Montag, 8. November 2021

Stadt, Land, Schluss: Dorfwoche in der ARD

Schöne Aussichten für Duis- und Brandenburg: Der Wandel wird ein umwälzender sein.

Nach den Hausregeln des Gemeinsinnsfunk kommt dem obskuren Alltag der Abgehängten von alters her eine große Bedeutung und ein hoher Nachrichtenwert zu. Sachsen, Arme, prekär oder allein lebende Leben in Duis- und Brandenburg, Querdenker, Einfamilienhausbesitzer, Dieselfahrer, Dorffeuerwehrleute mit ihren Trinkritualen - regelmäßig bieten sie Stoff für amüsante Komödien, fetten Zoff in den Talkshows der Fernsehphilosophen, für Ansteckungstheorien und Leugnungsdebatten.

Da draußen, wo noch kein Biostrom ist, steht der Feind, ein meistenteils verstockter Gegner von Veganismus, Polyamorie und Freude an der Windkraft. Ein Gegner, der nur widerwillig seine Beiträge zur Demokratieabgabe leistet und noch überzeugt werden muss, dass alles zu seinem Besten geschieht.

Mit dem Einwegbecher in den Sonnenaufgang

Die Bildungsangebote sind da, "Bares für Rares", eben erst wieder "Wetten, dass...", auch "Klima vor acht" und Bundesliga zielen direkt auf die konservativeren Kreise im Land, die nicht loslassen wollen, was sie als das Ihre begreifen. Wer noch nie mit einem Einwegbecher in der Hand in einer übervollen Berliner U-Bahn in den Sonnenaufgang gefahren ist, umgeben von den letzten Nachtschwärmern, der weiß nicht, wie sündig es ist, selbst Hühner zu halten, zur Arbeit in die Nachbargemeinde zu fahren und zum Einkaufen in die Nachbarstadt. Andersherum ist es ähnlich: Der Dorfmensch in seiner Kittelschürze, den Gummistiefeln und mit dem polnischen Unkrautvernichter in der Hand ahnt nicht, wie viel Wohlstand aus den Metropolen zu ihm schwappt und wie hungrig er wäre, gäbe es nicht all die Werber, Verwalter, Planer, Visionäre.

Wichtig ist, die Spaltung zu beschreiben, die Kluft zu benennen und das Volk vor die Wahl zu stellen. Mit "Stadt.Land.Wandel" hat die ARD ein derart wichtiges Aufklärungsprojekt gestartet, dass alle Ereignisse der ganzen Welt am Sonntagabend nicht ausreichten, die "Tagesschau" zu befüllen. Kein Hunger mehr, kein Klima, keine Flucht, keine rechte Gewalt.  Stattdessen gab es einen ausführlichen Programmhinweis in eigener Sache, der mit Hilfe befreundeter und verbündeter Leitmedien auch draußen in der Echtwelt platziert werden konnte. 

Erziehung der Uneinsichtigen

Man kennt sich, man hilft sich, man arbeitet zusammen gegen die Uneinsichtigen, Unbelehrbaren. Im Normalfall geschieht das, indem das Leben draußen vor der Studiotür als Material dient, aus dem sich Botschaften meißeln lassen. Regen heißt, es wird immer nasser, Sonne zeigt, das Klima ist da. Die Armut steigt, der Reichtum wächst, die Schere klafft. Und mit kluger Gestaltung wird das alles zu richtiger Haltung. Niemand muss sich von Fakten gefangenhalten lassen, denn die laden immer ein zu kreativem Umgang und subversiver Umnutzung, um die richtigen "Botschaften", "Zeichen" und "Signale" zu senden.

Während die im Wochenmotto platzierten drei Punkte ein solches Signal sind, sie stammen aus dem FDP-Archiv und stehen für die traurigen Reste des liberalen Erbes, steht die Dorfwoche insgesamt vor der Frage, wo die Zukunft noch zu Hause sein darf. Für eine Woche im Jahr verlässt die ARD das "Großstadtrevier", um dort zu wildern, wo die Fremden leben, die Abgespaltenen, die Anders- und Garnichtdenkenden. Das Landleben, wird es nicht trotz seiner unzweifelhaft schädlichen Auswirkungen immer noch über Gebühr romantisiert? das Leben im Einfamilienhaus, flächenfressend und egomanisch auf eine längst überlebte Kernfamilie zurückgezogen - steht es nicht deutlich gegen Diversität, Buntheit und globalisierte Vielfalt? 

Aber auch die Verdichtung der Stadt, die Mobilität spart und urbane Ansichten zum Thema Fortschritt fördert, ist nicht ohne. Wie weit darf sie als alleiniges Zukunftsmodell gefeiert werden, ohne die abzuschrecken, die partout immer gerade das wollen, was sie nicht bekommen sollen? Und wäre die Welt nicht besser dran, setzte der Staat hier klare Transformationsziele? "In Tuntenhausen oder Bad Sülze gibt es womöglich weniger Schizophrenie, aber auch weniger Ärzte für die Diagnose", warnt die SZ vor dem Versuch, Vorteile des Landlebens zu instrumentalisieren.

