Dienstag, 30. November 2021

Omikron: Ein Gespenst geht um in Europa

 Der wahre Grusel spielt im Kopf: "Omikron" lässt sich medial als akute Bedrohung inszeniert, indem es mit "bisher" und "Lebensgefahr" kombiniert wird.

Es ist nie das, was der Zuschauer weiß, dass den größten Schrecken zu erzeugen verspricht. Seit Alfred Hitchcock seine unübertroffenen Filme dreht, gilt es als Grundprinzip der Herstellung von Thriller- und Horrorfilmen, das Publikum im Unklaren zu lassen. was passiert, man weiß es nicht. Wer wird sterben, wie schlimm wird es werden, gibt es einen Ausweg oder wird alles nur noch übler? 

Der wahre Horrorfilm, er spielt stets im Kopf, wahre Meister der Horrorinszenierung arbeiten deshalb nicht mit sichtbaren Strömen von Blut, mit Kettensägen und Marterpfählen. Sondern mit der Fantasie ihrer Zuschauer: Ein Geräusch, ein angedeuteter Gedanke und die Ungewissheit, sie verwandeln ein Publikum in der richtigen Stimmung in so furchtsame Menschen, dass der Ruf einer Kuckucksuhr an der richtigen Stelle oder ein aufgezogener Duschvorhang sie kollektiv in namenlosen Schrecken versetzt.

Bedrohung mit passendem Namen

Noch besser freilich, wenn das Unbekannte, das Unabsehbare und Bedrohliche einen Namen trägt, der allein schon von Fürchterlichem spricht. Omikron, wörtlich übersetzt "kleines o", klingt nach einem Körperfresserfilm der 70er, Formikula, Tarantulas und Omikron Hollywood jedenfalls. Nichts Genaues weiß niemand, die Tendenz aber geht klar in die Richtung "Kampf um Organia" und "Angriff der Zylonen": Trickst die Supermutante die Immunabwehr aus? Ist der Bundesepidemiologe deshalb so beunruhigt? Könnte das nicht oder ist es? Versagen die Impfstoffe? Wie schlimm wird es werden? Oder noch viel schlimmer?

Ein Hauch von Krisenlust und klammheimlichem Vorgrusel liegt in der Luft, wo Medien und Politik gespannt auf das Eintreffen der neuen Virusvariante warten. Abwarten bis zu dem Tag, an dem Einzelheiten über die Wirkung der ausdrücklich nicht nach dem chinesischen Präsidenten benannten Mutante aus Südafrika bekannt sind, ist keine Option. Siehe Hitchcock: Gerade dann, wenn nichts gewusst wird, ist das Schreckenspotenzial am größten.

Unwissen ist am Grauenhaftesten

So wird denn aus dem, was bekannt zu sein scheint, geformt, was benötigt wird. Omikron könnte noch ansteckender sein als die Delta-Variante, oriakelt die "Tagesschau", es gebe "erste Fälle in Deutschland", die EU warne auch schon, denn Forscher befürchteten, dass die neue Variante "möglicherweise auch das Immunsystem stärker belaste als die Deltavariante". Bei den ersten Omikron-Patienten in Südafrika, ein Land offenbar, in dem Corona-Infizierte von Ärzten behandelt werden, auch wenn sie keinen Bedarf an Krankenhausbetreuung und Intensivstation haben, seien "ungewöhnliche Symptome" beoachtet worden, "Schmerzen und Müdigkeit" etwa und kein Geschmacks- oder Geruchsverlust.

Der Papst boxt nicht in Norderstedt in dieser Woche und Omikron verläuft bislang in allen Fällen mild, milder jedenfalls als Delta. Nach den journalistischen Regeln einer untergegangenen Welt wäre das Ausbleiben einer Folge, mit der aufgrund vorliegender Erkenntnisse niemand rechnen konnte, keine Meldung wert. Bayern München siegt jede Woche nicht in Wuppertal, Angela Merkel heiratet jeden Monat nicht zum dritten Mal und es besteht auch kein Grund, darüber zu informieren, dass Ursula von der Leyen nach allen vorliegenden Erkenntnissen an ihrem Namen festhalten werde. 

Die Todesseuche an der Hintertür

Der durchschlagende Erfolg der Nachricht "Bisher keine Lebensgefahr durch Omikron" ist so nur durch die Zweckrichtung der Nicht-News zu erklären. Omikron ist ein Gespenst, das in Europa umgeht und von dem in den fünf Tagen seit seinem Erscheinen noch niemand behauptet hat, es sei nun garantiert die Todesseuche, die hinwegraffen werde, was nach Alpha, Beta, Gamma und Delta noch überlebt habe. Erst das Dementi mit der Betonung des "bisher" vor "keine Lebensgefahr" etabliert die Angstvorstellung in den Köpfen: Bisher, das heißt doch was nicht ist, wird noch werden? Und dann wird man, das geht aus der kaum verschlüsselten Nachricht hervor, nicht nur wie bisher gar nicht oder leicht oder schwer oder sehr schwer krank, sondern man gerät wohl unumgänglich in Lebensgefahr.

