Es ist vorüber, schon längst. Kaum, dass noch Spurenelemente der früheren DDR im gemeinschaftlichen deutschen Erinnerungsregal zu finden sind. Die Historie Deutschlands ist eine Historie, die nach allerneuesten Unterlagen am 3. Oktober 1990 begann, als inzwischen boykottierungswürdige Bürgerrechtler und der denkmalgeehrte Michail Gorbatschow gemeinsam beschlossen, dass es nun gut sei mit der Teilung als Buße für die Kollektivschuld am Zweiten Weltkrieg.
Bundespräsident Walter Steinmeier hat es jüngst in seiner wegweisenden Rede zum Tag der Deutschen Einheit trefflich verschwiegen: Es gab keinen Helmut Kohl, der sich mit seinem ganzen schrankhaften Körper vordrängte, um die beiden Teilstaaten in einer geschichtlichen Sekunde zu amalgamieren, von der niemand wusste, wie bald sie beendet sein würde. Und es gab keine Einheitsfeinde in Steinmeiers Partei, die entschlossen waren, selbst ihren Altvorderen Willy Brandt bloßzustellen, wenn sie damit eine Wiedervereinigung verhindern könnten.
Nie wieder Deutschland, nie wieder Faschismus, wie er noch jedes Mal mit einem vereinten Deutschland einhergeht, das war das Motto der fortschrittlichen Menschen in Ost wie West. Damals wollte Walter Steimeiers Partei den "Springer"-Lügnern noch das Einheitsziel aus dem Impressum pressen. Heute weiht der damals vom Verfassungsschutz beobachtete Jungsozialist den prächtigen Neubau des einstigen Klassenfeindes ein.
Die hier verhasste und dort ersehnte Einheit, sie kam dann doch, ganz ohne die Hilfe oder die Zustimmung der SPD. Die BRD verschwand und machte "Deutschland" Platz, einem Staat, den es niemals wieder hätte geben dürfen, wäre es nach allen gegangen, die nicht ewiggestrig einer nationalen Größe nachtrauerten, die die Welt schon zweimal ins Unglück gestürzt hatte.
Dass der als Einheit verkleidete Beitritt der DDR-Gebiete zum Geltungsbereich des Grundgesetzes am 3. Oktober vollzogen wurde, verdankt sich dem Umstand, dass der 7. Oktober unbedingt verhindert werden musste. Noch einmal "Republikgeburtstag", noch einmal ein DDR-Jubiläum? Das wollte Kohl nicht und auch alles rechts von der SED im DDR-Parlament fürchtete ein letztes Comeback der alten Genossen mit den Ährenkranz-Fahnen.
Die Rede, die der ein Jahr zuvor noch als unumschränkter Herr der DDR gelende damalige Generalsekretärs des Zentralkomitees der SED, Vorsitzender des Staatsrates der DDR und Vorsitzender des Nationalen Verteidigungsrates der DDR, Erich Honecker, 1989 zum 40. Jahrestag seines Stattes auf der Festveranstaltung in Berlin hielt, während überall im Land schon der Unmut gährte, ist so das Requiem auf den misslungenen Versuch geworden, einen Staat ohne Ausbeutung, ohne Ausbeuter, ohne Privateigentum an Produktionsmitteln und ohne die Ungerechtigkeit einer Klassengesellschaft zu gründen und zu betreiben.
Ein Vorhaben, das, flapsig gesagt, in die Hose ging wie noch jeder Versuch, gegen die menschliche Natur zu regieren. Aus dem Anstand der Jahre aber, die das Urteil milde färben, ist Honeckers Rede lesenswert, gerade gemessen am Steinmeier-Maßstab.
Liebe Freunde und Genossen! Verehrte ausländische Gäste!
Meine Damen und Herren des Diplomatischen Korps,
vor 40 Jahren wurde der erste sozialistische Staat auf deutschem Boden, die Deutsche Demokratische Republik, gegründet. Jeder, der das Glück hatte, an diesem historisch bedeutsamen Ereignis beteiligt zu sein, denkt nicht ohne Bewegung an die Tage zurück, in denen die Arbeiter und Bauern im Bunde mit der Intelligenz und allen Werktätigen im wahrsten Sinne des Wortes ihre Macht errichteten.
Im Westen, wo das Potsdamer Abkommen mit Füßen getreten wurde, war, ohne das Volk zu fragen, ein Separatstaat entstanden. Dort wurde die Restauration der alten Gesellschaft in Gang gesetzt, der Aufbau der neuen Wehrmacht mit den alten Generalen für die NATO vorbereitet. Die Vergangenheit blieb unbewältigt.
Heute ist klarer denn Je: Die Gründung der Deutschen Demokratischen Republik, die durch die Volksbewegung für Einheit und gerechten Frieden zustande kam und deren Verfassungsentwurf bereits in allen Zonen auf breiter Basis diskutiert wurde, war geradezu eine geschichtliche Notwendigkeit. Namen wie Wilhelm Pieck, Otto Grotewohl, Walter Ulbricht, Max Fechner, Otto Nuschke, Johannes Dieckmann. Lothar Bolz und Ernst Goldenbaum, wie Bertolt Brecht, Johannes R. Becher, Anna Seghers, Arnold Zweig, Willi Bredel, Erich Weinert und Ernst Busch mögen hier für die Millionen stehen, die Hand anlegten am Aufbau des neuen, des sozialistischen Hauses.
Es sei mir gestattet, von dieser. Stelle aus sowohl den Kämpfern des Widerstandes gegen Hitler als auch den Aktivisten der ersten Stunde, den Veteranen der Arbeit zu danken. Allen sei gedankt, die durch ihre Tatkraft, ihr Engagement, ihre Leistungen unseren sozialistischen deutscher Friedensstaat zu dem werden ließen, was er 40 Jahre nach seiner Gründung ist: Ein Grundpfeiler der Stabilität und der Sicherheit in Europa.
Grundpfeiler Europas
Unsere Republik, gehört heute zu den zehn leistungsfähigsten Industrienationen der Welt, zu den knapp zwei Dutzend Ländern mit dem höchsten Lebensstandard. Und vergessen wir dabei nicht, daß der Wohlstand hierzulande weder aus der Erde sprudelt noch auf Kosten anderer erreicht wurde. Die DDR ist das Werk von Millionen, von. mehreren Generationen, die in harter Arbeit ihren Arbeiter-und-Bauern- Staat aufgebaut haben, einen Staat mit moderner Industrie und -Landwirtschaft, mit einem sozialistischen Bildungswesen, mit aufblühender Wissenschaft und Kultur.
Schließlich die DDR, eine Weltnation im Sport. Mit unseren Händen und Köpfen haben wir das zuwege gebracht, unter Führung der Partei der Arbeiterklasse. Nichts, aber auch gar nichts ' wurde uns geschenkt oder ist uns in den Schoß gefallen. Zudem waren hier nicht nur mehr Trümmer wegzuräumen als westlich der Elbe und Werra, sondern auch noch die Steine, die uns von dort in den Weg gelegt wurden.
Heute ist die DDR ein Vorposten des Friedens und des Sozialismus in Europa. Dies zu keiner Zeit zu verkennen, bewahrt uns, sollte aber auch unsere Feinde vor Fehleinschätzungen bewahren. Wie die Sowjetunion, die uns befreit hat, wie die Volksrepublik China, die in diesen Tagen ebenfalls ihr 40. Gründungsjubiläum beging, