Sie sind beliebt, sie wurden wegen ihre festen Standpunktes im Kampf gegen Rechts häufig gelobt und ausgezeichnet und sie haben nie einen Zweifel daran gelassen, dass sie den Spaß nicht auf die Spitze treiben werden. Deutsche Satireseiten im Internet kümmern sich um die gute Laune der Bürgerinnen und Bürger, sie informieren augenzwinkernd, aber gemeinschaftskonform. Egal, ob Postillon, Jan Böhmermann, SZ, Tagesschau oder Mimikama - mit Geschichten wie 23 starke Anmachsprüche, die das Wort "Gulasch" enthalte", "Darum gefährden Solar-Investoren Natur und Landwirtschaft in Brandenburg" oder "Antisemitismusvorwurf von Gil Ofarim: Komplett überflüssig" zeigen die Verantwortlichen für das notwendige Lächeln zwischendurch immer wieder, welch großen und grundgesetzkonformen Sinn für Humor sie haben.
Grundgesetzkonfromer Humor
Ausrutscher passieren, im Eifer der Gefechte um das gemeinsinnstiftendste Gelächter ist das ganz natürlich. Dass Scharfmacher das scharfe Schwert der Satire immer wieder zu nutzen suchten, hat allerdings bereits vor Jahren den Gesetzgeber auf den Plan gerufen. Damals, es war die hohe Zeit des Martin Schulz als Hoffnungsträger einer ganzen Generation, hatten Beobachter feststellen müssen, dass "viele die Satire für bare Münze und sie halten die Realität für Satire – sie glauben schlichtweg immer, was sie da sehen und hören". Selbst Texte in der "Frankfurter Rundschau", die für erfahrene Mediennutzer auf den ersten Blick stets als reine Satire erkennbar waren, entfalteten bei den Betroffenen eine undemokratische Wirkung, weil sie falsch gelesen wurden.
Mit dem ersten Änderungsgesetz zur Bundessatirerichtlinie (ÄGBRL) beschloss der Bundestag vor vier Jahren unmittelbar nach dem Skandal um eine vermeintliche Kopftuchmerkel in einer beinahe endlosen Nachtsitzung den Aufbau einer Bundeshumorbehörde, die Unklarheiten, Missverständnisse und Doppeldeutigkeiten beim Witzangebot überwachen, Humoranbieter regulieren und einen Wildwuchs beim Lustigmachen vor allem in den sozialen Netzwerken einhegen sollte. Mit gutem Erfolg, wie bisher angenommen worden war: Der als besonders gefährlich geltende politische Witz ist nahezu ausgestorben, das von früheren Possenreißer-Generationen als Hauptaufgabe begriffene Piesacken der Mächtigen wurde bruchlos ersetzt durch rückstandsfrei abbaubaren Umwelthumor und bissige Attacken auf die Schwefelpartei.
Die Befriedung Lachdeutschlands
Lachdeutschland schien befriedet, doch das war wohl ein Irrtum. Wie der Münchner Bürgerrechtler Malcolm Ohanwe jetzt aufgedeckt hat, wirken Publikationen wie @Der_Postillon in ihrem Auftreten oft noch zu ernsthaft, so dass "einige Menschen wirklich drauf reinfallen". Das ist "in der Tat nicht ungefährlich", würden Ungebildete so doch gezwungen, an Verschwörungstheorien wie die von der allmächtigen "Milchlobby" glauben oder sich von angeblichen Zweifeln am Atomausstieg irritieren lassen.
Ohanwe, der zuletzt für einen Auftritt in der Doku „Die Unsichtbaren - Bulgarische Wanderarbeiter am Münchner Hauptbahnhof“ mit dem Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Preis geehrt worden war, legt hier den Finger in eine Wunde, die noch immer deutlich sichtbar in der deutschen Humorgesetzgebung klafft. Nach dem Grundgesetz darf Satire eben alles: Sie darf einen Schulterschluss zwischen Linkspartei und FDP erfinden, eine "mächtige Gas-Lobby" für Rechenfehler der Physik verantwortlich machen und eigentlich bereits ausreichend gestrafte frühere Politgrößen noch einmal vor aller Augen vorführen. Ohne je dafür zu haften, was ihr vermeintlichen "Witze" an gesellschaftlicher Spaltung, an Hetze, Hass und Zweifel hervorrufen.
