Vor allem für Gutverdiener und Reiche, die die "Zeit" lesen,ist der aktuelle Preisaufschwung unproblematisch. |
An den Tankstellen werden immer höhere Preise aufgerufen, das ist für Menschen mit wenig Geld ein Problem. Im ostdeutschen Städtchen Quedlinburg teilten die Stadtwerke ihren Kunden gerade mit, dass Strom ab Januar um sieben Prozent teurer wird, Erdgas aber um 29 Prozent und Fernwärme um 250 Prozent. Statt 60 Euro wie bisher müsse ein durchschnittlicher Zwei-Personen-Haushalt dann mit einer Monatsrechnung um 150 Euro für seine Heizung rechnen, so die Stadtwerke, die den Betroffenen in Kürze Tipps zur Verfügung stellen will, wie sie mit Hilfe von Strickjacken, Handschuhen und Schals Kosten senken können.
Eine Strategie, die dem eigentlichen Ziel höherer Preise allerdings einerseits zuwiderläuft, andererseits aber auch gar nicht notwendig ist. Wie Herbert Haase vom Klimawatch-Institut (CLW) im ostdeutschen Grimma beschreibt, sehen Preise an Tankstellen, an Strom- und Gaszählern, aber auch in vielen Supermärkten und Kaufhäusern derzeit für das ungeübte Auge zweifellos recht hoch aus. "Doch historisch betrachtet ist Sprit immer noch günstig", rechnet er vor, "auch für Heizung, Kleidung und Nahrung mussten zum Beispiel im Mittelalter, aber auch direkt nach dem letzten Weltkrieg weitaus höhere Anteile des Einkommens ausgegeben werden."
Wenn vom Energieversorger mitgeteilt werden, dass das Heizen der Wohnung künftig fast dreimal so teuer sein werde, empfänden das viele direkt Betroffene im ersten Moment natürlich als einen externen Schock, so Haase. Wer jedoch in Ruhe über die Frage nachdenke, ob es sich um ein Problem handele, weil vielleicht auch Haushalte betroffen sind, deren Monatseinkommen nicht ausreicht, die zusätzlichen Belastungen zu schultern, wie das Mark Schieritz von der angesehenen Wochenzeitschrift "Die Zeit" das tut, der komme zu einem klaren Urteil: Zwar sei Benzin teurer als im vergangenen Jahr, aber Brot sei auch teurer.
Ganz normaler Fortschritt
Keine Katastrophe, sondern ganz normaler Fortschritt. "Das liegt daran, dass Preise in einer Marktwirtschaft in aller Regel steigen und nicht fallen", so erläutert Schieritz. Ein Kilo dunkles Mischbrot etwa habe im Jahr 1950 umgerechnet 0,26 Euro gekostet, im Jahr 1970 seien es 0,67 Euro gewesen, im Jahr 1990 immerhin schon 1,73 Euro, im Jahr 2015 um die 2,73 Euro und heute zuweilen zwischen 3,50 und 4 Euro. Dafür aber enthalte ein Brot aber auch 20 Scheiben, von denen eine jede nur 15 oder 20 Cent koste. "Davon werden zwei Leute zur Not immer noch eine Woche lang satt", rechnet Herbert Haase vor.
Man könnte also sagen, der Brotpreis hat sich seit 1950 verzehnfacht und einen neuen Rekordwert erreicht, doch wer heute mehr verdient als 1950, den trifft die Preissteigerung überhaupt nicht, bekräftigt Schieritz. Betrachtet man die gesamte Einkommensgesellschaft, sind die Arbeitnehmereinkommen bis 1990 stets ein klein wenig schneller gestiegen sind als das Bruttoinlandsprodukt (BIP). Der Anteil der Arbeitnehmereinkommen am Volkseinkommen stieg, zumindest bis zum Zustrom neuer, günstigerer Arbeitskräfte aus den Anschlussgebieten im Osten: In den 90er Jahren stiegen die Arbeitnehmereinkommen langsamer als das BIP, seit der rot-grünen Schröder-Regierung wurde die Differenz dramatisch. Die Arbeitseinkommen stagnieren seitdem, die Unternehmens- und Vermögenseinkommen explodierten und das Wachstum der Steuereinnahmen des Staates übertrifft alle anderen Gewinnarten noch einmal deutlich.
Trost aus Hamburg
Gut, dass wenigstens aus Hamburg Trost kommt. Verglichen mit dem kaufkraftbereinigten Nettolohn verdient ein durchschnittlicher Arbeitnehmer in Deutschland heute zumindest kaum weniger als im Jahr 2000, genug Geld allemal, um sich Brot kaufen zu können. Beim Kauf einer "Zeit" wird es schon schwieriger. Das Blatt kostete 1971 noch eine 0,66 Euro, nach den damaligen Löhnen und Gehältern konnte sich ein Durchschnittslohnempfänger damit etwa 1.000 Wochenzeitschriften im Monat leisten. Mittlerweile kostet das Blatt 5,90 Euro, einen Preissteigerung um rund 890 Prozent, die es dem Bezieher eines Durchschnittsgehaltes nur noch ermöglicht, sich magere 670 Exemplare der "Zeit" von seinem Einkommen anzuschaffen.
