Tritt unverstanden und unerklärt ab: Donald Trump wird den deutschen Medien fehlen. |
Spitzenmeldung in der Tagesschau, Gegenstand unzähliger Kommentare, Analysen und Beileidskundgebungen. Mit dem "Freispruch" im Amtsenthebungsverfahren gegen den - schon nicht mehr im Amt befindlichen ehemaligen - US-Präsidenten Donald Trump hat der Berufsstand der Trump-Kritiker noch einmal Großkampftag. Wie in einer traurigen Scharade auf die Schlachten und Kriege, die die deutschen Medien mit dem "Milliardär" über vier Jahre auszufechten glaubten, findet sich im letzten Kapitel noch einmal alles wieder.
Der anhaltende Herbst-Schock
Die radikale Einäugigkeit ist da, die Boshaftigkeit bei der Bewertung von Tatsachen, der Glaube daran, dass sich aus großer Ferne alles besser beurteilen lässt. Und der Wunsch natürlich, endlich, endlich möge das, was man im schrecklichen Schock-Herbst von Trumps überraschenden und - man war sehr sicher! - von den Russen beauftragten und finanziertem Wahlsieg vorhergesagt hat, eintreffen. Der Untergang Amerikas und - wenn nötig - auch der restlichen Welt. Nur damit die, die es einem nicht hatten glauben wollen, einsehen müssen, dass man Recht hatte.
Es sind die Doemens, Kornelius und Schröder, die ins letzte Gefecht gegen das Gespenst ziehen, das sie über all die Jahre so geärgert hat. Zwar ist Klaus Brinkbäumer verhindert, denn Trumps schärfster Widersacher ist jetzt Fernsehfunktionär beim Gemeinsinnfunk. Doch der Rest der Front steht wenn noch einmal wie ein Mann, ein große Heldenchor gegen den „Irren“ (FR), „Wahnsinnigen“ (Spiegel), den „Hassprediger“ (Steinmeier), "Spalter" und den "Mann, der nur Vernichtung kennt" (SZ) geht.
Wochenlang haben sie suggeriert, es gäbe irgendeine reelle Chance, dass das absurde Verfahren mit einer Amtsenthebung des ehemaligen Amtsinhabers enden könnte. Minutiös verfolgten die Korrespondenten die Gefechtslage im US-Senat, sie rechneten Fantasierepublikaner hoch und widmeten abtrünnigen Trump-Getreuen große Enthüllungstexte. Selbst am Nachmittag des Finales dichteten sie ihr eigenen Wünsche und Träume noch zu Nachrichten um, nach denen alles offen und Trump so gut wie für alle Zeit erledigt sei. Der "Spiegel", der Trump in vier Jahren mehr Titelbilder widmete als Hitler, Kohl, Stalin, Merkel oder sonst irgendjemandem seit Gründung des Magazin, spendierte gar "Sonderseiten" für den scheidenden Auflagengaranten. Wenig war zu sagen. Aber viel konnte geschrieben werden über das Was und warum nicht, "monströse Lügen" (Spiegel) und "einfache Fragen", die keine Rolle spielten.
So sehr sie alle gewünscht haben, so wenig hat das alles genützt. Am Ende steht ein "Freispruch für den Schuldigen", wie das höchste Gericht aus München kabelt, für das das Votum von US-Parlamentariern so viel wert hat wie eine Meinungsäußerung von Viktor Lukaschenko. Und was nun kommt, ist Tristesse und dröge Langeweile. Seit Joe Biden ins Weiße Haus eingezogen ist, findet die US-Regierung in deutschen Medien kaum noch statt. Eine Meldung hier, als Angela Merkel und Biden ihr "erstes Telefongespräch", dem seitdem kein zweites folgte. Dort ein gefeuerter Pressesprecher. Viele präsidiale Verordnungen, sehr viele, denn Biden ist als Regierungschef fleißig wie Trump nur auf dem Golfplatz. Um den neuen Zukunftsbrand Harris nicht zu beschäftigen, besser nichts über die aktuellen Familienprobleme in der Familie der Vizepräsidentin mit der vielfach minorisierten Herkunft. Gibt kein schönes Bild. Eher trumpig.
Niemand will das wissen
Niemand kann das wollen, niemand will das haben. So reicht der Ideenvorrat im letzten Anlauf zum Sturm auf den - nun leeren - Präsidentenpalast gerade mal, die Stereotype der zurückliegenden fünf Jahre noch einmal abzurufen, die Unterwerfung der Republikaner an die Wand zu malen, die Amerikaner, die Trump noch immer folgen, als "uneinsichtig" (Kornelius, 2018, FR, 2021) zu brandmarken und den vormaligen Amtsinhaber als "bleibende Gefahr" (FAZ) zu markieren, die im Grunde genommen in jedem Moment wieder zum Anstifter eines Aufruhrs werden könnte.
