Der Bundesmahnbeauftragte hebt den Zeigefinger, der Bundesberuhigungsminister kann schon Entwarnung geben: Karl Lauterbach und Pater Altmaier spielten das Seuchenjahr als Zwei-Mann-Stück durch. |
Dass es denkbar knapp werden würde im Zieleinlauf, das war vorher klar. Kaum jemals zuvor hatte sich ein Medienphänomen so dynamisch entwickelt wie das des Corona-Warners Karl Lauterbach, nie zuvor aber war auch ein Posten wie der des Bundesberuhigungsministers so überzeugend besetzt gewesen wie im Pandemiejahr 2020 mit Peter Altmaier, einem schwergewichtigen Saarländer, der in jeder Situation die richtigen Worte fand, ohne sie gesucht zu haben.
Illustre Kandidaten ohne Chance
Bei der Wahl zum "Vogel des Jahres", wegen der Pandemiebedingungen von PPQ.li und dem An-Institut für angewandte Entropie des Bundesunkulturstiftung in Brandenburg erstmals als reiner Online-Wettbewerb ausgetragen, hatten andere, durchaus illustre Kandidaten denn auch keine Chance. Weder der Redaktionsfavorit Ralf Stegner noch die als bunte Medienhunde geltenden Attila Hildmann, Xavier Naidoo, Norbert Röttgen und Der Wendler konnten in der Beliebtheit beim Publikum mit Lauterbach und Altmeier mithalten.
Insgesamt je 14 Mal sind Peter Altmaier und Karl Lauterbach 2020 in den Polit- und Gesellschafts-Talks von ARD und ZDF zu Gast gewesen - das ist Weltrekord für Gemeinsinnsendungen, denn thematisch ging es in 66 der 106 Ausstrahlungen von "Anne Will", "Maischberger", "Plasbeck" und Co. um Corona, nur in acht um die US-Wahlen. Lauterbach und Altmaier bestritten allein ein Viertel aller Produktionen. Angemessen kostengünstig, obwohl "Anne Will" mit 3.000 Euro pro Minute eine der teuersten Sendungen im Gebührenfunk ist.
Sancho Panza im Fleischkleid
Doch in der Krise, in der die Kanzlerin nach wenigen Tagen im off verschwand, aus dem sie sich nur noch mit regelmäßigen Videobotschaften auf einem amerikanischen Digitalportal meldete, gab es eben so viel zu mahnen und zu warnen (Lauterbach) wie beruhigend auf die Bevölkerung einzuwirken (Altmaier). Im Zuschauen war zu sehen, wie die beiden so ungleichen Männer ihre Rollen entdeckten und nach und nach entwickelten. Hier der dicke Sancho Panza in einem verschwenderisch geschnittenen Fleischkleid. Dort
der ausgezehrte Ritter von der traurigen Gestalt, habichtartig nervös und sichtlich von ganz eigenen Dämonen in die Öffentlichkeit getrieben. So klein und traurig der eine wirkte, so heftig provozierte der andere bei seinen für Einspielfilme gewagten kurzen Fahrradfahrten den Wunsch, er möge doch besser eauf in titanenes Doppelgestänge vertrauen.
Beide Männer, der eine Christdemokrat, der andere aus der CDU zur Sozialdemokratie konvertiert, startete ihren Aufstieg von der belächelten Politikerkarikatur mit großen Sätzen. "Kein Arbeitsplatz wird wegen Corona verlorengehen", versicherte Altmaier schon im März, lange bevor die Trillionenrettungspakete auf ihren langen, langen Weg durch die europäischen Institutionen gingen. Lauterbach dagegen, als anerkanntes Mitglied der bundesdeutschen Vielfliegergemeinde, konzentrierte sich von Anbeginn an auf Warnungen vor dem Weltuntergang. Wo er Platz nahm, rief er näselnd und nörgelnd "Bringt Eure Toten 'raus!", jede Mutation, jede steile Statistik und jedes rote Fleckchen auf der Ansteckungskarte waren ihm Vorlage für die Forderung nach strengeren Maßnahmen, Strafen und mehr Eindämmung.
Stars in der Virus-Manege
Dass die beiden Stars in der Virus-Manege der eigenen Magie erlegen waren, konnte nicht bezweifeln, wer sie sah. An gefühlten Schalthebeln der Macht hantierend wie der Baggerführer Willibald an den Steuerknüppeln seiner Maschine, verkörperten Karl Lauterbach und Peter Altmaier das Deutschland der Pandemie als Kleinstgruppe unter Ausschluss der Bevölkerungsteile, der keine Plattform zu geben aus Gründen des Seuchenschutzes Verfassungsrang erhalten hatte. Beide waren Mahner, Warner, Aufrüttler, Alarmsirene, Stachel im Seuchenfleisch, Vordenker und Alltagsexperte (Lauterbach) oder aber Tröster, Auskenner, Vorausberechner, Antizipierer, menschliches Rettungspaket, Beschwichtiger und Beruhiger.
Viele Rollen, zwei Darsteller
Genau, was es braucht, wenn alles vor die Hunde zu gehen scheint. Mit "Sie kennen mich" hatte Angela Merkel vor der letzten Bundestagswahl ihr Wahlprogramm beschrieben, mit "die kennen Sie" besetzten die Gemeinsinnsender in ihrem Überlebenskampf ihre Talkshow-Couch wie altgediente Kanzler ihre Kabinette: Die Kreise werden immer enger, die stichwortgebenden Fragen reine Routine, die antwortsimulierenden Sätze stereotyper.
Kann alles, weiß alles und das noch besser als vorher, nach diesem Drehbuch spielten die beiden Himmelhunde in der Seuchenhölle der Erziehungsmedien ihre Rollen. Mit beispiellosem Erfolg: Längst sieht sich Lauterbach zu Höherem berufen, der ewige Hinterbänkler mit der exaltierten Fliege könnte jetzt Gesundheitsminisiter werden oder WHO-Chef, aber auch Kanzler, Kaiser oder Königin. Peter Altmaier dagegen, einer der letzten treuen Prätorianer der scheidenden Kanzlerin aus der Anfangszeit ihrer immer wieder so schwierigen, aber immer wieder so erfolgreichen Regierungszeit, wird dem Nachfolger seiner derzeitigen Dienstherren zweifellos in irgendeiner Funktion bescheiden dienen wie bisher. Sich dabei aber nicht nehmen lassen, auch als Fernsehliebling weiterzumachen.
3 Kommentare:
Ist der mahnend erhobene Zeigefinger nicht eine Friedensgeste der IS-Schergen, die auch frenetisch Kulturzerstörung betreiben und dafür im wahrsten Sinne des Wortes sogar Ungläubigenköpfe rollen lassen?
Habt ihr keine Quote, daß nur Männer für das Böse geradestehen müssen?
OT
>> Hessener 30. Dezember 2020 at 22:53
Zweifel am Sinn der Maßnahmen zu äußern wird ähnlich gewertet wie die Leugnung der Naziverbrechen. <<
Heil Godwin! Ofenkundig meinte er er Katyn.
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