Montag, 31. Januar 2022

Trucker-Protest in Kanada: Ein Sicherheitskordon aus schmalen Zahlen

 

Wer mit Zahlen lügen muss, um sein Publikum vor der Realität zu schützen, der hat einige grundsätzliche Regeln zu beachten. Beim Umgang mit Zahlen ist es beispielsweise wichtig, sie in jedem Fall dem jeweiligen Zweck entsprechend verbal auf- oder abzuwerten. So bestehen sogar Tausende Demonstrationen immer aus einzelnen Demonstranten, die nicht zwingend zusammengerechnet werden müssen. Dazu gibt es bisher keine Rechtsvorschrift in Deutschland. Deshalb bietet es sich in solchen Fällen an, von "Dutzenden" Demonstranten zu sprechen, allenfalls aber von "Hunderten" - Menschenmengen mit Tausenden und sogar Zehntausenden Teilnehmer bestehen immer aus Hundertergruppen, die Information ist als nach den Vorgaben der modernen Grafikkosmetik vollkommen korrekt.  

Meinungsbildung mit arithmetischen Mitteln

Korrekt ist es aber auch, im Fall von bürgerlich-engagierten "Gegenprotesten" (DPA) kleine Teilnehmergruppen verbal zu stärken, indem sie als "immer mehr" und "vielerorts" aufgewertet werden. Teilnehmerzahlen sind hier auch dann als "Hunderte" anzugeben, wenn da und dort nur drei oder sieben besorgte Bürger'innen an Aufzügen gegen Corona-Spaziergänger teilgenommen haben. Der gute Zweck rechtfertigt die arithmetischen Mittel.

Ernstgenommen werden diese Vorgaben, vom Bundesblogampelamt (BBAA) im mecklenburgischen Warin bereits vor Jahren in einem Schulungspapier für ehrenamtliche Meinungsfreiheitsschutz-Kontrolleure in privaten und öffentlich-rechtlichen Redaktionen herausgegeben, im Augenblick gerade bei der Berichtserstattung über den "Freedom Convoy" mutmaßlich rechtsextremer Lkw-Fahrender in Kanada. Dort hatten sogenannte "Trucker" am 22. Januar begonnen, trotz der hohen Spritpreise in einem Konvoy quer durchs Land zu fahren, um gegen die notwendigen Impf- und Quarantänemaßnahmen der  kanadischen Regierung zu protestieren.

Ein Sicherheitskordon aus Schweigen

Über beinahe eine Woche gelang es, den rollenden Protest mit einem Sicherheitskordon aus Schweigen zu umgeben. Während sich die Berichte in Übersee überschlugen, existierte der Trucker-Protest in Deutschland erst ab dem Moment, als sich die Lkw-Schlange der kanadischen Hauptstadt Ottawa näherte. Und wie es in den Meinungsbildungsseminaren des BBAA vorgeschlagen wird, hatte sich die Menge der teilnehmenden Truck auf dem langen Weg über den atlantischen Ozean beträchtlich verringert: Aus 1.000 bis 20.000 Fahrzeugen, die die Polizei in Ottawa eben noch gezählt hatte, wurden "hunderte Trucker" nicht nur beim früheren Nachrichtenmagazin "Der Spiegel", sondern von "Welt" bis "Tagesschau" und "Berliner Zeitung".

Für einen Konvoy, der am 26. Januar bereits eine Länge von mehr als 70 Kilometern gehabt haben soll,  sind "hunderte Trucker", die ja allenfalls hunderte Trucks fahren könnten, recht bescheiden. Ein typischer US-Truck, wie er auch in Kanada gefahren wird, ist zwar stolze 23 Meter lang. Doch selbst einspurig und mit großem Sicherheitsabstand gefahren werden wenigstens tausend oder zweitausend Trucks benötigt, um eine Kolonne von einer Länge zu bilden, die "sicherlich den aktuellen Weltrekord für die längste LKW-Parade übertrifft, die im November 2020 in Kairo stattfand und 480 Fahrzeuge über sieben Kilometern Meilen umfasste", wie kanadische Faktenchecker ermittelt haben.

Wenn etwa 500 Lkw eine Schlange von etwa sieben Kilometern bilden, dann müssten für 70 Kilometer Länge zirka 5.000 hintereinander fahren - oder, wie es die "Tagesschau" ausgedrückt hat, "Hunderte Trucker", die nur eben sehr wahrscheinlich in Tausenden Trucks sitzen.


Russische Invasion: Sieg ohne Krieg

Das wahre Antlitz des Russen, immer wieder gern genommen.

Hunderttausend, dann rund Hunderttausend, dann sogar mehr als Hunderttausend und ein mal, für einen exklusiven Moment beim in Berlin als "Reichsnachrichtendienst" verspotteten spd-nahen Redaktionsnetzwerk Deutschland, auch mal "mehrere Hunderttausend". So viele Soldaten hatten Russlands Präsidenten Wladimir Putin seit Mitte November vergangenen Jahres "zusammemgezogen" (DPA), um insgeheim vor aller Augen der gesamten Welt einen Einfall in die friedliebende Ukraine vorzubereiten. Anfang Januar, aber spätestens "Ende Januar" (Spiegel, DPA, Zeit, Tagesschau, Heute, Welt, alle anderen) würde soweit sein. Der beleidigte, um seine Macht bangende russische Präsident würde den Angriffsbefehl geben.

Letzter Tag vor Fristablauf

Dass er ist nicht getan, auch heute nicht, am letzten Tag vor Fristablauf, lässt Kriegsvorabenddeutschland noch einmal im Frieden aufwachen. Keine Meldungen über Panzerspitzen vor Kiew, keine Vergeltungsschläge ukrainischer Hausfrauenverbände, keine Generalmobilmachung in Polen. Und keine Wahlkampfhilfe für den in den USA verzweifelt um sein großes Reformprojekt kämpfenden Präsidenten Joe Biden. Der Russe tut nicht, was er nach Ansicht von Altkanzler Gerhard Schröder nie vorgehabt hat. Der letzte Aufruf zum Einmarsch, er bleibt aus auch an diesem finalen Tag des Januar. 

Ist das nun blamabel? Ist das nun einen Faktencheck wert in einer Medienbranche, die sich von ersten Tag an mit purer Wollust auf die gruselige Aussicht gestürzt hat, es könne vielleicht einmal etwas anderes passieren als immer nur Corona, Omikron, Lauterbach und Wieler? Ein richtiger Krieg mit zählbaren Verlusten, mit echtem Blut und schniedigen Generalen, die mittags in Berlin die Frontlage erklären? Waren es plump geschnittene fake news, die einem ganzen Land zwei Monate lang suggierten, der Mann im Kreml wolle mitten zwischen Tauwetter und Frost Panzerdivisionen auf den 600 Kilometer langen Marsch von Worosnesh - in deutschen Medien zuletzt unter dem Namen "nahe der Grenze" geführt - nach Kiew schicken?

Vorab bedachter offensiver Ausfall

Die Strategen in den think tanks haben das selbstverständlich vorab bedacht. Da niemand wirklich damit rechnete, dass Russland irgendwo einmarschiert, sah der Plan nie wirklich vor, militärisch reagieren zu müssen. Deutsche Helmlieferungen, schwedische Panzer auf Gotland, der Rückzug von Botschaftspersonal und einzelne Flugzeuge aus westeuropäischen Nato-Staaten, die Ausflüge über Polen und Rumänien machen, das alles war Teil eines Spiels mit den Medien, die mit Kriegsangst gefüttert werden wollen, wenn der Verstand erst einmal komplett in die Trompete geblasen ist. 

So wie die frühere "Friedensbewegung" in den Tagen der amtlich verkündeten höchsten Kriegsgefahr seit dem Zweiten Weltkrieg durch komplette Abwesenheit auf sich aufmerksam macht, so haben sich die deutschen Medien eingerichtet in den Schützengräben der Propaganda, die sich immer dadurch zu erkennen gibt, dass sie nur einen Schuldigen kennt. Dort steht das Böse, das ausradiert und zum Schweigen gebracht werden muss, um die Heimatfront zu sichern. Wer aber nicht dort steht, gehört folgerichtig zu den Guten, zu uns, sei er auch in anderen Zusammenhängen ein Unhold und Unterdrücker.

Schranken für den Aggressor

Gemeinsam, so wird die Erklärung lauten, ist es gelungen, den Aggressor in die Schranken zu weisen. Nicht Putin hatte nicht vor, jemals einzumarschieren, weil es für Russland sehr viel einfacher und günstiger wäre, die westeuropäische  Gas- und Ölversorgung einfach abzudrehen. Nein, all die Warnungen, Hinweise auf bevorstehende strenge Sanktionen, die Mobilmachung der Hausfrauen, die deutsche Helmlieferung und die Drohung, Nord Stream 2 nicht zu genehmigen und sich damit selbst von der russischen Gasversorgung abzuschneiden, sie haben bei Putin ein Umdenken ausgelöst, kombiniert mit der Nato-Ankündigung, sich in einen Waffengang keinesfalls einmischen zu wollen. 

Annalena Baerbock gelang, was niemand für möglich gehalten hätte: Ist auch der Waffengang noch nicht abgesagt, so rechnen doch erste Feuilletonisten angesichts der fortwährenden Verschiebung des Angriffstermin nun sogar schon damit, dass es vielleicht gar "keinen Krieg" (FAZ geben wird.

