Am Impfziel: Der Überraschungserfolg des Olaf Scholz

Das Dunkelfeld der verabreichten, aber nicht durchdigitalisiert gemeldeten Impfungen reicht zum Impfziel.

Dreißig Millionen sollten es bis Weihnachten sein, dann bis Silvester, schließlich noch einmal bis Ende Januar. Allein die Realität stemmte sich den Zielvorgaben des Bundeskanzlers entgegen. Leugner marschierten, Impfverbrecher gingen spazieren. Es sah ganz danach aus, als sollte Olaf Scholz nach der Pleite mit seinen ersten zehn Millionen Impfungen und dem Verfehlen des zweiten und dritten Impfzieles auch im vierten Anlauf beim Versuch scheitern, die Deutschen an die Spritze zu treiben.  

Um Längen übertroffen

Doch als die Kritikaster, Zweifler und Querschreiber schon die Federn spitzten, kam plötzlich alles anders. Von wegen, Scholz scheitert erneut! Überhaupt nicht. Stattdessen hat Deutschlands erster wirklich sozialdemokratischer Kanzler seit Helmut Schmidt sein Impfziel nach den letzten Berechnungen sogar um Längen übertroffen. 204,7 Millionen digitale Impfzertifikate wurden bisher ausgestellt, das entspricht einer Quote von weit über 83 Prozent der Gesamtbevölkerung, die dreimal geimpft sind. Kinder unter fünf, Allergiker und ungeimpfte Nochgenesene herausgerechtnet liegt die Gesamtimpfquote sogar bei über 92 Prozent.

Der Scholz-Triumph! Nicht nur, dass der neue Kanzler diesen Erfolg mit der "Verimpfung" (DPA) von insgesamt nur 162,1 Millionen Impfdosen erreicht hat. Nein, das Robert-Koch-Instutut als zuständige Fachaufsichtsbehörde geht sogar von "einer tendenziellen Untererfassung der Impfzahlen aus" (RKI). Der tatsächliche Anteil der geimpften Bevölkerung dürfte also sogar "leicht über den offiziell gemeldeten Zahlen liegen".

Durchmarsch des Kanzlers

Ein Durchmarsch für den Kanzler, mit dem zuletzt schon niemand Jahr gerechnet hatte. Scholz galt selbst den deutschen Leitmedien bereits als gelinde Enttäuschung, unsichtbar, viel zu leise, in Sachen Russlandfeldzug ein Totalausfall, an dem nach der deutschen Helmspende selbst die Verbündeten zweifelten. 

Weil Olaf Scholz auch seinem irrlichternden Gesundheitsminister bei dessen Genesenenexperimenten nicht einmal ins Wort, geschweige denn in den Arm fiel, und der Kanzler sich auch unwillig zeigte, Entlastungen bei den explodierenden Energiepreisen wie versprochen rasch umzusetzen, drohten Scholz vier lange Jahre als lame duck: Unfähig, die angekündigte Impfpflicht gegen die eigenen Koalitionsparteien durchzusetzen. auf mittlere Sicht weit entfernt davon, die deutschen Klimaziele zu erreichen. Und an der Inflationsfront, beim Wirtschaftswachstum und der nationalen Umsetzung des EU-Programmes "Fit for 55" nicht in der Lage, mit einem "Basta" Fahrt aufzunehmen.

Beschämte Kritiker

Die neuen Impfzahlen aber werfen ein strahlendes Licht auf die zwei Monate im Kanzleramt.  Die digitalen Daten beweisen, dass Scholz Ende November keineswegs zu viel versprochen hatte, als er 30 Impfungen bis Weihnachten und Silvester und wenig später weitere 30 Millionen bis Ende Januar versprach. Obwohl die Zahlen noch nicht endgültig bestätigt sind - so spricht Thomas Preis, Chef des Apothekerverbands Nordrhein, davon dass "wir als Apothekerschaft die Gesamtzahlen an Impfungen und Zertifikaten nicht überprüfen" können, steht doch fest, dass Apotheken bundesweit gut 80 Millionen Zertifikate über das Apothekenportal ausgestellt haben. Dabei solle es sich nach übereinstimmenden Vermutungen um "etwa vierzig Prozent" aller aktuell kursierenden Impfzertifikate handeln.

Die übrigen sechzig Prozent erhielten Bürger nach der Impfung beim Arzt oder im Impfzentrum oder von gewieften Fälschern, wobei deren Zertifikate offiziell nicht mitgezählt werden. Addiert man zu dieser Gruppe die inzwischen beinahe zehn Millionen Genesenen, sind in Deutschland mittlerweile mehr Menschen grundimmunisiert als dauerhaft ansässig.  

80 Prozent locker erreicht

Die 80 Prozent jedenfalls, die Olaf Scholz in der Weihnachtszeit als Ziel ausgegeben hatte, sind erreicht und weit übertroffen, ein Erfolg der neuen Bundesregierung, die zum ersten Mal zeigt, wie konsequentes Regierungshandeln dafür sorgt, die Frontstellung gegen das Virus grundsätzlich zu ändern. Mit Hilfe ausgelassener Meldungen, in vielen Fällen wiederholt ausgestellter Zertifikate oder uneinheitlicher, vom Ausweis abweichender Namensschreibweisen und möglicherweise für Genesene ausgestellter Bestätigungen, die  als Impfzertifikate miterfasst wurden, zeigt das aktuelle Bild ein viel beruhigenderes Pandemiepanorame als noch kurz vor Weihnachten, als die Impfquote denkbar niedrig und die Todesgefahr entsprechend hoch war.