Sonntag, 26. September 2021

Sieg oder Hauptgewinn: Alles, was wir über den Wahlausgang zu wissen glauben

Am Ende hat auch das nichts gebracht.

Knapp würde es werden, denkbar knapp. Aber nach der großen Aufholjagd wäre der Sieger dann doch der Erwartete, also der Nichterwartete. Eine Überraschung auf jeden Fall, absehbar nach all den Umfragen der letzten Wochen. Aber eigentlich eine Ohrfeige für die, die angetreten waren, die letzte Gelegenheit zu nutzen, um das Schicksal der Nation noch wenden, das Schicksal immerhin einer Nation, an deren Schicksal das der Welt hängt, weil ohne deutsches Klima und deutsche Zeichen und Signale für eine globale Klimaumkehr jede Hoffnung auf ein Weiterleben auf der Erde verloren wäre.

Weiterleben auf der Erde

Trotz aller Unkenrufe, die Armin Laschet, Annalena Baerbock und Olaf Scholz zeitweise jede Fähigkeit abgesprochen hatten, das Land  und damit die nach Weisung dürstende Welt in eine lebenswerte, schuldenfreie und klimaneutrale Zukunft zu führen, haben die Skeptiker, Zweifler und Kritikaster am Ende nicht gewonnen. Eine Mehrzahl der Schonlängerhierlebenden entschied sich, doch wieder teilzunehmen am traditionellen Zettelfalten und noch mehr Menschen zu noch höheren Bezügen in einen noch größeren und damit eigentlich noch verfassungswidrigeren Bundestag zu wählen. 

Dazu bedurfte es keiner "Mobilisierung der Menschen für ein modernes und zukunftsgewandtes Gemeinwesen", nicht einmal öffentliche Debatten über Verschuldung, galoppierende Inflation, den Zerfall EUropa in einen Corona-Kontinent der permanenten Uneinigkeit und die schlagartig offenbar gewordene Unfähigkeit der Jahr für Jahr mit rund 45 Milliarden Euro gepamperten Bundeswehr, auch nur einen einzigen kleinen Flughafen für nur ein paar wenige Tage gegen ein Sandalenheer aus Steinzeitkriegern zu verteidigen. Es reichten Diskussionen über die Subventionierung von Lastenrädern, Versprechen, Millionen Löhne schlagartig zu erhöhen, und die Zusicherung, man werde aussteigen aus allem, das aber werde für alle supergut werden.

Wer hat, der hat

Wer die hat, hat die, sagt ein altes peruanisches Sprichwort, denn von seiner inneren Verlangen her ist der Mensch konditioniert auf das Gefühl, nicht zu wollen, was er nicht will. Das fängt beim Hören an und hört beim Wählen auf: Wie Frauen, Männer und Angehörige anderer Geschlechter nie gern über Patientenverfügungen, Organspendeausweise oder Bestattungsvorlieben sprechen, so mögen sie es auch nicht, im Wahlkampf mit Wahrheiten konfrontiert zu werden. 

Selbstverständlich zehren die niedrigen Zinsen, mit denen der Staatshaushalt Fantastrilliarden spart, die Sparvermögen der Bürgerinnen und Bürger auf. Selbstverständlich wird es nicht ein generöser Finanzminister sein, der die Energieausstiegskosten der hiesigen Haushalte finanziert. Und selbstverständlich wird der öffentlich-rechtliche Rundfunkmoloch nach dem Verfassungsgerichtsurteil über sein von den Verfassungsvätern eingebauten Ewigkeitswachstum nie mehr schrumpfen oder sparen müssen oder umgebaut werden.

Warum konkret werden

Ein Problem ist das nicht, zumindest war es keines im Wahlkampf. Abhängig von der Gewogenheit der Gemeinsinnsender, befleißigten sich alle Parteien, das Thema zu vermeiden wie die meisten anderen. Nicht der Inhalt zählt schließlich, sondern der Eindruck, nicht die Einsicht in die Notwendigkeit, sondern die Absicht, sie nach besten Kräften zu ignorieren. Gut gemeint ist halb gesiegt, stabil geschwiegen erspart die Enttarnung als irrlichternder Aufschneider*in. Die Dankbarkeit der wirklich Wählenden unter den Wählenden, wie die früheren Wählerinnen und Wähler im neuen Stummeldeutsch heißen, kriecht denen am schnellsten nach, die es am besten verstehen, alles zu vermeiden, was Teile der Bevölkerung verunsichern könnte.

