Mittwoch, 11. November 2020

Wahlfälschung: Negativ ist positiv ist negativ

Trump gelang es, Gottes Plan zu unterminieren, jetzt aber ist der Herr zurück.

Es ging nie zuvor so schnell, nie zuvor wurde so gründlich und so umfassend umgewertet und neu definiert wie im Jahre 2020. Es begann grundsätzlich: Negativ wurde im Zuge der Corona-Krise positiv, positiv aber negativ. Tatsachen verwandelten sich in Treibsand, auf dem nur noch sehr fragile Gedankengebäude aufrecht stehen können.  

Gerade noch war alles gefälscht

Ein besonders schön gewachsenes ist das vor und nach den US-Präsidentschaftswahlen vor vier Jahren erbaute der russischen Wahlbeeinflussung. Spätestens ab November 2016 überrollte eine Welle aus unwiderlegbaren Beweisenhauptungen die Welt, denen zufolge der Kreml im Auftrag von Wladimir Putin dafür gesorgt hatte, dass mazedonische Scammer, St. Petersburger Trollfabriken und Sockenpuppen bei Twitter Donald Trump gegen den wahren Willen des amerikanischen Volkes ins Amt manipulierten. 

Zahlen und Fakten interessierten nicht, selbst die später bekanntgewordene Höhe der Summen, mit deren Hilfe der milliardenteure US-Wahlkampf gegen die deutsche Favoritin Hillary Clinton gedreht worden sein sollte, überzeugte niemanden davon, dass nicht so wenig und so billig reichen könnte, die mehr als 250 Jahre alte größte Demokratie der Welt einem skrupellosen Diktator auszuliefern. was sein musste, musste geschehen sein: Putin hatte Trump ins Amt gefälscht. Wie anders hätte der dorthin hätten gelangen können?

Das Macht der russischen Manipulation

Zweieinhalb Jahre hielt sich das verrückte Märchen von der russischen Manipulation, aus dem Nachrichtenmagazine wie der "Spiegel" Woche um Woche immer fantastischere Nachfolgegeschichten gezapft wurden. Gefälschte Wahlen in den USA  galten als feststehender Fakt, wer keine Zweifel daran hegte, dass das mehr als 200 Jahre alte Wahlsystem unsicher, unvollkommen und vor Angriffen von außen fahrlässig ungeschützt ist, war ein verbohrter Trump-Anhänger, der sehenden Auges all die Hinweise darauf ignorierte, wie der "Kreml greift massiv in den US-Wahlkampf" (Spiegel) eingriff. 

Negativ ist positiv, positiv aber negativ. Das gilt nicht nur nach einem Corona-Test, sondern nun auch beim Thema Wahlfälschung. Die Fälschung der amerikanischen Präsidentschaftswahlen, vor vier Jahren ein Allgemeinplatz, den zu glauben kein deutscher Demokrat umhinkam, hat sich neuerdings ins komplette Gegenteil verwandelt. US-Wahlen sind nun unangreifbar, unmanipulierbar und wer anderes behauptet, kann nur ein Feind der Demokratie sein, denn er versucht ganz offensichtlich, das "gespaltene" (DPA) Land noch weiter zu spalten, statt Joe Biden endlich mit dem "heilen" (Spiegel) und "Versöhnen" (Die Zeit) beginnen zu lassen.

Trumps erstaunlichste Leistung

Nach vier Jahren Donald Trump im Weißen Haus eine ganz erstaunliche Entwicklung. Wie und wodurch hat der "Hassprediger" (Steinmeier), "Irre" (FR) und "Kriegstreiber" (Taz) das aus deutscher Sicht lange als anfällig, altertümlich und fragwürdig geltende Wahlsystem der USA-Bundesstaaten in jenen zuverlässig surrenden Apparat aus schierer Perfektion verwandelt? Wie konnte ausgerechnet unter der Herrschaft einer ausgewiesenen "Angstmaschine" aus den Vereinigten Staaten ein Land werden, das zwar ein für echte deutsche Demokraten höchst zweifelhaftes "Wahlverfahren aus dem Postkutschenzeitalter" (SZ) benutzt. In dem Wahlfälschung plötzlich dennoch vollkommen unmöglich ist? 

