Sie haben Wortbrei angerührt, mit Duden gewürzt, mehrfach das Rezept gewechselt, gebraten, gekostet, verworfen und immer wieder kräftig nachgewürzt. Die Anforderungen, die die Bundesregierung gestellt hatte, waren so hart wie nie, die Aufgabe kompliziert schon allein wegen des Fachcharakters der Frage, erst recht aber, weil der wissenschaftliche Gehalt der Angelegenheit keinerlei Missverständnisse duldete. Rainald Schawidow, als Chef der Bundesworthülsenfabrik (BWHF) in Berlin gerade in den unmittelbar zurückliegenden Jahren Kummer gewohnt, stöhnt noch im Rückblick auf die Problemlage, mit der seine Wortschmiede, Hülsendreher und Fachsemantiker im Sommer plötzlich konfrontiert worden waren.
Nach "Rettungsschirm" nun "Impfdurchbruch"
Aus dem Bundesgesundheitsministerium kam Mitte Juni die Aufforderung, eine Worthülse zu liefern, die anstehende Neuinfizierungen von Geimpften für ganz normale Regierungspressekonferenzen anschlussfähig macht", erklärt der Sohn eines Bergmanns aus Ludwigslust, der seine berufliche Karriere als ganz einfacher Worthülsendreher beim früheren DDR-Kombinat VEB Geschwätz, einem volkseigenen Nachfolgebetrieb des BWHF-Vorgängers Reichsworthülsenamt, begonnen hatte, in der wiedervereinigten Deutschland dann aber schnell zum höchsten Wortwart der Republik aufstieg. Ein Paradoxon, das damit zu lösen gewesen sei, beschreibt Schawidow, in dessen Biografie die Erfindung von Begriffen wie "Protestterroristinnen", "Rettungsschirm", "Energiewende", "Schulden-" und "Mietpreisbremse", aber auch der "Wachstumspakt" und zuletzt die "Impfkampagne", der "Impffortschritt" und die "Durchimpfung" stehen.
Zum ungewöhnlichen Fremdwort Paradox greift der zuweilen auch als "Volksvokabelwart" (Express) bezeichnete Politsprachpoet nicht von ungefähr. Erst Ende vergangenen Jahres habe die BWHF ja das schnörkellose "Impfimmunität" kreiert, um der Politik zu helfen, die großen Chancen einer zügigen Durchimpfung auf dem Weg zur "Herdenimmunität" zu betonen. "Da dachten wir eigentlich, dass wir das Unsere getan haben", seufzt Schawidow.
Task Force Reinfektion
Nun aber der Sommer, nun aber die ersten Nachrichten von Neuinfektionen von Immunen. "Das machte die Aufgabe recht kompliziert", sagt der höchste deutsche Wortschmied, "denn im landläufigen Sinne ist eine Immunität ja eigentlich eine angeborene oder durch Impfung erworbene Unempfänglichkeit für Krankheitserreger." In allen medizinischen Fachbüchern, die seine schleunigst gebildete Task Force "Reinfektion" in aller Eile gewälzt habe, sei von einer Infektion von Immunen nicht die Rede gewesen. "Es war also an uns, einen verbalen Ausweg zu finden, der in einem Wort erklärt, wie eine durch Impfung erworbene Immunität in sehr seltenen Fällen eine Infektion nicht verhindert."
Dass es dazu einer völlig neuen Interpretation des schon viele Jahre gebräuchlichen Wortes "Immunität" bedürfen würde, weil das aus dem Lateinischen entlehnte immunitas für "Freiheit von etwas" und in Bezug auf die Gesundheit eben als "Freiheit von Krankheit" nach dem alten Lateinerwort "immunis" für "gefeit gegen" steht, sei den Mitarbeitenden in der Task Force schnell deutlich geworden. "Aber fündig sind wir dann erst beim Wälzen des Grundgesetzes geworden, das in Artikel 46 Absatz 2deutlich eine solche Möglichkeit aufzeigt", sagt Rainald Schawidow. Dort sei die Rede von der Aufhebung einer erworbenen Immunität durch eine Genehmigung des Bundestages - "und hier haben wir unsere Möglichkeit zu sprachlicher Ausgestaltung gesehen".
Eine neue Definition von Immunität
Die neue Definition von "Immunität", die von der BWHF erdacht und in Umlauf gebraucht wurde, ist allerdings eine, die nicht vom Bundestag nach einer förmlichen Beratung des Ältestenrates aufgehoben wird, sondern durch das spontane Auftreten eines Impfdurchbruches - "ein weiteres neues Wort, das wir in diesem Zusammenhang erfinden mussten". Ganz neu sei es freilich nicht, im Englischen spreche man schon seit Jahresanfang von breakthrough vaccinations und noch früher bereits habe es Berichte über das äußerst seltene Phänomen bei Masern und Windpocken gegeben. "Uns ging es vor allem darum, einen griffigen Begriff für eine Immunität zu prägen, die zuweilen keine ist oder nur vorläufig oder man weiß es gar nicht."
