Es fehlt an Impfstoff, doch mit klugen Sprachregelung ist es gelungen, die Betonung auf das Impfstoffüberangebot zu legen. |
Professionelle politische Kommunikation ist die Kunst, Dinge so darzustellen, wie sie nicht sind. Zwist heißt hier Einigkeit, Streit wird zu großer Gemeinsamkeit, Schrecken ist Freude und Enttäuschung findet sich als Hoffnung verbrämt. Die Fähigkeit, einem anderen ein Kind in den Bauch zu reden, ist im stimmungsabhängigen Geschäft mit der Laute von Leuten, die man weder kennt noch jemals auch nur gesehen oder gesprochen hat, eine Grundvoraussetzung.
Normale Menschen, überirdisch groß
Frühere Politikergenerationen kannten Meister dieses Faches. Männer wie Franz Joseph Strauß oder Willy Brandt, auch Herbert Wehner oder John F. Kennedy, selbst Walter Ulbricht und Josef Stalin hatten ein Gespür dafür, wie sie ihre inneren Wirklichkeiten so als letzte Wahrheit vermitteln konnten, dass ganze Völker zumindest zu glauben glaubten, sie hätten es mit einer Realität zu tun, die sie selbst bis dahin nur nicht so klar hatten erkennen können. Dankbar war das Volk, ist es bis heute, erinnert es sich an die großen, widersprüchlichen Figuren, die oft schienen wie normale Menschen, nur überirdisch groß.
Die Neuzeit mit ihren Medien, staatlich finanzierten zivilgesellschaftlichen Initiativen und sozialen Netzwerken, den Wasserträgern der Regierungspolitik, hat das alles geändert. Nicht mehr Charisma und Klugheit entscheiden heute über die wirklich wahrste Wahrheit. Sondern die Möglichkeit, Sprachregelungen zu erlassen und ihre Durchsetzung gesamtgesellschaftlich zu dekreditieren. Realitäten, die keine sind, können so geschaffen, Wirklichkeiten, die allzu unangenehm erscheinen und sich als schädlich entpuppen könnten, ausgeblendet werden.
Nachnutzung in Gemeinwohlmedien
Die Bundesworthülsenfabrik (BWHF) in Berlin leistet in diesem Bereich seit vielen Jahren Übermenschliches. Der aus der DDR als Bundesanstalt übernommene frühere DDR-Betrieb VEB Geschwätz hat über die Jahre mit bedeutungsschwangeren Worthülsen wie "Rettungsschirm" und "Energiewende", "Schuldenbremse" und "Wachstumspakt", "Stromautobahn", "Obergrenze mit atmendem Deckel" und zuletzt mit dem "Gute-Kita-Gesetz" und dem "Gute Impfungen für alle" Großes geleistet im Überlebenskampf der Gesellschaft gegen den Popularismus, dem so mancher Giftzahn verbal gezogen werden konnte, nachdem eine offizielle Bundesbegrifflichkeit wie "Heißzeit", "Klimanotstand" und "CO2-Steuer" erst zur kostenlosen Nachnutzung in Gemeinwohlmedien und den als "medienkapitalistische Heuschrecken" (ARD) bekannten profitwirtschaftlichen Sender freigegeben waren.
Eher unauffällig agierte die BWHF jetzt aber in der Impfstoffkrise, die Feinde des Deutschlands, in dem viele gut und gerne leben, zu nutzen versuchen, Stimmung gegen die führenden Repräsentanten der Republik zu machen. Das geschieht, indem ein angebliches "Impfversagen" behauptet wird, obwohl die Impfungen deutschlandweit planmäßig und in gemessenem Tempo vorangehen. Kenners erkennen in dem gefälschten Begriff sofort den Versuch, eine Worthülse zu verfertigen wie sie standardmäßig aus der Produktion der Bundesworthülsenfabrik kommen. Von dort aus wurde mit "Impfnationalismus" gegengesteuert - es galt, Impfgegnern, die nun plötzlich das "Impfdebakel" der Regierung anzuprangern, den Rückenwind aus den Segeln zu nehmen.
