Donnerstag, 1. April 2021

Klimawohlstand: Ein Fantasiewort als Versprechen

Im Land des Klimawohlstands wird die Freiheit über den Wolken grenzenlos sein, der Zugang aber beschränkt.

Fußballspielen können sie nun auch nicht mehr. Nach der Niederlage der deutschen Fußballnationalmannschaft gegen das seit kurzem Nordmazedonien genannte frühere Mazedonien, wachsen die Zweifel in Deutschland, ob irgendwas überhapup noch einmal was wird. Ja, viele sind einverstanden, dass Deutschland als europäischer Kernstaat ein Zeichen setzt und seine Stromversorgung nach Frankreich, Tschechien und Polen auslagert. Ja, viele gehen auch noch mit, dass die frühere Nation für die Schulden der EU bürgt, um die Gemeinschaft zusammenzuhalten. Geld ist genug da. Doch dass die früher so beliebten Nationalkicker sich gegen ein Land blamieren, das einer Umfrage zufolge 87 Prozent der Deutschen nicht auf der Landkarte zeigen könnten, geht denn doch zu weit.

Posterknaben der Klimarevolution

Einmal mehr ist es so, dass da Einsicht da ist. Nordmazedonien musste man gewinnen lassen, um dem kleinen Staat nördlich von Griechenland - ein "Südmazedonien" gibt es nicht - eine Brücke in die EU zu bauen. Aber musste es ausgerechnet jetzt sein? Gegen einen krassen Außenseiter? Mit der ersten  Niederlage in einer WM-Qualifikation seit beinahe 20 Jahren? "Die Enttäuschung ist riesengroß", bestätigte Bundestrainer Joachim Löw, dessen Hoffnungen sich auf einen Ruck in den nächsten Wochen richten, einen Neuanfang. womöglich in Teilen wieder mit alten Personal aus der Zeit, als halbwüchsige Knaben noch Poster von Fußballspielern in ihren Kinderzimmern hängen hatten.

Das ist auch die Zeit, auf die Armin Laschet schielt. Zurück zu alter Größe will der CDU-Parteichef und künftige Kanzlerkandidat der Union, zurück zu Verhältnissen, in denen die Wählenden den Gewählten noch über den Weg trauen und ihnen die Fähigkeit zubilligen, das Land zu regieren. Nach zwölf Monaten Corona-Krise ist dieser Glaube gewichen, das erratische Jonglieren mit Corona-Regeln, Ausnahmen, Verschärfungen und Lockerungen, betrieben von Bund und Ländern, hat die Basis des Vertrauens erodiert. Die desaströse Impfkampagne schließlich hat sie implodieren lassen. 

ABC-Geschütze für die Deutungsschlachten

Guter Rat aber ist nicht teuer, denn Spitzenpolitiker können jederzeit auf die Dienstleistungen der Bundesworthülsenfabrik (BWHF) in Berlin zurückgreifen. Hier, vergraben im märkischen Sand direkt unterhalb des Kanzleramtes, arbeiten Worthülsendreher, Phrasendrescher und Formulierungsdichter, Verbalakrobaten und Buchstabenschweißer rund um die Uhr daran, die Grundversorgung der deutschen Politik mit Schlagworten, Signalbegriffen und schweren ABC-Geschützen für die Schlacht um die Deutungsmacht zu versorgen. 

Galt es für das Team um BWHF-Chef Rainald Schawidow in den vergangenen Monaten vor allem, dem Corona-Kabinett die nötigsten Begriffen zur Panikabwehr zur Verfügung zu stellen - aus dieser Ära stammen Satzbausteine wie "im Griff", "keine besondere Gefahr" oder "gut vorbereitet" - liefert das Bundeszentrallager für Beschwichtigungen inzwischen wieder Visisonäres für den anstehenden Bundestagswahlkampf.

Zum Glück für Armin Laschet, der bereits mit seiner Antrittsrede als Kanzlerkandidatenkandidat keinen Zweifel ließ, woher er seine Zukunftsideen für den Umbau Deutschlands bezieht. setzt komplett auf eine Versorgung durch die BWHF"Merkels Man" (Bloomberg) überraschte Freund und Feind mit fantasievollen Neuprägungen wie "Jahrzehnt der Modernisierung" , "Digitalisierung" und "bessere Pandemiepolitik". Zudem nutzte Laschet zugkräftige Klassiker wie "Beteiligungskampagne", Leerformeln wie "Vorfahrt für Zukunftstechnologien" und das zuletzt auch von Angela Merkel angewandte Mittel der demonstrative gespielten Selbstkritik. 

