Montag, 10. Januar 2022

Romantische Verklärung: Das linke Auge blind

"Macht aus dem Staat Gurkensalat" - linke Staatsfeindlichkeit beruft sich auf Massenmörder wie Lenin und fährt damit seit Jahrzehnten hervorragend.

Weg mit diesem System! Weg mit der Marktwirtschaft, dem Renditestreben Einzelner, der Verpflichtung, die Grundfesten des Staates zu verteidigen. Christa Luft träumte bis fast ganz zuletzt davon, das verhasste System nicht zu heilen, sondern hinwegzufegen. Die FDGO, das Grundgesetz, das größte demokratisch, wenn auch nicht ganz verfassungsgemäß gewählte Parlament der Welt - die ehemalige Spitzenpolitikerin der Linkspartei hatte nie aufgehört, an den großen Traum vom Kommunismus zu träumen, den sie mit ihrer Partei teilte. Nicht Helfer am Krankenbett des Kapitalismus zu sein. Sondern das System überwinden!  

Hass auf das Schweinesystem

Luft, zu DDR-Zeiten Mitarbeiterin des Ministeriums für Staatssicherheit, im neuen Deutschland dann Bundestagsabgeordnete und Mitglied der Gelehrtengesellschaft Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin,  teilte diese Vision mit ihrer Partei und sie sah nie einen Grund, sie vor der Öffentlichkeit zu verbergen. Der Hass auf dass Schweinesystem und die Einsicht in die Notwendigkeit, es abzuschaffen, sie gehören zur Grundverabredung der Linken. Kein "Wunsch von fünf Prozent der Wählerinnen und Wähler, sondern von weitaus mehr Menschen", wie Luft im Abschiedsbrief an ihre Partei formuliert hat, das die Veteranin nach nach 63 Jahren in der SED jetzt geschrieben hat, um aus dem knieweichen Klassenkampfverzicht der neuen grün-sozialdemokratischen Generation von Bionadekommunisten in der umbenannten SED ihre Konsequenzen zu ziehen. 

Linker Antisemitismus ist gut gelitten im Land.
Wer das System nicht stürzen will, der will es erhalten. Wer bei Wahlen antritt, um Mehrheiten zu organisieren, die gemeinsam zurückmarschieren ins jung verstorbene Himmelreich der Arbeiterklasse, der hat schon seinen Frieden mit Ausbeuterei, Klima, Renditegier, Familismus und Individualismus gemacht. Die Linke ist hier traditionell anfällig, die letzten sozialen Kämpfe, bei denen sie zumindest im Tross mittrottete, waren die gegen Schröders Hartz-4-Reformen. Seitdem geht es um die Bröckchen, die vom Tisch der Macht fallen, um Posten hier und Pöstchen da

Die Systemfrage, sie wird von einer in der Blase der Parteinomenklatura herangewachsenen Politikergeneration links der FDP nicht mehr gestellt. Die CDU hat sich längst von ihrem einstigen Vorhaben verabschiedet, den Kapitalismus abzuschaffen, auch die SPD, die Linke und die Grünen haben ihren Frieden gemacht mit Konkurrenzkampf, Marktwirtschaft und einer staatlichen Planung, die zwar alles immer mehr überwölbt, längst aber noch nicht dort ist, wo sie zumindest im Osten Deutschland bereits einmal war.

Terror mit Folklorecharakter

Christa Luft hat ihre Konsequenzen jetzt gezogen. Die frühere Ministerin, damals zuständig für die Abwicklung der DDR-Wirtschaft, ist aus der SED/PDS/Linkspartei ausgetreten. Wer die Systemfrage nicht mehr stelle, so die Veteranin  unzähliger Rückzugsgefechte des Kommunismus, der gebe den Klassenkampf auf. Und das, obwohl linke Staatsfeindlichkeit in Deutschland spätestens der Kapitulation des Weltkommunismus ebenso gut gelitten ist im Lande wie linker Antisemitismus. Der linksradikale Ruf "Macht aus dem Staat Gurkensalat" gilt nicht als bedrohliche Kampfansage, sondern allenfalls als lustiger Kinderreim, linker Straßenterror, linke Anschläge, linke Übergriffe auf Andersdenkende, linke Gewaltfantasien und offen erklärter Hass gegenüber den Repräsentanten des Staates haben medial nur Folklorecharakter.