Brot, Schnaps und Bohnensuppe

Einwegbecher zweimal nutzen, der Bau von Fahrradschnellstraßen, damit die gealterten Anhänger des Lebens im Außenbereich ihr Brot, den Schnaps und die Bohnensuppe vom Markt aus der nächsten Stadt holen können. e lassen sich gleichwertige Lebensverhältnisse schaffen, damit die Transformation in ein zukunftsfähiges Land gelingt?", fragt die ARDorfwoche und sie lässt schon allein damit keinen Zweifel daran, dass nichts bleiben kann. Wandel, Transformation oder "change" wie es der junge Bionadeadel nennt, sie sind die unausweichlichen Wegweiser in eine Zukunft, die die "Gleichwertigkeit" der Lebensverhältnisse für alle und jeden überall und immer endlich hergestellt haben wird. Die U-Bahn nach Bruderode, der Flughafen in Wenzeldorf, das Einfamilienahus auf dem Alex, sogar Internet an der Milchkasse wie im Ausland. 

Der ländliche Raum, heute noch "auf Wachstum und Ertrag getrimmt", wie der auf Füßehochlegen getrimmte Filmemacher Timo Großpietsch bei seinem dokumentarisch Blick auf das Land festgestellt hat, er wird sich ändern müssen. Die Themenwoche bietet einen guten Ausblick darauf, wo die Reise hingeht: Etwa mit Großpietschs Dokumentarfilm "Stadt", zu dem Vladyslav Sendecki die Musik geschrieben hat, während Domenica Berger die Making-Of-Doku drehte.


8 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

SZ (Gerhard Matzig) weiß, wie es in deutschen Städten zugeht.

Wer nicht an Schizophrenie erkrankt, ... kollabiert im Sommer... Oder wird irgendwann zum Opfer eines Anschlags.

Hört hört.

Es gibt daher viele Menschen wie zum Beispiel die Schriftstellerin Juli Zeh..., die aus den apokalyptischen Städten fliehen,.

Da hat er beim Malen der Sprachbilder wohl ein paar Striche Realismus zuviel aufgetragen.

Anonym hat gesagt…

https://www.kraut-zone.de/blog/migrationshintergrund-unter-6

die soziale Realität einer bunten brd beschäftigt den "deutschlandfunk" nicht - er lebt in seiner Mickey-Mausblase ; seine Angestellten sind woke Gutmenschen ; immer achtsam , immer klimaneutral ,immer lieb .

Ein Ausrottungskrieg gegen das Böse und eine achtsame Sprache könnten den Weg ins Paradies ebnen .

nicht jeder kann Greter Thunberg sein - oder Frl. Frivola Noibauer-Bück - aber man kann sich ja mal anstrengen .

das Dr.Zipp La Froucht Seminar für achtsames Zusammenleben bietet nunmehr Fortbildungsseminare für Führerkräfte an :

Modul 1 : ich bin ein weißer Faschist und möchte ein guter Mensch werden - aber wie ? ( 3h 3400.- )

Modul 2 : ( Aufbaumodul , kann nur mit dem Bildungsabschluss aus Modul 1 belegt werden ).

ich habe erfolgreich meine Schuld erkannt und bin stolzer Besitzer des Modul 1 Fachabiturs - nun möchte ich meine Schuld fest in meinen Alltag verankern - wo kann ich öffentlich meine Schuld bekennen ( siehe Kartenmaterial )

Modul 3 : Schuldmanagement : wie kann ich die Schuldkultur an meine Kinder, Angestellten , Sklaven und Untergebenen weitergeben ? ( Ausbildung zum Schuldreferenten unter Anleitung von Frau Dr. Wiktoria Krahnhahne- Münchhousen .

Die Anmerkung hat gesagt…

Ich las soeben SPD-Präsidium schikaniert Esken mit Klingbeil für Parteivorsitz

Anonym hat gesagt…

Die (bisher) dümmste Frage des Jahres
7.11.2021 23:41 Bei olle Danisch -------
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Man meint, nichts könne einen noch plätten, da faselt ein gewisser Sexualtherapeut in (((Die Zeit))) derart daher, daß ein Kerl, der sich nicht oder doch nur ungern von hinten rannehmen ließe, ein altmodischer Spießer wäre, die unmittelbare Vorstufe zum Natzi, also, sinngemäß.

Anonym hat gesagt…

@sexualtherapeut

Der hat aber keinen Videobeweis mitgeliefert, dass er das traditionelle Rollenverständnis schon überwunden hat.

Man fragt sich, wie sowas in die Blätter kommt. Schickt der ein Exposé und die sagen 'Oh Heteros mögen es nicht von hinten, das wollen unsere Lesenden bestimmt lesen.'

Die Anmerkung hat gesagt…

Die Fabrik für Menschenhumus

https://www.youtube.com/watch?v=_LJSEZ_pl3Y

Anonym hat gesagt…

OT Wieso wurde Black Friday eigentlich noch nicht für rassistisch erklärt?

Anonym hat gesagt…

das Reichsrichtlinienkompetenzzentrum informiert :

Der sog. "black friday " wird mit sofortiger Wirkung abgeschafft und durch den friday of Kollor ersetzt (FoK)
.

i.A. Abt. HALT