Dienstag, 13. Juli 2021

Steuerzahlergedenktag: Nicht mehr nur Halbe-Halbe

Es grünt so grün: Je dunkler, als desto neoliberaler gelten die betreffenden Gebiete.

Vier Tage nur mehr Einsatz, vier Tage mehr Engagement binnen eines Jahres. Wer in diesem Jahr in Deutschland Steuern zahlt, arbeitet ab heute auf eigene rechnung: Der Steuerzahlergedenktag, im Unterschied zum "Tag der Seenotretter", dem "Weltspartag" und dem "Mädchen-Zukunftstag" kein richtig offizieller Tagesschau-Termin, fällt diesmal auf einen Dienstag, den 13. Das ist ein wenig später als letztes Mal. Und ganze 42 später als noch im Jahr 1960, in einer Ära, als schon im Mai abgegolten war, was der Staat als seinen Teil beanspruchte.

Jahrzehnte des Neoliberalimus

Nach Jahrzehnten des Neoliberalismus, des Staatsrückbaus und der Schwächung der gesellschaftlich wichtigsten Institutionen bleiben von einem verdienten Euro hierzulande 47,1 Cent, wie das Deutsche Steuerzahlerinstitut auf Basis repräsentativer Haushaltsumfragen des Statistischen Bundesamts errechnet hat. Immerhin: Von diesen 47 Cent lassen sich die Umsatzsteuer sowieso, aber auch die höchsten Strompreise der Welt und die neue CO2-Steuer immer noch locker bezahlen. Seit exakt 6.20 Uhr heute morgen geht jeder Cent, den Bürgerinnen und Bürger erarbeiten, direkt ins eigene Portemonnaie. Nachdem bisher alles, was Steuer- und Beitragszahler seit 1. Januar erwirtschaftet hatten, in der großen Umverteilungsmaschine der staatlichen Gerechtigkeitsfabrik gelandet war.

Das kommt, weil die Einkommensbelastungsquote für einen durchschnittlichen Arbeitnehmer-Haushalt mittlerweile bei knapp 53 Prozent liegt. Ganz ohne Steuererhöhungen erreicht: Wer 1960 durchschnittlich verdiente, lag um sagenhafte 95 Prozent unter dem Spitzensteuersatz. Wer heute durchschnittlich verdient, liegt nur noch 42 Prozent entfernt, weil der Durchschnittslohn sich etwa verzehnfachte, der Spitzensteuersatz aber nicht im selben Maße nach oben verschoben wurde. Ein Zaubertrick, der sich für den Finanzminister lohnt: 2005 lagen die Einnahmen des Staates noch bei 400 Milliarden Euro. Im letzten Vor-Seuchen-Jahr 2019  hatten sich verdoppelt.

Der Staat hat den besten Tarifvertrag

Löhne und Gehälter konnten da nicht ganz mithalten. Lag das Durchschnittsgehalt 2005 noch bei 2.200 Euro, stieg es zwar bis 2019 auf knapp über 3.000 Euro. Diese knapp 30 Prozent Zuwachs aber sind weit entfernt von dem, was 16 Jahre kluge Finanzpolitik für die Gemeinschaftskasse herausschlagen konnten. Allein zum Vorjahr stieg die Belastung um 0,8 Prozentpunkte gestiegen, der Feiertag für die Finanzfreiheit liegt damit um vier Tage später als 2020. 

Nur knapp geschlagen von Belgien behauptet Deutschland damit souverän seinen zweiten Platz in der Welt-Belastungstabelle. Nach den Daten der OECD-Datenbank "Taxing Wages" kann niemand mit den Abgaben mithalten, die der Durchschnitt aller Arbeitnehmer-Haushalte in Deutschland leistet. Alleinlebende Singles mit festem Einkommen werden im Durchschnitt sogar sie mit 53,6 Prozent zur Kasse gebeten - aber selbst schuld, sie könnten ja auch heiraten und Kinder bekommen, das würde ihre Abgabenlast mindern. Zumindest, so lange nicht alle Singles heiraten und Kinder bekommen, denn dann belastet müsste etwas zweifellos getan werden, um die fehlenden Einnahmen auszugleichen.



