Gespräche statt Duell" (Tagesschau) als neue Duellform - mit dem offenen Machtkampf in der Union eskaliert der Vernunftabbau im Land in einem Maße, das noch während des Gerangels um den Parteivorsitz in der SPD unvorstellbar gewesen wäre. Laschet oder Söder, Söder oder Laschet, Brust oder Keule, Rhein oder Pegnitz, Strauß oder Kopf in den Sand? Gebannt verfolgt die Medienrepublik einen Wettbewerb, der "kurz, aber einheitlich" (Merkel) geführt wird wie die nächste Runde im Kampf gegen die Pandemie. Bis Juni noch, spätestens.
Der düpierte Volkstribun
Am Sonntag waren die beiden Bewerber bereit, ihren Hut in den Ring zu werfen. Am Montag warf einer der beiden den Hut des anderen wieder raus. Aus, vorbei, vorüber. Die kürzeste Kanzlerkandidatenkandidatur der bundesdeutschen Geschichte endet mit einem düpierten Volkstribunen, während der weitgehend unbekannte Ladenhüter ins Schaufenster tritt. Armin Laschet, in Kürze der Martin Schulz der CDU, lässt sich die Herzen zufliegen, wenigstens die der Funktionäre und Bundestagskader, die in der Schicksalsgemeinschaft mit ihrer Schwesterpartei keine Union im Wortsinne sehen, sondern eine im EU-Sinne. Meins bleibt meins wie es acht und kracht.
Fünf Monate bleiben Armin Laschet, der zu werden, den die Menschen zu sehen glauben, wenn sie Markus Söder anschauen. Eine Recke, ein Deichgraf für alle Pandemiefälle, ein lupenreiner Charismat ohne hinderlichen Charakter, der Tiefschwarz sein, aber glänzend grün schillern kann. Unmittelbar vor dem Start des vermutlich langweiligsten Wahlkampfes aller Zeiten schält sich ein klarer Außenseiter für das Rennen ans Ende der Corona-Zeit heraus: Markus Söder, der Mann, nach dem das Volk in Umfragen ruft, unterliegt Armin Laschet, einem Gegner, der sich vom Start weg nur zu zweit ins Rennen traute.
Merkel fehlt jetzt schon
Angela Merkel wird fehlen, sie fehlt eigentlich jetzt schon. Nachdem sich die Union erst Zeit gelassen hat mit ihrer Kandidatenkür, geht es ihr nun gar nicht schnell genug, sie wieder zu beenden. Ein Blick auf die überall blühenden Doppelspitzen aus Habeck und Baerbock, Esken und Borjans, Wellson und Hennig, Meuthen und Crupalla, Laschet und Söder reicht, um zu wissen, was kommen wird: Ein erneuter Neustart, der Wiederaufbau der Republik, der übliche Bürokratieabbau, mehr Klima, mehr Nachhaltigkeit, mehr EU, mehr soziale Gerechtikeitall, mehr alles eigentlich und davon für jeden genug je nach Geschmack.
Alles dasselbe, im strahlenden Grau eines aufdämmernden Morgens, der Spreu in Weizen verwandeln wird. Armin Laschet muss nicht viel richtig machen, um im Herbst ins Kanzleramt einzuziehen, er darf nur nicht noch mehr falschmachen. Ende des Jahres könnte er dann schon gemeinsam mit US-Präsident Joe Biden eine Gangway hinauffallen oder in Ankara auf einem Hocker neben Erdogans Thron Platz nehmen, um aufmerksam zuzuhören.
4 Kommentare:
Merkel wird Kanzler Lascho verhindern indem sie die Inzidenzzahlen rechtzeitig hochlügt und die Wahl auf 2030 verschiebt.
Ein Volk zelebriert Fifty Shades of Grey.
Obwohl unsere aktuelle Gottkaiserin keine fleischlichen und somit legitimen Thronerben vorzuweisen hat, wird vermutlich bald die Erbdemokratur eingeführt, damit das föderalistisch chaotische Miniherrschergewimmel im aufgeblähten Hofstaat endet und eine schlichte Ordnung einkehrt.
Dann könnte eine neue Dynastie derer von Laschet, Scholz oder Söder uns ständig orientierungslose Freitaumler in frühere Glanz-und-Gloria-Zeiten mit zackigen Lametta-Paraden zurück leiten, sich ohne parlamentarisch nörgelnde Bremsklotzdeppen absolutistische Macht zuschreiben und an Millionen steuerpflichtiger Leibeigenen vorbei zielorientiert strikt durchbefehlen.
L'état, c'est moi!
Und wenn das Volk kein Brot hat, soll es gefälligst Kuchen essen.
Es wird also langsam Zeit, die Guillotinen aus den Museen zu holen, zu restaurieren und zu ölen, damit die geplante Transformation zur perfekten Gesellschaft auch wie geschmiert ablaufen kann.
Lieber ppq, bei Ihrer Aufzählung was kommen wird, haben sie noch mehr Steuern und noch ganz viel mehr Verbote vergessen. Nur leider wird das nicht so laut angekündigt werden, da sich da wohl alle schon einig sind und man das daher nicht an die große Glocke hängen muss.
Wir haben außerdem schon eine lustige Demokratievorstellung in Schland. Da gibt es einmal zwei Bewerber für ein Amt und die konkurrieren sogar so ein bisschen. Entsetzen allüberall. Wie können die nur? Kann da nicht sofort einer klein beigeben? So etwas ist in unserer Konsens-Kuschel-Wohlfühlrepublik mit landesweiten save spaces nicht mehr vorgesehen. So etwas muss doch vorher im Hinterzimmer abgeklärt werden. Nicht das man am Ende, Gott behüte, vielleicht sogar noch so etwas wie einen Ami-Vorwahlkampf oder eine Mitgliederbefragung abhalten muss, um den besten Kandidaten herauszufinden. Pfui Teufel, so etwas wollen und brauchen wir nicht, im besten aller möglichen Deutschländer.
Oft sitzt der Schlamm auf dem Thron - und oft auch der Thron auf dem Schlamme.
Nicht von mir, aber trotzdem gut.
Kommentar veröffentlichen