Zögern, Zaudern, Vertagen und Vertrösten, das war Deutschlands Kurs in der Klimakrise, seit Angela Merkel vor 14 Jahren von ihrer ersten Arktisexpedition zurückkehrte. Immer wieder gab es neue Ziele, immer ehrgeiziger wurden sie und immer enthusiastischer verpasst, während draußen im Lande die Strompreise stiegen, bis der Weltrekord für eine Kilowattstunde endlich dort zu Hause war, wo schon andere Titel im Schrank stehen: Weltkriegsweltmeister, Exportweltmeister, Fußballweltmeister und Moralweltmeister, um nur einige zu nennen.
So schnell geht der Ausstieg
Dass ausgerechnet die im Vergleich zur USA hierzulande dreimal teure Elektroenergie als Treibriemen einer klimafreien Zukunft eingeplante ist, galt außerhalb des politischen Berlins als bedenkliches Problem. In Kabinett und Bundestag aber war beschlossen worden, die prekäre Frage im Vorwärtsschreiten zu lösen. Kommt Zeit, kommt Rat, kommt jemand anderer ins Amt, der sich dann damit herumschlagen kann, wenn man selbst nur noch die Geschichtsbücher bewohnt.
Niemand verschrecken, alle mitnehmen auf die Reise ins Ungewisse, aber möglichst so langsam fahren, dass keiner mitbekommt, auf welchem Kurs man fährt. Ganz klar orientiert an der alten chinesischen Taktik 煮熟的青蛙 (Zhǔ shú de qīngwā, zu deutsch "gekochter Frosch"), sollte die Realität so allmählich verändert werden wie der Bundestag nach den Vorgaben des Bundesverfassungsgerichtes schrumpft: Unmerklich, unsichtbar fast und auf die ganz lange Sicht doch nicht parallel zu den verfassungsrechtlichen Erfordernissen, sondern in der Unendlichkeit direkt auf die vorgeschriebene Größenlinie treffend.
Der grüne Umfragerausch
Der grüne Umfragerausch vermittelte dort, wo traditionell denkende Wählerinnen und Wähler bisher Vernunft und Augenmaß anzukreuzen glaubten, das Selbstbild, man müsse nun einfach noch grüner sein als die Grünen und mehr Friday als Future, um zu alter Stärke zurückzufinden. Ausgelöst durch einen über Jahre angereicherten Merkel-Überdruss, eine durch Jahre gepflegte Alleinherrschaft innerlich ausgezehrte Union, eine ins Abendrot segelnde SPD und eine Medienlandschaft, die aus ihrer hellen Begeisterung für die junge, hübsche Frau mit dem geheimnisvollen Studienabschluss keinen Hehl macht, treibt es die Reste der früher konservativen Volksparteien CDU und CSU unwiderstehlich noch weiter nach links als die linke Merkel-Union.
Wie Regenmacher ziehen die scheidende Kanzlerin, ihre Minister und der Thronanwärter über Land, um mit Milliarden und Abermilliarden Ausgleich, Entlastung und eine Zukunft ohne Sorgen zu versprechen. Unerschöpfliche Staatskassen, gespeist aus den unendlichen Geldquellen der EZB-Schuldenfabrik, scheinen aus Sicht aller Parteien alle Probleme lösen zu können. Kombiniert mit neuen Lebensgestaltungsanweisungen vom Tempolimit über Fahr- und Flugverbote bis hin zu einem CO2-Limit, das jeder Bürger*In auf seinem persönlichen Klimakillerkonto zugewiesen bekommt, spielt die minutiöse Regulierung durch Maßnahmen den Soundtrack zur Zukunft.
Fortwährende Eskalation
Zur Logik der Entwicklung gehört einerseits der Zwang zur fortwährenden Eskalation. Ziele, die nur auf dem Papier stehen und für wenigstens ein Drittel der Menschen, die durch Verzicht und Einschränkung an ihrer Erreichung arbeiten sollen, zu Lebenszeiten gar nicht erreichbar sind, müssen unentwegt "verschärft" (DPA) und Disziplinierungsauflagen beständig "strenger" (FR) werden, um ihre öffentlichkeitswirksame Aufgabe zu erfüllen. Andererseits gilt es, die tatsächlichen Auswirkungen der Jagd auf imaginäre "Klimaziele" (Angela Merkel) bestmöglichst zu verbergen: Höhere Preise für Heizung, Lebensmittel, Mobilität und Einschränkungen der im strengen Klimaregime noch erreichbaren Freiheitsgrade sind keine gute Werbung, das spüren selbst urgrüne Wahlkämpfer, die es deshalb vermeiden, ihre ersehnte Zukunftswelt in irgendeiner Weise konkret zu zeichnen.
Worthülsen für die Wählenden
Die zu Übertölpelnden an den Urnen werden mit Trost aus der Bundesworthülsenfabrik gespeist. Die Einführung neuer Wohlfühlbegriffe wie "Klimagerechtigkeit" und "Klimawohlstand", mit denen die Bundesworthülsenfabrik (BWHF) rechtzeitig auf verbale Fehlstellen in der Vermittlung der kommenden Klimazeit reagiert hat, setzen hier an. Das Wie, das Teile der Bevölkerung wohl doch beunruhigen könnte, bleibt im Dunkel einer absichtsvollen Ungewissheit. Das Was aber trötet aus allen Trompeten, immer schriller.
Stimmungsvoll wird so die Hoffnung auf weitere virtuelle "Verschärfungen" und immer noch ehrgeizigere "Ausstiegspläne" genährt. Deren Tempo nahm zuletzt exponentiell zu. Praktisch wurde das Ziel, 2005 25 Prozent weniger Treibhausgas im Vergleich zu 1990 auszustoßen, ebenso souverän verfehlt wie das Ziel für 2010. Theoretisch aber führt die Verschärfung zum guten Gefühl, immer nahe dran zu sein. Nur eben zeitlich immer weit weg.
3 Kommentare:
Bloß den Reset abwarten, dann sind wir sogar noch früher fertig.
Ich fresse und fresse und werde nicht schlanker.
Sollte die große Impfung Erfolg haben, werden nach Meinung einiger Heilzweifler in etwa 2 bis 3 Jahren erste CO²-Verursacher um- und somit wegfallen. Diese Pioniere der Weltrettung könnten das heilige Klimaziel erreichbarer machen.
Parallel hilft auch, dass wir 80 Mio Deutschen nur noch Rad fahren, bis der Irrenarzt kommt, damit die übrige 8-Milliarden-Menschheit in Asien und Afrika ihre wachsende Automobilität grenzenlos genießen kann.
Das mit dem vielen CO² in der Luft scheint übrigens zu stimmen, denn viele verhalten sich hier im besten aller Schlands bereits wie unter akutem Sauerstoffmangel im Hirn.
Welche "junge hübsche Frau"?
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