5 Kommentare:

Zahlmeister hat gesagt…

Ja und?

Die Mehrheit des Deutschmichelvolkes wählt diese Steuerpolitik doch seit Jahrzehnten.

Diese Arbeitssklaven haben wohl immer noch zu viel Netto vom Brutto in der Tasche.

Naja, wird sich wohl bald ändern, jetzt, wo wir überall mit der CO²-Abgabe beglückt werden, während unsere in die Dritte Welt exportierten Schrottkarren dort munter weiter stinken dürfen.

Der hiesige Trottel meint, die Welt dadurch zu retten, dass er sich teure neue E-Mobilität zulegt, während er kurz zuvor seine dreckige Abgasschleuder aus Geldgier nach Takatukaland verschiffte. Ein weiterer Beweis für entweder die grenzenlose Scheinheiligkeit oder die grenzenlose Dummheit der Leute hier.

Aus den Augen, aus dem Sinn.

Das ist die Wahrnehmung von Tieren, nicht aber die von intelligenten Menschen. Das Nutzvieh wird also weiter im Joch bleiben, denn es kapiert seine Knechtschaft nicht als selbst gebastelt. Und wer sich ohne Eigenkapital einbildet, dass beste sei gerade gut genug für ihn und sich dafür hoch verschuldet wie beim Hausbau, der könnte schneller als ihm lieb ist, Inkassobesuch bekommen, weil er mit den Raten in Verzug ist. Am Ende solcher Höhenflüge ist dann meist beides weg: Geld und Heim.

Egal, der Piefke fühlt sich in seinem illusionären Scheinheilsparadies offensichtlich so pudelwohl, dass er nicht genug davon kriegen kann. Wen kümmert als moralischer Weltmeister schon der schnöde Mammon?

Bevor unsere Bessermenschen ihrer eigenen Brut ein Nest bauen, alimentieren die zudem lieber exotische Importmörder.

Ein echt komplett irres Völkchen, diese Germans. Wer soll diese zugleich Samariter und Pharisäer eigentlich noch ernst nehmen?

Anonym hat gesagt…

Faktencheck mit Wikipedia:

Wegen der steuerlichen Progression bei hohen Einkommen falle der Tag auf ein späteres Datum, als er für die meisten Steuerzahlenden anzusetzen sei, und erwecke so den Eindruck einer sehr hohen Steuerbelastung. Ein Vergleich zwischen verschiedenen Staaten berücksichtigt nicht die Tatsache, dass die steuerfinanzierten Leistungen für den Bürger stark differieren. Es wird hierbei nur die Kostenseite betrachtet, die Nutzenseite wird ausgeblendet.[3] Darüber konzentriere sich das Konzept auf das Nettoeinkommen, zeige nur die Steuerbelastung auf und vernachlässige Kapitalgewinne.

Brav, Wikipedia. Seht ihr? Ihr habt völlig außer Betracht gelassen, dass es Leute gibt, deren Steuerzahlergedenktag auf den 1.1. 00:00 Uhr fällt, weil sie zu 100% steueralimentiert sind.

Anonym hat gesagt…

Mehr Nutto vom Bretto, sag ich nur - bzw. Volker Pispers:
https://www.youtube.com/watch?v=qN-jDvN1jKo

Anonym hat gesagt…

der "deutschlandfunk" freut sich auf die kommenden Tage , mehr Russlandbashing , China wurde auch als Brutstätte des Bösen erkannt , Luftsteuern , unklar ob und womit die Leute im Winter heizen sollen ( irgendein sozialer Ausgleich wird kommen ).

ich rechne mit einer bolschewistischen Verbotsorgie und werde das Land verlassen

Anonym hat gesagt…

ich rechne mit einer bolschewistischen Verbotsorgie ...

Me too.
Nach dem 26. Scheiding wird die Post abgehen, aber sowas von.
Etwas zwischen Colonia Dignidad, 1984 und Rotchinesischem Punktesystem.