Dienstag, 14. September 2021

In einem Land nach unserer Zeit

Ganz zum Schluss, als alle Messen gesungen waren, traute sich Ursula von der Leyen damals aus dem hermetisch abgeriegelten EU-Hauptquartier in Brüssel heraus. Die Kommissionspräsidentin, die der Ausbruch der Corona-Pandemie zurückgestutzt auf den Status jener Frühstücksdirektorin, als die sie nach Brüssel entsorgt worden war, verkündete im Nachtrab zu dem, was die nationalen Regierungen ohnehin nach langem Würgen und viel deutschen Widerstand beschlossen hatten, dass sie nun auch vorschlage, ganz Europa abzuriegeln. 

Momente für Ewigkeit

Es war einer jener Momente für die Ewigkeit, deren die vergangenen Monate mehr zu bieten hatten als Jahrzehnte zuvor. Keine mehr rein, keiner mehr raus, zumindest symbolisch. Aus einer EU, die sich eingebildet hatte, Offenheit stecke in ihrer DNA, die Bewachung von Grenzen sei sowohl unnötig wie unmöglich und die ganze Welt ohnehin ein Stuhlkreis von Freunden.

Kurz danach kam die Maskenpflicht, die Ausgangssperren, das Urlaubsverbot, das Betretungsverbot für fremde Bundesländer und die Anweisung, den eigenen Landkreis nicht mehr zu verlassen. Alles geschah handstreichartig und ohne Vorwarnzeit, es wurden Schuldengrenzen, gedacht für die Ewigkeit, in Sekunden für immer beerdigt, unveräußerliche Grundrechte kassiert, Menschen in Gruppen eingeteilt und Berufe nach Nützlichkeitsaspekten in obsolet oder systemrelevant eingeordnet. 

Eine neue Zeit

Eine neue Zeit war angebrochen, eine Zeit, in der Tatkraft sich darin zeigte, dass symbolische Beschwörungshandlungen entschiedene Signale an Zweifler und Ungläubige senden sollten. Als sich alle Mitgliedsnationen des Friedensnobelpreiskontinentes EU, der sich wie selbstverständlich stets gleichgesetzt hatte mit dem Kontinent Europa, der viel größer ist als er, in ihre nationalen Puppenstuben zurückgezogen hatten, zumeist bereit, das Eigene mit allen Mitteln gegen das Virus zu verteidigen, verwandelten sich die Rezepte der stets für längst vergangen erklärten Zeit nationalstaatlicher Souveränität in die schärfsten Waffen europäischer Solidarität.

Abgrenzung, Isolation, Mauerbau. Nunmehr befürwortet von der EU-Kommission, die verzweifelt versuchte, einen kleinen Platz auf der Bühne zu beanspruchen, ebnete die Schließung der bis dato heiligmäßig offenen Grenzen den Weg in ein Land nach unserer Zeit. Der Notstand als alltägliches Brot, nur die Anlässe für das Buffet wechseln: Heute noch die Pandemie, morgen schon das Klima, der Russe, der Chinesenmann. Nichts muss, aber alles kann.

Nichts muss, alles kann

Schneller als es ein lebender Mensch für möglich gehalten hätte, verschwand der gesamteuropäische  Bedarf an "Richtlinien" und "Verordnungen", mit denen eine weltrekordverdächtige EU-Bürokratie bis dahin vom Radieschendurchmesser über den Feinstaubbedarf und bis zur künftigen Regenwahrscheinlichkeit in den Mitgliedsstaaten vereinheitlicht angewiesen hatte, wie 440 Millionen Menschen zu leben haben. Auf einmal fiel die Handlungsverantwortung zurück an 27 Mitgliedstaaten mit mehr als 200 anerkannten Regionen, 600 Parteien und 2.200 Regionen, in denen etwa ebenso viele unterschiedliche Vorstellungen von gut und richtig existieren wie die Verwaltungsgebäude der EU Fensterscheiben, Wasserhähne, Trockenbauschienen und Dämmstoffwollelagen zählen. 

Im Land nach unserer Zeit sind die Verhältnisse neu zurechtgerückt. Es gibt keine Verträge mehr, die für immer gelten, keine Regeln, an die sich alle halten müssen, keine Gewissheit, dass das, was heute richtig war, morgen noch richtig wird sein dürfen. Der enge Gürtel ist noch nicht das Wappenzeichen der neuen Welt, doch er wird es zweifellos werden, denn die Zeit der fein abgewogenen Kompromisse, des Gebens und Nehmens und der Rücksichtnahme auf Minderheiten, die am liebsten in ihren Wertvorstellungen, Traditionen und vorsintflutlichen Gebräuchen weiterleben würden, ist vorüber. 

Das Durchregieren, das Handeln auf eigene Faust, der Verweis auf die allesentschuldigende Notdurft, sie stehen am Ende eines kurzen Ausflugs in die Anarchie der Legislative: Was einmal geht, geht immer wieder, der Präzedenzfall ist keine Zahncreme, die in die Tube zurückpasst.

Nach der Pandemie ist vor dem Anfang einer neuen Welt. Ob sie uns gefällt?



9 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ob sie uns gefällt?
So wie in einem Heringsschwarm den Heringen die jeweilige Richtung gefällt.

Die Anmerkung hat gesagt…

fefe paßt auf.
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Das ist kein Beweis dafür, dass die Impfung Scheiße ist, sondern dass ihr bei Wahrscheinlichkeitsrechnung gepennt habt, wenn ihr mir das schickt. Meine Güte ey.
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Ich habe in Wahrscheinlichkeitsrechnung sogar sehr gut aufgepaßt. Darüberhinaus gab es noch Statistik. Das war aber an einer DDR-Schule. Wahrscheinlich waren die damals bekloppt, beides zu unterrichten.

