Todesfalle Verkehr: Je kleiner die Straßen und je schärfer das Tempolimit, desto mehr Opfer fordert der Verkehr. |
Wer mit Zahlen, Grafiken oder gar mit Toten lügen will, hat einige grundsätzliche Regeln zu beachten, um nicht sofort aufzufliegen. Einerseits ist es möglich, Zahlen ohne jeden Bezug zu präsentieren. Statt Werte aufwendig in einen Kontext zu stellen und sie damit einzuordnen, bevorzugen es Kenner, sie einfach mit dem Zusatz "weniger als" oder "mehr als" zu versehen. Bei Grafiken lassen sich zeichnerisch Wertungen setzen, die mit den abgebildeten Werten nichts zu tun haben. Und bei Toten, etwa Unfalltoten im Straßenverkehr, wird eine Kausalität zwischen einer bestimmten Einflussgröße und dem Ergebnis behautet, alle anderen Einflussgrößen aber ignoriert.
Lügen mit der Wahrheit
Die Art der Argumentation spielt schon in einen weiteren Nebenbereich des klassischen Demagogiefaches "Lügen mit der Wahrheit" hinein, das beim "Relotiusboten" in Hamburg traditionell als Kunstform gepflegt wird. Diesmal im Beitrag "Todesfalle Landstraße", der mit leicht nachvollziehbaren vermeintlichen Fakten auf den Umstand hinweist, dass Landstraßen in Deutschland nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes die gefährlichsten Straßen sind. "Etwa 58 Prozent aller Unfalltoten in Deutschland verloren dort im vergangenen Jahr ihr Leben", heißt es. Das seien 1.592 Menschengewesen. Auf Autobahnen hingegen seien nur 317 Menschen gestorben.
Aber nun kommt weder ein Hinweis auf die offenbar segensreiche Wirkung eines fehlenden Tempolimits noch die Angabe, dass es in Deutschland 38.303 Kilometer Bundesstraßen gibt, auf denen durchweg ein Tempolimit gilt, aber nur 12.993 km Bundesautobahnen, auf denen immerhin noch auf rund zwei Dritteln der Strecke freie Fahrt für mutige Bürger herrscht. Soweit sie nicht durch Bereiche rauschen, auf denen wegen Bauarbeiten eine Geschwindigkeitsbegrenzung verhängt wurde. Zu erwähnen, dass im Fernstraßennetz, das einen Anteil von rund 22 Prozent an der gesamten Streckenlänge hat (Bundesautobahnen davon sogar nur 6 Prozent), etwa die Hälfte aller Fahrleistungen stattfinden (auf Autobahnen davon über 32 Prozent) wurde ebenso als wenig hilfreich verworfen.
Arbeiten mit der Statistik
Mit dem Rest der Statistik lässt sich gleich ganz anders gearbeitet. Ein Leser, der nicht weiß, dass auf Bundesstraßen und Autobahnen die Hälfte aller Fahrten stattfinden, wird die Zahl der Verkehrstoten hier zweifellos als äußerst beunruhigend empfinden. Lässt man ihn zudem noch im Unklaren darüber, dass nicht nur eine Fahrt auf einer Bundesstraße ungleich gefährlicher ist als eine auf einer Autobahn, sondern eine Biege über die Landstraße oder durch eine Stadt fast ebenso oft tödlich endet, wird er schnell dem roten Faden folgen und absichtsgemäß schließen, dass Deutschland unbedingt eine Begrenzung der zugelassenen Geschwindigkeit auf Landstraßen braucht: 80 statt 100 Kilometer in der Stunde, wie der "Spiegel" vorschlägt.
Störende Fakten weglassen
Das hätte leicht auch schiefgehen können. Einmal nicht aufgepasst, und im Artikel wäre vielleicht erwähnt worden, von 2727 Verkehrsopfern in Deutschland im vergangenen Jahr nur elf Prozent bei Unfällen auf - zu zwei Dritteln nicht geschwindigkeitsbegrenzten - Autobahnen umkamen. Wohingegen 89 Prozent der Opfer ihren letzten Weg auf Straßen mit Tempolimit zurücklegten.
Beachtlich für einem Anteil von nicht zwei Drittel aller in Deutschland per Auto zurückgelegten Strecken. Für den "Spiegel" freilich kein Grund, nach möglichen Einflussfaktoren jenseits des Tempolimits zu suchen, die schnell ins Auge fallen würden, schaute man kurz auf getrennte Richtungsfahrbahnen, fehlenden direkte Kreuzungen und durchgehende Leitplanken, die Autobahnen deutlichen von allen anderen Straßen unterscheiden als Geschwindigkeitsbegrenzungen. Statt den Segen von Straßen ohne Limit zu rühmen, plädiert die Illustrierte nach einem zähneknirschenden Zwar-Lob, dass "die Zahl der Verkehrstoten im ersten Halbjahr 2021 zwar auf ein Rekordtief gesunken" sei, für eine streng physikalische Betrachtung. Verglichen mit einem Auto, dass mit 80 Kilometern pro Stunde unterwegs sei, lege ein 100 km/h schneller Pkw "gut fünf Meter mehr zurück".
