Das wahre Antlitz des Russen, immer wieder gern genommen. |
Hunderttausend, dann rund Hunderttausend, dann sogar mehr als Hunderttausend und ein mal, für einen exklusiven Moment beim in Berlin als "Reichsnachrichtendienst" verspotteten spd-nahen Redaktionsnetzwerk Deutschland, auch mal "mehrere Hunderttausend". So viele Soldaten hatten Russlands Präsidenten Wladimir Putin seit Mitte November vergangenen Jahres "zusammemgezogen" (DPA), um insgeheim vor aller Augen der gesamten Welt einen Einfall in die friedliebende Ukraine vorzubereiten. Anfang Januar, aber spätestens "Ende Januar" (Spiegel, DPA, Zeit, Tagesschau, Heute, Welt, alle anderen) würde soweit sein. Der beleidigte, um seine Macht bangende russische Präsident würde den Angriffsbefehl geben.
Letzter Tag vor Fristablauf
Dass er ist nicht getan, auch heute nicht, am letzten Tag vor Fristablauf, lässt Kriegsvorabenddeutschland noch einmal im Frieden aufwachen. Keine Meldungen über Panzerspitzen vor Kiew, keine Vergeltungsschläge ukrainischer Hausfrauenverbände, keine Generalmobilmachung in Polen. Und keine Wahlkampfhilfe für den in den USA verzweifelt um sein großes Reformprojekt kämpfenden Präsidenten Joe Biden. Der Russe tut nicht, was er nach Ansicht von Altkanzler Gerhard Schröder nie vorgehabt hat. Der letzte Aufruf zum Einmarsch, er bleibt aus auch an diesem finalen Tag des Januar.
Ist das nun blamabel? Ist das nun einen Faktencheck wert in einer Medienbranche, die sich von ersten Tag an mit purer Wollust auf die gruselige Aussicht gestürzt hat, es könne vielleicht einmal etwas anderes passieren als immer nur Corona, Omikron, Lauterbach und Wieler? Ein richtiger Krieg mit zählbaren Verlusten, mit echtem Blut und schniedigen Generalen, die mittags in Berlin die Frontlage erklären? Waren es plump geschnittene fake news, die einem ganzen Land zwei Monate lang suggierten, der Mann im Kreml wolle mitten zwischen Tauwetter und Frost Panzerdivisionen auf den 600 Kilometer langen Marsch von Worosnesh - in deutschen Medien zuletzt unter dem Namen "nahe der Grenze" geführt - nach Kiew schicken?
Vorab bedachter offensiver Ausfall
Die Strategen in den think tanks haben das selbstverständlich vorab bedacht. Da niemand wirklich damit rechnete, dass Russland irgendwo einmarschiert, sah der Plan nie wirklich vor, militärisch reagieren zu müssen. Deutsche Helmlieferungen, schwedische Panzer auf Gotland, der Rückzug von Botschaftspersonal und einzelne Flugzeuge aus westeuropäischen Nato-Staaten, die Ausflüge über Polen und Rumänien machen, das alles war Teil eines Spiels mit den Medien, die mit Kriegsangst gefüttert werden wollen, wenn der Verstand erst einmal komplett in die Trompete geblasen ist.
So wie die frühere "Friedensbewegung" in den Tagen der amtlich verkündeten höchsten Kriegsgefahr seit dem Zweiten Weltkrieg durch komplette Abwesenheit auf sich aufmerksam macht, so haben sich die deutschen Medien eingerichtet in den Schützengräben der Propaganda, die sich immer dadurch zu erkennen gibt, dass sie nur einen Schuldigen kennt. Dort steht das Böse, das ausradiert und zum Schweigen gebracht werden muss, um die Heimatfront zu sichern. Wer aber nicht dort steht, gehört folgerichtig zu den Guten, zu uns, sei er auch in anderen Zusammenhängen ein Unhold und Unterdrücker.
Schranken für den Aggressor
Gemeinsam, so wird die Erklärung lauten, ist es gelungen, den Aggressor in die Schranken zu weisen. Nicht Putin hatte nicht vor, jemals einzumarschieren, weil es für Russland sehr viel einfacher und günstiger wäre, die westeuropäische Gas- und Ölversorgung einfach abzudrehen. Nein, all die Warnungen, Hinweise auf bevorstehende strenge Sanktionen, die Mobilmachung der Hausfrauen, die deutsche Helmlieferung und die Drohung, Nord Stream 2 nicht zu genehmigen und sich damit selbst von der russischen Gasversorgung abzuschneiden, sie haben bei Putin ein Umdenken ausgelöst, kombiniert mit der Nato-Ankündigung, sich in einen Waffengang keinesfalls einmischen zu wollen.
Annalena Baerbock gelang, was niemand für möglich gehalten hätte: Ist auch der Waffengang noch nicht abgesagt, so rechnen doch erste Feuilletonisten angesichts der fortwährenden Verschiebung des Angriffstermin nun sogar schon damit, dass es vielleicht gar "keinen Krieg" (FAZ geben wird.
Doch es wird kein Sieg der Vernunft gewesen sein, der dazu geführt hat, das das Militärorchester der Mobilmachungsmedien acht Wochen lang eine hörbar falsche Partitur spielte, das aber mit aller Leidenschaft. Vielmehr gilt es nun, weiterzuprovozieren. Der Angriff auf die Ukraine, der nie geplant worden ist, wird nun als abgesagt gewertet, abgesagt aus russischer Feigheit und auch russischer Furcht vor den Weltfriedensmächten, die ihre militärischen Fähigkeiten zuletzt beim Räumen des afghanischen Feldes so überzeugend unter Beweis gestellt hatten.
Ein Sieg ohne Krieg
Ein Krieg, der nie begann, aber dennoch gewonnen wurde - damit lässt sich Putin an der Ehre kitzeln, er muss jetzt eigentlich einmarschieren, auch wenn er das nie wollte, weil er anderenfalls blamiert wäre, weil er sich nicht traut. Joe Biden dagegen, der die Krise gesucht und eskaliert hat, um sein afghanisches Abzugsdesaster noch vor den drohenden Zwischenwahlen in den USA vergessen zu lassen, darf sich feiern lassen. Mit nur ein paar tausend Soldaten, so wird es heißen, und mit einem erzwungenen Schulterschluss der eben noch von allen Seiten totgesagten Nato bis hin zu den furchtsamen Deutschen, denen auch das Dauerfeuer einer Division tapferster Schreibmaschinengewehrschützen keine rechte Kriegslust einzutrommeln vermochte, wird der greise Amerikaner den nach noch mehr leeren Landschaften lechzenden russischen Imperator bezwungen haben.
3 Kommentare:
Jedes Land, dass gegen die Russen einen Krieg oder wesentliche Schlachten gewonnen hat und damit die Russen erfolgreich demütigte, endete in der territorialen und/oder politischen Verzwergung. Polen, Schweden, Frankreich, England , Japan, Deutschland könnten davon Zeugnis ablegen, wollen sie aber nicht. Aber nachtragend sind sie trotzdem. Die USA hat zwei Kriege gewonnen: den Kalte Krieg gegen die Sowjetunion ( aka Zarenrussland) und nun also den Ukrainekrieg gegen Rumpfrussland. Na dann......
Das ist die neue Form des mediennotorischen Beknacktenwortes 'Säbelrasseln', wo man mit dem Säbel des Gegners rasselt.
Wag the Dog.
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