Manu machts, aber es reicht nicht. |
Erlösung so nah, und dann doch nicht. Nach 15 Minuten im Spiel gegen den Favoriten aus dem kleinen nordwestdeutschen Dorf Verl glückt dem Halleschen FC ein richtiger Spielzug: Terrence Boyd auf Braydon Manu. Manu fast zentral vorm Tor. Die Winterleihgabe aus Darmstadt, bis dahin schon einer der Auffälligen im rot-weißen Dress, zieht aus knapp 20 Metern ab. Und trifft ins lange Eck.
Erlösung so greifbar. Erleichterung, Glücksmomente, frühe Führung, Klassenerhalt! Wer HFC-Fan ist, kennt das alles gar nicht mehr, jedenfalls nicht in einer 15. Minute. Nach dem Last-Minute-Sieg gegen Uerdingen im letztes Heimspiel und den danach gegen Viktoria Köln beinahe ohne Gegenwehr weggeschenkten Punkten im Auswärtsspiel am Rhein präsentiert Trainer Florian Schnorrenberg seine Mannschaft wiedereinmal weitgehend umgebaut. Vier Neue in der Startelf, Dauerbrenner Sören Reddemann aus der Innenverteidigung raus, dafür Jannes Vollert rein, auch links und rechts in der schlechtesten Abwehr der Liga mit Lukas Boeder und Niclas Landgraf zwei neue Leute. So viel Jubel, so kurz.
Anfangs sieht das aus wie ein Erfolgsrezept. Verl, die torgefährlichste Elf der Liga, kommt in den ersten 20 Minuten kaum zum Zuge. Der HFC dominiert, zumindest zart. Die Abwehr soll erstmal stehen, bloß nicht wieder ein frühes Gegentor fangen und damit auf die steile Schräge zur nächsten Niederlage rutschen. Der Plan geht auf, denn gegen Ende der ersten Halbzeit wird Verl zwar stärker, doch zwingender ist es nicht, was die Gäste bieten. Der HFC kämpft, er verteidigt, er wirft rein, was er hat.
Zur Halbzeit riecht alles nach Happy End. Die drei Punkte heute würden das rettende Ufer bis auf drei Punkte näherrücken lassen. Die dann gegen Mannheim, Türkgücü oder - letzter Ausweg - Ende Mai im Auswärtsspiel bei Bayern München II geholt werden könnten. Und müssten.
Aber. Es kommt dann doch wieder anders. So aufopferungsvoll sich Antonius Papadopulous, Landgraf und sogar Torschütze Manu in die immer drängenderen Angriffe der schwarzgekleideten Gäste werfen, so verzweifelter wirkt die Hoffnung darauf, diesmal ohne die üblichen Gegentreffer davonzukommen. Alles schmeckt, alles riecht, alles ruft nach einem Torerfolg des SVV. Bis zur 72. Minute hält das Bollwerk, das die Hallenser errichtet haben, ein mit viel Laufaufwand betriebenes Gebilde, das selbst die beiden vordersten Spieler Terrence Boyd und Michael Eberwein nicht vor Abwehraufgaben verschont.
Doch dann passiert es eben doch, und ärgerlicherweise nach einem ruhenden Ball. Einmal hat Schiedsrichter Lukas Benen seine lockere Linie verlassen, unter der bis dahin vor allem Braydon Manun mehrfach zu leiden hatte. Es ist eine Situation, aus der in neun von zehn >Fällen gar nicht passiert, im Falle des HFC als freistoßausführender Mannschaft sogar in zehn von zehn. Aber jetzt zirkelt Rabihic den Ball quer in den Strafraum, drei Verler laufen ein, irgendwo hinter ihnen betrachten die HFC-Verteidiger die Hinterköpfe der Anstürmenden. Und Verteidiger Stöckner, der in der Mitte läuft, stößt den Ball per Kopf über die Linie.
Wie gewonnen, so zerronnen. Das Nervenkostüm der Gastgeber hält diesmal immerhin insofern, dass nicht wieder alles sofort komplett zusammenbricht. Dass es dazu aber nicht kommt, liegt vor allem an den Gästen, die zwar wollen würden, aber in der Endkonsequenz immer wieder an einem Bein (Vucur), einem Stück glitschigem Rasen oder Sven Müller im HFC-Tor scheitern.
Richtung Verler Tor passiert aber so gut wie gar nichts mehr, abgesehen von einem verblüffenden Flankenlauf von Terrence Boyd, der präzise vors Tor flankt, den dort in Mittelstürmerposition gelaufenen Braydon Manu aber nicht findet, weil nun ein Verler Bein dazwischengräscht. Irgendwann um die 85. Minute einigen sich beide Mannschaften, dass der Spatz in der Hand allemal besser ist als die Taube auf dem Dach. Jetzt müssten schon ein Wunder auf der einen und ein unentschuldbarer Klops auf der anderen Seite zusammentreffen, das Ergebnis zu verändern.
Passiert aber nicht. Mit dem Abpfiff sind es dann noch fünf offene Begegnungen, aus denen sechs Punkte her müssen. Nach dem Verlauf der Rückrunde ist der HFC ein Absteiger. Das war er aber in der vergangenen Saison zum selben Zeitpunkt noch viel mehr. Von den letzten fünf Spielen wurde damals nur eins verloren. Viel mehr als die Hoffnung auf eine Wiederholung dieses Wunders bleibt nicht.
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