Montag, 14. Februar 2022

Elitendarstellung: Der Schein bestimmt das Bewusstsein

Familientreffen der gesellschaftlichen Elite: Corona-Regeln galten dabei nur sehr bedingt.

Da stiefelt der Mann mit der halben Lunge zufrieden neben der Frau mit der multiplen Sklerose, die ihre gerade vom Krebs geheilte Kollegin fest an der Hand hält. Man hat sich solidarisch untergehakt, Arm an Arm, Schulter an Schulter. Niemand trägt Maske, keiner hält Abstand, auch später nicht, als sich die Spitze der deutschen Sozialdemokratie versammelt, um einen guten Eindruck zu machen. In Abwesenheit des Stallwächters Karl Lauterbach, der bei anderer Gelegenheit schon mit stillem Protest gegen die Querdenker, Leugner und Verharmloser in seiner Partei Front gemacht hatte, geht es zu wie im Hühnerhaufen: Abstand, Maske, Händewaschen, keine einzige AHAL-Regel wird mehr eingehalten.

Abschied von AHA

Es brauchte keinen Blick über den großen Teich zum Super Bowl der Footballer, um festzustellen, wo die Welt bei der Pandemiebekämpfung aktuell steht. Vor 100.000 unmaskierten, schreienden Fans gewannen die Los Angeles Rams daheim in LA gegen die Cincinatti Bengals und zugleich gegen die Seuche. In Berlin setzten 2.200 handverlesene Politiker, Prominente, Virologen und verdiente Wissenschaftler des Volkes ein ähnliches Zeichen. Hatte die amtliche "Tagesschau" am Vorabend des Festaktes der Demokratie noch Bilder von peinlich genau auf Abstand gerückten Stahlstühlen gezeigt, zur Virenabwehr mit H2O2 porentief gebeizt, entdeckten live mitfiebernde Zuschauer*/:innen im ehrwürdigen Paul-Löbe-Haus wirbelnde, brodelnde Stadionatmosphäre.

Drängelei im Erdgeschoss

Alles hatten mit allen etwas zu besprechen, die dazugehören, weil sie dabei sind und dabei, weil sie dazugehören. Die Linken schwatzten mit den Rechten, die Mitte drängelte sich im Erdgeschoss, die Masken hatten sie alle in der Hosentasche. Jeder war getestet, geimpft und geboostert, jeder durfte Mitarbeiter, Freunde und Bekannte mitbringen. Nur bei den unabhängigen Berichterstattern hätte das nicht ausgereicht, weshalb sie aus Sicherheitsgründen draußen bleiben mussten.

Die Bundesversammlung zur Verlängerung der Amtszeit des aktuellen Bundespräsidenten zeigte deutlich, wie sich die aktuelle Elite selbst sieht. Nach außen hin sind ihre Mitglieder*innen zumindest in ihren wachen Momenten peinlich darauf bedacht, die selbstverordneten Regeln demonstrativ einzuhalten. Man sitzt auf Abstand, man trägt beim Gratulieren Maske, man zeigt sich verantwortungsbewusst und als gutes Beispiel in schlechten Zeiten und opferbereit: Keine Schnittchen und kein Sieges-Sektchen, keine Umarmungen und keine Bruderküsse.

Wenn die Masken fallen

Zumindest vor der Kamera. Ist keine in der Nähe, sieht es anders aus. Nun fallen die Masken, es stellen sich wie von selbst kalifornische Verhältnisse her. Ein bunter Rummel der Lebensfreude, dieses "Familientreffen" (Markus Söder) von Tatort-Kommissaren, Drag-Queens, Notärztinnen, Kabarettisten und anderen "verdienten Bürger*innen aus Zivilgesellschaft, Kultur, Wirtschaftsleben, Sport und Wissenschaft" (Sven Kindler), die aller fünf Jahre nach Berlin gerufen werden, um das Volk darzustellen.

Zwischen diese Aktivisten, Nationalpreisträger, jungen Revolutionäre und Bestarbeiter, diesmal vor allem an der Pflegefront rekrutiert, und das politische Establishment passt am Geburtstag des neuen, alten ersten Mannes im Staate kein Blatt Papier. Man steht eng zusammen nicht nur für unsere gemeinsamen Werte, sondern auch auf den Fluren, in den Gängen, auf den Treppen, die betreten zu dürfen höchste gesellschaftliche Anerkennung bedeutet. Man kann das tun, denn so wenig das Bundestagspräsidium in diesen schweren Zeiten Journalisten in die Bundesblase lassen durfte, so wenig gelangten auch Fotografen hinein. 

