Diesmal geht er wohl ganz: Martin Schulz hat viele Posten durch, als Rentner wird er jetzt Stiftungsvorstand. |
Er war der Mann, der die älteste deutsche Partei im Alleingang aus dem Kater nach den Schröder-Jahren holte, der als letzter SPD-Kanzler*innenkandidat*in selbst beinahe Kanzler geworden wäre und danach als Außenminister so lange amtierte, dass er eine ganze Ära prägte, als er abging. Martin Schulz, in jungen Jahren beinahe auch ein erfolgreicher Profifußballer, gilt heute als letzter Präsident des EU-Parlamentes, von dem in Deutschland überhaupt jemand gehört hatte. Als er im Machtkampf mit seiner Nachfolgerin Andrea Nahles unterlag, ging der SPD eine laute, schrille Stimme verloren. Schulz, eben noch "Gottkanzler" (Der Spiegel), verbrachte seine letzten Jahre in einer Hinterbank im Bundestag. Nicht einmal mehr die berühmten Interviews, die er als EU-Parlamentsgesicht mit sich selbst geführt hatte, erregten Aufmerksamkeit.
Ohne Schulz war der Zug abgefahren
Seit der frühere Kleinstadtbürgermeister die große Bühne verlassen musste, ist die SPD in der Beliebtheit dramatisch abgerutscht. Ein Viertel der ehemaligen Schulz-Wähler*;:)?Innen wanderten zu anderen Parteien ab. Schulz selbst, inzwischen im Rentenalter, konnte nichts mehr dagegen tun: Der berühmte Schulz-Zug war abgefahren, der Lokführer verstummt. Trotz der treuen Dienste, die er seiner Partei über 37 Jahre geleistet hatte, schien sich nicht einmal mehr eine Anschlussverwendung für den Vielfunktionär zu finden, wie sie Andrea Nahles sich im Poker um ihren Rückzug von der Parteispitze ausbedungen hatte.
Doch Ende gut, alles gut. Nach langem Suchen schlug der frühere Parteichef SPD-Parteichef Kurt Beck, seinerzeit selbst durch eine üble Intrige gestürzt, seinen Spätnachfolger als seinen Nachfolger als Vorsitzender der nach Friedrich Ebert benannten SPD-Parteistiftung vor. Für Schulz, nach Angaben der Süddeutschen Zeitung am Tag seiner Wahl schon 68 Jahre alt, ein Jungbrunnen. Heute, mittlerweile wieder 65, führt der gebürtige Eschweiler des FES "als führenden Think-Tank" (Schulz) wie gewohnt zur Entwicklung "von Utopien und Visionen für die Zukunft" auf dem Weg zu "einer gerechten und demokratischen Welt".
Nicht rosig, aber toll
Zeit, sich ganz darauf zu konzentrieren. Für den nächsten Bundestag kandidiert Martin Schulz nicht mehr, selbst gute Wahlkampf-Ratschläge für seinen Kanzlerkandidatinnennachfolger Olaf Scholz will er nicht geben. Von Olaf Scholz' Linie und seiner Eignung für das Kanzleramt seien die Deutschen offenbar doch ohnehin überzeugt, "im Politbarometer lag er zuletzt vor Armin Laschet und Annalena Baerbock", verweist Schulz auf die stabilen Werte seines langjährigen Genossen. Natürlich sähen die Zahlen für die SPD im Moment "nicht rosig" aus. Aber Umfragen zeigten auch, dass viele Wählerinnen und Wähler noch unentschlossen sind oder sich noch gar nicht mit der Bundestagswahl befasst haben. "Wenn der Wahlkampf auf die Zielgerade geht, dann wird sich Olaf Scholz' Popularität noch auf die SPD übertragen."
Er kann es immer noch, der alte Haudegen der Schönfärberei, der im Dezember vor vier Jahren angekündigt hatte, die "Vereinigten Staaten von Europa" bis 2025 errichten zu wollen. Noch ist es nicht soweit und schon wird Schulz gar nicht mehr nach dem Stand seines epochalen Vorhabens gefragt. Dafür ist der scheidende Arbeiterführer nun trendgerecht für "eine höhere CO2-Bepreisung in Deutschland", für einen "sozialen Ausgleich für diejenigen, die sich nicht jedes Jahr eine neue Heizung kaufen können" und eine "Verkehrswende", für die "im ländlichen Raum die Infrastruktur dafür" geschaffen wird.
Europa kommt nicht mehr vor
Im großen Abschiedsinterview ist von früheren Schulz-Projekten wie dem „Arbeitslosengeld Q“, der geplanten "Abschiebung straffälliger Ausländer" (Schulz) und immer mehr Europa so wenig die Rede wie vom längst legendären "Ostprogramm" der ehemaligen Arbeiterpartei. Europa kommt viel mehr gar nicht vor, auch die "Zeit für mehr Gerechtigkeit“ fehlt. Schulz, immer schon ein Konjunkturritter politischer Stichflammenthemen, ist jetzt ein Mann des Klima und ein Anhänger des "digitalen Infrastrukturausbaus", der in seinem Wahlprogramm vor vier Jahren mit keiner Silbe erwähnt worden war. Dafür aber übt Martin Schulz schonungslose Selbstkritik: "Die Menschen haben ein sehr feines Gespür dafür, wer für das Kanzleramt geeignet ist", sagt er und spielt damit ironisch auf seine eigene krachende Niederlage gegen Altkanzlerin Angelas Merkel an, die ihn 2017 mit dem simplen Satz "Sie kennen mich" vernichtend geschlagen hatte.
