Ein Neustart reicht nicht, es braucht jeden Tag einen. |
Es geht ans Eingemachte, an den zentralen Glaubenssatz der Weltklimabewegung. Noch steht der nächste Klimastreik bevor, einmal mehr einer der aus Furcht vor mangelnder Beteiligung der Klimageneration Greta zentral für die gesamte Welt in der deutschen Hauptstadt ausgetragen werden soll, um die kommende Fortschrittskoalition zur Ausrufung höherer Klimaziele zu zwingen. Und nun der Schock, ausgelöst durch den Kölner Verhaltensökonomen Axel Ockenfels: "Klimaziele reduzieren keine CO2-Emissionen", hat der Wissenschaftler am Wochenende zum Erschrecken der Klimaschutzstrategen im "Handelsblatt" verkündet.
Axt am Stamm von Paris
Die Axt am Stamm der Pariser Beschlüsse, die völkerrechtlich verbindend festgelegt hatten, dass Staaten sich zu verbindlichen CO2-Zielen verpflichten müssen, die so weit in der Zukunft liegen, dass die Staatsführer, die die Verpflichtungen eingehen, keine Gefahr laufen, die Erfüllung noch abrechnen zu müssen. Gleichzeitig wurde die aus den Jahren nach dem Ende des Kalten Krieges stammende Tradition fortgeführt, fehlende Fortschritte bei der Annäherung an das ausgerufene Ziel zu kompensieren, indem sogenannte "ehrgeizigere" neue Ziele verkündet wurden: Schärfere Grenzwerte, schneller zu erreichen, noch schwieriger umzusetzen.
Diese sogenannten "Klimaschutzverpflichtungen" ersetzten stets und vollständige jedes Nachdenken darüber, wie sich Kohleverstromung, die Nutzung von Öl oder Gas oder der Einsatz von nuklearer Energie in der Realität stabil und durch launischen Wind und zeitweise wochenlang fehlende Sonne ersetzen lassen könnten. Medial besser vermittelbar als erschütternde Daten über die Notwendigkeit klimabelastender Investitionen in tausende Großspeicher, in zehntausende Windräder und Millionen Tonnen Stahl verschlingende Fernleitungen blieb stets die bei allerlei "Erdgipfeln" abgegebene Versicherung, man werde echte Reduktionen eines Tages noch schneller liefern als man sie bisher nie erreicht habe.
Ein ur-europäischer Glaube
Es entstand so ein fester Glaube der Europäer, vor allem aber der Deutschen, dass Belastungen der Erdatmosphäre sich durch Klimaverpflichtungen aus Weltklimakonferenzen verringern lassen, wenn nur alle Staaten verbindlich dabei zusammenarbeiten, ihre Ziele gemeinsam mit anderen Regionen zu erreichen. Niemand war jemals irritiert davon, dass die Strategie noch niemals irgendein Ergebnis erbracht hatte. Vielmehr herrscht in der EU, erst recht aber in Berlin die Überzeugung, man sei nur noch nicht Vorbild genug, habe die eigenen sogenannten "Klimaziele" nur noch nicht ausreichend scharf formuliert und den Zeitpunkt ihrer Erreichung nur nicht streng genug vorgezogen. Gelinge das, so verkünden es die führenden Figuren im politischen Berlin im Chor mit allen angeschlossenen Sendeanstalten, dann werde die gesamten Welt den neuen Menschen im alten Europa nacheifern und dieselbe Lust am Retten entwickeln.
Neue Klimaziele waren im Grunde immer alles, was es als Weg, Vorgehensweise, Strategie und Plan gab. Wie ein Übergewichtiger, dessen Abnehmbemühung in der Erarbeitung immer neuer Zettel mit seinem Wunschgewicht besteht oder einem Sportler, der für seine erste Olympiateilnahme trainiert, indem er sich Tag für Tag pfeilschnelle Rundenzeiten notiert, die er in 15, zehn oder sogar schon fünf Jahren ganz bestimmt zu laufen in der Lage sein wird, wurde die Senkungspropaganda immer lauter, während das ausgerufene CO2-Sparen in die andere Richtung ging. Um 67 Prozent wuchsen die weltweiten Kohlendioxid-Emissionen seit 1990, aus 22,6 Milliarden Tonnen wurden 37,9 Milliarden Tonnen im Jahr 2018. Deutschland schaffte durch die Abschaltung der DDR-Industrie im selben Zeitraum eine Verminderung um 35 Prozent. Deutschland verfehlte damit sein Klimaziel, wie immer. Und reagierte, indem es für die Zukunft eine Verschärfung ankündigte.