Doch, ohje, ohje, "die Republikaner wehren sich nicht mehr gegen Trumps Angriffe auf die Demokratie", schreibt Thorsten Schröder aus New York in der "Zeit", "zu verlockend sind kurzfristige Erfolge, zu groß die Angst vor seinen Unterstützern". Der Text stammt aus dem Jahr 2018, er heißt "Das bisschen Rechtsstaat" und seitdem ist es nicht viel tiefgründiger geworden in der Analyse. So traurig das "Scheitern" des Amtsenthebungsverfahren gegen Trump aus Sicht des Hamburger Blattes war, so wichtig sei es doch auch gewesen, es wenigstens versucht zu haben. Darüber, wie es weitergehen soll mit Amerika, hat die deutsche Presse zum Glück auch schon nachgedacht: "Nun muss die neue Regierung dafür sorgen, dass Donald Trumps Populismus die Grundlage entzogen wird.
Guter Rat aus Hamburg
Es ist den hauptamtlichen Trump-Kritikern hinter ihren Schreibmaschinengewehren gewiss zu wünschen, dass die neue Administration deutsche Großblätter aufmerksamer liest und studiert als es unter dem Demiurgen Trump der Fall war. Anderenfalls nämlich droht hunderten deutscher Amerikaerklärer, Spaltungsanalysten und Warnern vor dem Zerfall der ältesten Demokratie im Sonnensystem der rasche Absturz in die Arbeitslosigkeit.
8 Kommentare:
Trump muß noch Präsident sein, denn der Spiegel hat seit gestern schon 5 Artikel über dessen segensreiche Wirken für das groß gemachte Amerika über gehabt.
Keine Mehrheit für Verurteilung: Impeachment-Verfahren gegen Trump endet mit Freispruch
Reaktion auf Impeachment-Urteil: Trump nutzt Freispruch für neue Kampfansage
Reaktionen auf Trumps Freispruch: »Das wird als Schande in die Geschichte des Senats eingehen«
Impeachment-Entscheidung: Die Macht des Mobs Von Marc Pitzke, New York
Ich wußte gar nicht daß der Pitzke Mob ist. Stimmen tut es auf jeden Fall. Weiter geht's.
Impeachment-Entscheidung: Triumph des Wahnsinns - Ein Kommentar von Roland Nelles, Washington
Bei Nelles war es schlußendlich der Triumph des Willens, seine Niederlage in einen Sieg umzuwandeln. Hätte Trump all die Jahre auf Nelles weise Worte gehört, Nelles säße längst Guantanamo, käme aber bald frei, weil Biden das schließen will. (Macht der dann auch das Licht aus?)
ein letzter verzweifelter versuch der deutschen medien, amerika auf den richtigen weg zurückzuführen
Die Chronistenpflicht. Das ist Nr. 6
Pressestimmen zum Trump-Urteil: »Trump ist toxisch geworden«
-----
Ist er nun Präsident und muß abgesetzt werden oder fängt jetzt schon der Wahlkampf an, weil sie schon wieder die Apokalypse am amerikanischen Horizont herbeikommen sehen?
Wir werden wohl untergehen. So oder so.
Die Chronistenpflicht. Teil 7.
Der große Sieg von Trump gegen den Spiegel
-----
Impeachment-Freispruch für Trump: »Eine feige Gruppe von Republikanern«
Der Umgang mit Trump zeigt nur wie einfach die bundesrepublikanischen Kaufmünder gestrickt sind - Trump produziert PR für seine rednecks und nicht für den "Spiegel" - Trump wird multimedial gegen den Globalismus kämpfen - und ja : es braucht einen schlauen Mafiosi um das Dreckssystem wirksam zu bekämpfen
https://archive.org/details/hallo-Bomber-hallo-BoB
Falls Trump zur nächsten Wahl noch fit ist, könnte er jeden offiziellen Rep. Kandidaten durch eine eigene, unabhängige Kandidatur zur Hölle fahren lassen, auch ohne Sieg.
So wie R. Perot Bush 1992 zur Hölle fahren ließ oder R. Nader Al Gore 2000.
Trump wird relevant bleiben und die Michelmedien müssen die Soße am Köcheln halten.
@Anonym
"https://archive.org/details/hallo-Bomber-hallo-BoB"
Mein Verstand weigert sich zu glauben, daß es so etwas tatsächlich gibt. Wer hat das produziert, wann und zu welchem Zweck? Ist das jemals über offizielle Kanäle an die Öffentlichkeit gelangt?
Kommentar veröffentlichen