Doch es wird kein Sieg der Vernunft gewesen sein, der dazu geführt hat, das das Militärorchester der Mobilmachungsmedien acht Wochen lang eine hörbar falsche Partitur spielte, das aber mit aller Leidenschaft. Vielmehr gilt es nun, weiterzuprovozieren. Der Angriff auf die Ukraine, der nie geplant worden ist, wird nun als abgesagt gewertet, abgesagt aus russischer Feigheit und auch russischer Furcht vor den Weltfriedensmächten, die ihre militärischen Fähigkeiten  zuletzt beim Räumen des afghanischen Feldes so überzeugend unter Beweis gestellt hatten. 

Ein Sieg ohne Krieg

Ein Krieg, der nie begann, aber dennoch gewonnen wurde - damit lässt sich Putin an der Ehre kitzeln, er muss jetzt eigentlich einmarschieren, auch wenn er das nie wollte, weil er anderenfalls blamiert wäre, weil er sich nicht traut. Joe Biden dagegen, der die Krise gesucht und eskaliert hat, um sein afghanisches Abzugsdesaster noch vor den drohenden Zwischenwahlen in den USA vergessen zu lassen, darf sich feiern lassen. Mit nur ein paar tausend Soldaten, so wird es heißen, und mit einem erzwungenen Schulterschluss der eben noch von allen Seiten totgesagten Nato bis hin zu den furchtsamen Deutschen, denen auch das Dauerfeuer einer Division tapferster Schreibmaschinengewehrschützen keine rechte Kriegslust einzutrommeln vermochte, wird der greise Amerikaner den nach noch mehr leeren Landschaften lechzenden russischen Imperator bezwungen haben.

Sonntag, 30. Januar 2022

Dichte Aufsicht: Kontrolle der Impfkette

Vertrauen ist kaputt, Kontrolle ist besser.

Probleme, Probleme, Probleme, von Corona bis Klima, die Intensivstationen leeren sich, die Inzidenzen drohen zu fallen und die Impfpflicht kommt nicht in Fahrt. Deutschland weiß nicht mehr ein noch aus, hält aber straff Kurs auf die Lösung der drängendsten Weltprobleme. Mit 5.000 Helmen für Kiew konnte der für das Wochenende angekündigte Einfall der Russen in die Ukraine abgewendet werden, der Vorschlag der neuen Umweltministerin, Zahnbürstenbatterien gesetzlich nachhaltiger zu machen, steiß auf ein begeistertes Echo.

Gedichte vor der Orientierungsdebatte

Und seit sich eine Bundestagspräsidentin der Idee annahm, einen Parlamentspoeten im Hohen Haus einzustellen, scheint nicht mehr ausgeschlossen, dass es wirklich zum Alleräußersten kommt: Morgens vor Beginn der jeweiligen Orientierungsdebatte (BWHF) ließt der Volksdichtende thematisch zur Tagesordnung passende Verse vor, die Abgeordnet*innen spielen derweil wie üblich an ihren Smartphones.

Katrin Göring-Eckhard hat Mut geschöpft durch die herzliche Aufnahme, die ihr Vorbereitungstreffen mit der Poeten-Initiative in der Öffentlichkeit fand. Die neue Vizepräsidentin des Bundestages hat nun  auch Ideen zur Erhöhung der Kontrolldichte im Land vorgelegt, die gelten sollen, sobald auf die Omicron-Lage, die derzeit unter Kontrolle ist, mit einer Impfpflicht abschließend reagiert worden ist. Zunächst einmal würden danach alle Bürgerinnen und Bürger angeschrieben und, so Göring-Eckhart, "müssen nachweisen, dass sie geimpft sind". Ob dazu Termine zur Vorstellung beim Gesundheitsamt zugewiesen werden oder die Impfpasskontrollen durch Beamte daheim vorgenommen werden, steht offenbar noch nicht fest, zumindest ließ die Grünenpolitikerin aus Thüringen dazu keine Einzelheiten wissen.

Die Glieder der Impfkette

Aber über die Konsequenzen bei fehlendem Impfbeweis informierte sie. Wer eine gültige Impfkette aus - derzeit - Erst-, Zweit- und Boosterimpfung nicht nachweisen könne, "bekommt bis zu einer Frist Zeit, seine drei Impfungen nachzuholen". Das geschieht, so hatte es Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach versprochen, freiwillig und ohne Zwang. Auch dazu werde es natürlich Kontrollen geben, "vorzugsweise überall dort, wo jetzt auch schon die 2G-Regeln überprüft werden", aber auch "anlassbezogen, wo besonders viele Menschen zusammenkommen".
 
Etwa bei Leugnerdemos unter unter Spaziergängern können so im Feld ganz leicht Ungeimpfte in großer Zahl aufgegriffen werden. "Es soll kontrolliert werden, wo jetzt auch kontrolliert wird", nur eben mit weitreichenderen Konsequenzen. Wird jetzt der Einlass in ein Geschäft oder in eine Restaurant verwehrt, erfordern die neuen Regeln Meldungen an die Behörden. "In der Regel sollten das Ordnungsbehörden machen, darüber hinaus kann es sicher auch Kontrollen vom Arbeitgeber geben, zum Beispiel bei Neueinstellungen", wie Katrin Göring-Eckhardt plant. 
 
Die finden dann nicht statt, aber das wird nur ganz wenige treffen, selbst wenn die gesamte Gesellschaft von der Einlasskontrolle im Kaufhaus bis zum Pförtner im Chemiewerk die Augen offenhält. "Ich bin überzeugt, dass sich die allermeisten Menschen an die Vorgaben halten werden", sagt Göring-Eckhardt, die auf den Straßenverkehr verweist. "Wir kontrollieren doch auch nicht ständig, ob alle bei Rot an der Ampel stehenbleiben. Aber die große Mehrheit tut es." 

Besetzungscouch: Ein sozialdemokratischer Doppelschlag

Andrea Nahles und Yasmin Fahimi: Zwei schon gescheiterte SPD-Politikerinnen sind wieder da
Zwei Rückkehrerinnen konnten bei der Neuordnung der Republik für zwei kleidsame Posten gewonnen werden.

Zwei Frauen, zwei schnell Gescheiterte, aus hohen Ämtern abgetaucht in die Unsichtbarkeit eines Privatlebens, das so nie geplant gewesen war. Und auf einmal erstehen sie auf wie Phoenixinnen aus der Asche, bereit zum Sprung von der Hinterbank zurück ins pralle politische Leben einer Republik, die, so würde es Andrea Nahles formulieren,  wäre sie SPD-Vorsitzende geblieben und nun Kanzlerin, "vor großen Herausforderungen steht".

Neue Visitenkartenposten

Ist es nicht ein Wunder? Kaum war Armin Laschet, der gescheiterte CDU-Vorsitzende und Kanzlerkandidat der Union, mit einem Visitenkarten-Posten bei der Parlamentarischen Versammlung des Europarates davon abgehalten worden, hinter den Kulissen querzuschießen in der nun allergrößten Oppositionspartei, ergaben sich auch für ehemals führendste Sozialdemokratinnen blitzblanke neue Karrierechancen. 

Andrea Nahles, die das Amt als SPD-Chefin erst im Sommer vor zweieinhalb Jahren verloren, seitdem aber mit dem Posten der Präsidentin der Bundesanstalt für Post und Telekommunikation (BAnstPT)  bereits adäquaten Versorgungsersatz gefunden hatte, wird nun Chefin der weltläufigen Bundesagentur für Arbeit. Ihre ehemalige Kollegin Yasmin Fahimi hingegen, kurzzeitig Generalsekretärin der früheren Arbeiterpartei (Willy Brandt), schlüpft nun in die Rolle der Chefin des Deutschen Gewerkschaftsbundes.

Neuland zu beackern

Es wird für die beiden ehemaligen Spitzengenossen Neuland werden, das da zu beackern ist. Weder Nahles noch Fahimi hatten bisher im Leben irgendetwas mit Arbeit im herkömmlichen Sinne zu tun. Fahimi, studierte Chemie und war zwei Jahre lang wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Stiftung Arbeit und Umwelt der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE). Nahles studierte Germanistik und Politik und jobbte nebenher für einen Bundestagsabgeordneten.

Näher dran ans Arbeitsleben der Normalbevölkerung kamen beiden Frauen nie, denn wenig später schon gerieten Nahles und Fahimi in Kontakt mit den Talentehäschern der SPD. Die betrieb unter Bundeskanzler Gerd Schröder tief unten im Keller des Willy-Brandt-Hauses in Berlin ihr sogenanntes "Labour", ein Geheimlabor, in dem zielgerichtet Führungspersonal aufgezogen, ausgebildet und fit für den Umgang mit der Macht gemacht wird. 

Über einen geheimen Tunnel mit dem Strand des Landwehrkanales verbunden, versperrt eine Stahltür mit Warnaufschrift normalen Parteimitgliedern den Zugang zu einem versteckten Nebengang: Das ist der Ort, an dem sie alle herangezogen, ausbildet und fit für jede Art von Macht gemacht wurden, die Nahles, Fahimi, Barley, Lambrecht, Bas, Özoğuz, Faeser, Schulze und Geywitz.

Beispielhafte Funktionärinnenkarrieren

Von Ausnahmen abgesehen, die von den Ausbildern allerdings durchaus geduldet werden, sieht eine Funktionärskarriere zwingend vor, dass ein Studium des rechts, der Germanistik oder der Politikwissenschaften wenigstens zu beginnen ist. Ins echte Leben hineingeschnuppert wird dann während der Ausbildung als Helfer im Ostbüro eines bewährten Bundestagsabgeordneten der Partei. Händische Arbeit soll dagegen möglichst vermieden werden, ebenso übertriebenen enger Kontakt zu Kreisen aus Straßenbauarbeiterinnen, Stahlkocherinnen, Feuerwehrleutinnen oder anderen Gewerken, in denen mit viel Muskelaufwand Geld verdient werden muss.

