeboten. Mit deren Innnovationen und Preisen kann die politisch gelähmte EU nicht mehr konkurrieren und wird statt mit dem Transrapid zu reisen auf Lastenrädern durch ihre marode Infrastruktur trotteln, wo man bald ohne rustikale Kettenfahrzeuge nicht mehr durchkommt. Europa geht an seiner ignoranten Arroganz zugrunde und feiert das als Transformation in eine gerechtere Welt.

Eigentlich bleibt nur noch die Frage, was wir mit unseren Strampel-Alternativen eigentlich transportieren wollen, wenn hier nix Brauchbares mehr produziert wird?

Pizzaservice? Hanftütchen?
Arm aber sexy?

Das Alle-gleichdoof-Sozialisten-Paradies ist näher denn je.

Die Anmerkung hat gesagt…

Das Foodporn-Foto oben sieht aus wie Mitropa-Reisezugwagen, 1979, das Original. Nur hatten die nicht solche schäbigen Tische. Aber manchmal ging der Toaster nicht.

Wie erklärt sich das?

ppq hat gesagt…

im osten gibt es immer noch nichts besseres

Anonym hat gesagt…

Jair Lapid , isrl. Außenminister : " jedenfalls mit einer intelligenten Außenministerin Gespräche führen "

O-Ton , heute .

"insenntivieren"

insenntivierter Bäärbockdialog