Dienstag, 8. Juni 2021

Höchste Ehren für Anetta Kahane: Endlich Bürgerrechtlerin

Anetta Kahane als Bürgerrechtlerin: Sie ist der erste Ex-IM, dem diese Ehre zuteil wird.


N
ichts im Lebenslauf dieser Frau deutete darauf hin, dass ihr auch dieser Coup noch gelingen könnte. Anetta Kahana war erfolgreich in vielerlei Hinsicht, sie begründete mit der Amadeu-Antonio-Stiftung eines der am schnellsten wachsenden Start-Ups der Republik und damit zugleich eine ganze Branche, die sich gesellschaftliche Vorsorge- und Warnarbeit üppig vergelten lässt. "Amadeu Antonio", in Branchenkreisen und Ministerien nur "AAS" genannt (Versalien einzeln sprechen!), ist heute umgeben von einem ganz Netz aus Tochterfirmen, Ausgründungen und Kooperationsveranstaltungen - unter anderem mit dem Holtzbrinck-Verlag. Ein Erfolgsmodell.

Erfolgsmodell Engagement

Benannt im alten Sklavenhalter-Stil nach den Vornamen des 1990 in Eberswalde von Skinheads erschlagenen Amadeu Antonio Kiowa, zapft das Unternehmen so umfangreich Fördermittel, dass es hohe Rücklagen bilden konnte. Dank der Übertagung von Netzhygienefunktionen durch den US-Internetreisen Facebook gelang es zuletzt auch immer mehr, sich von Zahlungen der Bundesregierung unabhängig zu machen. ASS ist auch bei der so oft bemängelten Digitalisierung ganz vorn dabei. Ein Beweis dafür, dass Deutschland mithalten kann, wo öffentliche Anschubfinanzierung und privates Engagement gemeinsam auf ein richtige Ziel zuarbeiten.

Doch nun erst folgt der wahre Ritterschlag folgte jetzt erst. Die westdeutsche "Zeit", eine Wochenschrift aus dem Holtzbrink-Verlag, hat Anetta Kahane endlich zur DDR-Bürgerrechtlerin geadelt. Die heute 66-Jährige ist damit der erste ehemalige IM der Staatssicherheit, dem diese hohe Ehre zuteil wird - ein früherer Versuch des Deutschlandfunks, die ehemalige IM "Victoria" entsprechend neu zu erzählen, war vor zehn Jahren noch am Widerspruch bockbeiniger anderer Bürgerrechtlerinnen und Bürgerrechtler gescheitert.

Die Zeit heilt alle Wunden

Doch Die Zeit heilt alle Wunden und aus dem Abstand von 40 Jahren kommt es auf vieles auch nicht mehr an. Acht Jahre Tätigkeit im Auftrag des Ministeriums für Staatssicherheit samt Auslandseinsätzen und "belastenden Aussagen über Personen aus ihrem näheren Umfeld, darunter Freunde, Studienkollegen und südamerikanische Bürger" müssen heute zurückstehen hinter dem Mut, sich noch in den letzten Stunden der DDR in die Bürgerrechtsgruppe Initiative für Frieden und Menschenrechte eingereiht zu haben, um als deren Vertreter am Runden Tisch teilzunehmen.

Die anderen Bürgerrechtler ahnten damals nicht, dass ihre wenig später mit der Theodor-Heuss-Medaille geehrte Mitkämpferin eine Stasi-Geschichte hatte, bis 2002, als die Verleihung des Moses-Mendelssohn-Preises an Kahane deren Engagement für Weltoffenheit und gegen Rassismus abschließend ehrte, blieb diese Information auch der Öffentlichkeit verborgen. Heute noch gehören die acht Jahre im Stasi-Dienst nicht zur offiziellen Biografie der Preisträgerin, obgleich Kahane die Spitzeltätigkeit nach einer gescheiterten Bewerbung um die offene Stelle der Berliner Ausländerbeauftragten laut eines Berichtes im "Tagesspiegel" (Holtzbrinck-Verlag) hatte einräumen müssen. Vorher habe sie „nicht das größte Interesse an einer Veröffentlichung“ gehabt, sagte sie damals.

Stasi ohne Sorgen

Aber heute sieht das anders aus. Heute muss die AAS-Gründerin keine Sorgen mehr haben, dass ihr "gesamtes Leben aus diesem einen Punkt heraus bewertet" wird, "ohne dass man wirklich gewichtet, wie relevant oder auch gefährlich der Vorgang war“. Im aktuellem Ehrenartikel der "Zeit" geht es darum auch nur kurz und knapp, damit niemand sagen kann, es sei nicht gesagt worden. 

