Leistungsnachweis in der Statistik: Es läuft für China. |
Es ist ein typisches Totschlagargument rechter Populisten, zu behaupten, Deutschland sei in absoluten Zahlen der größte Nettozahler in der Europäischen Union. Jahr für Jahr, heißt es dann, zahle Deutschland jeweils etwa zehn bis Milliarden Euro pro Jahr mehr in den EU-Haushalt ein, als später an an Begünstigte in Deutschland zurückflössen. So soll Neid geweckt werden und der Argwohn, dass sich die konsequente, wen auch etwas kostspielige Umsetzung des Hades-Planes womöglich doch nicht lohne.
Blutspur unter Luminol
Zweifel, die von verantwortungsbewussten Medien immer wieder ausgeräumt wurden, die dennoch aber hartnäckig wie eine Blutspur unter Schwarzlicht immer wieder auftauchen.Obwohl es doch Deutschland ist, dass "vom Binnenmarkt wie kein anderes EU-Land" (Süddeutsche Zeitung), wird Hass geschürt auf eine angebliche "Transferunion" (EU), die "seit der Schuldenkrise verstärkt als Kampfbegriff durch die deutsche Europadebatte" geistert, obwohl doch die Stabilisierung der Euro-Staaten vor allem in deutschem Interesse war.
Das kommt, weil die größte Mitgliedsnation zugleich die größte Exportmacht in der Gemeinschaft ist. Die Bertelsmann-Stiftung konnte in einer Studie auf erzielte Einkommensgewinne von 86 Milliarden Euro im Jahr errechnen, das IWF in Kiel kam sogar auf 170 Milliarden Überschuss, die durch "den Binnenmarkt, die Zollfreiheit, den Euro, die Schengenzone und Handelsabkommen mit Dritten" zusätzlich in die Brieftaschen der Deutschen fließen. Auch beim Wiederaufbaufonds für Klima und Corona sieht Deutschland nur wie der Hauptsponsor aus. Rechnet man die Folgen der Beschlüsse des historischen Gipfels in Brüssel geschickt mit spitzer Feder durch, ist das Bild eindeutig: Deutschland zahlt zwar am meisten, bekommt aber auch mehr Geld zurück als Polen, Slowenien und die tschechische Stadt Brno.
Frieden nicht mal mitgerechnet
Frieden, Freiheit, Sicherheit, Garantie der Menschenrechte, Eindämmung sozialer Ungerechtigkeit und Diskriminierung, Fortschritt und eine nachhaltige Entwicklung der Wirtschaft" (Focus), wie sie allein die EU garantieren und organisieren kann, sind dabei nicht einmal mitgerechnet. Außen vor blieb auch, dass der Anteil deutscher Waren, die von anderen EU-Staaten importiert wurden, schon seit mehr als zwei Jahrzehnten sinkt. So machten deutsche Importe in EU-Ländern vor 21 Jahren noch 14 Prozent aus.
Dann kam der Euro
Dann kam der Euro, es kamen die Staatsschuldenkrise, die Euro-Krise, der Brexit und die erweiterte Kostenübernahme für die EU-Erhaltung durch Berlin. Gleichzeitig sank dieser Anteil deutscher Exporte in den Binnenmarkt der Wertegemeinschaft einer Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts IW Köln zufolge bis heute auf nur noch 13,8 Prozent.
Das heißt aber nicht, dass die Partnerländer auf moderne Waren verzichten müssen. Gleichzeitig mit dem Rückgang deutscher Exporte in die EU stieg der Anteil chinesischer Warenlieferungen. Zwischen 2000 und 2019 verdreifachte sich das Volumen chinesischer Importe in der EU. Aus einem Anteil von nur 2,7 Prozent wurden 7,6 Prozent. "So viel Wohlstand bringt die EU", analysiert das IfW Kiel, wie von Deutschland verbürgte Rettungspakete die unter knappen Kassen leidenden Partner dauerhaft in die Lage versetzt haben, wieder kräftig einzukaufen auf den globalen Märkten.
2 Kommentare:
Hallo lieber Herr PPQ,
in Ihrer Aufzählung "Dann kam der Euro, es kamen die Staatsschuldenkrise, die Euro-Krise, der Brexit und die erweiterte Kostenübernahme für die EU-Erhaltung durch Berlin." fehlt eine klitzekleine Sache, die nicht ganz zum Tenor Ihres Artikels passt:
Die sogenannte Bankenkrise, die durch Vorzeige-Firmen wie Goldman-Sachs und Dutzende andere Banken, den 'freien Markt' und, nun ja, nicht unbedingt vorzeigefähige Politiker, verursacht/ermöglicht/gewollt wurde.
Und diese Bankenkrise wird von der deutschen Presse immer nocht gern als identisch mit der 'Euro-Krise' dargestellt (synonym), was die vermeintlichen Ursache so schön nach Brüssel verlagert. Hauptsache es ist kein deutsches Problem, oder noch schlimmer, es wäre der Kapitalismus selbst.
nicht vergessen. aber das war doch damals eine rein "amerikanische krise", wie der herr steinbrück ausgeführt hat. das betraf uns gar nicht! sachsen lb etc., das kam erst später und war dann schon der übergang zur staatsschuldenkrise
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