Zehntausende Pol:innen tauchten plötzlich auf, eine Überraschung, denn zuvor war das Wort noch niemals irgendwo verwendet worden. |
Es ist noch kein Muss, nicht einmal im Gemeinsinnfunk. Doch es muss sein, selbst dort, wo es nicht sein kann: Im Zuge des allgemeinen Kulturabbaus befleissigen sich immer mehr Sprachaktivisten immer öfter, mit immer ausgefalleneren Eigenbau-Kreationen zur Bereicherung der deutschen Sprache beizutragen. Radfahrende und Studierende waren vorgestern, Wählende und Gewähltseienwerdende gestern. Jetzt kommen die "Pol:innen", ein Menschenschlag, der die amtliche "Tagesschau" durch engagierte Demos "für die EU" (Tagesschau) auf sich aufmerksam gemacht hat.
Vom Nordpol zum Südpolin
Was für ein Einstand. Eben noch existierte der Begriff "Pol:innen" nicht, nicht einmal die Schreib:weise war jemals zuvor aktenkundig geworden. Allenfalls in den Randbezirken des Kulturkampfes um die Verwandlung der deutschen Sprache in ein regelloses Gewimmel aus markierenden Sternen, Pausenzeichen und missbrauchten Satzzeichen taucht die genderisierte Doppelform aus männlich und weiblich in einem Wort auf. Dann aber öffnete sich mit der Demonstration von "landesweit Zehntausenden" (Tagesschau) der 43 Millionen Polinnen und Polen eine Türin ein weiteres, nun noch kleineres Kämmerchen aus purem Quatsch.
Seitdem gibt es Pol:innen. Und nächstens dann auch Pol:außen, denn "Pol" bezeichnet einen Endpunkt und so lange kein Ding nur eine Seite hat, gehört zu jedem Polin ein Gegenpolin, erst recht und gerade hier, wo es um die Umwertung und Neudeutung eines maskulinen Substantivs geht, das sich in der Sprache der Pol:innen, einem westslawischen Dialekt aus dem slawischen Zweig der indogermanischen Sprachen, vom Wort "Polje" für Feld ableitet.
Ein weites Feld in fremder Sprache
Die Polanen waren es, die zuerst Polnisch sprachen, ihren Namen verpassten ihnen aber die seit jeher zur ordnenden Anweisungen berufenen Deutschen, die nach einer Reise des ostfränkischen Kaisers Otto III. nach Gnesen im Jahr 1000 beschlossen, die eben Besuchten so zu nennen, um sie von anderen Völkerschaften unterscheiden zu können. Im Wissen um die Regelkraft von Verordnungen, die aus dem Westen kommen, widerstrebten die Inpolenlebenden zu jener Zeit nicht weiter. Sie nannten sich nun einfach "Polacy", auf Deutsch so viel "die polnischen Leute" oder auch Polinnen und Polen, kurz Polen.
Knapp über tausend Jahre blieb es dabei, bis zu jener historischen Aussendung der "Tagesschau", die das Feld von innen aufrollte. Streben Deutschlands Leitmedien in anderen Fällen danach, fremde Länder und ferne Gestade so zu nennen, wie die sich selbst gern genannt sehen wollen, so dass sich Weißrusslands Bevölkerung in der Zeitspanne eines Wimpernschlages von "Weißrussen" nicht etwa in Weißruss:innen, sondern in "Bjelorussen" verwandelte, die zu aller Abgrenzung von Putins Russland auch noch als "Belloruh-sen" anzusprechen sind, gilt diese Regel hier nicht.
Anwendungsfremdes Adverb
Anstelle der längst gebotenen respektvollen Rückverwandlung der "Polen" in originalsprachliche und geschlechtergerechte "Polacy" ist die Hamburger Lösung eine Neuschöpfung, die den Aus- oder Eintrittspunkt magnetischer Kraftlinien beim Magneten überraschend mit einem im ersten Moment anwendungsfremd wirkenden Adverb kombiniert. Dem "idealen Kandidaten" der CDU auf die Laschet-Nachfolge und den "politischen Gegnern" der grünen Jugendchefin ist der einende Trennungsdoppelpunkt im Wortkern noch nicht verliehen worden.
Aber das kommt noch.
12 Kommentare:
Vor ein paar Tagen haben ich mal Bundesländer*innen gelesen. Irgend so eine Idiot*in auf Twitter.
