Mittwoch, 18. August 2021

Heiko Maas: Herrscher in seiner eigenen Welt

"Die ganze Welt ist eine Bühne und alle Männer und Frauen sind nur Schauspieler: Sie haben ihre Abgänge und ihre Auftritte; und ein Mann in seiner Zeit spielt viele Rollen …"

William Shakespeare

 

Es waren große Männer, Männer von Statur, die diesen Posten im Kabinett ausfüllten. Adenauer selbst. Heinrich von Brentano, Brandt, Scheel, Genscher, Schmidt, Kinkel, Fischer, sogar Westerwelle, den niemand mochte, weil die Leute rochen, dass er anders war. Und selbst, ja, Sigmar Gabriel machte eine gute Figur, wenn er sich wie hingegossen in einem Flugzeugsitz fotografieren ließ, unterwegs zu hektischen Verhandlungen am Ende der Welt, sichtlich entschlossen, die Ungeheuer dieser Erde nicht durchkommen zu lassen mit ihrer Menschenfeindlichkeit, sondern das Gute und Schöne zu retten.  

Das Feld vor der Tür

Wer deutscher Außenminister war, und sogar auf Sigmar Gabriel traf das nach kürzester Zeit zu, war Deutschlands beliebtester Politiker. Das Feld draußen vor der Tür zu beackern hieß zuverlässig, etwas zu tun, das niemand im Land wehtat. Hans-Dietrich Genscher, der den Job des Vertreters eines Landes ohne eigene Außenpolitik 18 Jahre lang ausfüllte, machte das bald so routiniert, dass er gar nicht mehr machen musste. Man glaubte, man vertraute ihm. Und gemocht wurde er mehr als alle anderen, obwohl er ein Liberaler war, von denen die Menschen im Lande mehrheitlich überzeugt sind, sie wollten die Steuern abschaffen, damit der Staat den Armen und den Kindern keine Renten mehr zahlen kann.

Mit Sigmar Gabriel, der Steinmeier abgelöst hatte, der den Posten nach Guido Westerwelles Tod zum zweiten Male angetreten hatte, aber bald als Kompromisskandidat für den Bundespräsidentenstuhl gebraucht wurde, erreichte die Magie des Außenamtes ihren Höhepunkt. Gabriel, in jenen letzten Tagen seiner politischen Laufbahn noch recht gut gelitten in der Partei, aber in der Bevölkerung eigentlich als einer ihrer Totengräber berüchtigt, entwickelte als Handlungsreisender in Sachen Weltmoral und Signalgeber für leere Sprüche eine Beliebtheit, wie der Mann aus Goslar sie sein Leben lang nicht gespürt hatte.

Gegengewicht des Guten

Gabriel wollte bleiben, eingerichtet zwischen Putin, Trump, Erdogan und all den anderen bösen Männern als 120 Kilogramm schweres Gegengewicht des Guten. Doch seine Partei vergalt ihm die Mühe, die Anstrengung und das jahrelange Manövern zwischen Realos und Fundis mit einem tritt in den Hintern. Gabriel, der doch gerade so "an Statur gewonnen hatte" (Die Zeit) musste gehen. Eingewechselt wurde eine halbe Portion, Heiko Maas, einer der zahllosen Saarländer in der Bundespolitik, denen es in den zurückliegenden Jahren gelungen ist, eine "the Saarlandization of German Politics" einzuleiten, wie es der britische "Economist" nennt.

Maas ist das Gegenteil von allem, was deutsche Außenpolitik je dargestellt hat. waren seine Vorgänger sich immer darüber im Klaren, dass ihr Wirken und Tun sich vor allem der Tatsache verdankt, dass ein Land nun mal einen Außenminister zu haben pflegt, auch wenn es im Grunde keine eigene Außenpolitik zu vertreten hat, trat der kleingewachsene, zeitweise aber von einem großen Möbelanbieter gesponserte Erfinder des erweiterten Meinungsfreiheitsschutzes sein Amt an, Deutschland auch formell zu der Führungsnation Europas zu machen, als die der Hades-Plan das Land in der Mitte des Kontinent stets entworfen hatte.

Auf zum Himalaya-Plan

Große Pläne für den winzigen Soldatensohn aus Saarlouis, der schon als Bundesminister der Justiz und für Verbraucherschutz und als Minister für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Verkehr im Saarland gedient und mehrere Landtagswahlen verloren hatte. Maas plante eine "Allianz der Multilateralisten", die er selbst zu führen beabsichtigte, er würde das Einstimmigkeitsprinzip in der EU abschaffen, kündigte er an, und mit dem "Himalaya-Plan" würde es ganz hoch hinaus gehen: Maas würde "die Außenpolitik radikal neu denken" und Deutschlands außenpolitische Prioritäten "hin zum Indo-Pazifik" ändern, um eine neue Weltordnung erstehen zu lassen, die den deutschen Wohlstand sichert.

Was für kühne Gedanken, was für grandiose Absichten. Die ganze Welt war sein Feld und alles auf ihr der Lehm, aus dem Heiko Maas sie neu formte.großzügig lud der Deutsche die um den Erdball verstreut lebenden Nationen ein, sich ein Beispiel zu nehmen am deutschen Wesen und internationale Regeln gegen das „Recht des Stärkeren“ durchzusetzen, indem man gemeinsam Front gegen Schwergewichte wie China, Indien und Japan macht.