Vollbremsung mit 100
Ein Grundschullehrer würde jetzt fragen: Wann? Im Jahr? Ein Spiegel-Redakteur aber antwortet: "Wird langsamer gefahren, bedeutet das nicht nur mehr Reaktionszeit, sondern auch kürzere Überholwege. Damit sinkt die Gefahr, mit einem entgegenkommenden Fahrzeug zusammenzustoßen." Sudoku auf Grammatisch ist dann der Hinweise: "Eine Vollbremsung mit 100 km/h bringt den Pkw nach frühestens 50 Metern zum Stillstand, mit 80 km/h gelingt dies immerhin bereits nach 32 Metern."
Vollbremsung mit 100. Der Postillon Spiegel: "Es können entscheidende Meter sein."
11 Kommentare:
Auftritt im NGO-Zirkus: Der Spiegel als Verlautbarungsorgan des VCD
https://de.wikipedia.org/wiki/Verkehrsclub_Deutschland
Geführt von einem altlinken Soziologen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Stefan_Bajohr
Der VCD bemängelt die Dominanz von Autos in den Städten. Diese verdrängen das gesellschaftliche Leben von den Straßen.
Das steht da wirklich.
Statistik in den Medien funktioniert nunmal nach dem Prinzip der ertrunkenen Kuh im Fluß, weil, so lernt der zukünftige Indenmedienschreibende, der Einzelfall zum grundsätzlichen Problemfall hochgeschrieben werden muß. Bebildert wird das mit dem Mädchen in der roten jacke. Dann haben wird ein deutschlandweit relevantes Problem, da Kühe in roten Jacken ertrinken und die Rechten dran Schuld sind.
Es wage ja niemand, die Frage zu stellen, wieviel der mit einem weißen Schrottrad geehrten Radfahrer an ihrem Tod Teilhabe hatten, weil sie das Prinzip Augen auf im Straßenverkehr nicht beherzigten.
Noch weitaus komplizierter für die Journaille wird es, wenn man Personenkilometer auf Betonkilometer pro Zeiteinheit und Personenaufkommen insgesamt in Beziehung stellen möchte. Das geht auch mit dem Straßenverkehr.
Ergebnis wäre, daß Fliegen weitaus ungefährlicher ist.
P.S. das ist die richtige URL
https://www.spiegel.de/auto/tempolimit-auf-landstrassen-und-bundesstrassen-80-statt-100-a-cce9af8a-9a87-4fad-b341-e5572675ff70
Dort steht:
Pro Sekunde legt ein 100 km/h schneller Pkw gut fünf Meter mehr zurück als ein Wagen mit 80 km/h.
Vielleicht hatte die Redaktion ja noch was geändert.
Der Satz ist aber auch so ein schönes Lehrbeispiel für rhetorische Schattenspiele.
Ich nehme mal die Redundanz raus: Pro Stunde legt ein 100 km/h schneller Pkw 20 Kilometer mehr zurück als ein Wagen mit 80 km/h. Voilá
Der komplette Blogbeitrag hätte mehr Aussagekraft, wenn man das dümmliche Relotius-Gefasel weg lassen könnte.
Man könnte einfach mit dem Unfallatlas von Destatis kontern.
https://unfallatlas.statistikportal.de/
Schönes Teaserfoto übrigens. Linkerhand bin ich zur Schule gegangen, bzw. gefahren, und vorne am U-Bahnhof ausgestiegen, rechter Hand hat Gerhard Bastian zuweilen in einem Café gezecht und dazwischen "Gewalt und Zärtlichkeit" aufgeschrieben.
Sobald der deutsche Trottel auf seiner weltrettenden Mission, jeden Idioten vor dessen eigener Sonderbegabung zu retten, etwas davon hört, dass in China ein Sack Reis umgefallen ist, geht er sofort in seinen Bastelkeller und konstruiert einen stabilen Sackhalter, der jegliches Umfallen verhindert. Konnte ja zufällig der demente Opa daneben sitzen und sich erschrecken. Das muss um jeden Preis verhindert werden.
Und damit hormonell verwirrte Möchtegerns nicht gegen Alleebäume rasen, müssen diese Schattenspender und Sauerstoffproduzenten weg. Im besten aller Schlands will man alles eliminieren, was einem wie besoffen durch die Pampa torkelnden Vollpfosten in die Quere kommen könnte, obwohl ja er der mobile Teil der Kollision ist. Oder springen Bäume etwa auf die Fahrbahn?
Das Bemühen, alle Schwachköpfe vor sich selbst zu schützen, hat Ausmaße angenommen, dass man sich im Irrenhaus vermutet, wo jedes Zimmer dick gepolsterte Wände hat, damit keiner Beulen bekommt, wenn er immer wieder dagegen rennt.
