Er heißt Marcel Barz, ist von Beruf Informatiker und seit seiner Jugend begeistert von Mathematik. In der Pandemiezeit erging es Barz wie vielen: Kaum kam das Thema mit dem großen C auf, wurden Diskussionen ungemütlich, unerbittlich und unversöhnlich. Die Impffrage, eine Glaubenssache, spaltet Freundeskreise und entzweit sogar Familien, weil sie zu einer individuellen Entscheidung über das Schicksal der Nation erklärt worden ist. dass irgendetwas nicht stimmen kann, wenn eine Impfung eigentlich den Geimpften schützt, der aber nur wirklich geschützt sein soll, wenn sich alle impfen lassen haben, spielt keine Rolle - ebenso wenig wie all die Zahlen, Daten und Fakten, die Marcel Barz beim Versuch aufgearbeitet hat, einen guten Freund, der Corona hartnäckig leugnet, mit Hilfe "der Wissenschaft" von Ausmaß und Auswirkungen der Pandemie zu überzeugen.
Der Statistiker will überzeugen
Barz, 46 Jahre alt, beschäftigt sich in seinem Film - von Youtube aus Gründen der Volksgesundheit umgehend gelöscht - mit den Zahlen der Pandemie und der Statistik von Infektionszahlen, Sterbefällen und der Belegung der Intensivbetten. Der ehemalige Bundeswehroffizier ist keineswegs ein Leugner, ganz im Gegenteil: Als Marcel Barz anfängt, sich die Rohdaten vom Robert-Koch-Institut und aus dem DIVI-Intensivregister zu ziehen, tut er das in der Erwartung, seinen guten Freund davon überzeugen zu können, dass eine kreuzgefährliche Seuche durchs Land jagt.
Man wird sie zweifellos sehen und in Kurven und Grafiken darstellen können, lautet Barz' Grundannahme. Übersterblichkeit und Überlastung des Gesundheitswesens, ein Mangel an Intensivbetten und die unwiderlegbare Wahrheit der Inzidenz, all das will der Mathematiker anhand von Zahlen nachweisen. Und seinem skeptischen Leugnerfreund auf dem silbernen Tablett servieren, auf dass der endlich einsehe, womit wir es hier zu haben.
Von Medien ignoriert
Es geht dann aber anders aus, natürlich, denn sonst hätte Youtube das Video nicht gelöscht und vermutlich wären auch Barz' Bemühungen, mit seinen Erkenntnissen irgendwo in einem seriösen Medium zu landen, nicht vergeblich gewesen. Doch die Fakten, die er auf seine Spurensuche nach der Seuche in der Statistik fand, sind eben, wie sie sind: Die Sterbefallzahlen der zurückliegenden Jahre, Barz' benutzt die amtlichen des Statistischen Bundesamtes, zeigen zu seiner Überraschung keine Übersterblichkeit für die Pandemiemonate, obwohl doch eine stehende These der zurückliegenden Monate stets war, dass genau diese Übersterblichkeit wegen Covid-19 überall zu sehen sei.
Barz ist verblüfft, er zweifelt und findet schließlich in den Rohdaten einen Grund für die diametral verschiedenen Befunde. Die Daten, auf die sich die offiziellen Stellen berufen, sind nicht gewichtet, sie vergleichen "Äpfel und Birnen", wie wie Barz sagt, der sich auch "Erbsenzähler" nennt, um zu betonen, dass Statistik nur taugt, wenn sie ganz genau angerichtet wird. Dazu gehöre, nicht die Todeszahlen des Jahres 2020 mit denen des Jahres 2012 zu vergleichen, weil Deutschland mittlerweile fast drei Millionen mehr Einwohner zähle. Man müsse den Schalttag aus 2020 herausrechnen. Und nicht nur zwei oder drei Jahre zurückschauen, sondern schon ein paar mehr.
Schneise in der Statistik
Plötzlich ist dann 2012 das schlimme Todesjahr, selbst in Altersgruppen, die seit Beginn der Pandemie "besonders vulnerabel" genannt werden. Was ist da los? Marcel Barz hat schnell eine Antwort parat: Es müssen die guten, schnellen und entschiedenen Maßnahmen gewesen sein, die verhindert haben, dass die Pandemie eine tödliche Schneise in die Statistik fräste. Aber stimmt das? Wenn, so überlegt er, die deutschen Maßnahmen so durchschlagend erfolgreich waren, dann müssten Statistiken aus Staaten, die sich diese Maßnahmen nicht auferlegten, ein anderes, fürchterlicheres Bild zeichnen.