Wo die Federn der Berichterstatter aus dem demselben Holz geschnitzt sind wie die Zwillen der roten Frontsoldaten des schwarzen Blocks, unterscheidet sich die Wahrnehmung selbst brutaler Gewalt je nachdem, wer sie ausübt. Was hier als "Gerangel" durchgeht, kann dort Fanal eines drohenden Bürgerkrieges sein. Was bei der einen Gelegenheit darauf hindeutet, dass sich ein von Populisten verführtes Kleinbürgertum radikalisiert, und das gerechnet vom Tage der Gründung der AfD an bereits im neunten Jahr, existiert auf der anderen Seite überhaupt nicht.

Das linke Auge blind

Das linke Auge, es ist blind in einem Staat, der sich ohne große Diskussion anschickt, einen Politiker zum zweiten Mal ins Amt des Bundespräsidenten zu wählen, der als Student für eine vom Verfassungsschutz beobachtete Zeitschrift schrieb, die von der DDR finanziert wurde, um Zweifel an der freiheitlich-demokratischen Grundordnung zu schüren. Mag es auch knallen, wo die Linke um "Freiräume" kämpft, auf die demokratische Institutionen wie die Organe des Rechtsstaates keinen Zugriff mehr haben sollen, die alte Sympathie der Herzenssozialisten in Regierungsfunktionen und Redaktionen gebietet es, mit Nachsicht nicht weiter zu reagieren. 

Ob Anschläge auf Deutschlands Zukunft als Öko-Paradiesen, auf Polizeibeamte oder politische Gegner, wie vom bis heute als leuchtendes Vorbild geltenden Massenmörder Lenin vorgegeben, gilt der linke Radikalismus als "Kinderkrankheit", gegen die sich schwerlich argumentieren lässt. Eines Tages wird sie sich ausgewachsen haben, nur Geduld ist nötig, Geduld und Nachsicht, deren Maß sich am Umgang den Symbolen misst, unter deren Herrschaft Millionen und Abermillionen ermordet wurden: Das Hakenkreuz ist verboten. Der rote Stern ziert T-Shirt, Fahnen, seinen Namen tragen Fußballvereine und fortschrittlichste Buchhandlungen. 

Sympathische Judenfeindlichkeit

Glaubt man den Analysen und Bekundungen der neuerdings Zuständigen, dann gibt es gar kein Problem, außer dem von rechts.. Von dort kommt die Bedrohung, links hingegen ist erklärtermaßen nichts, gar nichts, nicht einmal der öffentlich ausgestellte Antisemitismus, dem seine Anhänger den bereits in der DDR gebräuchlichen Namen "Antizionismus" gegeben haben. Das macht  Judenfeindlichkeit sympathisch, das bietet Anschlussmöglichkeiten, um den Hass der Enkel auf Opas Opfer endlich offensiv zu ventilieren. 

Und weil die Linke, ein traditionell streng kollektivistisches, jeder individuellen Neigung ablehnend gegenüberstehendes Milieu, bei Corona selbstverständlich von harten und allerhärtesten Maßnahmen träumt, von Staatsverantwortung und behördlicher Kontrolle bis in die Wohnungen der Betreuungspflichtigen hinein, ist ihre Integration in die neue Normalität widerspruchsfrei möglich. Christa Luft, mittlerweile 83, hat es nicht mitbekommen. Aber das ihr so verhasste System muss nicht mehr hinweggefegt werden. Es wächst unaufhaltsam hinüber in eine neue Passform. Herrschaft von oben nach unten, Bestätigung des einheitlichen Volkswillens aller paar Jahre. Staatsfeind, wer skeptisch wirkt. Gurkensalat für alle.


2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Frau Luft sollte jetzt zur Spaziergängerfront der Corona- und Rechtstaatsleugner wechseln, denn laut Berichterstattung der Reichspresse sind das ja im Moment die gefährlichsten Umstürzler und Systemgefährder.

Anonym hat gesagt…

die Bombardierung gewalttätiger Islamisten ist für Bernd soweit oké - wäre in Berlin event. ein Lösungsansatz um die Dauerkriminalität in den Griff zu kriegen .

"aber die Israelis bombardieren doch die Menschen in Gaza" .

"ja und " will ein Mitbernd wissen .

dann : "Debatte"

"ABER DAS MUSS man doch verurteilen !"

"nö- Friedensbomben für den Weltfrieden : GUT"

Bernd ist eben Dialektiker - das schnallt der Maltesozibildungsaufschneider eben nüsch