Als Corona-Symptom ohne Symptome gilt der schnelle Wechsel der Bedeutung von Pandemiekampfbegriffen. Die BWHF muss hier ständig nachregulieren. |
Es hat gedauert und es blieb bis zum Ende spannend. In der Bundesworthülsenfabrik liefen in den zurückliegenden Tagen vor der großen Corona-Abschlusskonferenz von Bund und Ministerpräsidenten die Verbalfräsen, Worthülsendrehmaschinen und Hochglanzschleifer für Amtsbegriffe heiß. "Es ging darum, parallel zum Frühlingsversprechen auf ein Ende der Maßnahmen einen verlässlichen Wortschutz gegen eine fünfte Welle zu garantieren, die ja von manchen schon vorausgesagt wurde", beschreibt Rainald Schawidow.
Der Chef der Bundesworthülsenfabrik (BWHF) war allerdings selbst erleichtert, als aus dem Bundeskanzleramt die Anforderung kam, eine Ausstiegsstrategie für Bund und Länder verbal vorzubereiten und entsprechende Kampfbegriffe bereitzulegen. "Ich habe meine Enkel schon wochenlang nicht mehr gesehen", sagt der 63-Jährige, der auch PPQ.li nur Auskunft über den amerikanischen Zoom-Dienst gibt.
Jähe Wende verbal verpacken
Angesichts sinkender Zahlen und Zuständen nicht wie in Israel hält auch der studierte Philosoph und Bedeutungsbearbeiter, der seine ersten Propagandaschritte im volkseigenen VEB Geschwätz der ehemaligen DDR ging, Lockerungsdiskussionsorgien für angebracht. "Für uns bei der BWHF aber steht natürlich sofort die inhaltliche Frage: Wie verpacken wir es?" Die Aufgabe, die das Kanzleramt der BWHF in diesem Fall stellte, war überaus ehrgeizig. Wie schafft es eine neue Regierung, die in ihren ersten paar Wochen im Amt mehr Vertrauen verspielt hat als die Vorgängeradministration ihr überhaupt noch hinterlassen hatte, eine jähe Wende von "bald 500 Tote am Tag" (Lauterbach) zu "das Schlimmste ist überstanden" so zu verkaufen, dass das schrille Hin und Her nach einer bedachten Strategie aussieht?
Für Schawidow, dessen weitgehend unbekannte Behörde Deutschland seit Jahrzehnten mit politischen Fantasiebegriffen wie "Rettungsschirm", "Energiewende", "Schulden-" und "Mietpreisbremse", "Stromautobahnen" oder "Wachstumspakt" versorgt und das Land mit Geniestreichen wie "Obergrenze mit atmendem Deckel" oder "europäische Kreditsubsudulenz" durch Flüchtlings- wie Finanzkrise gesteuert hatte, eine Frage der verbalen Verpackung. "Es geht darum, festzulegen, wie können wir unseren Bürgerinnen und Bürgern helfen, ihre Gefühle binnen weniger Tage von der Erwartung des unaufhaltsam nahenden Todes zu ersten fröhlichen Frühlingsgefühlen zu wechseln."
Kampf um die Corona-Köpfe
Letztlich ein Kampf um die Köpfe und ein Kampf um verlorenes Vertrauen, für den der Mann im Kanzleramt Munition benötigt, die zünden muss. "Wir haben uns dann recht schnell entschieden, nichts großartig Neues zu erfinden, sondern die Menschen abzuholen, wo sie sind." Kein schicker Anglizismus diesmal als Immunhaubitze gegen Corona, kein Dauerfeuer aus Impfung, Doppelimpfung und Booster. "Stattdessen haben wir einen bereits eingeführten Begriff aufgebohrt, den wir der Bundesregierung damals zur Verfügung gestellt haben, als sich mit den massenhaften Impfdurchbrüchen leider herausstellte, dass die versprochene Immunität per Impfstoff nicht zu erreichen ist."
Damals wurde aus Schutz der sogenannte "Basisschutz", den anfangs jeder doppelt Geimpfte hatte, später dann nur noch sogenannte Geboosterte. Ursprünglich aus dem Bereich der Reiserücktritts- und Krankenversicherung entnommen, hatte das zusammengesetzte Substantiv seine überzeugenden Fähigkeiten schon als Schutzzauber gegen die leidigen Impfdurchbrüche unter Beweis gestellt.