Ein Tempolimit ist im Autofetischvolk der Deutschen eine Art Sakrileg, denn freie Fahrt für freie Bürger ist ihr Gottesdienst. Zudem scheint keiner dieser Hobbyschumis mitbekommen zu haben, dass die Verkehrsdichte extrem zugenommen hat, weil die Just-in-Time-sofort-haben-wollen-Gier die Lager aus Gebäuden in die Lkw verfrachtet hat und weil's billiger zu sein scheint. Den Preis dafür zahlen dann aber doch alle über Staus und diverse zum Klimaschutz hoch versteuerte Mobilitätskosten.
Und obwohl nur noch wenige Kilometer unbegrenzte Autobahnpiste existieren, die sogar ausländische Rennfahrer anlocken, um mal so richtig auf die Tube zu drücken, verteidigt jeder Oberklasse-Prolet seine Poserbühne. Manche definieren sich halt über ihre PS-Boliden und kompensieren damit, was sie ohne nicht sind.
Statt sich z.B. kultursensibel devot anzuhören, dass Stadtbewohner, die sich durch dauerröhrende Bereicherer-Protzkarren belästigt fühlen, doch gefälligst aufs ruhigere Land umziehen sollen, würde ich diesen primitiven Egomanen ihre Lärmmaschinen wegnehmen, in die nächste Müllpresse stecken und ihnen dafür auch eine gesalzene Entsorgungsrechnung schicken.
Und falls unsere nur gegen Protestomas starke Buntesprollizei das alleine nicht schafft, dann muss eben das Heer zur Landesverteidigung gegen lärmende Invasoren aktiv werden ... falls die heldenhafte Sodateska nicht wieder irgendwo im fernen Islamistan Mädchenschulen bauen möchte.
Hier im Gutmenschenparadies aller Leisetreter sollen die Gestörten doch gefälligst mehr Toleranz für die integrationsunwilligen Störenfriede aufbringen und sich Ohrenstöpsel besorgen, damit im Multikultiparadies Ruhe herrscht. Oder eben doch wegziehen und einstmals unsere Städte komplett den lauten Besatzerhorden überlassen.
Das Sterben auf den Straßen wird also weitergehen, und nicht immer sind Kfz im Spiel. Man kann auch als Einmannfußgänger ein Limit überschreiten und Leichen produzieren, aber das will keiner sehen.
Kuschelland will nämlich lieber nur hübsche Bilder von niedlichen Katzenbabys.
Eine Psychiatrie mit landesweitem Freigängergehege, wo jeder Irre nach seiner Fasson selig werden darf. Politisch korrekt statistisch nicht dokumentierte Kollateralschäden gehören einfach dazu, denn tödliche Tolleranz geht uns Grenzenlosfanatikern über alles, über alles in der Welt.
Zur Kenntnisnahme. Medienkompetenzübungen am Beispiel von Fefe sind nicht erwünscht. Der "Aufruf an Fettleibige" wurde zensiert.
Fefe ist sein eigener Blogbetreiber, der ist an keine AGB gebunden.
Außerdem ist er CCC, also links.
Proudly made without PHP, Java, Perl, MySQL and Postgres
Vielleicht ist es darum eine Textwüste. Macht aber auch nichts.
Apropos sterben.
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Charlie Watts, Drummer der Rolling Stones, ist tot. Den Verlust wird seine Band kaum überleben. Es ist an der Zeit, endlich zu klären: Stehen Watts, Mick Jagger, Keith Richards und Co. über den „Fab Four“ aus Liverpool?
https://www.welt.de/debatte/kommentare/article233472182/Pro-und-Contra-Sind-die-Rolling-Stones-groesser-als-die-Beatles.html
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Geht der Scheiß schon wieder los? Das haben wir schon auf dem Schulhof (Foto oben links) dazumal nicht klären können, wo "The Beatles" für 300 Mark der Deutschen Notenbank vertickt wurde. Das weiß sogar ich noch. Einen Kilometer weiter stadteinwärts in der Karl-Marx-Buchhandlung gab es später die "Collection of Beatles Oldies" für EVP 16,10 MDN. Da war Schulschwänzen angesagt.
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Das Problem läßt sich nur scholastisch klären, da es sich um Schrödingers Katze im Musikbusiness handelt.
Ein ziemliches Problem ist auch das blassrötlich-blassgrünliche Astloch, das aus eitel Snobismus (Ich bin ja so pfoin! Ich rase nicht, wie das die Proleten tun) ohne Not so 10 -20 langsamer fährt, als man dürf.
Charlie Watts, Drummer der Rolling Stones, ist tot.
"Wir alle schulden Odin einen Tod." Gunnar Gunnarsson (1889 - 1975) "Die Eidbrüder".
Wer die größeren der beiden waren, ist eines der wahrlich zahlreichen Pseudoprobleme, mit denen schon damals das profanum vulgus von den wahren Problemen von interessierter Seite abgelenkt wurde.
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