Der Italiener Lamont Marcell Jacobs siegt im olympischen Sprint über 100 Meter. |
In den Farben getrennt
Bei der 32. Olympischen Spielen in Tokio ist die sportliche Buntheit so gesehen eine der nach landsmannschaftlichen Traditionen in den Farben streng getrennt. So wie so genannte "Weltmeisterschaften" in Wintersportdisziplinen stets von einer Handvoll wohlhabender und mehr oder weniger schneereicher Nationen der Nordhalbkugel ausgesprungen und skigelaufen werden, ohne dass das Fehlen von Vertretern der übrigen 77 Prozent der Weltbevölkerung auch nur erwähnt wird, ordnet sich beim Gipfeltreffen der Sportjugend der Welt alles nach Herkunft, Abkunft und Erbe aus.
Zwar ist der Höhepunkt von Olympia keine reine Meisterschaft der Wohlstandsvölker mehr - zwei Medaillen hat der Kosovo geholt, eine Fiji, auch der Iran und die Mongolei standen einmal auf dem Treppchen. Doch Erfolg richtet sich noch immer nach der kruden Rassetheorie aus, die die Hamburger Wochenzeitschrift "Die Zeit" bei der letzten Auflage des Hauptsportereignisses der Erde entwickelt hatte: Geht es ums Rennen, sind "Weiße nun mal langsamer", hieß es damals. Schwarze hingegen reiten nicht, beim Kanu-Slalom bleibt das Abendland ganz unter sich, ebenso bei den Mountainbike-Wettbewerben und beinahe allem anderen, was rollt. Asien fährt eben fast nicht Rad, von Ausnahmen abgesehen. Dafür aber haben die Europäer, die im Tischtennis mit den Asiaten mithalten können, ihr Talent meist von den Eltern in die Wiege gelegt bekommen.
Wettbewerb der DNA
Sport als Ort des Wettbewerbs genetischer Grundausstattungen. Natürlich kann es ein EU-Bürger ebenso wie eine EU-Bürgerin in ein Leichtathletik-Finale schaffen und dort sogar siegen. Die Wissenschaft aber hat längst herausgefunden, welcher Voraussetzungen es dazu bedarf: Siegertypen brauchen die "ganze Reihe physiologischer Unterschiede, die die Nachfahren afrikanischer Einwanderer gegenüber Weißen voraushaben".
Je nachdem, ob Nachfahre von West- oder Ostafrikanern, eignet sich der Mensch dann für unterschiedlichste Einsatzgebiete: "Ostafrika brachte eher hagere Ausdauertalente hervor, westafrikanische Stämme sind tendenziell erheblich kräftiger gebaut - eine perfekte Voraussetzung, um Spitzensprinter hervorzubringen", lobt die "Zeit" die Erkenntnisse einer "unverdächtigen Forschung aus verschiedenen Ländern, die keine Werturteile treffen will, sondern bloß der offensichtlichen Frage auf den Grund gehen: Warum sind Weiße langsamer?"
Weil sie es nicht können
Weil sie es nicht können. Bei Olympia siegte mit dem Briten Alan Wells zuletzt vor 41 Jahren ein nicht-farbiger Sprinter in einem Finale über 100 Meter. Danach folgte eine lange Siegesserie von Athleten aus Jamaika, Barbados, Trinidad und Tobago, den USA, Namibia und Kanada, die nach "Zeit"-Maßstäben alle prädestiniert waren für große Erfolge. So weiß die Olympiasieger beim Reiten, so schwarz sind die beim Rennen. Eine olympische Tradition, die auch der Italiener Lamont Marcell Jacobs hochhält, der diesmal siegte. Jacobs ist der Sohn einer Italienerin und eines US-Amerikaners, auch die deutsche Weitsprung-Olympiasiegerin Malaika Mihambo brachte als Tochter einer Deutschen und eines aus Tansania stammenden Vaters die richtigen körperlichen Voraussetzungen für einen Titel nach Tokio mit.
Auch wenn die weiße Dominanz im Weitsprung der Damen erst seit einem knappen Jahrzehnt gekippt ist, sie es nun soweit. Erstmals standen in Tokio drei Frauen auf dem Treppchen, die die "stärkere Muskulatur" haben, die ihnen hilft, "mehr Laktat
zu bilden, das Salz der Milchsäure, das bei starker körperlicher Belastung
entsteht" (Die Zeit). Bei dem weitspringenden Männern triumphierte mit dem Griechen Miltiadis Tentoglou so gesehen eine Ausnahmeerscheinung: Tentoglou ist das, was im Deutschen eine Kartoffel genannt wird, ein bleicher Mann mit viel "weniger schnellen Muskelfasern" (Die Zeit), der sein von einem "komplexen Zusammenspiel verschiedener Erbanlagen" und "epigenetischen Einflüsse" (Die Zeit) bestimmtes sportliches Schicksal irgendwie überlistet hat.