Wir gehen nun davon aus, dass es auch im Zuge der schnellen Öffnungen und des Wegfalls aller Maßnahmen dahingehend wirkt, dass unsere Menschen draußen im Lande das Gefühl haben, Vater Staat kümmere sich weiter um alles Notwendige", formuliert Rainald Schawidow seine Erwartungen an die neue Bundespandemievokabel, die wegen der erforderlichen Diversität vom Endanwender um die Nebenformen "Basisschutzmaßnahmen" und "Basisgrundrechtseinschränkungen" erweitert werden kann.
Der Basisschutz als Schutzzauber
Hendrik Wüst, der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, hat bei der Verkündigung des nahen Wegfalls aller "tiefergreifenden Maßnahmen" im ZDF beispielhaft agiert, als er den "Basisschutz" gleich ein Dutzend Mal als lebensrettende letzte Rückfalllinie des Corona-Regiments nannte. Abstand, Händewaschen, Maske tragen, etwa so sehe er dann aus, so Wüst, einer der führenden Verschärfer der zurückliegenden Wochen.
Viel mehr Genaues weiß noch niemand und als problematisch gilt ohnehin, dass eine "gewisse Maßnahmemüdigkeit" (Schawidow) große Teile der Bevölkerung bis hin zum Bundestag inzwischen davon abhält, sich überhaupt noch vertraut zu machen mit den jeweils geltenden Corona-Schutz-Verordnungen, Corona-Notfall-Verordnungen, Absonderungsverordnungen, Quarantäneanweisungen, Genesenenstatuten und Impfgeltungsdauern.
Viele wissen es nicht, wollen es nicht wissen und machen einfach, was sie denken", klagt Rainald Schawidow über die nachlassende Wirkung der von seinen Sprachingenieuren federführend popularisierten Freiheitsschutzeingriffe der Bundesregierung, die von der BWHF als "einheitliche Beschränkung sozialer Kontakte", "Ausgangsbeschränkung" und "Kontaktsperre" überlackiert und in Umlauf gebracht worden waren.
Rückwirkende Impfungsverpflichtung ohne Zwang
Für den größten Vorteil einer gesamtgesellschaftlichen Situation, in der all das bereits wieder vergessen worden sei, halte er jedoch, so glaubt der Diplompsychologiker an der Spitze der BWHF, dass auch alles andere die schnelle Chance habe, bald wieder verdrängt zu werden. "Wir sehen doch", sagt Schawidow, "es spricht heute schon lange niemand mehr von Klimasommer, Wärmewende, der ehemals versprochenen Mietpreisbremse oder einem Benzingipfel gegen die explodierenden Preise."
Er habe seine Kollektive mittlerweile beauftragt, verbale Vorsorge etwa für die Impfpflichtdiskussion zu treffen. "Wir sind in diesem Bereich jetzt schon auf dem Weg zu einem Vorsorgegesetz für eine rückwirkende Impfungsverpflichtung ohne Zwangzu Freiwilligkeit ab 21", lässt Rainald Schawidow ausnahmsweise ins Nähkästchen der nächsten Propagandaetappe schauen. "Aber bitte nicht verraten", raunt er zum Abschied verschwörerisch.
7 Kommentare:
Zur Basisschutzpflicht ist es nur noch ein kleiner Schritt. Es muss einfach irgendeine Pflicht kommen, um glaubwürdig zu bleiben.
Zitat des Tages, heute geliefert von GEORG GAFRON (auf Tichys Schnarchfest.de):
Aber weder in den USA noch in der Bundesrepublik werden Wahlen gefälscht, Kritiker ins Gefängnis geworfen oder Zeitungen und Organisationen einfach so verboten. Auch bestimmt nicht – obwohl es Versuche dazu gibt – eine verordnete Ideologie das Verhalten der Menschen, die bei Nichtbefolgung gesellschaftlicher Vorgaben von oben mit Benachteiligungen rechnen müssen.
@anonym
Dann muß der Tichy den Artikel nach gründlicher Prüfung zurückziehen, wie der Tagesspeichel den von Martenstein, den niemand kennt, weil er ja zurückgezogen wurde.