Alles, was es jetzt schon über den Wahlausgang zu wissen gibt, ist alles, was sich überhaupt über das Ganze zu wissen lohnt. Die einen siegen, die anderen gewinnen. Die Verlierer haben nichts falsch gemacht, denn es war denkbar knapp. Jetzt kommt es auf die Koalitionsverhandlungen an, auf die Basis, auf eine Einigung der Demokraten auf den gemeinsten kleinen Nenner. Die Welt schaut auf Deutschland und wartet auf ein Zeichen. Das wird doch alles gutgehen, oder? Man kann doch von Versprechen leben, nicht war? wenn sie nur richtig blumig sind?

 



3 Kommentare:

Nietenschwemme hat gesagt…

Nun isser da, der Schicksalswahltag der deutschen Schlafschafe, an dem sie zu den Urnen ihrer Vorwähler strömen, um die nächste Transformationsphase ohne ihre Übermutti auf der maroden Seelenfängerbrücke zu beginnen.

Voller Erwartung, dass ihre jämmerlichen Privilegien erhalten bleiben oder ihr Elend zukünftig gelindert wird, rennen sie zum x-ten Mal los, um dieselben Parteien und Typen anzukreuzen, die ihnen das Hier und Jetzt serviert haben. Sie benehmen sich wie wachkomatöse Einfaltspinsel, die denken: "Irgendwann wird es nicht mehr wehtun, wenn ich mir den schweren Ziegelstein auf den Fuß werfe. Darum weiter so! Wir schaffen das!"

Wozu also diesem infantilen Herdenvieh auf dem Weg zu seiner vermeintlichen Futterstelle nacheifern, wo dann ihre selbstgewählten Schlachter lauern, um sie für sich möglichst lukrativ zu verwursten? Wozu diese immergleiche Verarschung des lernunfähigen Mittelmaßpöbels mitmachen, wenn - wie Bimbes-Kohl es einst so trefflich formulierte, nur wichtig ist, was hinten rauskommt. Und was das ist, weiß jedes Kleinkind. Nur unsere angeblich mündigen Bürger scheinen das schon wieder vergessen oder schamhaft ausgeblendet zu haben.

Ist nämlich pfui, und mit pfui will Familie Saubärmann in ihrem pathologischen Reinlichkeitswahn nix zu tun haben. Und damit sie sich bei ihrem Putzfimmel grenzenlos gut fühlen kann, wird der gesamte Weltdreck heran gekarrt. Ist doch prima, immer was zu schrubben, zu putzen, zu polieren und zu therapieren zu haben, um allen zu zeigen, wie bessermenschlich wir heutigen Krauts sind. Psychopaten, die Importpsychopathen zu Normalos umerziehen wollen. Wäre es nicht so suizidal tragisch, könnte man laut darüber lachen.

Aber in einer Demokratur entscheidet nun mal die Mehrheit über die zukünftigen Prioritäten aller Schildbürger. Das ist diese sonderbegabte Spezies, die sich von ihren Baumeistern erst ein Rathaus ohne Fenster basteln ließ und im Dämmerzustand dann Sonnenlicht einfangen und reintragen wollte. Innovative Künstler und geniale Magier, die dieselben Architekten heute erneut mit der Gestaltung ihrer Heimat beauftragen.

Im Westen also nix Neues und im Osten immer noch das Alte.
Eine viel versprechende aber wenig haltende Zukunftsperspektive.

Da kann man echt nur noch um himmlischen Beistand beten.
Ob der aber so erfolgreich hilft wie im Ahrtal, ist abzuwarten.

Anonym hat gesagt…

Das Festhalten am grünen Heißluftgebläse hat zu einem (vorläufigen) Ergebnis geführt, das man wohl am liebsten den Russen in die Schuhe schieben würde. Gut gemacht, Grün!

Anonym hat gesagt…

Schon recht schudderig zu lesen: Auch die Roten Khmer wähnten sich ja, die oberste Sahneschicht der Menschheit zu sein, so auch ihre Verehrer auf teutschem Grunde.
Nur damals war ich noch Onbaschi im Diensthabenden System der Luftverteidigung des Warschauer Paktes, man konnte es mit Gruseln von außen "genießen", wie weit menschliche Beklopptheit doch gehen kann - heute sitzt man mittendrin, als Opfah, und kann nicht viel mehr tun, als in der U-Bahn Leser der Saudeutschen Zeitverschwendung mit "trotzigen, blauen Augen" - Tacitus - scharpf zu fixieren. Fast "vergas" ich: Die des Tagesspeichel auch.