Ein Freund der Kurzstrecke

Nun weisen seine Auslandsreisen den deutschen Außenminister  als einen Freund der Kurzstrecke aus. Zudem gelang es ihm nicht immer, Dein und Mein sicher zu unterscheiden oder souverän zu wählen, ob nun Maske oder Kaffee. Jedenfalls riss mit dem ehrgeizigsten Minister im Auswärtigen Amt die endlose Kette der Beliebtheitsdominanz des "Auswärtigen", wie der deutsche Außenminister seit der Weimarer Republik offiziell heißt. Maas, trotz all seiner Mühen, steht nur auf Platz vier, abgeschlagen hinter Merkel, Söder und Scholz, selbst Spahn sitzt ihm im Nacken und auch Habeck und Lindner, die nicht einmal irgendein repräsentatives Amt innehaben.

Die gute Figur, die der "Regierungsvertreter*in" (Maas über Maas) auf Fotos macht, stammt aus seiner eigenen Welt, in der er unumschränkt  herrscht. Hier ist Deutschland immer auf Augenhöhe mit allen. Hier schaut die Welt nach Berlin, um sich zu orientieren. Hier werden auch die Taliban  in Kürze erkennen müssen, dass eine selbstbewusste afghanische Zivilgesellschaft ihnen ihre Grenzen aufzeigt.


10 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Was haben wir uns über Außenministerdarsteller Steinmeier lustig gemacht. Heiko kriegt nichtmal das Darstellen hin.

Blasenschwäche hat gesagt…

An der Regierung erkennst du das Volk.

Blasenschwäche hat gesagt…

Desinfektionsmittel im Sektkühler? Ein echt cooler Überflieger.

rugai hat gesagt…

"Hier werden auch die Taliban in Kürze erkennen müssen, dass eine selbstbewusste afghanische Zivilgesellschaft ihnen ihre Grenzen aufzeigt."

:) Bezugnehmend auf das Originalzitat hat der Kleine ja richtig Maas genommen - insbesondere sein Schneider, denn schick aussehen tut der Jung ja, kann man nicht meckern :) Der hat das wirklich erst kürzlich gesagt ? :) Langsam glaube ich, dass was an dieser Adrenochrome-Geschichte dran ist - irgendwo habe ich mal aufgeschnappt, dass das Zeug zu Schizophrenie-artigen Zuständen (u. Halluzinationen)führt. :)

Volker hat gesagt…

Zum Ende der ersten DDR, Ende der 80er, ging immer mal die Frage rum, ob die Genossen der Partei- und Staatführung wirklich so dumm sind oder vielleicht einfach nur perfekt arbeiten.

Die gleiche Frage geht einem heute durch den Kopf, wenn man das dumme Gesabbel von Maas & Gen. liest.
Afghanische Zivilgesellschaft - in welchem Paralleluniversum hat sich dieser Vogel eingerichtet? Weiß der wirklich nicht, dass es (abgesehen von der Hunderasse) keine Afghanen gibt?

Unknown hat gesagt…

Der kleine Heiko ist aber schön von der Stewardess auf seinem Sitzchen festgeschnallt worden. Wenn er brav Sitzen bleibt und nicht quengelt bekommt er auch noch ein Säftchen und was zum Naschen. Wenn er bubu muss, darf er sich melden. Jetzt wird aber erst Mal brav geflogen.

Anonym hat gesagt…

Hier werden auch die Taliban in Kürze erkennen müssen, dass eine selbstbewusste afghanische Zivilgesellschaft ihnen ihre Grenzen aufzeigt.

Erinnert an Honecker 1989. Die Zivilgesellschaft in ihren Lauf...

Ja und jemand hat dem schicken Weltmann in generischem Blütenblau aus Versehen einen Kühler hingestellt wie einem echten First-Class-Kunden, und Heikos Assistent hat ihm nicht verraten, wofür der komische Eimer ist.

Anonym hat gesagt…

Erich Schmitt sel.: Nein, das ist nicht ihr Hut, Herr Wimmerzahn. Was sie da auf dem Kopf haben, ist der Sektkübel ...
Kann natürlich auch Fotoschopp sein.

Carl Gustaf hat gesagt…

"Dagegen steht eine selbstbewusste afghanische Zivilgesellschaft."

Mit dieser Aussage befindet er als Außenminister endgültig in bester Tradition mit seinem ehemaligen irakischen Amtsgeschwister Muhammad as-Sahhaf, besser bekannt als Comical Ali bzw. Baghdadi Bob.

Carl Gustaf hat gesagt…

Apropos deutsche Außenminister: in der Aufstellung fehlt ein gewisser Jürgen Möllemann. Abgesehen davon, dass er sich stets und bei jeder Gelegenheit als charakterliches Leichtgewicht auszeichnete, so ist mir vor allem in Erinnerung geblieben, dass er zu einer Zeit Minster war, als noch schnöde Einkaufswagenchips für einen Rücktritt gereichten.