Daten aus dem Internet (Grafik oben) zeigen jedenfalls, dass die Strategie, mit einem griffigen Begriff auf eine Erklärungsnotlage zu reagieren, einmal mehr erfolgreich war. "Es ist uns gelungen, aus dem Kreis ein rundes Quadrat zu machen", erklärt Rainald Schawidow in seiner typischen blumigen Art. Immunität sei nunmehr eine Eigenschaft, die befristet verliehen werden, bis sich jemand doch infiziere. "Dann handelt es sich um einen Impfdurchbruch, gegen den man nichts machen kann." Die Immunität aber sorge dann dafür, dass es schwere und schwerste Verläufe nicht gebe oder zumindest nicht so häufig.
11 Kommentare:
3U U ngeimpft, U nbeugsam, U nd gesund. Die Wirksamkeit der verabreichten Cocktails betragen ca. 1%. Wer dafür an einem Experiment teilnimmt, bitte schön.
Irgendwo habe ich neulich das schöne Wort 'Impfziel' gelesen. Ich frage mich, aus welcher Hasswerkstatt das stammte, es scheint sich um Impfhäretiker zu handeln.
Selbst immun zu werden, ist nicht das Impfziel, weil: Widerlegt.
Andere nicht anzustecken, wenn man selbst einen Impfdurchbruch hat, ist auch nicht das Impfziel, weil: Widerlegt.
Als Impfziele bleibt somit:
a) ein fester Glaube, dass der Krankheitsverlauf für Geimpfte weniger schwer verläuft und dass er durch diesen Glauben tatsächlich weniger schwer verläuft (Plazebo).
b)Maximierung der Einnahmen der Hersteller und aller an der Impfkampagne Beteiligten
c)?
'Schauet, schauet scharf.'
PPQ hat - vielleicht aus Taktgefühl gegenüber Leuten wie mir - darauf verzichtet, auf die Verwandtschaft mit "Grenzdurchbruch" hinzuweisen. Einen solchen habe ich in den 1970ern versucht, was mit drei Jahren Z honoriert wurde.
Es passiert mir selten, dass ich beim Lesen unwillkürlich lache. Bei PPQ ist das fast ein Dauerzustand und dieser Text ... ich hatte mich bei Ihnen schon mal bedankt, dass Ihre Texte mir helfen den Irrsinn irgendwie zu bestehen. Hier nochmal mein Dank und meine Bewunderung, wie Sie permanent solche Texte schreiben.
Mit besten Grüßen aus Dunkel Dresden
vielen dank, ist hier das gleiche
tatsächlich weniger schwer verläuft (Plazebo) ...
Sehr richtig. Da wäre auch noch der Nozebo-Effekt (Kunstwort): Wer sich ein besseres Rhinopharyngovirus eingefangen hat und an das offizielle Zeugs glaubt, der meint auch, abschrappen zu müssen, oder auf Dauer siech zu werden und zu bleiben (Krankheitsgewinn). Dann auch noch das Übertherapieren - Druckbeatmung, und/oder Kortikoide satt ...
https://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/der-fall-drachenlord-ein-jahrelanges-martyrium-in-deutschland-und-niemand-haelt-es-auf-kolumne-a-91b94ce3-ab01-4ac1-9286-d85bea144928-amp
jetzt hat der Systemstaat tatsächlich den "Drachenlord" verknackt .
was für ein Scheißland voller Arschlöcher .
der Sepp
>https://www.spiegel.de/netzwelt/
Wenn der Schuster Lobo bei seinem Leisten bleibt, ist er ja sogar zu was nütze.
eine ... Staatsanwältin und eine ...Richterin
Wie soll man da keine Vorurteile entwickeln.
die Gutmenschbourgeoisie die den Drachenlord jahrelang gemobbt , gefoltert und terrorisiert hat kriegt hoffentlich Besuch von einem Bernd der den deutschen Idealismus bitterernst nimmt und dann mit der Rohrzange tut
Wenn der Schuster Lobo bei seinem Leisten bleibt, ist er ja sogar zu was nütze ...
Allerdings irrt er (lügt wahrscheinlich nicht, denn dazu gebricht es ihm an Witz) mit dem "Versagen". Es ist eitel Absicht, Vorsatz, Böswilligkeit.
kriegt hoffentlich Besuch ... Die Hoffnung ist wohl vergeblich.
kriegt hoffentlich Besuch ...
Um noch einmal darauf zurückzukommen: Sieht man das Fotto vom Speiübel, da wird einem wirklich sonderbar. Das sind doch grob geschätzt so fuffzig Gestalten? Da hätte sich die Bullezei allerdings einmal nützlich machen und denen die lange Lakritzstange zu schmecken geben können. Wer dann noch frech wird - Rippenserienfraktur(+Kiefer~). Die Frage, warum sie das nicht getan hat, ist natürlich schon beantwortet.
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War doch mal vor Jahren ein "gelinderes" Beispiel: Ein armes Würstchen, dem falsche Freunde eingeredet hätten(?), er könne wunderbar singen, hat sich bei DSDS voll zum Obst gemacht, darauf wurde er wochenlang zur Sau gemacht, seinen Eltern wurde die Haustür eingelatscht ...
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