Here we go
https://twitter.com/search?q="Bundesländer*innen"&src=typed_query&f=live
Die ,Tagesschau‘ hat ein wahnsinnig hohes Ansehen.
-Linda Zervakis (Tagesschau)
Da sollten der Pol und seine Polin lieber zustimmen.
"SteuerInnenzahler" (sic) © Bäärbokk
Facherfahrener
Wie mächtig Google und co – von den Nutzern gemacht wurde siehe hier:
– Der amerikanische Präsident wurde abgesetzt
– Der PAPST legalisiert durch die Hintertür (C 19 ) die Abtreibung aus denen das Serum hergestellt
– Klimawandel ist die GRUNDLAGE des Bestehns dieses Planeten ERDE
– Klimawandel ist nichts anderes – als ERNEUERUNG
– selbst der (dumme) Bauer vermeidet hintereinander auf dem Acker das selbe auszusähen
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"Sciencefiles" - Ich sähe Krähen in der Nähe = Ich würde Krähen in der Nähe sehen.
Auf einem folgenden Strang wird "Gewerkschaft" mit "Handelsunion" übersetzt.
Se Junjn is bihaind as, wi schäll not bimuhwt. Dschast laik ä trie ...
Hat wohl Gurgel-Tränsläht verbrochen - die übersetzen z.B. Arsch mit Esel unnd Frühling mit Quelle, auch wenn man VON VORN HEREIN auf ganz anderen Sprachen unterwegs war. Wiederlich, einfach wiederlich. Wann höhrt dieser Spuck auf?
Hatten wir doch grad hier.
Beim Sturmgeschütz machen sie aus biofuel Biobenzin. Von wegen DDR 2.0, solche Leute hätte man unter Honecker als Rohrmolch eingesetzt.
https://www.nzherald.co.nz/travel/prince-charles-reveals-car-runs-on-cheese-and-wine-biofuel/GM6DSS546HRSGDLJ4BIBZY4O5Y/
https://www.spiegel.de/auto/biosprit-prinz-charles-betankt-seinen-aston-martin-mit-wein-und-kaese-na-ja-fast-a-9a3f1454-5b6b-4961-bbff-42dd56775858
12. Oktober 2021
Was stimmt hier nicht?
Also, was ist für die Erklärung des Sachverhaltes vollkommen überflüssig und kann ersatzlos gestrichen werden?
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Muß ich raten. Die "mittelalterliche Klimanomalie" (Bolschewikiblödia) danach?
Diese Pseudodiskussion auf PIPI, nachdem Schleimi Meuthen des Parteivorsitzes entraten hat: Hach liebe Frau, was mich doch gruselt, was mich doch gruselt. Ja, nun weiß ich, was Gruseln ist. (Aber so genau wollte ich es eigentlich doch nicht wissen.)
Der eine quakt: Der Storch hat recht! - Der andere quakt: Der Rab' hat recht!
@Ratefuchs.
Ja schon, aber den Ötzi haben sie trotzdem erst neulich gefunden. Manche finden auch Mammutknochen, Flügel von Flugsauriern oder eine Kiste mit Wikinger-Dukaten.
Die dichtende Jugend von heute, das wird nichts mehr in diesem Leben. Das höchste, was die noch erreichen können wäre ein Nobelpreis für Literatur. Die Weihe der Dichtkunst erfährt sie nie, denn höhere Poesie ist ein Werk des Genie. (Klopstock)
Da hofft man doch auf das möglichst baldige Eintreffen von Thiels Türchen Nr. 1. Bei allen begleitenden Übeln würde wenigstens dieser Sprachwahnsinn endlich ein Ende finden. Nach dem lesen von "Pol:innen" kann man sich mit Kanack Sprak deutlich leichter anfreunden.
Wenn schon die deutsche Grammatik schon den Bach runtergehen muss, dann doch lieber mit Karacho.
Oh, gerade gesehen, ein schon zu viel. An meinem Wesen kann die Grammatik wohl auch nicht genesen. Alle Rechtschreibgurus mögen mir bitte meine dem Termindruck geschuldete Hudelei vergeben. Ein Himmelreich für einen Lektor an meiner Seite.
für unsere bunten Leser gibt es ppq auch in einfacher Sprache .
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