Die stolze Bilanz leerer Klimaversprechen: Je mehr desto und desto mehr. |
Der Kampf ist ein ungeheurer, er nimmt seit Monaten schneller Fahrt auf als Impfkampagne, Impfpassprogrammierung und die Arbeit am Wahlprogramm der Union zusammen und er ist selbst vom traurigen Rest des kalendarischen Frühlings nicht zu bremsen gewesen. In der Schlacht um die Klimarettung bis Mitte des Jahrhunderts, einer Aufgabe, wie sie noch keine andere Generation zu bewältigen hatte, sind die sichtbaren Fortschritte überschaubar beinahe nicht zu sehen, doch der Ehrgeiz, diesen kleinen Schönheitsfleck der Anstrengungen der zurückliegenden 30 Jahre mit Hilfe immer neuer sogenannter Klimaziele abzuschminken, ist historisch einmalig.
Im Wochentakt verschärft
Im Wochentakt wird inzwischen nachgeschärft und angespitzt, wird abgesenkt und aufgerüstet. Was eben noch an märchenhaften Minderungszielen sacht umstritten war, weil niemand zu sagen wusste, wie der große Bus der westlichen Industriegesellschaft ohne Straße, Treibstoff, Fahrer, Getriebe, Motor und Landkarte dorthin gelangen könnte, ist schon am nächsten Morgen nicht genug. Die kapitalistische Logik des Immermehr, nach übereinstimmenden Urteilen zahlloser Fernsehgerichte ein Geburtsfehler der menschlichen Logik, hat den Klimakampf erreicht. Nicht mehr nach Fünfjahrplänen wird regiert, sondern nun schon nach Plänen für zehn, zwanzig und dreißig Jahre.
Lahmt auch die tatsächliche Reduzierung der weltweiten CO₂-Emissionen, so gibt es doch bedeutsame Fortschritte bei der Zahl der abgegebenen Absichtserklärungen. In den vergangenen fünf Jahren hat die Zahl der - derzeit amtierenden - Regierungen, die sich zur Erreichung eines Netto-Null-Ziels verpflichtet haben, deutlich zugenommen: Waren es 2016 nur ganz wenige Nationen, die Gesetze zur CO2-Eliminierung beschlossen hatten, sind es heute nach Daten der Internationalen Energie-Agentur schon 71 Länder - 27 davon repräsentiert durch die Europäische Union, die ganz weit vorn marschiert im Block der Netto-Null-Theoretiker.
Netto-Null-Theoretiker
Mehr als die Hälfte der Beteiligten sprang in den letzten 18 Monaten auf den Zug, meist nicht mit bindenden Gesetzen, sondern mit Absichtserklärungen und "Grundsatzapieren" (IEA) voller gutem Willen. Stolze zehn Länder haben ihre Netto-Null in ein Gesetz gegossen, acht weitere sind willens, das zu tun. 53 haben allerbeste Absichten, auch damit lässt sich gut Wetter machen, denn wohlwollend zusammengerechnet decken abgegebenen Zusagen jetzt schon rund 70 Prozent der derzeitigen weltweiten CO2-Emissionen ab, wie eine Prognose des Analyseprojekts Climate Action Tracker (CAT).
Wo es noch nicht so klappt mit den Zusagen, warten die Versprechungen von morgen. Das Netto-Null-Ziel bedeutet, die bis unmittelbar vor Beginn der Corona-Pandemie immer weiter steigenden CO2-Emissionen stellen zugleich ein beständig wachsendes Reservoir für künftige Reduzierungsversprechen dar, die sicherstellen, dass die Klimabilanz wieder ins Lot kommt. Vielleicht nicht 2030, vielleicht auch nicht 2045 oder 205. Aber am Ende aller Zeiten, das ist heute schon Naturgesetz, wird sie exakt Null betragen.
1 Kommentar:
Schon gruselig. Seit dem Konzil von Nicäa gilt ein zwar meschuggener, doch beredsamer (((Wanderprediger))) für G*ttx0,3 Periode, und doch für den großen Natschalnik gleichzeitig. So auch mit dem vorgeblichen Klimawandel ob der bösen Industrie.
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