Dafür ist das Papier nachhaltiger und die Beiträge in der zum traditionsreichen Holtzbrinck-Verlag gehörenden Publikation setzen sich viel häufiger und vielfältiger für die Durchsetzung von Gerechtigkeit, Klimamaßnahmen und sozialer Politik mit niedrigen Zinsen und hohen Renditen ein. Ein "Zeit"-Abo kostet heute zwei Drittel des Hartz-4-Satzes, wird aber mit der nächsten Erhöhung des Mindestlohnes für Otto Normalleser außerhalb von Blankenese und den anderen Bionadeadel-Siedlungen im Land wieder deutlich erschwinglicher. Drei Acht-Stunden-Tage nur muss ein Billiglöhner etwa im "Zeit"-Vertrieb dann für vier "Zeit"-Ausgaben ackern, derzeit sind es noch 30 Stunden.
Auch beim Heizen wird gedämpft
Beim Heizen hingegen wirkt ein anderer Effekt dämpfend: Durch den Klimawandel stiegen die nationalen Durchschnittstemperaturen im am schwersten betroffenen Deutschland seit 1990 um ein Grad. Das bedeutet, dass es heute etwa fünf bis neun Prozent weniger Heizenergie braucht, um einen Wohnraum auf die vielerorts noch üblichen 20 bis 22 Grad zu erwärmen.
Gespartes Geld, das sich bundesweit zu Milliarden Euro summiert. Und mit jedem Grad zusätzlicher globaler Erderwärmung wächst das Sparpotenzial weiter: Die jährliche Durchschnittstemperatur für Deutschland gibt das Umweltbundesamt derzeit mit 10,4 Grad an. Läge sie erst bei 21 Grad, das entspräche einem Klimaziel von etwa 10 Grad, würde Heizen vollkommen überflüssig. "Nicht nur Kohle, Gas, Fernwärme und Öl würden schlagartig überflüssig, sondern auch Heizanlagen als solche samt ihrer Thermostate, Überlandleitungen, Schornsteine und der dahinterstehenden Neubau-, Service- und Reparaturbranche", umreißt Herbert Haase eine weitgehend unbeachtete Chance, die im Klimawandel liegt.
Das Gejammer einiger Armer
Das Gejammer einiger Armer, die vom Pendeln nicht lassen wollen, ist vor diesem Hintergrund nichts als perfide Hetze gegen eine durchaus positive Entwicklung. Gute Dinge wie "Die Zeit" oder das Klima werden günstiger, notwendige Dinge wie Brot oder auch Bier kann sich nimmer noch jedermann leisten. Und das, was die Zukunft der Menschheit akut bedroht - Benzin, Gas, Strom, Diesel und Bahntickets etwa - bekommt per Preissignal einen Warnhinweis: Vorsicht, hier ist es zwar nicht teuer, weil Menschen früher schon oft deutlich mehr von ihrem Einkommen für diese Ware ausgegeben haben als heute.
Aber, so urteilt Experte Mark Schieritz: "Es führt kein Weg daran vorbei, dass fossile Brennstoffe teurer werden müssen, wenn die Klimaziele erreicht werden sollen". Glücklicherweise muss "wer mit dem E-Auto unterwegs ist, sich keine Sorgen um den Benzinpreis machen" - als "Zeit"-Leser:In profitiert ersiees automatisch vom deutschen Strompreis-Weltrekord.
7 Kommentare:
Das ganze bricht gleich am Anfang zusammen, wenn der Schmierfink den hohen Benzinpreis als Folge der Marktwirtschaft darstellt.
Für diesen Schieritz ist es beim Benzinpreis erst 5 vor 8. Da geht also noch jede Menge, bis es fünf nach zwölf (Wieler) ist.
Kann man dem bitte mal mitteilen, daß es wesentlich Scholz ist, der die Benzinkohle einsackt, der somit ein großes Interesse an einem hohen Benzinpreis hat?
OT Fefes Drolligkeitsfaktor steigt weiter.
Dutzende Maschinengewehre, Schusswaffen, Messer und Degen ... auf einem Dachboden ... beschlagnahmt
Fefe so: Der wollte ganz unpolitisch ein paar hundert Menschen töten können.
(sein übliches !!11! hat er dieses Mal weggelassen, so ernst ist die Lage)
Fefe hat medienkompetent das Wort übersehen, das in der Meldung nicht vorkam: Munition.
Noch drolliger als er den Kenntnisstand seines Studiums der Atomphysik öffentlich ausbreitete.
Back to the Mittelalter, ist wohl seine Lebensphilosophie.
https://blog.fefe.de/?ts=9f694aa5
Ich habe dagegen heuten den Sowjetatomen meinen Dank ausgesprochen.
Als regelmäßiger Konsument der Abenteuer des Atomino darf ich das.
Ach schau an. Das stand sogar schon mal hier im Blog.
Dank euch, ihr Sowjetatome
Der Google kriegt alles raus.
Der Virologe oder so eben im MDR sagt, wir sollen uns impfen lassen, und dass es nicht vor Ansteckung schützt sagt er, aber vor schweren Verläufen. Warum sich ansteckungsgefährdete Geimpfte trotzdem in Restaurants setzen dürfen, warum ein schwerer Verlauf das Problem von jemandem außer mit selbst ist und ob er Zahlen zu den schweren Verläufen hat, hat der Moderierende anweisungsgemäß nicht nachgefragt.
>Der Virologe oder so eben im MDR sagt
Na sowas, ist beim falschen Artikel reingerutscht. Es ging ja um Benzin. Aber hängt ja irgendwie zusammen.
Kommentar veröffentlichen