Mittwoch, 6. Januar 2021

Corona-Treffen: Ich allein mit mir

Es ist die pure Verzweiflung, die in Berlin inzwischen die Eindämmungsverordnungfeder führt. Was eben noch 800 Quadratmetern waren, sind nun 15 Kilometer: Höchste Ansteckungsgefahr. Und in der Erweiterung der Erweiterung des im November verhängten Wellenbrecher-Lockdowns kommt zu den bereits bestehenden Beschlüssen nun noch eine Verschärfung, die private Zusammenkünfte nur noch mit einer weiteren nicht im Haushalt lebenden Person oder im Kreis der ohnehin im eigenen Haushalt lebenden Angehörigen erlaubt. Alternative dazu, so steht es im Anweisungspapier des Corona-Kabinettes, sind Treffen von Menschen mit sich allein.  

Eigenkontakte vermeiden

Mehrere Stunden hatten Ministerpräsidenten, Bundeskanzlerin und die einzelnen Fachminister über diese neue Regelung beraten, denn die Datenbasis für den Einfluss von Einzeltreffen auf den weiteren Pandemieverlauf ist bisher recht dünn. Feststeht nach Ansicht der Mehrheit der Wissenschaftler allerdings, dass jeder unterlassene Kontakt das Infektionsrisiko insgesamt senkt - folglich fällt auch jeder Kontakt eines womöglich bereits Infizierten mit sich selbst in die Kategorie der möglichst zu vermeidenden Begegnungen. Aus Nordrhein-Westfalen sei anfangs die Forderung gekommen, Bad- und Kleiderschrankspiegel per Verordnung abhängen zu lassen, ausgerechnet Sachsen, das derzeit wegen der vielen AfD-Wähler am schlimmsten betroffene Bundesland, habe das aber als "Hokuspokus" verworfen.

Die Bundeskanzlerin war es dann, die wie stets schlichtend und vermitteln, aber auch mit einem klaren Machtwort eingriff. Die gelernte Physikerin, die in ihrem Studium in der ehemaligen Ex-DDR auch Mathematik-Vorlesungen genießen durfte, rechnete der aus der gesamten Republik zugeschalteten großen Runde an den Empfängern vor, dass die sogenannten autophagen Kontakte theoretisch als Einflussfaktor mit hohem Gefährdungspotenziel gesehen werden sollten, so lange Virologie und Wissenschaft nicht zu anderslautenden Erkenntnissen gelangt seien.

Alleinseinbefehl ist nicht neoliberal

Ein entscheidendes Argument, das die skeptischen Ministerpräsidenten und sogar den aus der Impfstofforganisation herbeigeeilten Gesundheitsminister überzeugte. Der Widerspruch aus dem linksregierten Thüringen, dessen Ministerpräsident  versuchte, den Alleinseinbefehl als neoliberale Vereinsamkeitsspielerei zu diskreditieren, blieb halbherzig. Manuela Schwesig aus Mecklenburg-Vorpommern bügelte den Einwand kurzerhand mit einem "ganz allein machen sie dich ein, aber wenn alle allein sind, sind alle zusammen allein, also kann das nicht sein" ab.

Es habe sich danach minutenlang ein respektvolles Schweigen über die bis dahin engagiert diskutierende Runde gelegt, berichten Teilnehmer unter Drei, hörbar immer noch beeindruckt. Relativ schnell habe sich die große Runde anschließend darauf einigen können, bei der öffentlichen Vermittlung der Alleintreffenregel auf den Unterschied zwischen einer subjektiv häufig wahrgenommenen Diskrepanz zwischen den gewünschten und den tatsächlich vorhandenen sozialen Beziehungen eines Menschen hinzuweisen. Einsamkeit sei hingegen der objektive Zustand eines Alleinseins in sozialer Isolation, der im Zuge der 72. Eindämmungsverordnung zwar angeordnet, durch die Durchführung im Kollektiv aber zugleich aufgehoben worden sei. 