Dem Selbstbewusstsein des gefühlten Politgiganten hat das keinen Abbruch getan. Schulz, der den Höhepunkt seines politischen Lebens erreichte, als er nach einem Hinterzimmerdeal das Büro des Frühstücksdirektor bei der EU beziehen durfte, regelt hier noch einmal mit großer Geste die Geschickte der ganzen Welt. Auf Fakten kommt es Schulz dabei immer noch nicht an: So versichert es, dass "jeder kleine Kaufmann" (Schulz) in Deutschland Gewerbe- und Umsatzsteuer bezahlen müsse, "aber dieser Bezos zahlt derzeit keinen Cent".
Was nicht passt, erfindet er einfach
Frei erfunden, denn bereits im Jahr 2019 zahlte das US-Unternehmen in Deutschland mehr als 1,5 Milliarden Euro Gewerbe- und Umsatzsteuern. Fakten aber haben Martin Schulz noch nie interessiert - wie Annalena Baerbock ihren Lebenslauf pimpte, ließ der Blender aus Würselen sich im Wahlkampf Pappaufsteller anfertigen, die den gerade mal 1,65 Meter kleinen "Merkel mit Bart" (PPQ) als stattlichen 1,80-Hünen darstellten.
So war er, so ist er, so wird er fehlen. Ein unterhaltsamer Flunkerer, gefangen in seiner eigenen spinnerten Welt aus falschen Vorstellungen, seltsamen Wünschen, verrückten Vorstellungen wie der einer "EU-Armee" und einer lebenspraktischen Gier, die es ihm erlaubte, sich seinen selbstlosen Dienst an der eigenen Karriere für volle 365 Tage im Jahr mit üppigen Tagesgeldern vergüten zu lassen. Im Übergang vom aktiven Diäten-Abgreifer übt Martin Schulz nun seine neue Rolle: Der weise Ratgeber, der nie etwas gerissen hat, nun aber großartige Analysen liefert wie "jede Bundestagswahl ist ein Unikat" und "mit einem FDP-Finanzminister hätte es sicher nicht die globale Mindestbesteuerung gegeben, die Olaf Scholz jetzt durchgesetzt hat" - dass die ein amerikanischer Vorschlag war, den Scholz nur noch runterhandelte, ist für Schulz nebensächlich. Wie auch der Umstand, dass die "globale Mindeststeuer" im Moment noch genauso existiert wie Angela Merkel europäische Flüchtlingslösung.
Ein unterhaltsamer Demagoge
Schulzens Demagogie ist ja immerhin unterhaltsam. Wie er dreist schwindelt, wie er sich selbst bauchpinselt und selbst seine Jahre im Abklingbecken der großen Politik als Dienst am Wähler ausgibt, der ihm, dem Zugpferd der SPD, ein Direktmandatandat versagt hatte, ist eine Show, die die kekstrockene Saskia Esken, der töpfernde Walter Borjans und auch der gefallsüchtige Kevin Kühnert einfach nicht liefern können. Selbst noch im Augenblick des Abschieds, gefragt, ob "das der endgültige Rückzug aus der ersten Reihe der Politik sei, bleibt der kleine Mann mit dem gigantischen Ego sich treu. Der Vorsitz der Friedrich-Ebert-Stiftung sei "ein bedeutendes Amt in der sozialdemokratischen Bewegung". Und, das glaubt er ganz bestimmt, "ganz sicher kein Rückzug".
7 Kommentare:
"Ruft doch Mal Martin" Diese Aufforderung vom Meister selbst an den rangekarrten SPD Nachwuchs in der fernsehtauglichen Wahlkampfarena war der Oberknaller.
Die FES pumpt jedes Jahr knapp 200 Mio von den Konten der Steuerzahler direkt in die roten Netzwerke, da bleibt genug für bedürftige Altkader übrig.
@ Bernd: Heißest du Hinz? Heißest Du Kunz? Sch(n)ürbein oder Hammelwade?
Oder heißest Du gar: Grobschlsser?
Grrg. Grobschlosser.
Dieses "Lumi" im Rittergut nun wieder, nicht zum ersten Mal*: : Es hat niemals nicht keine Kernwaffenexplosionen gegeben. Neuerdings, bei ihm, auch keine bemannte Raumfahrt.
*Es hat sich auch bei EIKE nicht entblödet, solches abzusondern.
Zu s e l e k t i e r e n, ist wohl nicht das Schlechteste.
o,Das sind aber wirklich komische Kommentare hier,den Schreiber meine ich nicht, die Antworten.
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