Sonntag, 18. Oktober 2020

Musik für Mohammed: Ein Lied, leise zu singen

 

"Von Terror, Extremismus und Gewalt dürfen wir uns nie einschüchtern lassen", sagt Carl Ladeplads mit dem festen Blick eines Mannes, der schon vieles gesehen und noch mehr gehört hat. Der dänische Liedermacher und Protestsänger weiß seit einigen Jahren genau, was gemeint ist, wenn von abscheulichem Terror die Rede ist. "Damals", erzählt der Sänger, Gitarrist und Komponist, sei es erstmals dunkel über Europa geworden, ein islamisches Kalifat streckte seine blutigen Finger aus. Kein Innenminister hatte es kommen sehen, keine Polizeibehörde konnte helfen, kein Geheimdienst wusste vorher Bescheid.

Der Terror im Namen Allahs des Allerbarmers schlug ankündigungslos zu, er traf Menschen, die sich für unschuldig hielten, aus Sicht der selbsternannten einzig wahren Religion aber natürlich ein Leben lang Zeit gehabt hätten, zum wahren Glauben zu finden. Dessen Logik ist unbestechlich: Wer zu ihm übertritt, stirbt in der hiesigen Welt als Märtyrer und geht ins Paradies ein. Wer es nicht tut, gehört nicht zu Gott und es ist nicht schade um ihn. Konsequenz, wie sie auch der Zisterzienserabt Arnold Amalrich 1209 nach der Eroberung von Béziers von seinen Bewaffneten forderte. "Caedite eos! Novit enim Dominus qui sunt eius", befahl er seinen Männern: „Tötet sie alle, der Herr kennt die Seinen".

Musik für Mohammed

Ladeplads, ein im handwerklichen Bereich tätiger Mittvierziger, sagt, er sei immer schon interessiert an allem gewesen, was „um mich herum vorgeht“. Als der Zeichner Kurt Westergaard wegen einiger Karikaturen des sogenannten Propheten "Mohammed" bedroht wurde, nahm Ladeplads das persönlich. . „Ich will nicht in einer Welt leben, in der Zeichnungen und Musik verboten sind.“ Wenig später dann folgte die künstlerische Explosion: Nach dem Mohammed-Massaker von Paris machte Carl Ladeplads sich daran, ein Lied zu Ende zu schreiben, das er bereits begonnen hatte, als Westergaard Personenschutz bekam.“

Der Songs mit dem anspielungsreichen Titel „What a prophet“ schmorte lange in der Schublade, denn Ladeplads schreckte vor der letzten Konsequenz einer Veröffentlichung zurück. "Ich habe Familie und ich stehe im Telefonbuch", sagt er. Erst später habe er begriffen, dass ich nicht die Wahl habe, weil das kein Lied für mich ist, sondern für die ganze Welt. 

Er will aufrütteln, wachmachen, Fragen stellen, warnen. „In meinem Song frage ich einfach nur danach, was das eigentlich für ein Prophet sein soll, der sich anmaßt, im Namen eines Gottes sinnlose Anordnungen zu treffen wie Gesicht verschleiern, kein Bier trinken oder Hand ab bei Dieben.“

Ein bisschen Spaß muss sein


Carl Ladeplads möchte mit seinem Werk, das er im Studio eines guten Freundes unter großer Geheimhaltung eingespielt hat, niemanden beleidigen, versichert er. „Aber ich will auch klar machen, dass ich nicht verstehe, wie Leute, die etwas anderes glauben als ich, versuchen, mich zu zwingen, dass wir uns alle an ihre absurden Regeln zu halten.“ Er erwarte von niemandem auf der Welt Respekt für Punkrock, Pogotanz und leichte Drogen, habe er aber dennoch selbst seinen Spaß daran. „Wenn jetzt jemand sagt, Punk ist vom Teufel, soll ich dann beleidigt sein?“

Der Komponist und Texter, der den modernen Islam ausgiebig studiert und auch den Koran gelesen hat, sieht hier "reine Wahngebilde" vor sich. Als er damals nach den inzwischen weitgehend vergessenen Anschlägen von Paris aus Seelennot zur Gitarre griff und unter Missachtung der persönlichen Gefahr für sich und seine kleine Familie seinen Anti-Mohammed-Song aufnahm, geschah "aus Notwehr", wie beschreibt. "Ich wollte die, die es wissen müssen, fragen was für ein Prophet ist das, der verlangt, dass Du deine Frau in ein Zelt kleidest und immer dasselbe Buch liest?"

In Dänemark landete die von Ladeplads selbst finanzierte Single bereits eine Woche nach der Veröffentlichung auf dem Hassgesang-Index. Im Internet aber entkam das religionskritische Werk allen Nachstellungen und Verdächtigungen und alle paar Monate wieder erweist sich seine traurige Aktualität.


3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Weil in der Nacht zu Samstag (10.10.) ein Mann in der Brückenstraße in Chemnitz einem vorbeifahrenden Polizeifahrzeug offenbar eine beleidigende Bemerkung hinterherrief, sprach ein 24-jähriger Zeuge ihn darauf an. ----------------------------------

Je nun, OT - aber das sollte kundgetan werden. Wie gnadenlos beklatscht kann einer sein?

Jodel hat gesagt…

Der Mann hat selbstverständlich absolut recht, mit dem was er in seinem Song anspricht. Aus genau diesem Grund sollte er vorsorglich auch ein gültiges Testament für sein evtl. vorzeitiges Ableben erstellen. Man weiß ja nie.

Sollte es zu einem dieser bedauerlichen und unerklärlichen Einzelfälle kommen, wird er nicht einmal einen vollwertigen Solidaritätstweet von unserem Bundesaußenwicht erhalten. Er habe mit seinem Hasslied ja so eine Tat auch irgendwie provoziert wird es dann heißen. Diese Heißblüter können ja auch nicht anders. Irgendwie ist das genetisch bedingt, würde man sagen, wenn man es noch sagen dürfte. Also würde man wohl gar nicht viel sagen, so es dann geschähe und das Ganze unter regionales und vermischtes verbuchen. Traurig aber wahr.

Wünschen wir dem Sänger also noch ein langes und glückliches Leben. Solange es noch dauert.

Anonym hat gesagt…

OT: Gestern erzählte mir wer, welche Zecken hätten in der Liebigstraße baldowert, ob sie nicht doch dort wieder Quartier nehmen könnten, und hätten vom tschetschenischen "Sichterheitsdienst" des offiziellen Hausbesitzers herbe Züchtigung erfahren?
Ward jemandem Kunde davon?