Die Beschreibung des Omikron-Verlaufs bei den bisher Infizierten als "mild" kommt ins Kleingedruckte oder sie wird gleich ganz weggelassen, hinderlich und irritierend. Die höhere Ansteckungsgefahr dagegen wird betont, die ersten Fälle werden eifrig vorgezählt. Aus einer Corona-Mutation, von der aktuell faktisch nur bekannt ist, dass sie noch niemanden schwer hat erkranken lassen, dass sie Infizierten den corona-üblichen Geschmacks- und Geruchsverlust erspart und dass ihre Symptome aus "extremer Müdigkeit" und nicht näher beschriebenen "Schmerzen" bestehen, ein Krankheitsbild, das jeder Angina-Patient sofort nehmen würde, erwächst durch die Hintertür des alten Hitchcock-Tricks die dunkle Bedrohung von etwas Unbekannten, Unausweichlichen und Unbeherrschbaren.

 


6 Kommentare:

Jodel hat gesagt…

Meine Formel, mit der ich bisher ganz gut durch alle mutierten Corona-Mutanten gefahren bin:

Stellungnahme Lauterbach + Stellungnahme Wieler + Stellungnahme Drosten - 90 % = wahrscheinlichstes Szenario

Für unsere Politiker kann man nur hoffen, dass sich die wahrscheinliche Ungefährlichkeit
der neuen Mutation so lange verschleiern lässt, bis endlich eine neue pandemische Gefahr von nationaler Tragweite festgestellt werden kann. Insbesondere Herr Söder wird so lange trommeln bis wir im Lockdown-Forever sind und er endlich Kaiser von Deutschland sein darf.

Anonym hat gesagt…

Dass 'bisher' keine Lebensgefahr von Omikron ausgeht, ist eine Bestätigung, dass die kluge Lockdown- und Impfpolitik der alten Bundesregierung das Virus überzeugt hat. Es bedarf jetzt erst recht eines konsequenten Verfolgens und Wegsperrens von Impfleugnern, in ihrem eigenen Interesse, damit das auch so bleibt und nicht alle sterben.

Anonym hat gesagt…

das Prekariat wird jetzt sturmreif getalked ; irgendwann ziehen alle kleinen Blockwärter mit und der Normalbürger ist mehr oder weniger schachmatt . Impfkritik wird meldepflichtig ; Lena-Lala-Lara ( Leeramt und was mit Medien ) organisiert eine antifa-Testosterontruppe und sucht pro - aktiv nach Leugnern und Zetteldruckern .

2023 : antifa wird offiziell Teil des VS

2024 : der Gleichheitsbeauftragte lässt Immobilien problematischer Bildungsbürger beschlagnahmen ; wer mit Holz oder Koks geheizt hat wird bei der gez um 20°° als abschreckendes Bsp. präsentiert .

Sozialkreditsystem kommt .

problematische Literatur verschwindet aus allen Bibliotheken , online Archive werden blockiert ; Hausbesuche durch LebensberaterInnen wenn Bernd heimlich Sollschenizzin geladen hat .

alle ppq Kommentare können zugeordnet werden , Internierung problematisch - uneinsichtiger Berndbürger .

Dr. Zipp Ladouche , Sprachterrorist irgendwo in der Schweiz gesichtet .

Problembürger müssen gekennzeichnet werden ( 2026 ) ein gelbes "P" auf der Kleidung signalisiert :"Normalbürger mit problematischer Haltung " ( "P" mit schwarzen Streifen : reaktionärer Querulant ( früher : RQ ) .

Martina Weissbrand wird Chefin der Inlandsdienste .

Zwangszuweisung geeigneter Fachkräfte ; freiwilliger Ackerdienst im Garten des Herrn ("fröhliches Schaffen in sauberer Luft " nach 18°° Uhr Grtervorträge bis 2°° ), Frl. Räämstma fährt im grüne Rolls vor , alle fröhlichen Ackermenschen applaudieren , grüne Fanartikel können erworben werden .

Anonym hat gesagt…

Ein Witzbold schrub erst vorgestern, Omikron, auf engeländisch klein und mit "ßi" geschrieben, wäre ein Anagramm zu "moronic". Also, patschemu njet, varför inte. Paßt.

Anonym hat gesagt…

>> Laurenz
30. November 2021 14:45
@ML

Wieder ein durchweg klasse Artikel. Beim letzten Mal versuchte ich Ihnen das religiöse Element näher zu bringen. Es ist im Grunde so, wie der designierte Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir allen weißmachen will, daß nur "bildungsferne Idioten" sich gegen die Impfung sperren. <<
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Auch du, Laurenz, auch du ...

"Liebling, weißt du noch? - Nein, ich bin grad fertig!" - Frank Leuchte, Das Magazin.

Anonym hat gesagt…

>> Allnichts
30. November 2021 14:45
Schwächer wird es dann bei dem, was mehr in Richtung Medizin und Gesundheit geht. In Ländern mit einer hohen Impfquote lässt sich sehr wohl eine gesundheitliche Entspannung verzeichnen, Impfungen dienen nicht nur dem Selbstschutz, gemeldete Todesfälle sind erst einmal unbestätigte Verdachtsfälle, auch eine Impfung mit nachlassender Wirkung hat einen positiven Effekt auf das Gesamtgeschehen usw.

Noch bin auch ich gegen eine Impfpflicht, weil ich der Meinung bin, die Lage lässt sich weiterhin ohne beherrschen. Deswegen muss ich aber nicht die positive Wirkung der Impfung verleugnen ... <<
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Holla die Waldfee, was ist denn dort los? Was für Entsprungene läßt der Götz von Schnellroda dort sabbern? --- Ja, liebe Frau, nun weiß ich, was Gruseln ist.