Zulassungsverfahren für Humorarbeiter
Hier muss und hier wird verschärft werden müssen. Das Zulassungsverfahren für Humorarbeiter wie die Kennzeichnungspflicht für Satire bedürfen einer dringenden Überarbeitung und auch vor dem Tabu, das Grundgesetz zu ändern, um Satire auch für diejenigen zu entschärfen, die sie nicht verstehen und womöglich Meldungen glauben, die satirisch gemeint sind, bedarf in der nächsten Legislaturperiode einer grundsätzlichen Überprüfung. Gelten muss dabei die alte Kabarettisten-Regel, dass Humor ist, wenn man trotzdem lacht, auch wenn ein Gedicht gar nicht lustig ist oder eine „lispelnde, stotternde, zuckende Menschenkarikatur" sich fälschlicherweise von einem kleinen Späßchen eines Menschenrechtlers beleidigt fühlt.
Online-Streifen der Satire-Polizei in den einschlägigen Ecken des Internets, Umerziehungslagern für notorische Falschlacher und einem verpflichtenden Unterrichtsfach "Staatshumor" wird es nicht getan sein. So lange sich staatsgefährdende Satire ein lustiges Mäntelchen umhängen kann, um mit Hilfe eines Bobby-Cars rücksichtslos selbst gegen die höchsten Bundesorgane zu schießen, müssen die verbindliche Humorregeln und Satirerichtlinien nicht nur europaweit einheitlich, sondern auch mit letzter Konsequenz durchgesetzt werden. Dazu gehört es auch, Witze, deren wahrer Charakter sich vor dem Witzverbraucher verbirgt, nicht zwiespältig zu loben, um einem hedonistischen Zeitgeist gerecht zu werden, sondern klare Kante und Gesicht zu zeigen.
Mit dem Verbot des öffentlichen Zeigens der jemenitischen Flagge hat der Staat gezeigt, wie wehrhaft er sein kann, wo immer er will und bei jedem Anlass. Ähnliche Entschlossenheit ist angesichts der immer wieder aufbrechenden Konflikte um die spalterische Wirkung von Satire - Stichwort Nuhr, Stichwort Eckhardt - dringend erforderlich. Mit Malcolm Ohanwe stände glücklicherweise ein jederzeit zur grenzenloser Fassungslosigkeit fähiger Aufdecker humoristischer Großskandale bereit, das künftige Bundeszertifizierungamt für staatstragenden, diversen und korrekten Humor (BZAsdkH) zu leiten.
Für die Zukunft des deutsches Humors wäre der unumstrittene Fachmann mit den feinen Antennen für alles zweifellos eine Bereicherung, die auf "eigene, unerhörte, markerschütternde Weise" (Frankfurter Allgemeine Zeitung) für "unendlichen Spaß" (David Foster Wallace) sorgen würde.
4 Kommentare:
Was wollt ihr eigentlich?
Es läuft doch alles prima nach Plan: Der erste Klimawandel-Herbststurm braust über Schland, wehte hier einen Baum um, dort einen zweiten, der im Harz nahe Elend sogar ein Auto mit Fahrer drin traf, er warf einen leeren und somit leichten Lastzug-Anhänger mit Plane um und ebenfalls die Heizpilze und Plexiglas-Windschutzelemente eines innerstädtischen Straßencafes. Außerdem kann die Buntesbahn wegen auf den Schienen liegenden Ästen nicht überall fahren. Die Gleise müssen wohl mitten durch einen dichten Dschungel verlaufen, wenn das bei jedem Sturm passiert. Aber bloß keine Schneise verbreitern, denn das verbietet der heilige Naturschutz im grünen Lastenfahrradparadies. Hauptsache, wir haben endlich wieder Wölfe im Land. Auch jene, die wir per Integration zu uns ähnelnden Schafen umerziehen wollen.
Ja, wer hätte im schwarmintelligenten Michelvolk trotz Orkanwarnungen im Wetterbericht denn auch ahnen können, dass es sowas wie starke Windböen geben wird? Darauf muss man sich doch nicht vernünftig vorbereiten - also gewisse Fahrten vermeiden und gewisse Gegenstände sichern - wenn ein rasch gemurmeltes Gebet reicht. Dieselbe Ignoranz wie im abgesoffenen Ahrtal, und alle Klugen dürfen die Schäden solcher hirntoten Trottel dann solidarisch mit bezahlen. Und selbst, wenn der eine oder andere aus Fehlern lernen möchte, gibt es eine paragrafenhörige Bürokratie, die jeden erwachten gesunden Menschenverstand mit absurden Vorschriften abwürgt. So gibt es zwar Geld, wenn man die Flutruine am selben Platz renoviert, nicht aber für einen Neubau auf sicherem höheren Grund.