Nichts weniger als ein Wunder

Er werde aus der "Krise neue Kraft" erschaffen, versprach Armin Laschet, als Kanzler ein Wunder zu bewirken, dass sich rund um den zentralen neuen Kampfbegriff aus der BWHF abspielen soll: Dort wurde in den zurückliegenden Wochen nach dem Muster früher erfolgreicher Kampagnenbegriffe wie "Klimakanzlerin", "Klimanotstand" und Klimasommer" das neue "Klimawohlstand" erdacht und ausgefeilt, ein doppelsinniges zusammengesetztes Substantiv mit visionärer Aufladung. Nach Laschets Bekundungen stehen die 14 Buchstaben für ein viel früheres, viel schnelles und viel erfolgreicheres Umsteuern hin zu rekordhohen, aber für jedermann bezahlbaren Strompreisen, blühenden Landschaften, Klimaschutz  bis in die kleinste Zelle und durchdigitalisiertem Bruttosozialglück.

Die CDU, jene so oft belächelte Partei der alten Männer, die sich seit Jahrzehnten willenlos um eine ältere Frau scharen, ist im Laschet-Plan für den Umbau Deutschlands zu einer Zukunftsnation, die von der steigenden CO2-Abgabe und der Abwärme aus amerikanische Cloudfarmen lebt, zentraler Schaltort und Strategiezentrale. "Wir sind als Partei der Mitte der innovative Kern deutscher Politik", rief Armin Laschet den Bürgerinnen und Bürgern zu. 

Am Anfang einer umfassenden Kollektivierung

Die CDU habe den Atomausstieg beschlossen und die Digitalisierung komplett verschlafen, nach 16 Jahren unionsgeführter Bundesregierungen sitze Deutschland im Schlafwagen der Innovationsfreudigkeit, das Land habe keine global bedeutsamen Unternehmen mehr, dafür aber die umfassendste Bürokratie der Welt, die Gesellschaft sei gespalten, dafür aber in Gut und Böse. Die letzten 17 neuen Gesetze, die der Bundestag unter Führung der CDU beschlossen hatte, galten dem Abbau von Bürgerrechten, der stärkeren Überwachung, sie führten höhere Steuern und Abgaben ein und gewährten Behörden entschlossen umfassende neue Durchgriffsrechte ins Privatleben der Bürger. 

Ein Anfang, nur ein Anfang, wenn es nach Armin Laschet geht: "Wir wollen und können sprudelnder Quell kreativer Ideen für nachhaltige Umwelt-, Energie-, Wirtschafts- und Digitalpolitik sein", versprach er.


3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Unwählbar. Merkel heißt jetzt Laschet, sonst ändert sich nix.

Lascho: Deutschland wird führend beim Wasserstoff. Heißt, wird führend bei den Subventionen für Wasserstoff, und man kann schon gespannt sein, welchen Namen die Worthülsenfabrik für die neue Abgabe liefert.

Anonym hat gesagt…

Bernd wird diesen Irrsinn nicht mitmachen - Bernd kauft sich eine 8ha Scholle und wandert aus ( also : erst auswandern - dann kaufen ) .

weshalb sollte ich mich mit zwangsneurotischen Idioten beschäftigen ? Muss ich nicht .

das brd-Pack wird eben gegängelt - so what .

Anonym hat gesagt…

Wasserstoffstahl ist eine feine Sache -nur eben sehr teuer ( 300 oiro on top beim Neuwagen sagt der d-funk , nun es sind bis zu 700 oiro ) - abgesehen von solchen Schnappsideen : der Russe liefert gas und hat Reserven bis zum Endsieg ; der ami will sein fracking-Gas loswerden , nun - wo ist das Problem ? Wettbewerb , Marktwirtschaft .

was Gretel und die 3f Kinder wirklich wollen ist eine zwangsneurotisch-rektal fixierte Überwachungs-WG mit Achtsamkeit , Mülltrennung und Gedenkzwang .

hätten wir die kleinen Arschgeigen 1998 doch lieber im Klo runtergespült .