4 Kommentare:
Es ist alle 4 Jahre ja auch ein weltbewegendes Premiumereignis, wenn ein Pompööös-Wettbewerb darüber entscheidet, welches Land am schnellsten 100 oder mehr Meter laufen kann. Das mag in der Serengeti wichtig sein, falls Simba morgens um halb zehn den kleinen Hunger verspürt und nach einem Snack Ausschau hält, um sein Magenknurren zu besänftigen.
Welchen Vorteil aber bringt das Gerenne einem urbanen Mitteleuropäer, der im Alltag vor keinem Raubtier flüchten muss?
Vermutlich hilft das Spectaculum den Eliten nur dabei, die Volksmassen vor die Glotzen zu locken, denn wer z.B. Olympia gafft, der demonstriert und protestiert nicht gegen seine Obrigkeiten. Das gilt auch für andere Sportveranstaltungen, die den 2000 Jahre alten Brot-und-Spiele-Zirkus zum Wohle der Cäsaren sehr erfolgreich fortführen.
Der Mensch scheint sich auch heute noch nach stammesgeschichtlichen Versammlungen zu sehnen, will Teil einer starken Horde, einer siegreichen Herde sein, die sich von anderen abgrenzt.
Dann darf Patriotismus, der bei uns ansonsten als Satanswerk verteufelt wird, auch wieder staatlich kontrolliert genossen werden.
Der schwarze Reiter ist übrigens ein Teil der Apokalypse.
"Die schwarze Farbe des dritten Pferdes (Offb 6,5 EU) symbolisiert Tod und Hunger. Sein Reiter trägt eine Waage als Symbol für Teuerung und Knappheit. Eine Stimme kündigt Inflation und Hunger an."
Während die Satten in Tokio trotz brütender Hitze Rekorde brechen wollen, brechen woanders Verhungernde zusammen. Wir feiern Gold, und andere haben nix zu essen.
Schöne neue alte Welt der weit verbreiteten ignoranten Arroganz.
widerspruch. der weiterentwicklung der medizin hilft kaum etwas so sehr wie der leistungssport. ohne den wäre ein reparierter meniskus heute noch gleichbedeutend mit sechs wochen gipsbett. und von den vielfältigen fortschritten bei der verabreichung von leistungssteigernden drogen reden wir da noch gar nicht. da sind sie heute soweit, dass die einzige nachweisgrenze im grunde die stoppuhr ist
Apropos, ...
Meine Lieblingseissorte bei Langnese ist Nogger.
Es gab den Werbespruch "Nogger Dir einen !
Einen. Nicht drei !
@ ppq
Tja, die Weiterentwicklung der Medizin.
Wenn genug Geldinteressen im Spiel sind, wie bei werbeträchtigen Leistungssportlern, dann wird emsig geforscht und geheilt.
Sobald für Big Pharma und Bonzen aber keine Profite zu erwarten sind, lässt man Kranke einfach verkrüppeln oder gar sterben. Das ist die schäbige Realität hinter den hehren Eid des Hippokrates.
Und wie viele Meniskusschäden haben wir denn außerhalb des Sportes, dass dieser Therapiefortschritt auch für die sich entspannter bewegende Normalomasse etwas bringt?
Und wenn Dopingsiege die ultimativen Ziele sind, um dem trägen Pöbel Helden zur Anbetung servieren zu können, dann geht es nicht um sportliche Fairness, sondern um politischen Machterhalt wie im Alten Rom.
Eigentlich dürften Meniskusschäden bei einer Rasse, die in ihrer Evolution auf langes Gehen und Laufen programmiert wurde, nur sehr selten auftreten. Es muss also wohl der falsche Ehrgeiz sein, der die Betroffenen durch Übertreibung des Siegeswillens in dieses Verletzung treibt.
Worum also geht es? Um besser zu sein als andere! Drüber stehen. Endlich mal irgendwo King, König sein können und Bewunderung einheimsen. Aber solange sich das rechnet, weil so viele zahlende Gaffer sich daran ergötzen, wenn Gladiatoren für ein kurzes Spektakel ihre Gesundheit riskieren, so lange wird es weiter gehen.
1958 brauchte Armin Hary 10,0sec für 100m. Weltrekord. Was müssen die inzwischen denn alles schlucken, um etwa 60 Jahre später auf die 9,58 eines Bolt zu kommen?
Nennt ihr das etwa sportlichen oder medizinischen Fortschritt?
Worauf also seid ihr eigentlich so stolz?
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