Dieses Land bzw. Volk ist trotz millionenköpfiger Fachkräfte-Bereicherung mental am Ende, da hilft kein Humor, keine Ironie, kein Sarkasmus und auch kein Zynismus. Die wollen einfach verblöden und und verrecken und sind auch noch stolz darauf.
Die deutsche Schildbürger-Realität übertrifft längst die bitterböseste Satire.
Hat er den Tweet gelöscht? Er wurde sicher von Onlinenazis dazu gezwungen. Wie dem hier:
https://mobile.twitter.com/alicologne/status/1448934658847170561?lang=ar
Aber Ehre, wem Ehre gebührt. Malcolm Ohanwe:
2019: International Music Journalism Award. Für: "Wir sind zu viele: Warum deutscher Pop nicht mehr weiß bleibt" (Zündfunk auf Bayern 2) (Beste musikjournalistische Arbeit unter 30 Jahren)[66]
2019: Medium Magazin Top 30 bis 30. Für: Malcolm Ohanwe als Journalist[67]
2020: Herbert Quandt Medien-Preis. Für: "E-Scooter – Fluch oder Segen" (Kontrovers – Das Politikmagazin im BR Fernsehen) (Kategorie: Film) nominiert[68]
2020: Alternativer Medienpreis. Für: Kanackische Welle (Kategorie: Vernetzung) nominiert[29]
2020: Smart Hero Award. Für: Kanackische Welle (Kategorie: Demokratisch Gestalten, 1. Platz)[30]
2020: International Music Journalism Award. Für: „Slang & Sprache im Deutschrap“ (Alex Berlin) (Beste musikjournalistische Arbeit - Multimedia) nominiert[69]
2020: Medienpreis Urologie. Für "Penis-Gesundheit und Beschneidung der Vorhaut" (Kanackische Welle) (Herausragender journalistischer Beitrag über ein urologisches Thema)[70]
2020: Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Preis. Für: Die Unsichtbaren - Bulgarische Wanderarbeiter in Deutschland" (BR Fernsehen) (Journalistischer Beitrag zu wirtschaftlicher Bildung)[71]
2020: Isarnetz Creator Award. Für Kanackische Welle (Kategorie: Lifestyle, 1. Platz).[72]
2020: Willi-Bleicher-Preis. Für: Afroshops - Haare, Haut und Schwarzes Deutsches Unternehmertum (Zündfunk auf Bayern 2) (Kategorie: Nachwuchs)[73]
2021: Juliane Bartel Medienpreis. Für: "Sexismus in kanackischen Communitys" (Kanackische Welle) (Kategorie: Doku Audio)[74]
2021: Juliane Bartel Medienpreis. Für: Women of Color im Pop: Wie sich migrantische Frauen ihren Platz im Musikgeschäft erkämpfen (Zündfunk auf Bayern 2) (Kategorie: Shorts) nominiert[75]
2021: Förderpreis Aktive Bürgerschaft. Für: Unter Neonazis: Als Journalist auf Volkslehrer-Kundgebung (follow.me reports) (Kategorie: Medien)[76]
2021: Coburger Medienpreis. Für Afroshops - Haare, Haut und Schwarzes Deutsches Unternehmertum (Zündfunk auf Bayern 2) (Kategorie: Beste Schöpfung National)[77]
2021: Deutscher Podcast Preis. Für: Kanackische Welle (Kategorie: Bester Independent Podcast) nominiert[78]
2021: Deutscher Engagementpreis. Für Kanackische Welle[79]
2021: Ensemble-Preis für “Afroshops – Haare, Haut und Schwarzes Deutsches Unternehmertum” (Zündfunk auf Bayern 2) (Kategorie: Bestes Audio)[80]
2021: International Music Journalism Award für “Lass mich Atmen: Talk mit Eunique, Jalil, Roger Rekless & mehr” (Alles Gold-Youtube).[81][82]
2021: Robert-Geisendörfer-Preis für “Sack Reis – Was geht dich die Welt an?” (DasDing/Südwestrundfunk)[83]
De Zeiten sind heute recht sonderbar,
det wundern verlernt man janz und jar.
Drum denk' ick een für alle Mal,
wat ooch passiert, is mir ejal.
Und jeht ooch allens kreuz und quer,
Ick wunder mir über jar nischt mehr!
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In fuffzig Jahr'n is allet vorbei.
Erbsensuppe mit fettem Schweinefleisch 21. Oktober 2021 at 14:01
Schaut euch Södolf an, wie Adolf in seinen letzten Tagen, ungepflegt und selbstverwahrlost ...
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Heil Godwin!
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