Noch schlimmer bei dem Penner ist aber, daß er völlig ausblendet, daß das RKI ein falsches Spiel spielt. Nein, kein falsches, sondern das Spiel, für das diese Mannschaft aufgestellt wurde.

Jodel hat gesagt…

Gesetze sind immer nur bedrucktes Papier. Es sind immer Menschen die dahinter stehen und diese leben und verteidigen müssen. Das bei unserem Rechtsstaat und dem Verständnis der Eliten davon einiges im argen liegt, war mir schon vor Corona klar.

Das es aber so einfach sein würde, alle möglichen Gesetze umzudeuten, auszusetzen oder nur noch nach Gusto anzuwenden, hätte ich nicht geglaubt. Insbesondere die Grundgesetze hatte ich, naiv wie ich bin, für etwas widerstandsfähiger gehalten. Irgendwie hatte ich hier noch mit nennenswertem Widerstand bei der Abschaffung gerechnet. Aber innerhalb eines Jahres wurde das alles unter dem Jubel weiter Teile der Bevölkerung einfach hinweggewischt. Vielen ist das Ganze nicht einmal weit genug gegangen. Nur ein trotziges kleines Häuflein stellt sich dagegen. Dieses kann man aber, Hand in Hand mit Medien und der Staatsmacht, gut in Schach halten.
Es macht einen schon staunen, wenn man das einmal live miterleben darf. Die meisten meiner Mitbürger trösten sich damit, das dass ja nur alles temporär ist und wir nach Corona, wie durch Zauberhand, alle Grundrechte plötzlich wieder gelten. Bis man das mit der Zahnpaste kapiert, hat man sich schon an die Repression gewöhnt.

Doch was soll man tun, wenn man das so sieht? Inwieweit lohnt sich Widerstand, wenn der Staat noch das Vertrauen eines Großteils der Bevölkerung hat. Widerstand in der DDR war
1975 auch etwas anderes als 1989. Wobei ich hier die Mutigen der Wendezeit nicht Kleinreden will. Wenn man gegen einen Staat antritt, der noch fest im Sattel sitz, muss man schon großen Mut und noch mehr Fatalismus haben. Die Aufrechten unter den Völkern waren schon immer rar gesät. Jeder muss für sich entscheiden, ob er das was er sich aufgebaut hat aufs Spiel setzen will und gegen den Leviatan antritt oder sich lieber mit der Faust in der Tasche in der inneren Emigration einrichtet.
Es ist nicht jeder zum Helden geboren. Man sollte sich aber jederzeit ohne Scham noch im Spiegel ansehen können. So etwas wie Anstand und Würde setzt auch dem Opportunismus
natürliche Grenzen.

Die Anmerkung hat gesagt…

Aust läßt titeln.

"Baerbock soll mehr als 100-mal abgeschrieben haben"

Baerbock kann doch gar nicht schreiben. Wat nu?

Anonym hat gesagt…

Der medienkompetente Herr Fefe ist ein gift that keeps on giving, wie der Anglophone sagen würde.

Fefe zu Radioaktivität:
Hey, Microdosing ist bei LSD voll populär, warum nicht auch bei Radioaktivität!1!!
Those who swear by radon therapy say that, in low doses, a little stress on the body triggers the immune system to readapt and reduces inflammation.
Klar. Und dann muss man noch ein Detox machen,... [hämischer Rest].


https://de.wikipedia.org/wiki/Hormesis (mit realen 'Papers' als Quellen):
Das Konzept der Mitohormesis wurde von Michael Ristow aufgestellt und bewiesen.[10][11] Diese unerwartete Beobachtung wurde nachfolgend vielfach auch an weiteren Modellorganismen und von anderen Arbeitsgruppen reproduziert.[12][13][14]

Ok, es geht nicht um Viren, aber ums Prinzip.

Fefe dann so:
Das Problem ist halt, dass die Kompetenz, die man bräuchte, um das als Scharlatanerie zu erkennen, dieselbe ist, die man bräuchte, um zu erkennen, dass man keine Ahnung hat.

Da bringt er es mustergültig auf den Punkt!1!!

Die Anmerkung hat gesagt…

Michael Klein über ideologische Eiferer auf Landnahme.

https://sciencefiles.org/2021/09/13/neil-oliver-der-westen-wird-von-bornierten-ideologischen-eiferern-zerstort/#comment-180065

Bitte keine Beleidigungen, keine wilden Behauptungen und keine strafbaren Inhalte ... Wir glauben noch an die Vernunft!

Die Anmerkung hat gesagt…

Stefan Weber

„Das Buch von Frau Baerbock ist ein Beispiel für eine Text-Kultur ohne Hirn“
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Sag ich ja.

Anonym hat gesagt…

die Beerbockfanbase : bräsig anakademisierte Prollmädchen mit Altbauwohnung und Privatschule für die hochbegabten Kinder .

Scholz beantwortet alle Fragen seiner migrantischen Wählerschaft .

Scholz ist ein smarter Freimaurer .

Anonym hat gesagt…

heute bei "Illner" : brd - Kinderexpertenrunde .

besonders expertig war die Junggrüne .

Bernd hat heute 40 Raummeter Buche gekauft - der Winter wird hart .

"wir müssen zeho2 sparen "

später dann : Junggrüne macht was mit Medien .

Dez. Tag der bösen weißen Männer

Jan : bläckout wg Gas alle .

Feb.: Junggrüne in der Regierung .

devote brd Journalisten stellen artige Fragen