Distanz halten, gerade zu den Bevölkerungsgruppen, die der Betreuung und Bevormundung bedürfen, sich nicht gemein machen mit dem gemeinen Volk, dem man später ja doch immer wieder mal etwas zumuten muss, um Seuchen zu besiegen, das Klima zu retten oder den Russen in die Schranken zu weisen. Das ist ein wichtiges Grundanliegen der Nachwuchsakademie der SPD, deren beste Talente aus den Jahrgängen 65 bis 75 eben im Begriff sind, der neuen Normalität nach den bleiernen Merkel-Jahren ihren Stempel aufzudrücken. 

Vorstand und Beistand

Mit Yasmin Fahimi, deren Ehemann ebenfalls engagierter Gewerkschaftschef ist, und Andrea Nahles, die einen Teil der gesetzlichen Vorschriften für die ehemalige Bundesanstalt für Arbeit noch selbst geschrieben hat, zieht ein neuer Wind ein im Zusammenspiel von Staat und Arbeiterorganisationen. Behinderte der Staat Aufbau und Selbstorganisation der Werktätigen einst bedenkenlos im Dienst des Kapitals, steht er heute nicht nur an ihrer Seite der Genossen Gewerkschaftler, sondern ihnen sogar vor und - dafür ist Andrea Nahles zuständig - bei.

In der Assiette der SPD-Nachwuchsakademie gegart, haben alle diese Funktionärsfrauen kein Privatleben, keine dunkle Seite, keine zweifelhaften Vorlieben, keine umweltschädlichen Angewohnheiten. Sie sind voller Moral, aufopfernd um "mehr Solidarität in der Gesellschaft", umfassende und wahrheitsgetreue Information, für Meinungsvielfalt und Meinungsstreit, Toleranz unter Andersdenkenden und ehrliches Ringen um gemeinsame Lösungen sorgen, vor einem Mangel daran warnen und gelernt haben, sich in den Endmoränen der Parteibürokratie immer wieder neu zu erfinden: Mal als Ministerin für dieses, mal als Amtschef dort, als Generalsekretär oder Vorständlerin und bei Twitter.


Samstag, 29. Januar 2022

Zitate zur Zeit: Grausam Gefallen

 

Wie gut das Krieg führen so grausam ist. Sonst würden wir noch Gefallen daran finden. 
 
Robert Edward Lee (19. Januar 1807 - 12. Oktober 1870)

 

Germanós-Variante: Angedockt am deutschen Angst-Gen

besondere Corona-Variante hält Deutschland in Atem: "Germanos" ist identisch mit Omikron, wirkt aber ganz anders
Eine besondere Corona-Variante hält Deutschland in Atem: "Germanos" ist identisch mit Omikron, wirkt aber ganz anders.

Während die hochansteckende Omikron-Mutante die hochansteckende Delta-Variante weltweit verdrängt, haben Forscher des An-Institutes für Angewandte Entropie mitten in Deutschland bereits wieder eine neue Corona-Mutation entdeckt haben. Die Germanós-Variante - nach den Vorgaben der WHO griechisch als Subtyp "Γερμανός" bezeichnet - kombiniert Bauteile von Omikron und Delta mit deinem speziellen deutschen Angstgen, das Geforschthabende um die Psychiatrie-Professorin Katharina Domschke vom Universitätsklinikum Münster (UKM) bereits vor zehn Jahren an einem Gen für den Neuropeptid-S-Rezeptor hatten nachweisen können.  

Sonderforschungsbereich DNA

Dem Stückchen DNA-Strang wurde damals im Sonderforschungsbereich „Furcht, Angst, Angsterkrankungen“ nachgewiesen, dass es die Anfälligkeit für Ängste steuert, jetzt haben junge Wissenschaftlernde um den bekannten Bedeutungsforscher Hans Achtelbuscher sich diese Erkenntnisse vorgenommen, um nachzuweisen, welche Mutationen bei Covid-Erkrankten in Deutschland womöglich signifikant häufiger vorkommen und welche "unter Umständen auf einen Laborfehler hindeuten.

Ausgangspunkt seien Beobachtungen in freier Pandemiewildbahn gewesen, erklärt Forschungsleiter Achtelbuscher, der eigentlich von der Medienphänomenologie herkommt. Im Zuge seiner wissenschaftlichen Arbeiten zum Themensterben in der deutschen Medienlandschaft aber fiel dem umtriebigen 56-Jährigen auf, wie grundverschieden das Corona-Virus in Deutschland wirkt, verglichen etwa mit soziologisch, kulturell und ökosozial ähnlich strukturierten EU-Partnerstaaten wie Frankreich, Schweden, der Schweiz oder Polen. 

Gleiche und unterschiedliche Wirkungen

"Wir konnten uns anfangs nicht erklären, wie unterschiedlich hohe Impfquoten so gleich und zugleich so unterschiedlich wirken können, wie ganz disparat verteilte Bündel von Maßnahmen mit ganz großen Differenzen zu genau gleichen Ergebnissen führen und wie staatliche Vorgaben ein Virus zwingen, sich an Regeln anzupassen, die ein paar Kilometer weiter schon ganz anders aussehen", sagt Hans Achtelbuscher.

Vieles, was die jungen Wissenschaftler unter seiner Leitung belegen konnte, mutet wie ein Wunder der Natur an. So hat Indien, einst Ursprungsort der besonders ansteckenden Delta-Variante, die besonders ansteckende Omikron-Mutante trotz einer mangelhaften Impfquote von nur 49 Prozent überstanden - und das sogar, obwohl auf dem Subkontinent Millionen von Dosen an Vakzinen verimpft wurden, die in der EU nicht zugelassen sind und nicht anerkannt werden. 

Irrweg Astrazeneca

Großbritannien, das in seiner Impfkampagne vor allem auf das für EU-Bürger- und innen besonders gefährliche Astrazeneca-Vakzin setzte, liegt bei der Durchimpfung inzwischen hinter Deutschland. Die besonders ansteckende Omikron-Variante aber verschont das Inselkönigreich mittlerweile, so dass der eigensinnige Premier Boris Johnson trotz doppelt so vieler Ansteckungen wie in Deutschland ein Ende aller Maßnahmen verfügte.

Das britische Virus ist offenbar ein gänzlich anderes als das deutsche", schlussfolgert Hans Achtelbuscher. Es verhalte sich anders, verbreite sich anders, rufe anders milde Erkrankungen und "scharf differente politische Entscheidungen" hervor. Der Unterschied sei zwar nicht so groß wie der zwischen dem in ganz Deutschland verbreiteten Omikron-Virus und der sogenannten Parlaments-Variante, die nach einer Erkrankung nicht nur drei Monate, sondern sechs Monate Maßnahmeimmunität auslöse. "Aber wir sehen deutlich, das Germanos insgesamt weder mit der englischen Mutante noch mit der aus Südafrika eingeschleppten Omikron-Variante identisch sein kann."

Escape-Variante für Deutschland

Bei Germanos handele es sich offenbar um eine sogenannte Escape-Variante, wie sie der deutsche Gesundheitsminister Karl Lauterbach aus wissenschaftlicher Sich bereits vorhergesagt hat. Im Gegensatz zu Omikron, das weltweit als  Erleichterung und Optimismus als Nebenwirkung zeige, verschärfe die spezielle deutsche Mutante Ängste vor einer neuerlichen Verschärfung der Situation. "Zumindest im politischen Raum ist wieder von schärferen Maßnahmen und härterem Zugriff die Rede, seit die Belastung der Intensivstationen sich halbiert hat", fasst Hans Achtelbuscher aus mediologischer Sicht zusammen.

Doch sind die Wirkungen auch nachgewiesen und belegt, ist der WirkungsrahmenA, in dem sich Germanos bewegt, den Forscherinnen und Forschern bisher noch ein Rätsel. Im Labor sei es Kollegenden aus der Virologie noch nicht gelungen, im biologischen Bausatz von Germanos-Erregern Konstruktionsunterschiede zu Omikron festzustellen. "In der Hochauflösung sieht die eine Mutante aus wie die andere", erklärt Achtelbuscher, der selbst den einen oder anderen Blick durchs Elektronenmikroskop geworfen hat. Weder unterscheide sich Germanos bei den Spike-Proteinen noch beim enthält es außerhalb einer Wirtszelle abweichende Virionen.

Ein Virus, das ganz andere Symptome auslöst

Wie aber kann ein baugleiches Virus so unterschiedliche Symptome auslösen?  Was hindert das deutsche Wesen, mit Omikron von der Pandemie zu genesen wie es Dänemark, die Niederlande, Spanien und Großbritannien planen? Womöglich sei es eben das deutsche Angstgen, das der Sonderforschungsbereich „Furcht, Angst, Angsterkrankungen“ entdeckt habe, an dem Omikron anders andocken könne  als bei Menschen, die dieses Gen nicht in sich trügen, mutmaßt Hans Achtelbuscher. Möglich sei aber auch, dass sich Germanos aufgrund anderer Umweltbedingungen - der Energieausstieg, die anhaltende Verwendung von Glyphosat oder die vergleichsweise niedrigen privaten Vermögen - als Omikron maskiere.

Dafür spricht, dass selbst das historisch nah verwandte Österreich nicht unter der deutschen Krankheit leidet. Hier halten sich durch Infektion erlangte körpereigene Abwehrkräfte gegen Corona beispielsweise sechs Monate, nicht nur drei. Für Hans Achtelbuscher Grund, noch reichlich Forschungsbedarf zu sehen. 

