Freitag, 18. Dezember 2020

Europa ohne Impfstoff: Der Start in die Gesundheitsunion

Impfzentren überall, Zentren der Hoffnung. Nur in Sachsen-Anhalt existiert nicht ein einziges - da muss die EU-Notfallbehörde nachhelfen.

Die sechs Berliner Corona-Impfzentren werden später fertig, als ursprünglich geplant, das ist aber kein Beinbruch, denn auch der Impfstoff, auf den sich alle Hoffnungen richten, kommt dort, wo er erfunden wurde, naturgemäß nicht so schnell zum Einsatz wie, sagen wir mal, in Singapur und Katar, Saudi-Arabien nicht zu vergessen. Es ist also alle Zeit der Welt, Impftempel zu bauen, die dem großen Ziel des Zwecks dienen, mehr Zuversicht zu säen als das neue Berliner Stadtschloss.

Martina Stamm-Fibich, eine weitgehend unbekannte Hinterbänklerin aus der letzten Reihe der SPD-Fraktion hat den eben unnachahmlich beschrieben: Es bestehe nun "die Notwendigkeit des Vertrauens in den Impfstoff".  

Marketing für Vertrauen

Vertrauen ist gut, wusste schon Lenin, der nicht ahnen konnte, dass Europa eines Tages selbst Wettrennen verlieren wird, an denen es gar nicht teilnimmt. Eins um den Impfstoff lehne man jedenfalls ab, hieß es im politischen Berlin, als sie überall auf dem Globus die ersten Spritzen aufzogen. Stamm-Fiebig, eine Marketingkommunikatorin aus Erlangen, die im Gesundheitsausschuss sitzt, weil sie früher mal Betriebsrätin in einem Medizintechnikunternehmen war, hat das nun noch einmal betont. Man dürfe nun nicht den USA oder Großbritannien hinterher rennen, sondern am aktuellen Kurs festhalten. Man dürfe am aktuellen Kurs festhalten, natürlich, denn das kann niemand einem verbieten.

Der Bau der Impf-Zentren, denen alle noch verfügbare Einsatzkraft gilt, steht symbolisch für den deutschen Weg aus dem Dunkel der Seuchennacht: Sobald die EU sagt, dass ihre der verfügbaren  bereit. Der Verordnungsentwurf gebe die priorisierten Bevölkerungsgruppen klar vor. Sobald die EU sagt, dass ihrer Arzneimittelprüfbehörde Ema alle Faxe von allen prüfenden 27 nationalen Arzneimittelprüfbehörden gesammelt, geordnet und in eine Exel-Tabelle eingetragen hat, bekommt Berlin grünes Licht, zu genehmigen, was nach den Worten von Gesundheitsminister Jens Spahn beschlossene Sache ist.

Europa prüft gründlicher

Europa prüft länger und gründlicher als andere, zudem hat die Zulassung dann einen anderen Namen, der viel sicherer klingt. Aber zugelassen wird, das ist politisch entschieden, ebenso wie der Zeitpunkt direkt vor Weihnachten. Man muss ein Licht an das karge Bäumchen der Festtage stecken, um die Leute ein bisschen bei Laune zu halten.

Aber Not kennt bekanntlich kein Gebot und das ist nun der Rhythmus, bei jeder mit muss. Weil das so gut klappt, wittert die EU, die nie einen Moment verpasst, in dem sie sich neue Kompetenzen zueignen kann, schon Morgenluft. Nach der vom Machtwort aus Berlin geradezu schweinsgaloppartigen Beschleunigung der Impfstoffzulassung um abgerundet 40.000 Coronatote peilt Ursula von der Leyen nun eine EU-Gesundheitsunion an. "Wir müssen und werden anders mit grenzüberschreitenden Gesundheitsgefahren umgehen", versprach die Präsidentin der Europäischen Kommission und ließ in erste Pläne blicken: Die EU werde sich in eine Gemeinschaft verwandeln, die "die Grundlagen für eine sicherere, besser vorbereitete und widerstandsfähigere EU im Gesundheitsbereich" habe.

Endlich eine neue Behörde

Dazu gehöre ein "solider Rahmen für die Bereitschaftsplanung, Überwachung, Risikobewertung, Frühwarnung und Reaktion der EU", in dem die Europäische Kommission zur Zentrale werde, die im Ernstfall auch einen "Gesundheitsnotstand" ausrufen kann. Das Klappern der Adjektive und sirenen der zusammengesetzten Substantive verspricht wie immer wahrhaft Großes: Eine "Notfallzentrale" wird es geben, vielleicht in einem der dann hoffentlich nicht mehr benötigten Impfzentren, die bei "grenzüberschreitenden Bedrohungen die nationalen Gegenmaßnahmen koordiniert und zusammenführt".

Da ist ein millionenfaches Aufatmen in ganz EUropa zu hören, denn eine neue Behörde gibt es gratis dazu. Das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC), das es bis heute nicht fertiggebracht hat, eine gemeinsame Statistik für Corona-Fälle in der EU zu erstellen, weil die leider allzu fürchterlich ausfallen würde, bekommt dann mehr Personal und wird zu einer echten Behörde ausgebaut, die "die Mitgliedsstaaten bei der Aufstellung eigener Pläne unterstützt und diese europäisch zusammenführt". 

Die nächste Pandemie kann dann kommen.





3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich habe Heute dem Internet entnommen das in Halle in der Turnhalle der Glauchaschule
ein Impfzentrum entstehen soll. Es besteht also Hoffnung für Sachsen Anhalt.

Anonym hat gesagt…

Wehe du hast dich immer schon gut um deine Gesundheit eigenverantwortlich, präventive gekümmert. Das geht dann - zukünftig - EU verordnet gar nicht mehr. Gesundheitsmanagement wird dann nach EU Richtlinien gehandhabt. Und wehe du hast eigenverantwortlich eine über dem Durchschnitt liegende Gesundheit als der Rest der EU-Hammel-Herde. Das geht gar nicht, schon wegen der kollektiven Gleichheit und Gerechtigkeit nicht!

Anonym hat gesagt…

Ich habe Heute dem Internet entnommen das in Halle in der Turnhalle

Tot den Legasnickern. Wann Höhrt diser Spuck auf?
ES! KOTZT! MICH! AN! Für einen Zwölfjährigen, als ich noch jung und zart war, bedeutete das zwei Fehler im Diktat. Für einen Erwachsenen ... nun ja.