Ein Wunder, wenn auch eines, das nur in Deutschland richtig wirkt. Hier ist eine Woche nach dem Wahltag schon der Gedanke, Wahlfälschung läge unter Umständen womöglich im Bereich des Vorstellbaren, völlig undenkbar. Das Verfahren, nach dem in den Vereinigten Staaten ein neuer Präsident bestimmt wird, ist aus der Sicht deutscher Medien und deutscher Spitzenpolitik neuerdings ein leuchtendes Beispiel dafür, wie ein doch letztlich höchst kompliziertes System so gestaltet werden kann, dass es über jeden Zweifel erhabene Ergebnisse produziert.

Wer von Betrug auch nur spricht, von "angeblichem Betrug", so fand die "Tagesschau" schon am Morgen nach der Wahl heraus, beteiligt sich am "Höhepunkt einer Desinformationskampagne". Elmar Theveßen, das schärfste Messer im Besteckkasten der Verteidiger der Wahrheit, hatte da schon längst herausgefunden, dass es für Wahlbetrug keine Beweise“ gibt. Keine Beweise. Kein Betrug.

Die blaue Welle aus dem Altenheim

Das "wohl komplizierteste Wahlverfahren der Welt" (Tagesspiegel), das es dem Russen vor vier Jahren zumindest nach Überzeugung deutscher Medienarbeiter gestattete, Trump ins Weiße Haus zu putschen, erscheint aus deutschen Redaktionsnewsrooms betrachtet, mit einem Mal in neuem Licht. Illegal zugemischte Briefwählerstimmen, wählende Tote und eine blaue Welle von in Altenheimen geernteten Stimmen von Senioren, die unverlangt Briefwahlunterlagen zugeschickt bekommen hatten, kommen in der Berichterstattung in Deutschland allenfalls als perfide Tricks vor, mit denen der Amtsinhabers das Eingeständnis seiner Niederlage hinauszögern will.

Negativ ist positiv, positiv dagegen negativ. Wahlfälschung könnte vielleicht sein. Wäre dann aber immer noch zum Guten für alle.  Also allemal besser als das Gegenteil.


2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Die Wahlergebnisse sind noch nicht offiziell, erst wenn die Bundesstaaten die Ergebnisse zertifiziert haben, kann sich Biden 'president elect' nennen. Das kann noch bis spätestens Ende November dauern, wenn Trump es nicht verzögern kann. Die US-Medien (Fox News eingeschlossen, adé Fox News) sind also voreilig mit der Ausrufung Bidens. Von den deutschen Medien wollen wir schweigen. Man hat es sehr eilig, das Narrativ aufzubauen, dass die Wahl gelaufen sei.

Jodel hat gesagt…

Natürlich ist die Wahl gelaufen. Wer hätte denn jetzt noch den Arsch in der Hose vor den Mob und das gesamte jubelnde Establishment zu treten und zu sagen, das leider ein paar Fehler und ein paar Fälschungen vorgekommen sind und Trump jetzt doch leider leider der Präsident bleiben wird.

Genau, diesen Schuh wird sich niemand anziehen. Auch in Amerika nicht. Mit einem klaren Ergebnis, egal für welche Seite, hätte die andere wahrscheinlich einigermaßen leben können. Mit dem engen Ergebnis der Wahl und den zus. erhobenen Betrugsvorwürfen können die beiden tief verfeindeten Lager schon jetzt kaum zusammen weitermachen. Das Land bleibt ein Pulverfass. Das Ergebnis jetzt noch zu ändern, liefe zielsicher in Richtung Bürgerkrieg.

Wenn doch noch Fälschungen aufgedeckt und gerichtsfest bewiesen werden sollten, wird man das garantiert als Bagatellen abtun die am Gesamtergebnis nichts geändert hätten. Trump hätte schon im ersten Anlauf vorne sein müssen, damit er Präsident bleibt. So ist die Sache gelaufen, da ändert sich nichts mehr. Da die Republikaner wohl den Senat halten werden, werden die Demokraten glücklicherweise nicht alle Weichen in ihre Richtung stellen können.
Trump könnte in vier Jahren also noch einmal einen Anlauf versuchen. Wir werden sehen.

Die ganze Berichterstattung zum Wahlergebnis, insbesondere natürlich die Deutsche, läuft unter dem Lieblingsmotto von Danisch. Es sind nicht die Maßstäbe die mich so ankotzen, es sind die doppelten.