Hass schüren, Gräben aufreißen, Arm und Reich aufeinanderhetzen - das Geschäft der Populisten ruht nie. |
Einen Feind, den du nicht besiegen kannst, den musst du heiraten, das wussten die alten europäischen Königshäuser noch genauso gut wie es schon die alten Ägypter und die örtlichen Herrscher der Vorzeitclans wussten. Wissen, das später auf tragische Weise verlorengegangen ist, nicht nur bei Großunternehmen, sondern auch bei großen Gewerkschaften.
Versteift auf einen ideologischen Kurs, der nur ein hier und da kennt, aber kein wenn nicht, dann eben da, beklagten die großen deutschen Verlage, über Jahrzehnte unermüdliche Gelddruckmaschinen, seit den ersten Tagen des Internets, dass ihnen Google, Facebook, Ebay und Amazon die Kunden wegnähmen. Ehemals exorbitante Gewinnmargen von 15 oder 20 Prozent schrumpften auf 10, dann ins Einstellige. Und die Klage schwoll immer weiter an, je deutlicher das Geschäftsmodell der Umrahmung von Werbung mit wertigem Inhalt digital wegbröckelte.
Bekenntnis zum Gaga-Pop
If you can't beat them, join them", sang Freddie Mercury und trieb seine Band Queen in Discobeats und Gaga-Pop, als die 80er Jahre heraufdämmerten und die Sonne der großen Rockbands unterzugehen schien. Auf die naheliegende Idee, den zu umarmen, der ihn bedroht, kam ein auch Jeff Bezos, Gründer und Chef des Internetkaufhauses Amazon, als ein frontaler Kampf mit grellen Klagen aussichtslos schien. Mitbewerber Ebay sparte sich die Lagerwirtschaft, die Logistik, alles mögliche. Und ließ einfach andere für sich verkaufen. Als deutscher Verlag hätte Bezos nun ein Greinen angestimmt über die Ungerechtigkeit der Geschäftsmodelle und den Vater Staat, der eingreifen müsse, wenn einer besser als andere wirtschafte.
Bezos aber entschied, bei Amazon nun auch andere verkaufen zu lassen, in Konkurrenz zu den eigenen Angeboten, vor allem aber in Konkurrenz zu Ebay. Diese Kannibalisierung des eigenen Geschäfts war der Anfang der Weltmacht Amazon. Ebay ist heute nur noch ein Schatten seiner selbst. Amazon aber so stark und so groß wie nie.
Versagen in den Verlagen
So hätten es nicht nur die deutschen Großverlage haben können, wären sie angesichts der aufdämmernden Bedrohung durch die Internetgigangen in den guten Tagen weitsichtig genug gewesen, ihre sprudelnden Profite wenigstens zu einem Teil direkt in genau die Geschäftsmodelle zu investieren, von denen sie selbst meinten, sie würden die ihren existenziell bedrohen. Ein regionaler deutscher Zeitungsverlag, der 15 Jahre lang die Hälfte seines Gewinns in Beteiligungen bei Apple, Facebook, Google, Amazon und Microsoft investiert hätte, könnte es sich heute leisten, Journalismus als Hobby zu betreiben. Kann aber keiner, weil keiner hat.
Alle Energie wurde auch bei der Gewerkschaft Verdi ausschließlich investiert, um mit großem Aplomb auf die andauernde Ungerechtigkeit einer Welt hinzuweisen, die Lagerarbeiter nach dem Tarifvertrag für Logistiker bezahlt, statt sie als Einzelhandelsverkäufer einzustufen. Seit acht Jahren läuft das längst nur noch fokloristische Kräftemessen zwischen der Gewerkschaft, die mit jedem kleinen Streik auch um große Schlagzeilen gegen die schrumpfende eigene Bedeutung kämpft. Und dem US-Riesen, der nicht nur störrisch bleibt, sondern vollkommen unbeeindruckt.
Um so viel Geld geht es
Es geht für beide Seiten um viel Geld, um sehr viel sogar. In Deutschland liegt der Einstiegsbasislohn je nach Standort zwischen 11,30 Euro und 12,70 Euro brutto pro Stunde, angelehnt an den Tariflohn der Logistikbranche. Laut Versandhandelstarifvertrag müssten es 13,59 Euro sein - 89 Cent mehr, die sich in den Jahren, seit der Streit ausgebrochen ist, auf um die 15.000 Euro Gehaltseinbuße pro Beschäftigtem summiert haben.