Der Rest ist besorgtes mütterliches Fieberfühlen am Ostpuls, die "Menschenrechtsliberale" (Kahane über sich selbst) sucht nach Nazis in ihren DDR-Erinnerungen, die Frau, die als alleinstehende End-Zwanzigerin DDR-Reisekader war, ist in ihrer Erinnerung nun nicht einmal mehr Kommunistin, sondern damals immer schon schon Antifaschistin. Bei der Stasi war sie überhaupt nur deshalb! Und heute nun ist sie eben "Bürgerrechtlerin" - wenn auch nach einer korrigierenden SEO-Optimierung mittlerweile nur noch in der originalen Internetadresse "https://www.zeit.de/gesellschaft/2021-06/anetta-kahane-rassismus-antisemitismus-rechtsextremismus-ddr-buergerrechtlerin".



8 Kommentare:

Rechts der linken Mitte hat gesagt…

Was bei der grünen Koboldexpertin ACAB schon nicht geklappt hat, wird bei der roten Ex-Stasi IM Kahane sicher funktionieren: die medial herbeigefaselte neue Absurdistan-Identität.

Wie blöd sind diese linken Spinner eigentlich?

Leider gibt es aber genug Schwachhirnis, die sowas für bare Münze nehmen. Evolutionssprünge im Stile der vielfältigen Einfalt. Und unsere FFF-Kids? Wo hüpfen sie denn?

Schon wieder in den Urlaub gedüst, um das Klima auch dort zu retten?

Grenzenloser Irrsinn, wohin man auch blickt im besten aller Schlands.

Endlich deutscher Bürger mit lebenslangem Alimentierungrecht, denkt Mobuto Bokassa.
Endlich deutscher Bürger mit lebenslanger Alimentierungpflicht, denkt Max Mustermann.

Anonym hat gesagt…

Frau weisband hat einen interessanten Beitrag zum Thema Feuer und Politik geschrieben - wird leider kaum gelesen :

"Wenn wir alles anzünden, sparen wir uns viele Zwischenschritte" habe ich neulich aus Frust über Politik gestickt.
Ihr könnt diese Stickerei jetzt als Shirt, Hoodie oder Tasse erwerben und elegant eure Meinung zu einerganzen Themenvielfalt ausdrücken.
https://bit.ly/3qSoADC

Anonym hat gesagt…

Das Wort 'Bürgerrechtlerin' findet man dort jetzt nur noch in den Kommentaren und in den Google-Treffern. Das war wohl sogar dem Stammpublikum bei Zeit zu fett.

Der ganze Artikel für Lesefaule in Kurzform:
„Ich liebe... ich liebe doch alle Menschen!“

Die Anmerkung hat gesagt…

URL

anetta-kahane-rassismus-antisemitismus-rechtsextremismus-ddr-buergerrechtlerin

Im Quelltext der Seite etliche Fundstellen.

Volker hat gesagt…

Leicht OT, muss trotzdem sein. Es geht um das Wiederverwendungsprojekt Medienfotos.

Die Armut ist ein Mädchen mit roter Jacke.

Vor ein paar Jahren hatten wir das Foto vom Archetypus des Rechten, der medial je nach Bedarf mal Nazi, Jamelese, Pfeilkreuzler (aber ohne Pfeil), Jobbik, niederländischer Antisemit oder Nationalsozialistischer Untergründler war.

Heuer gibt ein neues ... was ist ein Narrativ der Bildsprache? ... Universalfoto:
Der AfD-Wähler.
Die sehen so aus.
Wenn Ihr auf der Straße diese Leute seht (passiert ja zigmal täglich), dann könnt Ihr sicher sein, die wählen AfD.

Anonym hat gesagt…

rote Jacken machen arm .

Anonym hat gesagt…

@ Volker: Eine meiner angestellten Mägde Anfang der Neunziger: Republikaner? Das sind doch die mit den Glatzen und den Springerstiebeln ... Dau lät sich nix bei daun.
Vox populi, vox Rindvieh - wußte schon Bismarck.

(Gustav von Rochow ist betreffend des "beschränkten Untertanenverstandes" durchaus, bis insoweit, zuzustimmen. Abzulehnen aber ist, daß er seiner Kaste, den blaublütigen Degeneraten von und zu Rotz an der Backe, lächerlicherweise höheren Witz zuschrieb.)

Die Anmerkung hat gesagt…

„Es ziemt dem Untertanen, seinem Könige und Landesherrn schuldigen Gehorsam zu leisten und sich bei Befolgung der an ihn ergehenden Befehle mit der Verantwortlichkeit zu beruhigen, welche die von Gott eingesetzte Obrigkeit dafür übernimmt; aber es ziemt ihm nicht, die Handlungen des Staatsoberhauptes an den Maßstab seiner beschränkten Einsicht anzulegen und sich in dünkelhaftem Übermute ein öffentliches Urteil über die Rechtmäßigkeit derselben anzumaßen.“

https://beruhmte-zitate.de/autoren/gustav-von-rochow/

Aha, von dem ist das, daß der Pöbel sich nicht zum Pöbel da oben zu äußern habe.