Er macht keine Werbung, gibt keine Interviews und liegt doch gleichauf mit Markus Söder: Keiner, der geheime Favorit auf die nächste Kanzlerschaft. |
Es sind noch achteinhalb Monate bis zur Bundestagswahl im September, doch wer es werden wird, deutet sich allmählich schon an: Ginge es nach mehr als einem Viertel der Deutschen, dann sollen weder Armin Laschet, Friedrich Merz, Norbert Röttgen oder Markus Söder, aber auch nicht Olaf Scholz, Annalena Baerbock und Robert Habeck als Nachfolger von Angela Merkel ins Kanzleramt einziehen. Einer Umfrage der internationalen Data & Analytics Group YouGov zufolge, für die 2.000 Menschen befragt worden waren, sehen 26 Prozent der Bürgerinnen und Bürger keinen der bisher als Kandidaten gehandelten Politiker als ausreichend befähigt und geeignet dafür, Kanzler oder Kanzlerin zu werden.
Ein erschütterndes Ergebnis, denn keiner liegt damit gleichauf mit dem bayrischen Ministerpräsidenten Markus Söder, den sich ebenfalls 26 Prozent der Deutschen Markus Söder als künftigen Kanzler wünschen. Der Rest des Bewerberfeldes hat in etwa so viel Rückhalt bei den Wählerinnen und Wählern wie US-Präsident Donald Trump bei den deutschen Medien: Friedrich Merz favorisieren acht Prozent der Befragten, den SPD-Spitzenkandidaten Olaf Scholz sogar nur fünf Prozent und die beiden Grünen-Chefs Robert Habeck und Annalena Baerbock kommen auf vier und drei Prozent. Ergebnisse, bei denen auch Armin Laschet und Norbert Röttgen landen.
Kein Zweifel: Niemals zuvor in der Geschichte der Bundesrepublik waren Politiker so unbeliebt, wurde ihnen so wenig zugetraut und ihr Handeln von den Wählerinnen und Wählern so skeptisch beurteilt. Zwar wird dem überraschend in die aktive Politik zurückgekehrten Friedrich Merz immerhin von 38 Prozent der Deutschen Führungsstärke zugesprochen und von Armin Laschet glaubt sogar ein Viertel der Befragten, er sei "volksnah" und kümmere sich "um Leute wie mich“. Doch angesichts der steten Fernsehpräsenz der beiden Kanzler in spe sind das Werte, die jeden Kampagnenleiter konsternieren müssen: Merz und Laschet, aber erst recht auch die noch weiter zurückliegende Konkurrenz gibt fast täglich Interviews, alle sitzen nahezu ein Viertel ihrer Zeit in Talkshows und Fernsehstudios. Aber ungeachtet dessen dringt die Botschaft nicht zu den Bürgern, Bürgerinnen und Bürgerseienden durch.
Gerade das vollkommen unscheinbare Auftreten von Keiner, dem neben Söder aussichtsreichsten Kandidaten, verdeutlicht das. Bis heute kennt von Keiner nicht einmal jemand den Vornamen. Es wird auch nur angenommen, dass es sich um einen Mann handelt - bisher hat er weder ein Interview gegeben noch in einer Talkshow Auskunft zu seinen Ansichten, Absichten und Plänen.
Die ganze Wahlkampagne des achten Bewerbers um das Kanzleramt scheint die bisher geltenden Lehren der populistischen Propaganda absichtsvoll zu ignorieren. Es gibt kein Vielversprechen, kein Wolkigreden, kein Allenalleszusagen - bei Keiner findet sich nichts davon und nicht einmal das Gegenteil, die zuweilen ebenso beliebte Ankündigung harter Zeiten, enger Gürtel und einer Zukunft, die nur durch eine kollektive Kraftanstrengung, dann aber sicher gerettet werden kann. Die Menschen scheinen diese Ehrlichkeit zu mögen, sie haben Keiner mittlerweile zum Geheimfavoriten für die Wahl im September gemacht.
Erstaunlicherweise aber ignorieren die Medien Keiner trotzdem beharrlich. Während über Armin Laschet, Markus Söder, Baerbock, Habeck und Scholz seitenlange Elogen und Erklärstücke erscheinen - in Vorbereitung beim "Spiegel" soll derzeit eine ganze Serie mit aufwendig gemachten Porträtstücken zu den Modelleisenbahnen der sieben wichtigsten Kandidaten sein - bleibt Keiner immer unerwähnt, seine Motive liegen im Dunkeln und seine Absichten werden nirgendwo hinterfragt. Zu schaden aber scheint der Boykott dem großen Unbekannten im Rennen um das Kanzleramt so wenig wie dem deutschen Rechtspopulismus die Beschimpfungen von Sachsen und Ostdeutschen etwas anhaben konnte.
Keiner scheint das mediale Totgeschwiegenwerden jedoch direkt in die Karten zu spielen. Die Kampagne des großen Unbekannten im gerade gestarteten Bundestagswahlkampf legt es geradezu darauf an, sich durch demonstrative Stille und Bedächtigkeit vom schrillen Gebahren der Wettbewerber abzuheben. Ob das am Ende zu einer eigenen Mehrheit reichen wird, muss sich zeigen. Aufsehenerregend - und für die anderen Starter beunruhigend - ist der Zwischenstand allemal.
6 Kommentare:
Vllt. tritt jetzt, wo Merkel den Posten freiwillig räumt und mit dem Gefühl einer gewonnenen Bundespräsidentenwahl im Gepäck, Frank-Walter Steinmeier noch einmal an.
Wieso war Trump nicht auf der Liste? Der kann erstmal Urlaub machen und dann hier antreten.
'Keiner' ist davon abgesehen eine überlegenswerte Alternative.
"Keiner" wähle ich jetzt seit Jahrzehnten und der hatte bei den meisten Wahlen eine komfortable Mehrheit. Aber irgendwie erklärt sich dann jeder andere Kandidat zum Wahlsieger und der Schlechteste (m/w/d) wird Kanzler.
OT, und bisher nur beim Ahriman-Verlag gefunden - ob der Link funzt, weiß G_tt allein / wird sich weisen:
https://www.youtube.com/watch?v=llzUXeZtnjo
https://www.youtube.com/watch?v=llzUXeZtnjo (Kariespandemie – Ö1 Abendjournal vom 9.11.2021)
Wir werden sehen, sagte der Blinde.
Wer es fassen kann, der fasse es (Matze 19.12)- und wer es verbreiten kann, der verbreite es. Nützen wird es mutmaßlich nicht viel, bzw. nix ...
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