Schlagzeilen für Suchmaschinen gehen kompromisslos an die Grenze dessen, was Relotius unerkundet gelassen hat. |
Es ist keine Montage, aber eigentlich doch eine. Ein Kinosoldat aus dem Film "Der Überläufer" schaut halb ratlos, halb grimmig in die Kamera, das Gewehr angelegt, selbst aber auch bedroht von einer Pistole, die auf ihn zielt. Zur Erklärung steht die Überschrift "Verstoß gegen Corona-Regel: Jugendliche leisten heftigen Widerstand" oder manchmal auch "Jugendliche in Leipzig leisten heftigen Widerstand" unter der clickbait-Kachel, die von einer künstlichen Intelligenz aus möglichst vielen buzzwords angefertigt wurde, um über zahllose angeschlossene Internet-Sendeanstalten ausgespielt zu werden.
Stahlhelm mit Sprengkraft
Sieht aus wie ein redaktioneller Artikel mit gewaltiger Sprengkraft, denn der vermeintliche jugendliche Corona-Leugner trägt eine Wehrmachtsuniform und Stahlhelm. Zudem spielt das alles in Sachsen, einem Landstrich, der - hätte Thüringen zuletzt nicht straff aufgeholt - weiterhin als der verlorenste, dunkelste und verdächtigste in ganz Deutschland gelten würde.
Was hier über renommierte Adresse ausgespielt wird, hat aber eben nichts mit Nachrichten und noch weniger mit Journalismus zu tun als manch anderer leitmedialer Komplettausfall. Die bizarre Kombination von Nazi-Soldat und Corona-Schlagzeile verdankt sich allein dem Ziel, Suchmaschinen dazu zu bringen, die Reichweite der Seite zu erhöhen. Je krasser, desto geiler, je schlimmer, desto besser.
Suchmaschinenoptimierte Wirklichkeit
Ein Text, der mit dem Halbsatz "diese Personenkontrolle verlief unschön", beginnt, vermag zu verwundern, verrät aber ihre Abstammung. Dergleichen entsteht im Setzkasten menschlicher Versuche, anzuspitzen und aufzublasen, was die Wirklichkeit an bedauernswerten Petitessen aus den Polizeirevieren in den Redaktionsalltag spült. Die künstliche Dummheit hochartifizieller Algorithmen geht ganz anders mit den Rudimenten einer Realität um, die häufig genug nur Langeweile zu bieten hat.
Maschinen erschaffen Texte für Maschinen, der Mensch gehört zur Fruchtfolge, er ist das Produkt, das in einer Aufmerksamkeitsökonomie gehandelt wird. Der Mann mit dem Gewehr zielt nicht auf Corona-Kinder im Widerstand, nicht in Leipzig und nicht sonst irgendwo, wo eine IP-Adresse detektiert und die Schlagzeile entsprechend automatisiert angepasst wird, sondern auf die Vernunft der armen Toren, die durch eine Suchmaschine hierher geleitet wurden.
Klick mich, ich bin wichtig
Klick mich, ich bin wichtig, ruft die absurde Zusammenstellung aus Kinofantasie und freier Dichtung aus dem Serverraum einer Zeit, die kompromisslos an der Grenze des Landes lebt, das Claas Relotius unerkundet verlassen musste. Hier produziert eine weltweite Unsinnsindustrie himmelhohe Halden aus Schwachsinn, Dreck und traurigen fake news. Von den Bundesprüfungsprogrammen für sauberen web content werden die Schwindelschmieden allerdings eben so wenig erfasst wie von den Bemühungen der EU, Desinformation und Falschmeldungen zu bekämpfen.
6 Kommentare:
Alles wird gut.
G20-Staaten planen "Pakt zur Impfung der ganzen Welt"
Laut dem italienischen Gesundheitsminister Roberto Speranza soll "ein Pakt von Rom zur Impfung der ganzen Welt" unterzeichnet werden.
pakt ist immer gut. 10 punkte-plan wäre allerdings vermutlich noch mehr anzuraten. der erfolg von "Jetzt ist unsere Zeit: Aufarbeitung, Anerkennung und Aufbruch" hat doch gezeigt, wie es geht!
Nebenbei, im Rittergut beginnt man, sich über Nainiläwwn zu fetzen.
"die dich ab einem gewissen Punkt totsterbens Krank machen."
Eine "neue Variante"! - ( Erbsensuppe mit fettem Schweinefleisch 4. September 2021 at 16:55)
Vielleicht wä(h)re an Grundschulen die Wiedereinführung des Staberlsystems doch zu erwägen. Todschlagen, daß Pack. Wiederlich.
Flugs hervor aus seinem Kleide, wie den Säbel aus der Scheide ... (Das fünfte Kapitel fehlte übrigens in den Kinderbuchausgaben der DDR ...)
Mantis 6. September 2021 at 19:26
Deutsche Mutter und Tochter umgebracht: Spätes Liebesglück mit Afrikaner endet tödlich
Ghana. Die 53-jährige Claudia W. lernt einen zehn Jahre jüngeren Afrikaner aus Burkina Faso im Internet kennen. Für eine gemeinsame Zukunft wagt die Frührentnerin den Schritt und zieht ins westafrikanische Ghana. Rund zehn Monate später sind sie und ihre 13-jährige Tochter tot. Ihre letzte Nachricht war, dass sie wieder zurück nach Deutschland wollten. Alles deutet auf eine „Beziehungstat“ hin. Weiterlesen auf n-tv.de ...
Keine Häme - kein Mitleid. Tel-Aviv - so ist das Leben. Wel nicht hölen will, muß fühlen. Altes chinesiches Splichwolt.
PIPI-Strang "Corona & Klima ..." „Und so hetzen wir vom großen Hungertot zum Großen Waldsterben ----- Das Grauen, das Grauen!
Rasch tritt der Tot den Menschen an ...
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