Wir müssen vor allem wissen, ob und wie Omikron an das spezielle deutsche Angstgen andockt, so dass es mit recht geringen Zahlen von Schwererkrankten eine Bedrohungskulisse aufzubauen imstande ist, die eine ganze Volkswirtschaft weiterhin weitgehend stillstehen lässt." Um die Finanzierung seiner Forschungen macht sich der bekannte Medienwissenschaftler kleine Sorgen, trotz knapper Kassen. "Das wird uns über die Mittel gelingen, die durch die Aufkündigung des Kohlekompromisses durch die Ampel-Koalition demnächst frei werden."


Freitag, 28. Januar 2022

Rockin' in the free world: Neil Young, der Unfreiheitskünstler

Wer mit Zahlen, Grafiken oder gar mit Nachrichten lügen will, hat einige grundsätzliche Regeln zu beachten, um sich beim Publikum durchzusetzen. Bei Zahlen empfiehlt es sich, sie ohne jeden Bezug zu präsentieren. Bei Grafiken hat es sich eingebürgert, zeichnerisch über die sogenannte "Grafikkosmetik", einen Teilbereich der angewandten Wahrheitsbeugung, Wertungen setzen, die mit den abgebildeten Werten nichts zu tun haben. Und bei Nachrichten mit Israelbezug ist es seit Jahren üblich, den tiefgefrorenen Hass der Enkel auf die Opfer von Opa auszuleben, indem Täter mit großem handwerklichen Geschick zu Opfern gemacht werden.

Erpressung als Kunstform

Als der Altrocker Neil Young,  in den 70er Jahren eine bedeutsame Stimme der Jugendkultur, das Streamingportal Spotify, einer bedeutsamen Stimme der Jugendkultur, jetzt aufforderte, seine Songs von der Plattform zu nehmen oder aber an einem Podcast des Komödianten Joe Rogan festzuhalten, in dem nach Ansicht des kanadischen Altinternationalen "Fehlinformationen zu Corona" verbreitet werden, war die Entscheidung bei den deutschen Leitmedien schnell gefallen. Man würde die ganze Geschichte einfach andersherum erzählen. Dann würde Young den Raum nicht als einer verlassen müssen, der zur Erpressung neigt. Sondern als wackerer Kämpfer für das Gute und Richtige, der sein ganzes künstlerisches Gewicht in die Waagschale wirft, der einzigen Wahrheit zum Durchbruch zu verhalfen.

Zu der gehört bei dieser Geschichte der Umstand, dass Young Spotify vor die Wahl gestellt hatte. Er oder ich, meine Songs oder sein Podcast. "They can have Rogan or Young. Not both." Dem schwedischen Unternehmen blieb da keine Wahl: Den Podcast zu canceln, hätte die Tür geöffnet in eine Welt, in der auch Youngs alter Hit "Rockin' in the free world" nur noch so lange gespielt werden würde, bis ein wahnsinnig beliebter, unglaublich erfolgreicher und vielmehrgefragter anderer Künstlernder mit der Forderung auftaucht, Youngs Lieder wegen falscher Noten, falscher Textzeilen oder medizinische Falschinformationen über den Aufbau des Herzen zu löschen. Oder den Katalog des wahnsinnig beliebten, unglaublich erfolgreichen und vielmehrgefragtereren Forderers zu verlieren.

Die Popmaus als Programmdirektor

Jede Popmaus wäre Programmdirektor, jedes empfindliche Gemüt mit hohen Umsätzen dürfte sein kommerzielles Gewicht in die Waagschale werfen, um alles weglöschen zu lassen, was ihm - aus welchen Gründen auch immer - nicht gefällt.

Beim "Spiegel" allerdings gefiel dieser destruktive Spin gar nicht. Dass Spotify der Erpressung nicht nachgab und, von Neil Young vor die Wahl gestellt, lieber den Stuhl des Kanadiers vor die Tür räumte als dessen Zielperson zu rauszuwerfen, hört sich an wie eine Niederlage des Zensur-Volkssturms, der davon ausgeht, dass er selbst natürlich Fehlinformationen über Corona" erkennen kann. Andere aber nicht. Weshalb Neil Young, 79 Jahre alt, ohne erlernten Beruf oder abgeschlossenes Studium, vor kurzem aber erfolgreicher Verkäufer seines Liedkataloges an den britischen Kunstfonds Hipgnosis, sich schützend vor die Arglosen werfen muss, um sie vor gefährlichen Witzen zu bewahren.

Der siegreiche Verlierer

Während die New York Times berichtet, dass Spotify Youngs Musik lösche, weil es dessen Forderung nicht nachkommen wolle, hat sich Mediendeutschland für eine andere Erzählung entschieden. Mit "Protest gegen Corona-Falschinfos - Neil Young verlässt Spotify" strikt die "Tagesschau" ein Musikmärchen. Und mit der "Spiegel"-Schlagzeile "Neil Young lässt seine Musik von Spotify entfernen" bekommt die Ohrfeige für den ehemals so werbefeindlichen  Oldie ("This note's for you") gleich ein richtig siegreiches Gepränge. Fast klingt es, als habe Young von Anfang an nichts anderes vorgehabt, als seinen Kram bei Spotify zu sperren.

Ob das seinen Investoren bei Hipgnosis gefällt, ist nicht bekannt. Die hatten vor ein paar Tagen erst 150 Millionen Dollar für 50 Prozent an Youngs Liedrechten auf den Tisch gelegt, mit Sicherheit nicht in der Erwartung, dass die nicht mehr auf allen nur denkbaren Kanälen verwertet werden. Dass Youngs offener Brief mit dem Ultimatum nur kurz auftauchte und gleich wieder verschwand, mag allerdings damit zu tun haben, dass seine Investoren nicht allzu glücklich sind.

Faktencheck Lauterbach: Der Impfschwindler

Nach den Erinnerungen des Gesundheitsminisiters wird in Deutschland bereits zwei Jahre lang gegen Corona geimpft.

Als damals kurz vor Weihnachten im Winter 2020 widerrechtlich die erste Impfung gesetzt wurde, tief in Ostdeutschland, war das zu einem guten Teil auch ein staatsfeindlicher Akt. Ganz Europa hatte eigentlich gleichzeitig beginnen wollen mit dem damals noch "Immunisierung" genannten Spritzen gegen Corona. Dann aber ging doch wieder ein Land einen Sonderweg, dessen zweiter Vorname "europäische Lösung" lautet. Zweifel in den Partnerländern wurden geschürt. Die Enttäuschung gerade in Brüssel, wo alles einer großen Geste der Gemeinsamkeit untergeordnet worden war, saß die Verbitterung tief.

Alles immer noch viel schlimmer

Und in Wirklichkeit muss alles noch viel, viel schlimmer gewesen sein. Wie Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach jetzt erstmals öffentlich gemacht hat, wurde in Deutschland offenbar schon lange, sehr lange vor dem ersten Piks im Harz gegen Corona geimpft. "Seit zwei Jahren nehmen wir große Rücksicht auf die Ungeimpften", beschrieb der SPD-Politiker in einem Interview, in dem er "vehement für die Impfung" warb. Aber eben nebenher auch verriet, dass es schon im Januar 2020, also vor zwei Jahren und noch vor Ausbruch der Corona-Pandemie in Deutschland, hierzulande Geimpfte gegeben haben muss, die "große Rücksicht" (Lauterbach) auf die - damals naturgemäß noch weit überwiegende Mehrheit der Ungeimpften nahm.

Wer das gewesen sein könnte, ob er selbst dazugehörte, ob die ganz andere Immunreaktion von Bundestagsabgeordneten auf eine Infektion  mit all dem, zusammenhängt - Karl Lauterbach schwieg sich aus und die Reporter der Rheinischen Post fragten lieber nicht nach. Zwei Jahre sind eine lange Zeit, vor allem angesichts der Tatsache, dass der erste Corona-Impfstoff erst am 21. Dezember 2020 zugelassen worden war - das ist gerade einmal 13 Monate her.

Der liebste Politikdarsteller

Karl Lauterbach aber ist nicht nur Deutschlands meistgeladener Talkshow-Gast und der einzige Fachminister im Kabinett Scholz, sondern inzwischen auch der liebste Politikdarsteller der Deutschen.  Was der Mediziner, Gesundheitspolitiker und Ökonom zu sagen hat, das wiegt so schwer, dass es ist die reine Wahrheit, selbst wenn es nicht stimmen sollte. Gerade hier hat sich Karl Lauterbach in den zurückliegenden Seuchenmonaten eine hohe Kompetenz erarbeitet: Immer wieder ließ die "Wortbildmarke der SPD-Bundestagsfraktion" (Lauterbach über Lauterbach), früher besetzt als ausgewiesener Experte für Europarecht, Verbraucherschutz und Finanzen, gelang dem Mann aus Düren mit nur wenigen, immer wieder marginal abgewandelten Sätzen ein beispielloser Aufstieg vom belächelten Hinterbänkler einer sterbenden Partei zum Hitgaranten der Regierungskoalition. 

"Die Unverletzbarkeit der Wohnung darf kein Argument mehr für ausbleibende Kontrollen sein", hat er früh gefordert und eine vierte Impfung schon ins Gespräch gebracht, als es noch keinerlei Daten über deren Wirkung gab. Das Private gilt dem Sozialdemokraten als latente Gefahr für das Kollektivs, die Einschätzung benachbarter und selbst befreundeter Staaten, dass Omikron weniger gefährlich ist als alle vorherigen Varianten, lässt Lauterbach nicht vom Kurs abweichen, mit väterlicher Strenge nachzufassen, wo die Mündel im Land es an Angst vor einem Virus fehlen lassen, an dem in den vergangenen 28 Tagen jeder 400. bekannte Infizierte hierzulande starb - vier Fünftler weniger als im bisherigen Verlauf der Pandemie.