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/judenstern-harald-martenstein-zieht-einen-schiefen-vergleich-17810670.html
Wer muss bei dem Bild nicht weinen? Diese heuchlerischen, meist kinder- und enkellosen Arschlöcher, die gerne "das Wohl unserer Kleinen und Schwächsten der Gesellschaft" zur Begründung ihrer korrupten Machenschaften heranziehen... Nirgends eine ernst gemeinte Diskussion, ob 2 Jahre des krankhaften Maskentragens in der Schule und sonstwo, mal beendet werden könnte!! Und dieser Hokuspokus der Testerei, der Lehrer, Eltern und Schüler ganz kirre macht; die meisten sind gleichwohl eifrig dabei. Aus, Ende!! Der hat kein Herz, dem beim Anblick eines Sechsjährigen mit ffp2 nicht die Wut packt.
"Seht zu, dass ihr nicht eins dieser Kleinen ärgert, denn ich sage euch, dass ihre Engel im Himmel allezeit das Angesicht des Vaters schauen." Es gibt eine Gerechtigkeit...
Was passt zu einem längst bis in den Kern verdorbenen feigen gesichtslosen Volk besser als so ein mental bereits angewachsener Mund-Nase-Lappen vor der devoten Schlammkriechervisage?
Maskerade ist bei denen schließlich das Nonplusultra der Vertuschung ihrer Korruption und Machtgeilheit vom Führungsbunker Berlin bis runter in jedes Wichtigtuerkaff.
Worum geht es den meisten eigentlich? Um Shopping und Party feiern. Ihre Konsumentendressur wurde also erfolgreich abgeschlossen. Darum malochen sie bis zum Burnout und lassen sich ohne zu murren mehr als die Hälfte vom Lohn klauen, damit ihre immer noch angehimmelten Obrigkeiten davon das Planetenprekariat durchfüttern können, um sich globale Freunde zu kaufen. Freunde, die heimlich über diese spendablen Weltretter-Irren lachen.
Egal, denn die Masken wurden längst zum stylischen Modeaccessoir erklärt, und hysterisch kreischende Will-ich-haben-Zombies kloppen sich bereits um jedes neue iMask-Exemplar. Sind das eigenständige Menschen, oder doch nur konditionierte Zugreif-Nacktaffen?
Ein Volk vom angeberischen Maulwerkern, die ihren akademisch dumm selbst gebastelten Handwerkermangel nun mit religionsfanatischen Importsteinzeitlern beheben wollen.
Da kommt dann wirklich zusammen, was zusammen passt, denn Primitivität reitet nicht nur auf mageren Eseln, sondern fährt auch gerne fetten Benz.
Freuen wir uns also auf die Klima-Pandemie, wenn dann alle alten Masken fallen und zur Sicherheit noch engere befohlen werden. Der Masselpöbel wird auch das garantiert für wichtig und richtig halten. Und die Herrscherelite wird ihre Chance nutzen und die totalitäre Demokratur errichten, die jedem Untertan jeden Wimpernschlag vorschreibt.
Wie viele Finger sehen Sie hier?
Für das Martensteindrama musste ich den Artikel beim Süddeutschen Arschblatt wirklich bis zum Ende überfliegen, um die Volte nachzuvollziehen.
Es läuft auf die Gleichsetzung einer aus Niedertracht unterstellten Verharmlosung des Holocaust mit Antisemitismus heraus. Martenstein und Genossen kann man vorwerfen, dass sie zu dumm dazu sind, solche faule Rhetorik auseinanderzunehmen.
SZ:
Nach eingehenden Gesprächen - auch mit Wissenschaftlern und Betroffenen - komme man nun "zu dem Schluss,...
Jeder weiß, was das für eine Art Wissenschaftler war. Und dass sie mit Betroffenen, also mit sternverzierten Spaziergängern, gesprochen haben, muss man wohl nicht annehmen.
Broder benotet den Martenstein bei den Achsoguten so:
https://www.achgut.com/artikel/und_jetzt_auch_der_martenstein
Eine ruhige, sachliche Analyse eines seltsamen Phänomens, wie sie ruhiger und sachlicher nicht sein könnte.
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