Aus weniger wird mehr
Mit Erfolg, das lässt sich nach Auswertung erster Mediadaten aus der Anti-Antiimpfkampfkampagne jetzt bereits sagen. Ungeachtet der Tatsache, dass Lieferanten reihenweise zugesagte Liefermengen kürzten und selbst führende EU-Vertreterinnen aus purer Angst vor Jobverlust schließlich einräumten, dass EUropa nicht eben unter akuten Lagerproblemen wegen zu umfangreicher Vakzinvorräte leidet, gelang es Kanzleramt, BWHF und den angeschlossenen Abspielstationen in einem beispielhaften Kraftakt, den Tenor zu drehen: Nicht "weniger Impfstoff" dominiert die Außendarstellung, sondern "mehr Impfstoff".
Ein echtes Bubenstück der Bedeutungsgebungsberichterstattung, die nach einem Modus funktioniert, der vom Prawda-Chefredakteur Sergej Iljanow Kalaschin noch unter Josef Stalin mit einem Kollektiv junger Neuerer entwickelt worden war. Dabei werden sprachliche Strukturen genutzt, die dem Menschen mental eingeprägt sind: Bei drei 100-Meter-Läufern, so beschrieb es Kalaschin einst selbst, ist der Drittplazierte eigentlich Letzter, der Zweitplatzierte hingegen holt die Silbermedaille und der Sieger hat gewonnen. Kalaschiniert stellt sich die Lage anders dar: Der Drittplazierte erläuft sich hier einen hervorragenden Platz auf dem Treppchen, der Zweitplazierte ist als "Vorletzter" größter Verlierer. Und der Sieger schneidet mit einem Platz weiter vorn auch kaum besser ab.
Ist das nun schon der entscheidende Schlag gegen den Impfstoffpopulismus? Oder nur der Sieg in einer Schlacht, die noch nicht über den Krieg zwischen Vakzinleugnern, Bundesimpfstoffwerbern und imperialistischen Herstellerkartellen entscheidet? Für den Moment ist für Abwechslung gesorgt. Danach aber weird es sich entscheiden.
5 Kommentare:
Der titel müßte rein praktisch eher heißen Stimmung erhellen oder Stimmung aufhellen. Es ginge beides, beides ist Intention des Autors, beides kommt im nachfolgenden Artikel auch vor. Aber nur eines hat im Titel Platz.
>> Dankbar war das Volk, ist es bis heute, erinnert es sich an die großen, widersprüchlichen Figuren, die oft schienen wie normale Menschen, nur überirdisch groß.
Stark. Der Führer liebte Schäferhunde, seine Eva und die Idylle des Berchtesgadener Landes. Außerdem faszinierte ihn, wenn erwachsene Männer an eingebunteten Landkarten Referate hielten.
das scheint mir sehr zutreffend formuliert. anheimelnd geradezu
@ppq
Das Lob nehme ich anerkennend zur Kenntnis und werde noch heute anderen von diesem Volksbundesverdienstinternetkreuz berichten. Es hilft aber nicht weiter, da der Titel des Posts immer noch einen Fehler aufweist. Entweder aufhellt oder erhellt.
Volksbundesinternetverdienstkreuz klingt besser. Dieses Kreuz trägt sich auch leichter als das Kreuz Jesu.
Wenn sich erst endlich die Erkenntnis durchgesetzt hat, das bei uns die Impfkampagne, wie übrigens auch alles andere, doppelplusgut läuft, kann sich die Stimmung der länger hier lebenden wieder aufhellen.
Nur noch einen Schluck aus dem Schierlingsbesser nehmen, dann erscheint auch schon das Licht am Ende es Tunnels. Außer natürlich diese hinterlistigen Mutanten sorgen dafür, das es so wie es jetzt ist, für immerdar bleiben muss.
Damit sich dieses Narrativ unserer dreimal gepriesenen Regierung durchsetzen kann, müssten aber schnellstens diese schändlichen Grafiken aus dem Internet verschwinden, die täglich zeigen wo wir in der weltweiten Impftabelle stehen und wie die Inzidenz nach unten taumelt.
So erkennt doch auch Greti und Pleti, das hier irgendwas ganz gigantisch schief läuft. Wie soll denn durchregiert werden, wenn der Zweifel immer mehr um sich greift? Am Schluss kommen die Tölpel vielleicht sogar noch auf die Idee, das wenn es hier nicht mal mit dem impfen richtig klappt, evtl. auch noch ganz andere Bereiche im argen liegen könnten. Das alles was hier im besten aller Deutschländer golden glänzt, vielleicht nicht einmal aus Messing ist.
Das darf nicht passieren. Bitte Google und ihr anderen Internetzgiganten helft.
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