Fehlschluss. Barz schaut nach Schweden und findet nur marginal andere Zahlen als in Deutschland. Dann muss es, schließt er, wohl das Gesundheitswesen gewesen sein, dessen herausragende Leitungen verhindern konnten, dass unzählige Menschen starben. Marcel Barz schaut sich nun die Belegung der Intensivbetten an. Ein heikles Thema, das kurzzeitig sogar von seriösen Medien nicht ignoriert werden konnte, weil die Art und Weise, wie Kliniken bundesweit über den Ausweis der Anzahl ihrer freien Betten Fördermittel abgemolken haben, am Ende nur noch von der Faktencheckerseite mit "da wird aber der Kontext weggelassen" verteidigt wurde.
Erbsenzähler im Intensivbett
Beim Marcel Barz sind es nur die nackten Zahlen, die die ganze Geschichte erzählen. Erstaunt bemerkt der "Erbsenzähler", wie die Zahl der in Deutschland verfügbaren Intensivbetten nicht etwa mit der Zahl der ernsten und akuten Coronafälle schwankt, sondern mit dem Rhythmus der gesetzlichen Vorgaben zum Verlustausgleich. Eine Statistik im Sägezahnstil, bei der - nach einer Veränderung der Vorgaben im November 2020 - sichtlich tagtäglich versucht wird, immer genau so viele freie Kapazitäten zu melden, dass die Vorgabe der 80-prozentigen Auslastung erreicht wird, die Voraussetzung ist für die Auszahlung von Corona-Hilfen.
Dass die eigentlichen Corona-Fälle in den Grafiken nur den geringsten Teil der Belegung ausmachen und sich die Gesamtauslastung vollkommen unabhängig von diesem schmalen Band bewegt, schildert der Hobby-Filmemacher schon spürbar fassungslos.
Sein Film wird den leugnenden Freund nicht überzeugen, sein Film ist wohl deshalb auch bei Youtube gelöscht und von allen angefragten seriösen Medien ignoriert worden. Barz' Auswertung der Rohdaten von Intensivregister und Statistischem Bundesamt ergibt einfach ein anderes Bild als die offiziellen Pressemitteilungen es zeichnen - zum Entsetzen des Statistikers, der sich nicht erklären kann, wie jemand dieselben Daten nutzen, sie aber so anders interpretieren kann. Absicht? Lüge? Prinzip Nebelkerze nennt Marcel Barz schließlich, was sich da zeigt, indem es sich versteckt. Wenn die Zahlen nicht erzählen wollen, was man zu hören vorhat, dann nimmt man nicht andere Zahlen, sondern man liest sie einfach mit anderer Betonung vor.
7 Kommentare:
Die aktuellen Belegungszahlen für Intensivbetten in BB hatte ich gestern auf dem Schirm.
Die Sterbefallstatistik wird erstmalig in diesem Jahr seit Gründung des Bundesamtes für Statistik, Zahlenspiele und Würfeln erst im Oktober veröffentlicht.
https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Gesundheit/Todesursachen/verzoegerung-daten-todesfaelle.html
"Bei der Aufbereitung der Ergebnisse der Todesursachenstatistik gibt es derzeit Verzögerungen ..."
Schuld sind die Gesundheitsämter und ein Personalengpaß in allen angeschlossenen Landesämtern für Statistik.
Eine Statistik im Sägezahnstil, bei der - nach einer Veränderung der Vorgaben im November 2020 - sichtlich tagtäglich versucht wird, immer genau so viele freie Kapazitäten zu melden, dass die Vorgabe der 80-prozentigen Auslastung erreicht wird, die Voraussetzung ist für die Auszahlung von Corona-Hilfen.
Dass die eigentlichen Corona-Fälle in den Grafiken nur den geringsten Teil der Belegung ausmachen...
Lauterbach rotiert in seinem Grab.
Der verlinkte Correctiv-Faktenartikel ist lesenswert.
Correctiv befragt die Haupttäter (Merkel & Spahn), wie man es als guter Ermittler eben tut, und richtig, die streiten alles ab. Fall gelöst.
Sicherheitsrückuploadbackup auf duröhre.
https://www.youtube.com/watch?v=n-x7t9VDTCw
Ab 1:15:00 ist interesant, daß es im alten Jugoslawien zwar einen Bürgerkrieg gab, aber keine ethnischen Säuberungen.
Die wollte erst der ungelernte Fischer. Die hat er auch bekommen.
Das ist ja doof, dass das Video seine Runden dreht.
Da nützt es ja gar nicht mehr, wenn dieser Barz zufällig einen Unfall erleidet. Oder sich suizidiert.
staatlich geprüfte Fake-News und Doppelstandards
https://workupload.com/pdf/KE6K4uPS6Ty
Was nützt es denn.
Korrekt gelöste Matheaufgaben sind ohnehin bäh, weil rassistisch. Ganz abgesehen davon, wieviele Leute man auf wieviel m² zusammenquetschen kann - das schwarze Loch von Kalkutta ist nicht gemeint.
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