Sehnsucht nach der 5. Welle

Dass fürchterliche fünfte Welle mit einer Virus-Variante, die zugleich noch ansteckender und noch tödlicher ist als alles, was bisher da war, eines Tages kommen wird, ist das Morgengebet des "politischen Gesicht der Coronakrise" (Der Spiegel). Der Gedanke aber, dass die Menschen, die Karl Lauterbach nach ihrem Impfstatus kategorisiert, womöglich von selbst zu einer anderen Einschätzung der Gefahrenlage kämen, wenn Ungeimpfte links und rechts zu Hunderten stürben, ist ihm gänzlich fremd: Karl Lauterbach sieht die Gesellschaft aus dem Blickwinkel einer Betreuungsperson, die alle Entscheidungen für alle treffen muss, weil sie die nicht für befähigt hält, für sich selbst zu entscheiden.

Wer sich dieser Fürsorge entzieht, ist verantwortlich dafür, dass das Konzept nicht erfolgreich ist. "In Pflegeheimen droht Schlimmes, sollten im Februar die Krankenhäuser volllaufen und Hochbetagte nicht mehr in die Kliniken kommen", hat Karl Lauterbach in der Rheinischen Post ein weiteres farbenprächtiges Bild aus seiner berühmten Bergamo-Serie gemalt, in kräftigen, apokalyptischen Farben mit gleich mehreren tödlichen Reitern. Danach verriet er das bisher so peinlich gehütete Impfgeheimnis: Zwei Jahre schon und nicht erst eines wird die Corona-Spritze verabreicht. Dass immer noch Menschen sie nicht wollen, das "geht nicht länger so weiter". 

Mögen die Zahlen nun stimmen oder nicht, die man noch weiß, mögen die eigenen Erinnerungen an die genauen Abläufe, an Daten und Termine, Studienergebnisse und RKI-Empfehlungen auch verschwimmen. Karl Lauterbach wird dranbleiben und nach den langen zwei Jahren Impfkampagne, an die er sich genau erinnert, einen neuen Impuls setzen: "Zur Abwechslung sind jetzt endlich mal die Ungeimpften dran!"

 

Donnerstag, 27. Januar 2022

3, 6 oder 9: Genesen, aber niemals gesund

Freiheit kann nur durch Impfen zurückerlangt werden, nicht durch genesen.

Erst der Atom-Affront, ein gezielter Tritt gegen Deutschlands Vormachtstellung in  Europa und die weltweite Führerposition beim Energieausstieg. Und nun auch noch diese Spitze gegen die äußert erfolgreichen Pandemieentscheidungen, die deutsche Bundes- und Landesregierungen seit beinahe zwei Jahren immer genau zum richtigen Zeitpunkt mit dem richtigen Maß zwischen Härte und Duldsamkeit treffen. Ist das noch Zufall? Sind es gezielte Angriffe? Wird da von einflussreichen Kreisen versucht, die weitere planmäßige Umsetzung des Hades-Planes zu torpedieren?

Länger genesen in Europa

Fakt ist, dass die EU sich entschieden hat, ihren Mitglieder*innen eine Vorschrift zu machen, nach der diese die Gültigkeit des sogenannten "Genesenenstatus" in Deutschland auch außerhalb des deutschen Bundestages für sechs Monate garantieren müssen. Darauf habe sich eine Mehrheit der Mitgliedsstaaten der Europäischen Union geeinigt, hieß es in Brüssel. Eine Mehrheit gegen Deutschland, wiedereinmal, eine Mehrheit, die gegen die moralische Weltmacht auftritt, die sich eben erst dazu durchringen lassen hatte, den Genesenenstatus von sechs Monate auf drei zusammenzukürzen, um Geimpften zu zeigen, dass jetzt mal die anderen dran seien mit Solidarität, wie es der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Henrik Wüst in einem Moment schonungsloser Offenheit verdeutlichte.

Wenn schon Geimpfte keine Vorteile haben, sollen Ungeimpfte wenigstens Nachteile spüren - ein in der Anlage überzeugendes Konzept zur Kittung der Spalten in der Gesellschaft. Das nun aber von der EU ausgehebelt wird: Wenn ehemalige Corona-Infizierte künftig EU-weit einheitlich sechs Monate lang als genesen gelten müssen, dann müssen sie das auch in deutschland, selbst wenn sie keine Bundestagsabgeordenten sind, die neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen viel länger als normale Bürgerinnen und Bürger Antikörper gegen Covid-19 zu bilden vermögen.

Beben in Berlin

Im politischen Berlin hat sich bislang noch niemand zur drohenden Verlängerung des erst vor Tagen in einem Handstreich verkürzten Genesenenstatus geäußert. "Business Insider" berichtet, dass das Auswärtige Amt auf das Innenministerium verweise, in dem man das Bundesverkehrsministerium verantwortlich wähne, während das Bundesgesundheitsministerium von der Entscheidung der EU offiziell noch nichts wusste, obwohl Deutschlands Vertreterin für die Sechs-Monats-Regel gestimmt haben soll. 

Chaos bis in den innersten Kreis, trotz einer Datenlage, die klar sagt, dass Genesene anderswo womöglich sehr lange vor einer erneuten Infektion geschützt sind. In Deutschland aber noch nicht feststeht, wie die nächste Mutante wirken wird, so dass bis dahin keine Sonderrechte für Impfverweigerer vergeben werden können.

Revanche für SPD-Kritik

Die EU-Kommission, geführt von der Christdemokratin Ursula von der Leyen, deren großes "Fit for 55"-Programm angesichts explodierenden Rohstoffpreise nicht einmal mehr millimeterweise vorankommt, nutzt die Gelegenheit, sich für den Verrat der deutschen Sozialdemokratie zu revanchieren, den die beging, als Schuldige für das europäische Impfstoffversagen gesucht wurden. 

Nun kartet von der Leyen zurück gegen die, die damals mit dem "hochsensiblen Corona-Thema den billigen Versuch unternahmen, inmitten der Pandemie Wahlkampf zu machen", wie die damalige CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer von der Leyen seinerzeit gegen üble Unterstellungen der deutschen Sozialdemokratie verteidigt hatte. "Das Mindeste, was wir alle erwarten können, ist, dass die Mitgliedstaaten diese Empfehlung auch umsetzen", ließ sie einen Sprecher Richtung Berlin mitteilen.

Ein weiterer EU-Alleingang

Es droht ein weiterer europäischer Alleingang abseits der von Deutschland beschrittenen Pfade. Statt der drei Monate, die er eben erst hat verkünden lassen, soll Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach Genesene nun sechs Monate als solche anerkennen als wären alle Ex-Infizierten Bundestagsabgeordnete. Die Verkürzung würde verlängert, kaum das sie verkürzt wurde, renitende Ärzte würden frohlocken, Abweichler von der harten deutschen Linie in Lockerungsnationen wie Dänemark und Großbritannien sähen sich bestätigt in ihrem verhängnisvollen Weg in die Katastrophe.

Wird Lauterbach hart bleiben wie bei der Impfpflicht? Oder akzeptiert er die 180 Tage als Preis für die eine europäische Lösung, die umso wichtiger ist, als der Russe an den Grenzen steht und nur auf ein Signal der Schwäche wartet, um einzufallen in das einzige EU-Land, das von RKI derzeit nicht als Hochrisikogebiet geführt wird? Die Bundesregierung und ihr beliebtester Politiker, sie wissen, dass Genesene niemals gesund werden, weil die Rückkehr zur Freiheit nur über die Spritze führen kann. Die EU aber stellt sich quer, einmal mehr.

Der Ausgang bleibt spannend.

Er weiß nicht, was er sagt: Onkel Joe im Faktencheck

Langsam stellt sich medialer Konsens ein: Ja, die Russen werden einen Krieg vom Zaun brechen. Fast herrscht schon Vorfreude in den Redaktionen, denn Corona ist auserzählt.

Es tritt keine Ruhe ein an der Medienfront,an der um die Deutungshoheit über Lage im nahen Osten gekämpft wird. Vor Ort passiert nichts, seit zwei Monaten stehen westlichen Berichten zufolge "rund 100.000 Soldaten" in "Grenznähe". Seit den ersten Nachrichten aber hat sich die Tonart deutlich verändert, in der Russland angegriffen wird. Das ist nun nicht mehr Militärmacht, die eigene Truppen auf eigenem Territorium versammeln darf, wo immer sie will. Sondern Aggressor, Erpresser, ein demnächst Einmarschierender, weltkriegssüchtig und lebensmüde aus enttäuschter Liebe zu seiner Vergangenheit als gewaltiges Imperium.

Weltkriegssüchtig und lebensmüde

Eine Übung, bei der das Publikum der sprachlichen Verschärfung wie in Zeitlupe zuschauen kann. Der ukrainische Botschafter ist jeden Tag im Fernsehen. Die Lage in der Ukraine bleibt immer "angespannt", ehe sie sich erneut "verschärft", ohne dass irgendetwas geschehen ist. Außer, dass ein deutscher Vizeadmiral seinen Job verliert, weil er bei einem Auslandseinsatz ungeschickt angedeutet hat, dass das ganze Theater um den bevorstehenden Einmarsch der Russen auch nicht mehr als Theater ist. Dann ziehen die ersten Staaten diplomatisches Personal aus Kiew ab. Andere folgen, als seien Panzerketten und das Geschützfeuer von Kiew aus schon zu hören. Die Nato verstärkte ihre Truppenpräsenz. Und Schweden lässt Panzer abschreckend über die Insel Gotland rollen.