Das Saarland ist gern allein

Man sei jetzt im ganzen Land zusammen allein, freute sich Angela Merkel über diesen kleinen Erfolg in der Pandemiebekämpfung, nachdem die Kanzlerin die Seuche wie alle regierenden Frauen weltweit monatelang am allererfolgreichsten gemanaged hatte. "Viele Menschen sind gerne alleine, ohne darunter zu leiden", habe es dazu aus dem Saarland geheißen, kolportierten Verhandlungsteilnehmer. Es gehe nun darum, die Alleintreffenregel zu popularisieren und den im Mittelalter noch als positiven Begriff der Gottnähe begriffenen Terminus "Einsamkeit" positiv aufzuladen. "Sich mit sich allein zu treffen, ist keine Normabweichung mehr, sondern der Normalzustand der Corona-Notgemeinschaft", schätzte der grüne Kretschmann aus Baden-Württemberg ein.

Aus Sachsen-Anhalt kam der Hinweis auf den vielbemühten Spruch vom „trauten Heim, Glück allein“, der Mut mache, gerade inzidenzstarke Gebiete überzeugen zu können, den zeitweiligen Rückzug von allen Dingen des Lebens insoweit ernst zu nehmen, dass Treffen mit sich selbst nur noch allein stattfinden. Sie könnten dann dem Nachdenken über das Göttliche, aber auch über das Allzumenschliche und die Sehnsucht jedes Menschen nach innerlicher Reflexion nachzusinnen. 

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller, der früher als Drucker im elterlichen Betrieb gearbeitet hat, ergänzte, dass er die Regel, sich vorerst nur noch mit sich selbst zu treffen, für eine hervorragende Übung in Ewigkeit halte. "Unsere Eltern sterben und wir werden alleingelassen, dann sterben wir - als alleingelassene Alleinlasser." Deshalb ziehe sich durch jedermanns Leben, in dem er vom ersten Tage an zum Tode verurteilt sei, eine "elementare Einsamkeit", die nur einen Ausweg kenne: Die Erfüllung durch das Ende, das auch ein Ende der Einsamkeit sei.


10 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Der Lockdown vom Frühjahr war doch so ein Riesenerfolg, weltweit von der BRD-Presse gefeiert. Man zeigte mit Fingern auf die Versager, denen der Mangel an Demokratie und kluger Führung katastrophale Infektionszahlen bescherte. War also alles Mummenschanz und Fata Morgana, ein Dreier im Lotto für Team Angela, die sich damit über's Jahr rettete.

ppq hat gesagt…

man kann in sachsen sehen, wie wohltuend sich die 15-km-beschränkung auswirkt. dort geht die ansteckungszahl im grunde beinahe schon ins negative, seit die nachbardörfer sich nicht mehr besuchen dürfen.

noch 60 bis 70 wochen, dann wird die große kontaktdiät auch deutschlandweit wirken

Gerry hat gesagt…

Wenn die wasauchimmerKurve im April gegen Null strebt und die Typen das auf ihre Maßnahmen schieben, kann und muss man sie nur noch laut auslachen.

Unbeachtet dessen ist der Artikel erneut wieder eine tolle satirische Umsetzung ppqs der Steilvorlagen aus dem tatsächlichen Leben.

Die Anmerkung hat gesagt…

Politikwissenschaft aktuell:

Richtig gefährlich wird das Virus nach deutschen Erkentnissen ab 15,1 km.

Kreisverkehr hat gesagt…

Während weiter munter sogenannte Flüchtlinge nicht nur per Schiff, sondern inzwischen auch per Flugzeug zu hunderten weltoffen einreisen dürfen bzw. müssen, darf die deutsche Kartoffel im eigenen Land, seinem grenzenlos infantilen Geisteshorizont angemessen, nur noch im maximal 15Km Umkreis mobil sein.

Nun den, verdient dieses dauerstupide Wahl- und Nutzvieh es denn freier? Diese naiven Volltrottel lechzen doch förmlich nach betreutem Dasein. Endlich haben sie ihr erträumtes Idiotenparadies fast erreicht. Wir schaffen das!

Volker hat gesagt…

"Wenn die wasauchimmerKurve im April gegen Null strebt und die Typen das auf ihre Maßnahmen schieben, ..."

... werde ich erleichtert aufatmen.
Das "Merkel hat Corona besiegt" bedeutet nämlich, dass wir wieder normal leben dürfen.


