Freitag, 2. Oktober 2020

Kanone Kandebele: Warum der Marathon-Star jetzt Gesundheitsreisen anbietet

Er ist einer der flottesten Ausdauerläufer der Welt, ein kleiner, sehniger Mann, der für und von seinem Sport lebt und genau dieses Leben über alles liebt. Doch als Corona kam, brach für den jungen Kenianer aus dem kleinen Dörfchen Olenguruone, das in der mittelkenianischen Provinz Nakuru County liegt, die ehemals Rift Valley hieß, eine ganze Welt zusammen. Mehrere Dutzend geplante Start bei deutschen und europäischen Marathon- und Halbmarathonveranstaltungen, bei denen der tempoharte Langstreckenspezialist als sogenannter Hase für einheimische Freizeitläufer antreten sollte, wurden abgesagt. "Kanone", vertraute sein deutscher Freund und Manager Hans Müller ihm damals an, erzähle Kandebele, "es könnte sein, dass du dieses Jahr gar nicht laufen kannst."

So kam es. Eine Pandemieauswirkung, die für den Kanone Kandebele schlimmer ist als für Lufthansa, Tui oder Airbus. Als Mitarbeiter eines ganz besonders verschwiegenen Gewerbezweiges im internationalen Sportgeschäft hat der 32-jährige Sohn eines Kalufarmers weder Anspruch auf Arbeitslosengeld noch auf Ersatzleistungen für entgangene Prämienzahlungen oder gar auf staatliche Hilfeleistungen.

Marathonprofi zu sein und bei mittelgroßen und großen Läufen über die berühmten 42,195 Kilometer gelegentlich auch mal als Sieger aufzutreten, ernährt normalerweise seinen Mann, denn Kandebele wird von Marathonveranstaltern in der Regel als Highlight eingekauft. Er dient als Zierde lokaler Laufereignisse, ebenso wie die talentierten Kollegen aus seiner Heimat, die demselben Gewerbe nachgehen und einheimischen Läufern je nach Vertrag locker davonlaufen oder sich dezent zurückhalten, um die regionalen Läufer als Erste durchs Ziel gehen zu lassen.

"Mit Corona war das vorbei", erzählt der Familienvater, der normalerweise den gesamten Sommer auf europäischen Straßen verbracht hätte. Doch auch ein halbes Jahr später ist der Laufzirkus noch nicht wieder in Schwung gekommen: Wo entsprechende Veranstaltungen stattfinden, verzichten die Veranstalter auf die über Jahre so gern gesehenen Hasen. "Also habe ich überlegt, was ich sonst machen kann, gemeinsam mit meinem Freund Hans Müller."

Die zündende Idee kam den beiden Dauerskypern schließlich bei einem Blick auf die Corona-Weltwarnkarte des deutschen Robert-Koch-Institutes. "Da sind ja nur ganz, ganz wenige Regionen noch als sicher eingestuft", berichtet Müller, der ebenso wie Kanone Kandebele seit März ohne Aufträge dasitzt und die staatlichen Nothilfezuschüsse längst ausgegeben hat. Schnell fiel Müller, der früher  selbst ein erfolgreicher Mittelstreckenläufer im Rhein-Sieg-Kreis war und heute eine ganze Anzahl hochtalentierte Langstreckler aus ganz Afrika betreut, "der weiße Fleck in Botswana auf", wie er sagt. 

Das afrikanische Binnenland, ehemals Betschuanaland, nach eigener Bezeichnung in der Landessprache Setswana Lefatshe la Botswana und nach amtlicher deutscher Kolonialschreibweise bis heute Botsuana, grenzt im Südosten und Süden an Südafrika, im Westen und Norden an Namibia und im Nordosten an Sambia und Simbabwe, blieb aber bislang von Corona weitgehend verschont. Mit knapp 3.200 Fällen und 16 Todesopfern  ist die oft auch "Schweiz Afrikas" genannte Republik ebenso wie Guinea-Bissau, Burkina-Faso und Sierra-Leone ein Lichtblick auf dem schwarzen seit Jahren besonders wachstumsstarken Kontinent.