Der amerikanische Präsident, dem bei Betrachtung der Gesamtsituation sicher nachgesagt werden darf, dass ihm das Säbelrasseln in Übersee angesichts seiner innenpolitischen Erfolglosigkeit und seiner desaströsen Beliebtheitswerte-Mitgliedsländer nicht allzu unrecht kommt, hat nun auch mitgespielt. Nur Stunden nach einem denkwürdigen Auftritt, bei dem der abgebrühte Demokrat einen Journalisten nicht etwa als "Scheißkerl" (Die Zeit), sondern als "stupid son of a bitch", also als "dämlichen Hurensohn" bezeichnet hatte, legte der 79-jährige Führer der freien Welt mit einer bizarren Warnung aus seiner märchenhaften Innenwelt nach.

Die größte Invasion seit dem Zweiten Weltkrieg

Ein russischer Angriff auf Ukraine könnte "größte Invasion seit dem Zweiten Weltkrieg" werden, sprach er Befürchtungen aus, die fast schon hoffnungsvoll klangen. Biden begründete seine Warnung mit der "massiven Truppenpräsenz in der Nähe der Grenze", allen Nachrichten zufolge ein "Aufmarsch", der seit November "rund 100.000" Mann unter Waffen an "fünf Standorten nahe der Grenze zur Ukraine" (Tagesspiegel). Grenznähe heißt hier 50, 100 und sogar 150 Kilometer von der Grenze entfernt, nicht wie die Formulierung suggeriert, in Sichtweite.

Aber wenn den Fahne weht, ist der Verstand gerade auch bei den Medien in der Trompete. Bei Joe Biden augenscheinlich sowieso, denn der Mann, der im März 2003 im Senat dafür stimmte, in den  Irak einzumarschieren, um Saddam Hussein zu stürzen, hat den damaligen Waffengang heute komplett vergessen. Der Faktencheck zeigt: Um die von Biden vorhergesagte "größte Invasion seit dem Zweiten Weltkrieg" über die Bühne zu bringen, müsste Wladimir Putin aus seinen "rund 100.000 Soldaten nahe der Grenze" mindestens dreimal so viele machen, denn unter dem Kommando des damaligen US-Präsidenten George W. Bush waren 2003 mehr als 300.000 Männer am Irak-Feldzug beteiligt gewesen.

Der größte Quatsch seit dem Hurensohn

Weiß Biden es nicht besser? Oder weiß er es nicht mehr? Oder ist es egal, weil immer stimmt, was der US-Präsident sagt? Weil als Wahrheit vertrieben wird, was immer aus dem Weißen Haus an Unsinn quackert? Wäre Bidens Vorgänger Donald Trump noch im Amt, hätten ihm die deutschen Medien seinen irren Invasionsvergleich zweifellos im Chor um die Ohren gehauen. Faktenchecker und Faktenfüchse wären noch in der Nacht aus ihren Stellungen zum Sturm auf die Falschnachricht angetreten, zweifellos hätte sich da und dort sogar ein gutes Wort für Putin eingeschlichen, umhäkelt mit dem Aufruf an die damalige Kanzlerin, dem Demiurgen aus Amerika mit einer gemeinsamen EU-Position in den Arm zu fallen.

Bei Biden aber nichts davon. Dieselben Medien, die Bidens "dämlicher Hurensohn" sanft als "dummer Scheißkerl" übersetzen, um den Führer der freien Welt ein bisschen vor sich selbst zu schützen, lassen die "größte Invasion" als nächsten Versuch gelten, Endzeitstimmung heraufzubeschwören. Es sei "zunächst nicht klar" gewesen, "ob sich Biden mit seiner Aussage spezifisch auf Europa bezog, denn beim US-geführten Einmarsch im Irak waren 2003 deutlich mehr Soldaten zum Einsatz gekommen" heißt es denkbar dürr und rücksichtsvoll in der Meldung der Nachrichtenagentur DPA, die deutschlandweit gleichlautend für Wehrhaftigkeit und das Rechnen mit dem Allerschlimmsten trommelt. 

Ein "zunächst" für immer

Beim "zunächst" bleibt es dann natürlich für immer:  Niemand fragt nach, nicht mal daheim. Niemand hat Zweifel daran, dass ein Mann, der sich womöglich keine 20 Jahre zurückerinnern kann, der Richtige ist, die Demokratien der Welt in den Dritten Weltkrieg zu führen. Fast schnuppert es schon ein wenig nach Vorfreude in den Redaktionen, in denen der übliche mediale Konsens sich auch diesmal wie von selbst hergestelt hat: Corona ist auserzählt. Die Sache mit der Geldentwertung, den Schulden bis zum Himmel und der Klimarettung viel zu widersprüchlich und kompliziert für überschaubare Kommentare mit klar ausgezeichneten Guten und Bösen. Also ja, die Russen werden einen Krieg vom Zaun brechen. Das wird richtig fürchterlich.

Mittwoch, 26. Januar 2022

Armin Laschet: Am rettenden Ufer

Es ging schon in die Richtung Sorgen machen. Gerade noch war er Hoffnungsträger der deutschen Partei mit der größten Regierungserfahrung, der Erbe der Kanzlerin mit den größten Erfolgen in der Pandemiebekämpfung, ein geachteter Ministerpräsident, Vorstand des Teams Lockerung und Augenmaß, der es trotz einer krachenden Wahlniederlage beinahe fast doch no0ch als Juniorpartner in die neue Bundesregierung geschafft hätte. Und auf einmal nichts mehr. Kein Landesvater und auch nicht der Papi für den ganzen Bund, der auf die "Mutti" (Spiegel) folgt. Kein Ministeramt und kein Parteivorsitz. Nur noch Hinterbänkler und Schuldiger für ein Systemversagen, das die Nachfolger so laut betrauern und beklagen wie sie es sehenden Auges und mit geschlossenem Mund mitvollzogen hatten.

Was soll aus ihm werden?

Was sollte aus Armin Laschet noch werden? Aus einem Mann mit dem Charisma eines Zaunpfahls, der an den falschen Stellen lacht, den staubigen Charme einer Amtsbibliothek verströmt und selbst in seinen eigenen Hochglanzwerbefilmchen wirkte wie falsch besetzt? Würde ihn seine Partei fallenlassen wie eine faule Kartoffel? Wären seine Verdienste um Land und Staat und Parteiformationen von einem Tag auf den anderen vergessen, so fragten sich Millionen, die nie warm geworden waren mit dem kleinen Kerl aus Nordrhein-Westfalen, ihm deshalb aber noch lange nichts Böses wünschten.

Entwarnung. Ganz knapp hat es doch noch geklappt mit einem neuen verantwortungsvollen Posten für den verdienstvollen Funktionär, der schließlich seit einem Vierteljahrhundert nichts anderes mehr getan hatte als Politik zu machen, Politik für die Menschen vor allem. Diese seine große Stärke wird Laschet nun weiter ausspielen können, denn als einer von insgesamt 20 Vizepräsidenten der Parlamentarischen Versammlung des Europarats steht er auch in Zukunft irgendwo ganz weit oben an der Spitze der europäischen Wertegemeinschaft, sogar weit über die EU hinaus. Denn der Europarat umfasst alle 47 europäischen Staaten, darunter sogar das in Vorderasien liegenden Aserbaidschan

Gegner an einem Tisch

Die "Parlamentarische Versammlung" des Rates ist "das demokratische Gewissen" (Eigenbeschreibung) des/der Kontinent(e). Hier arbeiten Vertreterinnen und Vertreter der nationale Parlamente zusammen, abgesehen von Russland, das derzeit nicht mitmachen darf, bis es die Krim wieder zurückgibt. dafür ist das von einem deutschen Hochkommissar geführte Bosnien-Herzegowina dabei und auch die beiden Kriegsgegner Armenien und Aserbaidschan sitzen hier an einem Tisch.

Für Armin Laschet ist es eine Anschlussverwendung, die überraschend kam, weil der Posten eigentlich der SPD zugestanden hätte, die solche Gelegenheiten, alte Genossen zu versorgen, nie auslässt.  Aber hätte Ladschet nicht besser passen könnte. Zwar verrät die Internetseite der Parlamentarischen Versammlung, dass das Hohe Haus nur viermal im Jahr tagt. Doch in diesen sanft über die vier Jahreszeiten verteilten je viertägigen Zusammenkünfte wird dann zu Themen wie Fußball, LBGTO und dem Klimawandel als Verletzung von Kinderrechten diskutiert - live und unter Ausschluss der Öffentlichkeit im Netz.

Niemand nimmt Notiz

Keine Nachrichtenmagazin nimmt jemals Notiz von den Debatten dort, keine Zeitung berichtet, keine "Tagesschau" und kein politisches Magazin im Gemeinsinnfunk. 99,4 Prozent der Europäer ist die Existenz der Parlamentarischen Versammlung nicht bekannt, doch Armin Laschet eilte direkt vom CDU-Parteitag nach Straßburg, um dort noch rechtzeitig für die erste "Session" genannte Sitzung des Jahres 2022 einzutreffen und zum Vizepräsidenten "bestimmt" (T-Online) werden zu können.

Eine neue Kariere in Europa, wie die Badischen Nachrichten jubelten. "Ich freue mich, einen Beitrag zur wichtigen Arbeit des Europarates leisten zu können", ließ der scheidende CDU-Spitzenpolitiker nach dem Wahlakt wissen. Als Vizepräsident vertritt der Mann aus Aachen künftig Rik Daems, den Präsidenten der Versammlung, wenn der verhindert ist oder selbst das Wort im Hohen Haus ergreift. Das scheint so oft nicht der Fall zu sein, denn unter "aktuelle Reden" führt der in den zurückliegenden zwei Jahren noch nicht aktualisierte Link bei Daems direkt zur Biografie seiner Vorgängerin Liliane Maury Pasquier. 

