Wer mit Zahlen, Statistiken und Grafiken lügen will, und wer will das nicht in diesen Zeiten der leichten Überredbarkeit!, der hat einige grundsätzliche Regeln zu beachten, um nicht sofort als Fälscher aufzufliegen. Wichtig ist es, die jeweilige Statistik so zu gestalten, dass sie den Erwartungen des Publikums entspricht. Statt mit Zahlen und Fakten einen Eindruck zu widerlegen, den ein nur oberflächlich informiertes Publikum unwillkürlich durch seinen zumeist völlig ungeordneten Medienkonsum aufgeschnappt hat, ist es besser, eben jenen ohnehin vorhandenen Voreindruck zu verstärken.
Überwinden der Hirnskepsisschwelle
Das wirkt glaubhafter, weil die Skepsis-Schwelle des menschlichen Hirns nicht überwunden werden muss und dadurch gelingt es, beim Publikum den Eindruck zu erzeugen, gut informiert worden zu sein. Leider aber wollen sich Fakten, Tatsachen und Geschehnisse rein numerisch betrachtet oft nicht in ein Schema packen lassen, das es erlaubt, mit unbearbeitet Darstellungsformen Ausschnitte der wirklichen Wirklichkeit im Dienst der Volksbildung. Das weltgrößte Statistik-Portal Statista, eine Tochter des deustschen Werbevermarkters Ströer, der mit T-Online ein im anderen Teil staatliches Nachrichtenportal betreibt, setzt in solchen Fällen auf die geheimnisvolle Kraft der Durchschnittlichkeit: Wenn etwa die Botschaft verbreitet werden soll, dass es "2021 ein extremes Waldbrandjahr für Europa" (Statista) ist, dann lässt sich das auch bei eigentlich widersprechender Datenlage im Handumdrehen grafisch belegen.
Der Hebel, den der gute Statista-Maler benutzt, um Kunden bei Spiegel, FAZ, Stern und zahllosen anderen Informationsportalen mit Material zur glaubwürdigen Untermauerung der jeweils aktuellen Hiobsbotschaft zu versorgen, liegt in einerseits im Zeitausschnitt, andererseits im Durchschnitt. Der gewählte Zeitausschnitt erlaubt es dabei, die zugrundeliegende Datenbasis für den geplanten Schreckensvergleich selbst nach Gutdünken zu gestalten - in der Grafik oben umfasst das Zeitfenster etwa nur genau 13 Jahre, weil das nicht miterfasste Jahr 2007 ein ganz besonders schreckliches Waldbrandjahr war. Das hätte alles, was noch geplant ist, infragegestellt.
Die Macht des Durchschnitts
Denn die wahre Macht einer jeden Vergleichsstatistik, die auf den Durchschnitt abhebt, ist die Voreinstellung des menschlichen Gehirns, das den Begriff Durchschnitt mit seiner Vernunft, nicht aber vom Gefühl her verstehen kann. Durchschnitt ist eigentlich nur der Mittelwert aller vorhandenen Zahlen - bei 0 und 100 liegt er also bei 50, bei 200 und 400 bei 300. Der Durchschnitt selbst, für Menschen gefühlsmäßig so etwas wie der sichere, behaglich zu befahrende Mittelstreifen auf der Autobahn, muss nicht und er wird auch meist nicht selbst als einzelne Zahl in die Gesamtrechnung eingehen. Ganz im Gegenteil: Ein Sommer mit einer Durchschnittstemperatur von 23 Grad wird immer mehr Tage mit 25, 27, 29, 33, aber auch mit 19, 17, 21 und 20 Grad haben als welche mit genau 23.
Lebenszweck und mathematischer Sinn des Durchschnitts ist, alle Ausschläge als arithmetisches Mittel in der Mitte zu bündeln. Sein Sinn ist nicht, zu behaupten, dass alles unterhalb oder oberhalb des Durchschnitts widernatürlich, fürchterlich, menschengemacht und zu verhindern sei. Das aber wünscht sich der Mensch mit seinem natürlichen Harmoniebedürfnis automatisch, wenn er Abweichungen vom Mittelwert in einer Marschformation, einer Menschenmenge, einer Blumenwiese oder einer Grafik zu sehen bekommt.
Die Sehnsucht nach einheitlichem Durchschnitt
Genau diesen Hang, diesen Drang, diesen subkutanen Wunsch des menschlichen Gehirns, der Durchschnitt möge aus immer wiederkehrenden gleichen Mittelwerten gebildet werden, machen sich die Grafiker bei Statista zunutze. Sie bilden den Durchschnitt der "von Waldbränden betroffenen Fläche in der EU". Und vergleichen diesen Mittelwert mit einem Jahr, das - wie naturgemäß auch andere Jahre - nicht unter und nicht auf, sondern über dem Durchschnitt liegt.