Hätten die kampflustigen Gewerkschaftsfunktionäre im Interesse ihrer Basis vor acht Jahren beschlossen, zu heiraten, was sich nicht besiegen lässt, wäre der Schaden nie entstanden. Allein das Streikgeld, das sie ihren Mitgliederinnen und Mitgliedern zahlt, wenn die vor den Lagertoren von Amazon für höhere Gehälter demonstrierten, ab 2013 in Amazon-Aktien gesteckt, wäre weit mehr drin gewesen: Aus schmalen 150 Euro beim ersten Streik im Jahre 2013 wären seitdem 2.700 Euro in Aktien geworden. Stur weitergespart, hätten sich die bis heute etwa 25 bis 35 Amazon-Streikwellen zusammengeschoben zu einem Aktienportfolio von um die 20.000 bis 35.000 Euro - für jeden einzelnen Streikenden.
Doch nicht die Prosperität der kleinen Leute, die sie als ihre Schutzbefohlenen ausgeben, ist das Geschäft der Populisten. Sondern die Behauptung der eigenen Stellung, der eigenen Unerlässlichkeit, selbst zum Schaden derer, die noch an sie glauben. Nicht "If you can't beat them, join them" hält dieses Gewerbe am Leben, sondern der Hass, der geschürt, der Graben, der aufgerissen, die Konfrontation, die gesucht wird. Die Strategie des Kampfes gegen die Sieger kann sich noch so oft als untauglich herausstellen, alle Bemühungen können über Jahre hinweg vollkommen ergebnislos bleiben und Fortschritte sich nirgendwo abzeichnen. So lange aber Funktionäre und Funktionsträger davon leben, im Krieg zu sein, spielt der fehlende Nutzen so wenig eine Rolle wie der unübersehbare Schaden. Ideologie schlägt Vernunft. Immer.
6 Kommentare:
Dietmar Bartsch
Ausbildung: Hochschule für Ökonomie Berlin [Ost] (1978–1983)
Dort hat er vermutlich alle Standardlügen der Sozialisten gelernt, etwa Wertsteigerung von Aktien mit Einkommen gleichzusetzen. Bezos hat natürlich keine 6 Milliarden an einem Tag verdient. Er kann nicht mit dem Kurschart in der Hand zu Airbus gehen und damit 15 Flugzeuge bezahlen. Ebenso verschwindet bei einem Kursrückgang kein Geld von seinem Konto. Das sind primitive Krakelbilder für primitive Leute.
klappt doch aber
Ist ja an sich auch total sinnvoll einen Amerikaner der sein Geld in den USA versteuern muss als Beispiel herzunehmen, um seine Forderung zu untermauern, dass in der BRD eine Vermögenssteuer eingeführt werden muss.
Selbst wenn Herr Bezos täglich eine Fantastilliarde auf seinen Vermögenshaufen draufpackt und wir hier endlich eine Vermögenssteuer von 100 % eingeführt haben, bekommt der deutsche Staat davon nicht einen Cent.
Wer das nicht schnallt, verdient auch Politiker wie Herrn Bartsch.
"If you can't beat them, join them" widerspricht auch komplett unserem "bis zum bitteren Ende"
Charakter.
Auch die Sprichwörter, die ein Völkchen so benutzt, verraten ein bisschen wie es in den meisten tickt.
Die sechs Ganovenringvereine bedienen ihre jeweilige Klientel. Es bringt nichts, sich da groß zu erhitzen. Daß die Masse ganz normal blöd ist, wußten schon Plato, Theognis von Megara, Bismarck, Nietzsche und Gustave le Bon.
Eines muß ich immer wieder zurückweisen, nämlich, daß w i r ein besonderes Monopol an kollektiver Blödheit hätten - das haben wir mitnichten.
Die sechs Ganovenringvereine bedienen ihre jeweilige Klientel.
Kleine Korrektur - sie bedienen natürlich nur die Illusionen ihrer Klientel.
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