"Feststeht nach Ansicht der Mehrheit der Wissenschaftler allerdings, dass jeder unterlassene Kontakt das Infektionsrisiko insgesamt senkt"

Es gibt aber auch eine Minderheit, die auf Erhebungen verweisen, die das Gegenteil belegen. Dieser Hockertz zum Beispiel:
"Und da sind ja unsere statistischen Maßnahmen ja doch relativ gut, dass man das auch wirklich gesellschaftsübergreifend machen kann. Das National Bureau of Economic Research hat dies vor einem Monat getan, über 40 Seiten dazu publiziert, und gezeigt, rein statistisch gezeigt, mit wunderschönen Berechnungen, über die sich das Robert-Koch-Institut eigentlich freuen dürfte, weil sie so toll sind, dass eben die sogenannten NPIs, das nennt man die Non-Pharmaceutical-Interventions, all das also was nichtpharmazeutisch war, was also keine Behandlung war, keine medizinische Behandlung war, sondern alles was übers Government, alles was über die Regierung verordnet wurde, hat keine Wirkung gezeigt. Das gilt für China, das gilt für den ersten Lockdown in Deutschland, das gilt für die Schließung des Flughafens in Wuhan, ebenso wie jetzt für den zweiten Lockdown, den wir jetzt erleben. Denn im Moment läuft diese normale Atemwegserkrankungswelle durch, und sie wird abflachen, und sie wird natürlich gesteuert durch die Häufigkeit der PCR-Testung. Es ist dann zusätzlich, und das sprechen Sie an, vom American Institute of Economic Research, dazu noch eine Studie gemacht worden mit US Marines, also eine sehr homogene Gruppe von Menschen, in etwa gleichen Alters, in etwa vor allen Dingen gleicher Lebensweise, und hat dort mal Untersuchungen gemacht hinsichtlich Quarantäne und Masken, und weiteren nichtpharmazeutischen Interventionen. Und es konnte gezeigt werden, dass bei den Menschen, die in Quarantäne und mit Masken gehalten wurden, es sogar bei diesen rigoros Isolierten, mehr Infektionen aufgetreten sind, also mehr positiv Getestete, das war dann auch wieder mit PCR gemessen, weil wir müssen uns ja daran halten. Also mehr positiv Getestete aufgetreten sind als bei denen, die nicht in Quarantäne, also in rigoroser Isolation gehalten wurden. Das finde ich eine ganz wichtige Aussage, das heißt, diese ökonomische Katastrophe, die wir jetzt erleben über den Lockdown, ist nicht nur ein Ergebnis eines unnützen Vorgehens sondern ist das Ergebnis ganz offenbar, nach diesen Studien, wenn man sich die Kollateralschäden anguckt, eines schädigenden Erlebnis."

Die Anmerkung hat gesagt…

@Volker

>> Das "Merkel hat Corona besiegt" bedeutet nämlich, dass wir wieder normal leben dürfen.

Es gibt keine normales Leben unter Merkel. Jedenfalls nicht für uns. es bleiben die von Maas verantwortete Denunziantenverpflichtung, es bleibt der Lesbenstaat (Danisch) unter Führung Merkels und ihrer Bürovorsteherin. Es bleibt das Faschistentwitter, wo die Nazis sich austoben (dürfen und sollen).

Und und und. Es bleibt Mutti. Das ist Strafe genug.

Die Anmerkung hat gesagt…

@Volker

Sag ich doch. Nichts mit normal leben.

Der Deustche Speichel teilt mit, ohne mitzuteilen, worauf sich dieser Anspruch gründet
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Bundestagswahl 2021

Laschet bekräftigt Anspruch auf Kanzlerkandidatur

Auch halte er sich unter den Bewerbern um den Parteivorsitz für am besten geeignet, um Merkels Politik fortzusetzen.

Volker hat gesagt…

Von Laschet ist so viel zu erwarten wie von den anderen Mitgliedern der Nomenklatura: Gar nichts.

Allerding hat die Phrase "Merkels Politik fortsetzen" nichts zu sagen. Das war und ist überall so, dass keiner der Königsmörder sein will.

Anonym hat gesagt…

Laschet ist doch bereits Kanzlerkarikatur

re Capitol : dem "deutschlandfunk" geht der Stift nachdem die Kameraden aus Kansas zdf Ausrüstung zerkloppt haben .

jedenfalls ist der Weg zum Hochbegabtenkindergarten für Frl. Dopplename-Eichstrich nicht mehr stressfrei - auch Bömamann rüstet nach und bestellt einen Profi um die bereits topmoderne Alarmanlage zu optimieren .

angstfrei geht anders

Reichstarnkappenbomber im Einsatz