Das Ziel ist alles
Dass Klimaziele ansich überhaupt keine Reduzierung von CO2-Emissionen einsparen, kommt als Nachricht aus der Wissenschaft zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Bei der Ende der Woche in Glasgow stattfindenden Weltklimakonferenz sollte mangels aktueller Emissionserfolge ein weiteres Mal mit neuen Zielen in noch näherer Zukunft ausgetrumpft werden. Mit dem großen Klimaprogramm "Fit for 55", das seit seiner Verkündigung durch EU-Chefin Ursula von der Leyen nicht einmal mehr in traditionell jeder Verschärfung und Verschneufelung gewogenen Medien irgendeine Art Erwähnung gefunden hatte, lag ein Blatt bereit, das eine "detaillierte Vision" (von der Leyen) mit einem "Green Deal" verband, der nur nicht berücksichtigt hatte, dass Energiepreise auch steigen können, was in der Regel sofort zu politischer Panik führt.
Auf einmal gibt es nun "wenig Grund für die Hoffnung, dass ein Vorreiter andere Länder zu mehr Kooperation bewegt", wie Verhaltenspsychologe Ockenfels herausgefunden hat. Seit die Staats- und Regierungschefs der EU das EU-Klimaziel für 2030 von 40 auf 55 Prozent im Dezember 2020 verschärft hatten, ist dem Beispiel weltweit kein einziger anderer Staat gefolgt.Auch Deutschlands Versuch, mit einer Erhöhung des nationales Reduktionsziels von 55 auf 65 Prozent Nachahmer zu begeistern, ging fehl. Im schlimmsten Fall droht in Glasgow eine Konfrontation mit der bitteren Realität: Mittlerweile haben Deutschland und die EU ihre Klimaziele schon beinahe ein Jahr lang nicht mehr nachgeschärft und ehrgeiziger formuliert. Dafür aber ist der CO2-Ausstoß zuletzt schneller gestiegen als in irgendeinem anderen Jahr seit 1990.
Die pandemiebedingt 2020 pro forma für einem winzigen Moment erreichten Klimaziele für 2020 sind 2021 wieder in weiter Ferne gerückt. Beim Handelsblatt zumindest wurde schnell reagiert: Aus dem ursprünglichen Alarmruf "Klimaziele reduzieren keine CO2-Emissionen" wurde mittlerweile das tröstlich-solidarische „Nationale Sonderwege helfen nicht“.
4 Kommentare:
Es geht also um den anstehenden Klima-Wanderzirkus in Glasgow. Wie man hörte, wird man Teilnehmer dort nicht nur in elektrischen Jaguars statt z.B. Renault Zoe herumfahren, sondern hat zum Laden besagter Jaguars auch Dieselaggregate aus allen Himmelrichtungen nach Glasgow gekarrt, da es zuwenig E-Auto-Säulen gibt.
Hat da ein deutsches News-Outlet berichtet? Keine Ahnung, egal.
Für ganz viel geld in der Alpenprawda, aufgeschreiben von Elisabeth Dostert
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Christian Hartel
"Der Klimawandel bedroht die gesamte Menschheit"
Wacker-Chef Christian Hartel will den Chemiekonzern nachhaltiger machen. Keine leichte Aufgabe. Er braucht viel billigen grünen Strom. Bislang gibt es den nicht in ausreichenden Mengen.
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Spielt der HFC eigentlich schon klimaneutral? Der Tabellenplatz läßt eine eindeutige Aussage nicht zu.
Strom ist ein soziales Konstrukt. Niemand braucht den, schon gar nicht Wacker...
Berlin 59 24. Oktober 2021 at 17:03
Ich hoffe Orban gewinnt im Frühjahr die Wahl. Die Ungarn wahren schon immer freie unruhige Geister und wenn es da knallt dann richtig.
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Wohl wahr, wohl wahr ...
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