"Also dachten wir, dass es eine Marktlücke sein könnte, Reisen dorthin anzubieten", sagt Hans Müller. Zwischen Kenia und Botwana liegen nur 1.600 Kilometer, kaum mehr als zwischen Kiel und Rom. "Für afrikanische Verhältnisse ein Katzensprung", habe sein Freund Kanone ihm versichert, als er ihn nach seiner Meinung zu dem "verrückten Plan" (Müller) gefragt habe.

Schnell war die Logistik zusammengestellt, Flyer gedruckt und im Brandenburgischen, in München, Berlin und in Bremen, wo Müllers Schwester lebt, verteilt. "Es kamen auch fast sofort Interessenten, nicht nur aus Sportlerkreisen", sagt Hans Müller, der genau darauf gerechnet hatte: Wenn mit Beginn der Herbstferien wieder alle traditionellen Urlaubsländer zu Corona-Hotspots erklärt würden und Kreuzfahren weiter verboten blieben, so hatte der erfahrene Veranstalter spekuliert, könnten viele auf der Suche nach Alternativen auf die letzten coronafreien Weltregionen ausweichen.

"Und da gehört Botswana nun mal ausdrücklich dazu", sagt Kanone Kandebele stolz und er verweist noch einmal auf die amtliche deutsche Gesundheitskarte: Das mittelafrikanische Land strahlt dort als weißer Fleck. "Es ist sogar viel ungefährlicher hier als in Amerika", betont der zum Reiseunternehmer umgeschulte 129-Minuten-Marathoni, der seine neugründete Agentur für Sport- und Gesundheitsreisen mit dem schönen Namen "Ketengwena" - im hier oft gesprochenen Klicklautdialekt Setswana so viel wie "Mir geht's gut, wie geht es dir" - mittlerweile aus Botswanas Hauptstadt Gaborone leitet. 

Ketengwena bietet vor allem Sport- und Gesundheitsreisen an, "mal ausspannen vom ständigen Gedanken an die Seuche", nennt es Kanone Kandebele. Das sei ein Konzept, das bei den Gästen, zu denen auch viele Frauen gehören, sehr gut ankomme. "Hier kommt man mal auf andere Gedanken, sagen viele."

"Du musst schnell sein", verrät Kanone Kandebele über seine ersten Erfahrungen im neuen Metiert, "und du musst Ausdauer haben". Viel sei also gar nicht so anders als in seinem Stammgeschäft, nur die Bewegung fehle ihm ein wenig. "Wir gehen zwar mit den Gästen gern auch mal eine Runde laufen, aber das sind eher Joggingrunden für mich", gesteht Kandebele, der sehnsüchtig darauf wartet, in der neuen Normalität einer Nach-Corona-Welt wieder richtig durchzustarten. "Im Moment empfinde ich es als ein großes Glück, dass es Botswana gibt und das Robert-Koch-Team richtig erkannt hat, dass hier kein Corona-Risiko besteht." Durch die Erfahrungen mit der Aids-Erkrankung - fast jeder fünfte Einwohner Botswanas gilt als infiziert - sei das Gesundheitswesen zudem gut vorbereitet.


2 Kommentare:

Die Anmerkung hat gesagt…

Weiß jemand, ob Nils Minkmar an Covid erkrankt ist? Das soll ja zuweilen auch heftige Hirnschäden zeigen.
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Dass uns Trumps Corona-Test so beschäftigt, liegt auch an emotionalen Mustern: Wir sind fixiert auf den gesunden Männerchef, der versöhnt und inspiriert. Dabei muss Macht neu gedacht werden.
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Ja, dann denk mal neu nach. Das tut bitter not.

Anonym hat gesagt…

Ar#%&loch, Farce in einer Szene
Es tritt auf: Chefredakteur

Chefredakteur
He Nils Minkmar, Trump hat Corona das Ar$%&loch, schreib mal irgendwas, alle schreiben grad irgendwas, muss klingen als würden wir drüber stehen, weißt schon, aber muss trotzdem klar sein dass er ein Ar$&&loch ist sonst hab ich gleich wieder &%$§%% am Telefon.