Mathematisch, meteorologisch, brandschutztechnisch und historisch ist das nicht nur erwartbar, sondern unumgänglich, weil ein ordentlicher Durchschnittswert eben zwingend nur gebildet werden kann, wenn Werte einfließen, die mal höher und mal niedriger sind. Wären alle Daten immer gleich, bräuchte es keine Durchschnittsbildung, da sie es nicht sind, ist der Durchschnitt aber nicht gleichbedeutend damit, dass alle Abweichungen nach oben oder unten Anzeichen für eine nahende Katastrophe sind.
Die Erfindung eines Trends
Schon gar nicht, soweit sie Waldbrände in der EU betreffen. Die stellen für die unmittelbar in Mitleidenschaft gezogenen Menschen zweifellos eine Tragödie dar. Doch die 329.000 Hektar Waldfläche, die in der EU im Sommer 2021 in Brand gerieten - 2007 waren es übrigens schon Ende Juli 337.600 Hektar - stellen "im Gegensatz zur öffentlichen Wahrnehmung im Vergleich zu anderen Naturkatastrophen nur eine geringe Bedrohung" dar, wie Hamburger Schülerinnen und Schüler im Unterricht lernen. Alljährlich brennen weltweit etwa 30 bis 40 Milliarden Hektar Fläche ab - tausendmal mehr als in Europa Feuer fängt. Über längere Zeitreihen betrachtet, wie sie die Datenbank globalfiredata.org anbietet, ist ein Trend zu mehr Feuern, vernichtenderen Feuern oder Feuern, die mehr Schadstoffe ausstoßen, nicht zu erkennen.
Gerade weil aber Feuer im Gegensatz zur öffentlichen Wahrnehmung im Vergleich zu anderen Naturkatastrophen nur eine äußerst geringe Bedrohung für den Menschen darstellen und diese Gefahr über eine lange Zeitreihe betrachtet nicht einmal wächst, muss die darstellende Statistik ausgleichen, was sonst wohl als weitgehend normales Fluktuieren um den Durchschnittswert der Anzahl der Brände begriffen würde, die schon immer und immer wieder geschehen.
3 Kommentare:
Wieso hat man darauf verzichtet, den fast senkrechten 2021er Graph bis ins Jahr 2100 zu extrapolieren? Verschenktes Potential! Das hätte in einer schönen Waldbrand-Supernova enden können!
https://de.wikipedia.org/wiki/Statista
Ende des Jahres 2015 wurde Statista vom Werbevermarkter Ströer Media gekauft.
It's all coming together, wie der Fachmann sagt.
warte mal, da kommt noch was. ströer ist ja richtig interessant
Jeder hirngewaschene Weltretterpiefke wird so eine Statistik als Beweis des gefürchteten Klimawandels werten.
Der ist nämlich zu primitiv, um die vielen nicht nur möglichen, sondern echten Brandstiftungen herauszurechnen. Entzündungen, die nix mit Erderwärmung sondern mit Fieber in der Abrissbirne zu tun haben. Besonders in ideologisch fanatischen Kreisen gibt es nämlich reichlich Hitzköpfe, die ihrer politischen Wahrheit gerne etwas nachhelfen, um Recht zu bekommen. Oder jene Feuerwehrleute, die gerne zündeln, um dann stolz zeigen zu können, wie supertoll sie ein Flammeninferno löschen.
Machen wir uns also nichts vor, die Welt ist voller Irrer, die sich ihre Klimakatastrophen selber basteln, falls Mutter Natur die nicht wie gewünscht liefert.
Ob nun Siedlungen in engen Flusstälern oder in Waldgebieten; der Mensch vergrößert die Schadensbilanz und nicht das Wetter. Nicht mal extremes richtet so massive Zerstörung an wie menschliche Dummheit.
Und was kann Durchschnitt anderes fordern als Durchschnitt? Für Höheres reicht das Oberstübchen einfach nicht.
Eigentlich typisch für ein psychisch degeneriertes Volk, das sich über ein kurz mit der Gerte diszipliniertes hysterisches Olympiapferd empört, aber keine Miene verzieht, wenn "Schutzsuchende" in der Horde Kind-Mädchen unter Drogen setzen und vergewaltigen.
Solch einer Kotzbrockengesellschaft kann man nur weitere Brände wünschen, denn sie sollen für ihre scheinheilige Verlogenheit alle in der Hölle schmoren!
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