Ruhige Tage voraus

Das werden ruhige Tage für Armin Laschet in Straßburg. Der Fast-Kanzler profitiert dabei von einer Regelung, die Deutschland aufgrund seiner Größe immer einen Vizepräsidentenposten zubilligt, während kleinere Partnerländer nur aller paar Jahre mal an der Reihe sind. Als einer der 20 Vizepräsidenten wird auch Laschet wohl nur sehr selten zum Einsatz kommen, obwohl Portugal seinen Vizeposten noch besetzen muss und der russische Kandidat womöglich wie alle AfD-Anwärter*innen durchfällt. Die "offene Wunde" aber, wie Armin Laschet seine Wahlniederlage bis heute nennt, sie wird sich nach und nach schließen können, während der Verletzte über die Menschenrechte wacht, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie im Auge behält und heute schon über die "europäische Perspektive nach dem Krieg" nachdenken hilft.

Keine Schlafwandler: Diesmal hellwach in die Schlacht

Dreifach unterlegen - wer würde da nicht sofort angreifen.

E
in Rummeln und Röhren aus allen Rohren, auf allen Kanälen, mit allen Mittel außer mit echten Patronen. US-Präsident Joe Biden, an der Heimatfront auf bestem Wege, sich noch vor der ersten Zwischenwahl als vierjähriges Missverständnis in die Geschichtsbücher einzutragen., verfolgt nun in aller Deutlichkeit die Strategie aller innenpolitisch bedrängten Staatenlenker: Eröffne eine zweite Front weitab der Heimat, an der du nur gewinnen kannst.

Europa als Schauplatz

Biden hat sich Europa als Schauplatz für seinen Siegeszug zurück in die Herzen der Amerikaner ausgesucht. Seit Ende November, als klar wurde, dass seine Chancen, irgendeines seiner Wahlversprechen umzusetzen, mau aussehen, ist die Bedrohung der freien Welt durch Russland zu einem Thema mundgeblasen worden, das zeitweise sogar die recht reale Gefahr einer außer Kontrolle geratenen Inflation und einer unter vielfältigen Verwerfungen durch die Corona-Maßnahmenzusammenbrechenden Wirtschaft überstrahlt. Das Publikum steht staunend, verurteilt, die medialen Manöver fortwährender Verschärfung mit Fassungslosigkeit über sich ergehen lassen zu müssen.

Während sich am Stationierungsplatz der russischen Truppen in Russland in den zurückliegenden acht Wochen nichts verändert hat, ist die Sprache im Westen immer schriller geworden. Die Russen kommen! Ein riesiger Chor von Weltuntergangspropheten beschwört unablässig die steigende Gefahr, die wachsende Bedrohung, den näher rückenden Einmarsch und die immer schlimmer werdende Erpressung durch den Kreml. Der seinerseits eigentlich gar nichts eskalieren muss, weil ihm selbst diese Arbeit von den Spindoktoren in den westlichen Hauptstädten, von Geheimdienstlern und Kalten Kriegern in den Medien abgenommen wird. 

Der ewig näher rückende Einmarsch

Wenn an der Front nicht wirklich etwas passiert, muss man etwas passieren lassen. Schon vor dem Ersten Weltkrieg waren es die Mobilmachungen der einen, die für Mobilmachungen der anderen sorgten. Bis sich alle zusammen im Schützengraben wiederfanden. 

Jetzt hatten die Briten zum Beispiel die Idee, Russland beim Wunsch nach einer russlandfreundlichen Regierung in Kiew zu erwischen. Gäbe es den MI6 nur in den "James Bond"-Filmen, wäre das für immer ein Geheimnis geblieben, das man sich mit ein wenig Hausverstand hätte herbeiraten müssen. So aber ist es amtlich. Ein Warnzeichen mehr! Die Alarmsirenen schrillen. Wir zeigen noch mal das Bild von dem Panzer auf der Autobahn, sage sie in den Redaktionen. Und die Luftbilder vom November mit den Hütten im Schnee. Wir fordern Russland noch mal zur Deeskalation auf, sagen sie in Washington, Berlin, Paris und London. Auch das eskaliert gut.

Der ukrainische Geheimdienst bestätigt das inzwischen, indem er die konkreten Angriffspläne der Russen an die Presse weitergab. Drei Panzerkeile ins Herz des EU- und Nato-Kandidtaen. Joe Biden reagierte, nicht nur mit Waffenlieferungen, sondern auch mit der Anweisung an das amerikanische Diplomatenkorps in Kiew, die Familienangehörigen sofort in Sicherheit zu bringen, ehe der russische Ansturm beginnt.  Großbritannien folgte flugs und ebenfalls verringert als "Reaktion auf die Bedrohung durch Russland" und dessen Angriff.

Angriff Anfang Januar

Der sollte eigentlich schon "Anfang Januar" starten, wurde aber später von allen westlichen Quellen auf "Ende Januar" verlegt. Nun, fünf Tage vor Fristablauf, wird es langsam Zeit, sich vorzubereiten. Joe Biden will deshalb nun Truppen nach Osteuropa verlegen: Bis zu 50.000 Soldaten, entgegen den Zusagen der USA von 1990 stationiert in dem osteuropäischen Nato-Staaten, könnten Russland weiter provozieren - womöglich sogar zu einer militärischen Reaktion. Falls das noch nicht reicht, stehen die Nato-Truppen der europäischen Verbündeten Gewehr über.

Das Kräfteverhältnis der Nato gegenüber Russland liegt bei 3 zu 1, bei einer beinahe 20-fachen finanziellen Überlegenheit des Westen. Drei Millionen Soldaten gegen 900.000, fast 10.000 Panzer gegen knapp 3.000. 4.000 Flugzeuge gegen 1.000. 864 Milliarden Rüstungsausgaben gegen knapp 47.

Wer, wenn er auf der Generalsstabsschule aufgepasst hat, würde da nicht zur Attacke blasen, sobald der Winter eisig wird in der Ostukraine, alle eignen Angriffspläne verraten sind und die ganze Welt darauf wartet?

Dienstag, 25. Januar 2022

Wer Führung bestellt: Neue Plakate gegen die Pandemie

Mit einer Plakataktion will Olaf Scholz Aktivität an der Pandemiefront simulieren.

Lange, vielleicht sogar das eine oder andere Jahr zu lange hat Deutschland darauf gewartet. Führung, klare Führung, einen an der Spitze, der unmissverständlich die Richtung vorgibt. Der bestimmt spricht, Kompromisse zwar aushandelt, dann aber dafür sorgt, dass die gemeinsamen Vereinbarungen bis in den letzten Zipfel des Landes umgesetzt werden, koste es, was es wolle und verstehe auch kaum noch jemand, was damit bezweckt wird.

Olaf, ein Anführer

Olaf Scholz ist so ein Mann, ein Anführer, ein Führer, ja. "Wer bei mir Führung bestellt, bekommt Führung" hatte der Sozialdemokrat schon als Hamburger Bürgermeister ein Credo verkündet, an dem er seine Arbeit bis heute ausrichtet. Wie seine Vorgängerin Angela Merkel, die nie Volkstribunin war, mit dem "Flüchtlingszustrom" (Merkel) weitgehend in der Kulisse verschwand und die Pandemie dann aus der Unsichtbarkeit des Kanzleramt durchlitt, ist Olaf Scholz kein Typ für Marktplätze, für Reden auf Querdenkerdemos oder Besuche in bedrohten Altenheimen. Der 63-Jährige leitet den Kampf gegen die Seuche aus demselben Zimmer wie Angela Merkel, mit denselben ruhigen Gesten. Nur die Stimme ist noch etwas achtsamer geworden und die Sprache tastet vorsichtig nach Halt in der Realität.

Das kommt an draußen im Lande, wo viele große Hoffnungen mit dem ersten Sozialdemokraten im Kanzleramt seit der Schweinegrippe von 2009 verbinden. Sie alle haben Führung bestellt, sie alle wurden nicht enttäuscht: Vom zweiten Scholz'schen Impfversprechen über 30 Millionen ging es direkt zum dritten, Gas wurde grün, auf Atomkraft wird sich EU-Europa auch noch einigen, die ersten Pläne für bessere Zahnbürstenbatterien, für höhere Fleischpreise, mehr Windräder und mehr Warnungen an Russland wurden auch schon vorgelegt.

Bilanz ohne Ergebnisse

Eine Bilanz, die sich sehen lassen kann, auch wenn es vorerst noch an greifbaren Ergebnissen mangelt. Bei Corona hingegen sind die Erfolge greifbar: Der vor Weihnachten eingeschlagene Kurs, gelockert zu verschärfen, die Omikron-Welle durchrauschen zu lassen, verbal aber auf der Barrikade zu bleiben und dazu die Gastronomie symbolisch wegzuknebeln und in den Bundesligastadien nur noch die Haupttribünen pickepackevoll zu belegen, hat sich als goldrichtig herausgestellt. Auch die Ankündigung der Impfpflicht sorgt für hanseatisch klare Kante: Zuletzt ließen sich allein an einem Tag in ganz Deutschland 90.000 Menschen spritzen. Ein kleiner, ganz kleiner Schritt auf dem Weg zum Impfziel der Ampel, für das täglich 1,5 Millionen Impfungen nötig waren. Aber wenn man das medial nicht an die große Glocke hängt, ist es nicht ganz so schlimm.

So kann es weitergehen, hat auch die Ministerpräsidentenkonferenz beschlossen, jenes Notfallgremium, das seit zwei Jahren als Ersatzparlament tagt. Mit der Botschaft, dass es vorerst "Keine weiteren Lockerungen der Corona-Maßnahmen" (DPA) geben werde, setzten die auch als "Bund-Länder-Beratungen" bezeichneten Verhandlungen zur Corona-Lage ein klares Zeichen. Schon zuvor hatte es keine Lockerungen gegeben, dass es nun "keine weiteren" geben wird, war so erwartet worden, denn auch diese Bundesregierung marschiert wankend durch völlig unbekanntes Gebiet.