Informationen aus einer Hand

Was zu sehen war, hatte Bundesliga-Niveau: Alle Videos angefertigt von hauseigenen Bundestags-TV,  Fotos, die Medien später mit dem Urhebervermerk "DPA" verbreiten werden, geschossen entweder von den Hausfotografen des Parlaments oder von den Katzenplätzen auf der Hochtribüne, wohin die Bundestagsverwaltung die freie Presse verbannt hat, um Teilen der Bevölkerung die Konfrontation mit irritierenden Fotomotiven zu ersparen.

Eine eigene Welt, in der der Schein das Bewusstsein bestimmt. Die sich aber darauf verlassen kann, dass ihre Einwohnerinnen und Einwohner von den demokratischen Medien geschützt werden. Kein falsches Bild ohne Maske dringt nach draußen, kein missachteter Mindestabstand wird dokumentiert oder gar kritisiert. Die opulenten Bilderstrecken zeigen "buntes Wahlvolk" (FAZ) bei der Ausübung der Wahl des Bundespräsidenten, die wie immer "geheim und ohne vorherige Aussprache" (Deutscher Bundestag) stattfindet. Diesmal aber eben auch unter den noch geltenden strikten Corona-Regeln für geschlossene Räume: Masken gegen die gefährlichen Aerosole, Abstand halten und immer vorsichtig sein, denn gerade die sich schnell verbreitende Omikron-Variante bleibt bis Ostern weiterhin kreuzgefährlich.

Solch ein Gewimmel ist zu sehen/auf freiem Grund mit freien Wähler stehen, die sich frei machen von Konventionen und die unabdingbaren Maßnahmen zum Schutz der vulnerablen Gruppen denen überlassen, die mehr davon verstehen.


8 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Vielen Dank Vinay. Ja, wir suchen tatsächlich eine unique and Top University in India.
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Dann aber setzt Lauterbach einen Angstmacher der Sonderklasse in die Welt: Dass Corona harmloser werde, etwa wie eine Erkältungskrankheit, sei in den nächsten 10 Jahren falsch, das träte vielleicht in 30, 40 Jahren ein.

Gefunden bei Tichy.
Man könnte denken, die testen, wieviel Bullshit man noch da draufbekommt, eher der Stapel umfällt.

Anonym hat gesagt…

Ich bin der Maharadscha von Whiskypur.

(Hans Albers, so ich mich recht entsinne.)

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Es klang neulich bei PIPI an, daß Seuchen-Kalle vielleicht zwangsweise stationär zum Dr. Klaps einfährt - war wohl nichts.

Spaziergänger hat gesagt…

Quod licet Iovi, non licet bovi!

Hase, Du bleibst hier.... hat gesagt…

Allen Montags Spaziergängern einen schönen Abend, ohne Knüppel und Pfefferspray. Man kann natürlich auch in einen Schuhkarton scheißen und den an das Kanzlerdingsbums schicken. 100000 Kartons voll Scheiße, jede Woche. Ein Traum.

Carl Gustaf hat gesagt…

Karl Lauterbach hat mittels Handauflegen und Tief-in-die-Augen-gucken jeden Bundesversammelnden persönlich auf Omikron überprüft. Bis auf 5 AfDende (https://www.tagesspiegel.de/politik/wegen-corona-test-alexander-gauland-darf-nicht-zur-bundespraesidenten-wahl/28065594.html), die sich von Karl entweder nicht anfassen oder angucken lassen wollten, durften alle anderen beim anschließenden Demokratie-Schauspiel mitmachen.

Anonym hat gesagt…

Man stelle sich mal vor, Krieg in der Ukraine und Deutschlands "Elite" in Quarantäne.
Wäre warscheinlich am Besten so.

nonsibi hat gesagt…

Warum zieht die abgrundtief häßliche Esken auch noch einen auffallend leuchtend-blauen Mantel an? Damit ihre männlichen Gesichtszüge und ihre grobmotorische Statur noch besser zur Geltung kommen? Oder warum, frage ich mich.

Jodel hat gesagt…

Das nennt sich body positivity. Egal ob Topmodel oder hässlichstes Ekelpaket, alle sind jetzt gleich hübsch anzusehen. Niemand muss sich mehr für irgendwas schämen oder versuchen einen vermeintlichen Makel wenigstens zu kaschieren.

Allen die noch nicht so recht daran glauben wollen, dass alle gleich gut aussehen, kann ich nur die Always Damenbindenwerbung mit der graziösen Schlittschuhläuferin ans Herz legen. Das die Bindenflüssigkeit endlich von blau auf rot umgestellt wurde, ist nur das Sahnehäubchen des Spots. Viel Spaß dabei. Danach sind sie garantiert geläutert.