Samstag, 17. Oktober 2020

Brexit: Der Brite droht mit Krieg

 

Es ist ein Endspiel, wiedermal, Momente der Entscheidung über das Schicksal Deutschlands, Europas, womöglich der ganzen Welt. Das perfide Albion, unwillig weiter den Friedensnobelpreis zu tragen, den EU-Europa in jenem magischen Dezember vor acht Jahren nach einem kurzen Streit, wer ihn denn nun physisch annehmen dürfe, in Gestalt des Dreigestirns José Manuel Barroso, Martin Schulz und Herman Van Rompuy erhalten hatte, plant Böses gegen die Restgemeinschaft auf dem Restland, insbesondere aber gegen den auch künftig freien Rest Irlands außerhalb des britisch besetzen Nordens. 

Kanzlerin Angela Merkel (oben) fand ernste Worte für das, was droht, schafft es Europa nicht in den nächsten Stunden, den britischen Premier Boris Johnson zu einem Kompromiss zu überreden: "Für uns ist wichtig, dass Irland weiter in Frieden leben kann", stellte sie als allererstes Ziel der diplomatischen Bemühungen der EU-Unterhändler in den Mittelpunkt. Frieden für Irland!

Droht Johnson im Hintergrund schon mit dem Einmarsch britischer Besatzungstruppen? Will der Mann in Downing-Street Number 10 die nach eigenen Angaben seit nunmehr schon 73 Jahren anhaltenden erfolgreichen Friedensbemühungen der vor 27 Jahren gegründeten Gemeinschaft torpedieren? Und Europa wieder in einen Abgrund stürzen wie der Kontinent ihn mit dem französischen Indochinakrieg von 1946 bis 1954, dem Algerienkrieg von 1954 bis 1962, dem Spanisch-Marokkanischen Krieg (1957-1958), dem zypriotischen Unabhängigkeitskrieg (1955-1959), dem niederländisch-indonesischen Krieg um West-Neuguinea (1957-1962) und dem portugiesischen Kolonialkrieg durchschreiten musste hat, der allein mehr als 15.000 Europäer das Leben kostete? 

Merkel scheint fest davon überzeugt, daran lässt ihre Vorfestlegung, in den Verhandlungen vor allem den Frieden für die irischen EU-Bürgerinnen und Bürger sichern zu wollen, keinen Zweifel. "Jeder hat seine roten Linien", sagte Merkel warnend. Die EU, eigentlich längst unwillig, der abtrünnigen früheren Partner noch hinterherzuweinen, habe Großbritannien deshalb gebeten, "im Sinne eines Abkommens weiter kompromissbereit zu sein". 

Das schließe ein, "dass auch wir Kompromisse machen müssen" - aber eine Zustimmung zu einem Krieg auf der irischen Insel, daran ließ die Kanzlerin keinen Zweifel, wird es von der EU definitiv nicht geben, auch wenn Boris Johnson weiter darauf zu hoffen scheint. Ernste, aber klare Worte, die leider in deutschen Medien vollkommen ignoriert wurden: Von der turbokapitalistischen Börsenzeitung über die eher linke Süddeutsche bis zur in Hamburg erscheinenden "Zeit" endet das aufrüttelnde Merkel-Zitat Sekundenbruchteile vor der bangen Warnung der Kanzlerin vor dem anstehenden großen Krieg um Dundalk, Belcoo und Bundoran. 

Europa geht so nun unvorbereitet in die allerletzte Phase des Brexit, auf die nur noch der vollkommene Niedergang der ehedem so blühenden englischen Inseln folgen kann. Spätere Generationen werden zweifellos fragen, Zeit, Süddeutsche, Börsenzeitung - ihr wusstet es doch? Ihr kanntet die rote Linie Europas! Ihr hattet die Kanzlerin vor dem großen irischen Krieg warnen hören? Warum habt ihr nichts gesagt? Keine Zeile geschrieben? Warum war euch das Schicksal unserer irischen Nachbarinnen und Nachbarn so gleich?


4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Trump spricht die Sprache der Arbeiter, Merkel spricht die Sprache des Abschaums. Entsprechend fallen die Wahlergebnisse aus.


Irland ist mir egal, von mir aus können die ab morgen Krieg machen bis keiner mehr übrig ist. Was ich für mich persönlich aus dieser wieder historischen Rede Merkels mitnehme: 'Wir brauchen ambitioniertere Ziele'.

Anonym hat gesagt…

>> Fest steht, der weiche Bauch der geschliffenen Festung Europa steht unter Beschuss. <<

Oh, Günnie - "Gebt mir eure Müden ... " auf Pipi ---
Ein Machete - Wotan, B.Traven, und René Latosa mögen bezeugen, daß (ich schreibe: daß!) ich mit den Teilen leidlich* umgehen kann - wird geschliffen. Eine Festung dahingegen wird: geschleift.

*Wenn auch nicht so meisterlich wie ein dunkler Ehrenmann aus Kuba in meinem damaligen Verein, vor der Wende Chemiehilfsarbeiter, nach dieser im Vergnügungsgewerbe, fangt mit L an und geht mit u weiter ... hat, als ihm zwei trunkene Faschingsnazis zu Himmelfahrt ans (dunkelbraune) Leder wollten, eine Macheten-Kata improvisiert, daß(sic) die aus dem Stand zwei Meter zurückhupften.

Die Anmerkung hat gesagt…

Das kann mein Zahnarzt auch. Der hat mir wieder mal ein lecker Dentistankata vorgeführt und anschließend erklärt, daß die Geschwindigkeit der Nervenreize Lichtgeschwindigkeit sei, ungefähr jedenfalls. Deswegen flog ich auch von jetzt auf sofort 50 cm in die Höhe als er kurz den falschen Nerv an der Zunge stimulierte. Er wollte nur kucken. Mit dem Spiegel. Ich war schneller.

Hase, Du bleibst hier.. hat gesagt…

Anonym: Bill Newmann und Bernd Schubert hast du noch vergessen. Alter Angeber ! Wer wirklich was drauf hat, prahlt nicht damit.