Unwissend in die Krise

Weder ist bekannt, wie die wahren Inzidenzen aussehen noch, wie wirksam oder unwirksam die Impfungen sind. Über die Verbreitung von Omikron herrscht völlige Unklarheit, die Verfolgung von Corona-Kontakten, in den ersten Monaten der Pandemie das Lebenselixier der Seuchenpolitik, ist bundesweit eingestellt worden. Nun zu beschließen, dass es PCR-Test nicht mehr für alle geben soll, weil die Kapazitäten in dieser kritischen Infrastruktur einfach nicht reichen, erscheint nur logisch: Das konnte niemand wissen. Damit hat niemand gerechnet. Und wer jetzt Covid hat, ohne es zu bemerken, der ist nicht mehr "asymptomatisch erkrankt", sondern symptomlos nur ganz, ganz wenig ansteckend.

Eine der Eigentümlichkeiten der "hochansteckenden Omikron-Variante" (Olaf Scholz), die auf die "hochansteckene Delta-Variante" (Lauterbach) folgte, nur schlimmer. Nun droht nicht mehr die traditionelle "Überlastung der Intensivstationen" und auch nicht nur die "Überlastung der Krankenhäuser", sondern wegen der vielen Menschen, die nicht krank sind, aber auch nicht raus dürfen, eine Überlastung von allem -  von Gesundheitssystem bis Nahverkehr, von Gütertransport bis Nahversorgung.

Weder noch aber mehr Werbung

Weil so viele auf der Straße sind, vorerst also keine "weitergehenden Maßnahmen zur Infektionskontrolle", keine Tempoverschärfung bei Impfpflichtdrohung und keine Andeutungen dazu, ab wann ungeimpfte Mitarbeiter im Gesundheitswesen nach Einführung der "einrichtungsbezogenen Impfplflicht " am 15. März nun tatsächlich nicht mehr zur Arbeit kommen dürfen. Anstelle dessen sollen erste Überlegungen angestellt werden, um "Öffnungsperspektiven zu entwickeln für den Moment, zu dem eine Überlastung des Gesundheitssystems ausgeschlossen werden kann" (Olaf Scholz).

Flankieren wird die Bundesregierung die neue Phase im Pandemiekrieg mit einer neuen Impfkampagne. Als Höhepunkt seines Auftrittes zur Vorstellung der Ergebnisse der Bund-Länder-Konferenz stellt Olaf Scholz selbst erste aufrüttelnde Plakatmotive vor. In Zartgrün und Zartblau zeigen die Plakate ergreifende Sprüche rund um das zentrale Motto "Impfen hilft". So etwa "Impfen hilft - auch allen, die es nicht mehr hören können" und "Impfen hilft - auch allen, die du liebst".

Die Montagsmauler: TV-Millionen gegen die laute Minderheit

Bei Einhaltung aller Maßnahmen sind Meinungsbekundungen weiterhin erlaubt.

E
s wird der erste Montag, an dem die Moral wieder die Macht übernimmt. Unmittelbar nach den neuen, klugen Beschlüssen der Ministerpräsidentenkonferenz, die wie in alten Merkel-Zeiten als Notstandsparlament und Überregierung funktioniert, wollen die auf den Straßen und Plätzen des Landes wieder für ihre angeblich so kostbaren und angeblich so bedrohten "Grundrechte" demonstrieren. Nazis und Kleinbürger, Querdenker und Impfgängster, Väter, Mütter und als Schutzschild mitgeführte Kleinkinder, Sachsen, AfD-Anhänger, Kampfsportler und um ihren Wohlstand fürchtende Handwerksmeister bedrohen mit ihren illegalen und rechtswidrigen Aufzügen bereits seit Wochen den montagabendlichen Frieden im Land.  

Demonstrativ friedlich

Sie demonstrieren vermeintlich still, trotz der vom Gemeinsinnfunk früh entdeckten Abgründe aus Hass im Herzen häufig demonstrativ friedlich. Doch spätestens, wenn sie bei ihren Abschlusskundgebungen das Lied "Freiheit" anstimmen, wird deutlich, wessen Geistes Kind sie sind: Da geht es inhaltlich kaum verschlüsselt gegen die EU, die glücklicherweise für alle Werteländer die Impfstoffverträge geschlossen hat, gegen die Kirchen, die dem Staat in den Zeiten der Seuche eine solch wichtige Stütze sind. Und gegen eingebildete Eliten, die sich hinter verschlossene Türen "etwas Süßes zum Dessert" gönnen,während sie die primitive Masse draußen vor der Tür zynisch verlachen. 

Monate-, ja, wochenlang fiel den zuständigen Organen und politischen Verantwortungsträgern kein wirksames Mittel gegen die enervierenden Aufmärsche der Montagsmauler auf. Die Innenministerin drohte vergebens mit allerschärfsten Sanktionen, minutenlang im Raum stand sogar die Errichtung eines am chinesischen Vorbild orientierten "Deutschlandnetzes" anstelle des Internets, um die Hasskanäle, über die sich das maßnahmekritische Klientel vernetzt, endlich wirksam trockenzulegen.

Spaltung an der Fürsorgelinie

Allein, das alles und noch viel mehr stellte sich als unzureichend dar. Gerade im Osten Deutschlands spaltet sich die Gesellschaft entlang der sogenannten staatlichen Fürsorgelinie: Die einen lehnen den Gedanken rundheraus ab, sich von Figuren wie Nancy Faeser bemuttern und bevormunden zu lassen. Die anderen hingegen sind wie die Bundesinnenministerin und ihre Partei der Ansicht, dass Bürgerinnen und Bürger die Verantwortung über ihre private Lebensführung mit der Abgabe ihrer Stimme an der Wahlurne auf die an der Willenbildung mitwirkenden Parteien abgeben. Deren führendste Vertreter damit dauerhaft zumindest für die jeweilige Legislaturperiode berufen sind, anstelle der Gewählthabenden wie auch der Nichtstimmenabgegebenhabenden entscheidungsverpflichtet werden.

Eine zynische Position, die kalt Fehlentscheidungen derer einkalkuliert, die unbetreut vom Staat gar nicht in der Lage sind, individuell für sich zu entscheiden, trifft hier auf die solidarische Haltung einer stillen Mehrheit, die den vormundschaftlichen Staat als Ideal sieht. Lange überließen Letztere Ersteren die Straßen, kein "Aufstand der Anständigen" stellte sich dem schweigsam und meist gemessenen Schrittes durchs Dämmerlicht der abendlichen Altstädte tobenden Mobs entgegen, der sich gleichzeitig an vielen Orten versammelte. 

Endlich wieder Rock für den Frieden

Nicht einmal zu einer der engagierten "Rock für den Frieden"-Veranstaltungen konnte sich die maßnahmetreue Klientel aufraffen, ermüdet von Jahren im Inzidenzkampf, vom enttäuschten Glauben an die No-Covid-Strategie und vom laizistischen Gebet um eine auch an der Intensivbettenbelegung und den Todeszahlen ablesbare Wirksamkeit der Corona-Impfstoffe. In Duldungsstarre erlebte Deutschlands Linke eine Unterwanderung durch Hetzer, Hasser und Zweifler bis in die eigenen Reihen. Kopflos wurden wegweisende Vorschläge gemacht und vergessen. die machtvolle Stimme der Vernunft aus dem Lager der Grünen, der SPD und der Linkspartei, die hätte Millionen gegen die laute Minderheit der Montagsmauler auf die Straße rufen können, sie blieb stumm.

So mussten einmal mehr die Medien einspringen und zulinksrücken, was viel zu weit nach rechts gerückt war, so dass Kleinstparteien wie "Der III. Weg" oder "Die Rechte" mit amtliche bestätigten 600 beziehungsweise 550 Mitglieder*innen bundesweit mehrere Tausende Leugner Demos unterwandern, indoktrinieren und anführen konnten. 

Seit letztens wird zurückberichtet

In der inzwischen zweiten Woche wird nun zurückberichtet: Statt kurzer, mit Kommentaren voller Unverständnis und Abscheu unterlegter Berichte über fragwürdige Aufmärsche von Querdenkern und Coronaleugner hier und da gibt es nun auf allen Sendern ausführliche Reportagen über die zahlreiche Proteste anständiger Bürger:Innen gegen Rechtsextremisten, Spaziergänger und Impfverbrecher und deren Missbrauch der demokratischen Privilegien, die ihnen der demokratische Rechtsstaat gewährt.

Liebevoll werden nun auch Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu ihren Motiven befragt, sich der Rückkehr des Dritten Reiches entgegenzustellen, Blickwinkel und Kameraeinstellungen verdeutlichen, dass an den "Gegenprotesten" (DPA) vielleicht nicht ganz so viele Menschen beteiligt sind, dafür aber bessere. Endlich nun auch genug Sendezeit für das Thema da, allerdings nun auch wieder nicht so viel, dass nach der Schalte zu den "Omas gegen rechts" und den linken Aktivisten, die "Wir sind geboostert" rufen, noch Zeit bleibt, über die staatsfeindliche Spaziergängerei mehr zu sagen als ein rein informatives "vereinzelt marschierten bei verbotenen rechtswidrigen Aufzügen auch wieder Querdenker, Nazis und Feinde der notwendigen Grundimmunisierung auf der Straße, stellenweise kam es zu Angriffen auf Polizeibeamte, die Polizei eröffnete üppzig Ermittlungsverfahren".

Der Spaziergang aber, er "hat seine Unschuld verloren", hat Bundespräsident Walter Steinmeier abschließend festgelegt.