Freitag, 28. Januar 2022

Faktencheck Lauterbach: Der Impfschwindler

Nach den Erinnerungen des Gesundheitsminisiters wird in Deutschland bereits zwei Jahre lang gegen Corona geimpft.

Als damals kurz vor Weihnachten im Winter 2020 widerrechtlich die erste Impfung gesetzt wurde, tief in Ostdeutschland, war das zu einem guten Teil auch ein staatsfeindlicher Akt. Ganz Europa hatte eigentlich gleichzeitig beginnen wollen mit dem damals noch "Immunisierung" genannten Spritzen gegen Corona. Dann aber ging doch wieder ein Land einen Sonderweg, dessen zweiter Vorname "europäische Lösung" lautet. Zweifel in den Partnerländern wurden geschürt. Die Enttäuschung gerade in Brüssel, wo alles einer großen Geste der Gemeinsamkeit untergeordnet worden war, saß die Verbitterung tief.

Alles immer noch viel schlimmer

Und in Wirklichkeit muss alles noch viel, viel schlimmer gewesen sein. Wie Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach jetzt erstmals öffentlich gemacht hat, wurde in Deutschland offenbar schon lange, sehr lange vor dem ersten Piks im Harz gegen Corona geimpft. "Seit zwei Jahren nehmen wir große Rücksicht auf die Ungeimpften", beschrieb der SPD-Politiker in einem Interview, in dem er "vehement für die Impfung" warb. Aber eben nebenher auch verriet, dass es schon im Januar 2020, also vor zwei Jahren und noch vor Ausbruch der Corona-Pandemie in Deutschland, hierzulande Geimpfte gegeben haben muss, die "große Rücksicht" (Lauterbach) auf die - damals naturgemäß noch weit überwiegende Mehrheit der Ungeimpften nahm.

Wer das gewesen sein könnte, ob er selbst dazugehörte, ob die ganz andere Immunreaktion von Bundestagsabgeordneten auf eine Infektion  mit all dem, zusammenhängt - Karl Lauterbach schwieg sich aus und die Reporter der Rheinischen Post fragten lieber nicht nach. Zwei Jahre sind eine lange Zeit, vor allem angesichts der Tatsache, dass der erste Corona-Impfstoff erst am 21. Dezember 2020 zugelassen worden war - das ist gerade einmal 13 Monate her.

Der liebste Politikdarsteller

Karl Lauterbach aber ist nicht nur Deutschlands meistgeladener Talkshow-Gast und der einzige Fachminister im Kabinett Scholz, sondern inzwischen auch der liebste Politikdarsteller der Deutschen.  Was der Mediziner, Gesundheitspolitiker und Ökonom zu sagen hat, das wiegt so schwer, dass es ist die reine Wahrheit, selbst wenn es nicht stimmen sollte. Gerade hier hat sich Karl Lauterbach in den zurückliegenden Seuchenmonaten eine hohe Kompetenz erarbeitet: Immer wieder ließ die "Wortbildmarke der SPD-Bundestagsfraktion" (Lauterbach über Lauterbach), früher besetzt als ausgewiesener Experte für Europarecht, Verbraucherschutz und Finanzen, gelang dem Mann aus Düren mit nur wenigen, immer wieder marginal abgewandelten Sätzen ein beispielloser Aufstieg vom belächelten Hinterbänkler einer sterbenden Partei zum Hitgaranten der Regierungskoalition. 

"Die Unverletzbarkeit der Wohnung darf kein Argument mehr für ausbleibende Kontrollen sein", hat er früh gefordert und eine vierte Impfung schon ins Gespräch gebracht, als es noch keinerlei Daten über deren Wirkung gab. Das Private gilt dem Sozialdemokraten als latente Gefahr für das Kollektivs, die Einschätzung benachbarter und selbst befreundeter Staaten, dass Omikron weniger gefährlich ist als alle vorherigen Varianten, lässt Lauterbach nicht vom Kurs abweichen, mit väterlicher Strenge nachzufassen, wo die Mündel im Land es an Angst vor einem Virus fehlen lassen, an dem in den vergangenen 28 Tagen jeder 400. bekannte Infizierte hierzulande starb - vier Fünftler weniger als im bisherigen Verlauf der Pandemie.

Sehnsucht nach der 5. Welle

Dass fürchterliche fünfte Welle mit einer Virus-Variante, die zugleich noch ansteckender und noch tödlicher ist als alles, was bisher da war, eines Tages kommen wird, ist das Morgengebet des "politischen Gesicht der Coronakrise" (Der Spiegel). Der Gedanke aber, dass die Menschen, die Karl Lauterbach nach ihrem Impfstatus kategorisiert, womöglich von selbst zu einer anderen Einschätzung der Gefahrenlage kämen, wenn Ungeimpfte links und rechts zu Hunderten stürben, ist ihm gänzlich fremd: Karl Lauterbach sieht die Gesellschaft aus dem Blickwinkel einer Betreuungsperson, die alle Entscheidungen für alle treffen muss, weil sie die nicht für befähigt hält, für sich selbst zu entscheiden.

Wer sich dieser Fürsorge entzieht, ist verantwortlich dafür, dass das Konzept nicht erfolgreich ist. "In Pflegeheimen droht Schlimmes, sollten im Februar die Krankenhäuser volllaufen und Hochbetagte nicht mehr in die Kliniken kommen", hat Karl Lauterbach in der Rheinischen Post ein weiteres farbenprächtiges Bild aus seiner berühmten Bergamo-Serie gemalt, in kräftigen, apokalyptischen Farben mit gleich mehreren tödlichen Reitern. Danach verriet er das bisher so peinlich gehütete Impfgeheimnis: Zwei Jahre schon und nicht erst eines wird die Corona-Spritze verabreicht. Dass immer noch Menschen sie nicht wollen, das "geht nicht länger so weiter". 

Mögen die Zahlen nun stimmen oder nicht, die man noch weiß, mögen die eigenen Erinnerungen an die genauen Abläufe, an Daten und Termine, Studienergebnisse und RKI-Empfehlungen auch verschwimmen. Karl Lauterbach wird dranbleiben und nach den langen zwei Jahren Impfkampagne, an die er sich genau erinnert, einen neuen Impuls setzen: "Zur Abwechslung sind jetzt endlich mal die Ungeimpften dran!"

 


2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

80% der Bürger haben sich auf Betreiben der Fingerscherenhersteller einen Finger abgeschnitten, es ist nur gerecht und solidarisch, wenn sich nun der Rest auch einen Finger abschneidet.

Carl Gustaf hat gesagt…

„Die Krankheit der Welt kann geheilt werden, wenn man den Virus, der sie krank macht und der in uns allen steckt, ausrottet: den Virus der Macht.“ (Carlo Schmid (nicht zu verwechseln mit Carl Schmitt))