Montag, 22. März 2021

Ausgangssperre: Knallharte Lockerungen

Verbale Eskalation im Vorfeld von Corona-Kabinettssitzungen gehören zum normalen politischen Geschäft.

Nachts sind alle Katzen grau, aber nicht mehr lange. Seitdem bekannt ist, dass sich das Corona-Virus vor allem bei Dunkelheit in den menschenleeren Straßen der deutschen Städte und Dörfer verbreitet, ist das politische Berlin in den Besitz einer neuen politischen Waffe gegen die Seuche gelangt. Ursprünglich vom künftigen Gesundheitsminister Karl Lauterbach ins Spiel gebracht, werden Ausgangssperren zum neuen symbolischen Kampfmittel gegen die unheilvolle Aufmerksamkeit, die das geradezu epische Versagen von Bundesregierung, EU und Verwaltungsbehörden in einem Jahr Krisenbewältigung zuletzt erregt hatte. Gerade noch war Maskenstreit, Lockerungsdiskussion, Impfstreit, Hausärtzteeinbeziehung und Teststreit. Quälende Debatten, die immer nur zu einem Schluss kommen konnten: Deutschland war in der ersten echten Krise seit 1939 nicht in der Lage, adäquate Mittel zu finden, um die Herausforderung zu bewältigen.

Metaphysik gegen das Virus

Ein wenig Druck wich aus dem Kessel, als begonnen werden konnte, Individualschuld festzustellen. Nun soll Metaphysik helfen, das Virus wenigstens medial in den Griff zu bekommen. Nach einem Jahr umfassender Grundrechtseinschränkungen, ausgelöst auf dem Verordnungsweg, folgt auf das Versprechen der nahen Gnade baldiger Marscherleichterungen die Ankündigung einer Verschärfung der Laststufe. Vorbei die Tage, als der schöne deutsche Begriff "Ausgangssperre" mit Hilfe der Bundesworthülsenfabrik (BWHF) in Berlin mit dem englischsprachigen Leihbegriff "Lockdown" maskiert worden war, um den unheilvollen Eindruck zu vermeiden, die von der Verfassung garantierten unveräußerlichen Grundrechte gülten jeweils nur, bis ein Kreis vom Grundgesetz nicht vorgesehener informeller Kreis aus Politikern, beraten von einem namentlich nicht genauer bekannten Kreis aus Wissenschaftlernden, zum Schluss kommt, es sei zu gefährlich, sie dem Souverän weiterhin zuzugestehen.

Der Ausnahmezustand eskaliert verbal, er eskaliert in die Leere der Städte, die mittlerweile landauf, landab aussehen wie die verlassenen Hunde, als die ein Dichter sie vor beinahe 40 Jahren zu sehen geglaubt hatte. Der Mann wusste nicht, wovon er reimte, er konnte nicht ahnen, dass nach Kaltem Krieg und Demokratisierung des ganzen Landes die Angst vor der Angst vor der Angst vor der Überforderung der Intensivstationen die Partitur zum Marsch in eine neue Wirklichkeit schreiben würde. In der ist Wohlverhalten der Bürger nach dem Dreisatz zu berechnen: Eine Inzidenz von unter100unter50unter35 würde es eventuell zulassen, Grundrechte in Form eines Gnadenaktes wieder zuzulassen. So lange aber von höheren Zahlen gesprochen werden muss, hat sich der Regierte in seiner Gesamtheit noch nicht ausreichend am Riemen gerissen und bedarf weiterer deutlicher Fingerzeige, um zur Disziplin angehalten zu werden.

Im Sommer der amtlichen Illusionen

Man hätte auch impfen können. Man hätte im letzten schwebeleichten Sommer der amtlichen Illusion, es sei schon alles vorbei, die Grenzen kontrollieren können. Man hätte Tests bestellen. Man hätte die Gesundheitsämter verstärken, die Intensivstationen erweitern, die Zahl der Intensivbetten verdoppeln, verdreifachen, verzehnfachen können. Stattdessen wurde Schuh-Schröder geschlossen, der "Schwarze Bär" in Bembersleben musste schließen und nach der erfolgreichen Auftaktschlacht gegen die Hamsterer folgten die epischen Schaukämpfe gegen die Corona-Leugner, die Corona-Kritiker, die Rechten, die Reichstagsstürmer, die Impfverweigerer und die Impfstoffnationalisten. 

Kommt es, wie es nach dem Drehbuch der Apokalyptiker im politischen Berlin kommen muss, bleiben die informell angekündigten Ausgangssperren aus. Sie werden als letztes Mittel für den Fall der Zombieapokalypse nicht ausgeschlossen werden werden, aber damit auch ihren Dienst getan haben: Aufmerksamkeit absaugen, Fernsehrunden beschäftigen, Erleichterung auslösen, wenn es dann doch nicht so kommt. 

Ein Dreisatz auf Binse, Blödsinn und Populismus

Karl Lauterbach, eine Wortbildmarke der SPD-Bundestagsfraktion, die im Krisenmodus mehr Fernsehengagements zählt als Kanzlerin, Gesundheitsminister, Wirtschaftsminister, Finanzminister und Bildungsministerin zusammen, ist verbal schon weitergeeilt zum nächsten Dreisatz aus Binse, Blödsinn und Populismus. "Während man durch Impfung der Jüngeren mit vielen Kontakten Pandemie schneller beendet, sterben bei dieser Strategie deutlich mehr Menschen, als wenn man Ältere zuerst impft", hat die Ein-Mann-Groko aus Düren herausbekommen. 

Tut man dies, sterben mehr. Tut man das, sterben auch mehr, weil länger gestorben werden muss. Die Lage ist alternativlos wie immer. "Das bestätigt unsere Impfstrategie", folgert Lauterbach. Und "Gleichzeitig spricht die Studie für schnelles Impfen im Lockdown". 


4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

https://archive.org/details/Beschallung

Anonym hat gesagt…

https://archive.org/details/ich-toete-sie-FuKKEN.Techno.version

Anonym hat gesagt…

>> erich-m 22. März 2021 at 09:17
Tja meine Lieben, das Virus wird uns wieder Dehmut lehren! <<
-------------------------------------------------------------
Tot dehn Legasnickern!

Jodel hat gesagt…

Ich darf daran erinnern das im schönen Söder-Land bereits schon sein Monaten eine nächtliche Ausgangssperre gilt. Er seit kurzem Unterbrochen für Landkreise unter einer Inzidenz von 100, für alle anderen weiterhin voll gültig.

Der Erfolg ist wie bei allen anderen Maßnahmen durchschlagend und überzeugt selbst die schärfsten Kritiker. Leider ist es ein bisschen wie beim Klimawandel. Auf Grund der steigenden Zahlen kann man die fallenden Zahlen derzeit noch nicht erkennen.

Ich hoffe und wünsche daher, das zum Wohle aller, diese segensreiche und genau in die ansteckungsreichste Zeit von 22 Uhr bis 5 Uhr gelegte Maßnahme auf alle Bundesbewohner ausgedehnt wird. Das rettet uns den Sommerurlaub oder was auch immer.
Versprochen, mit Ehrenwort.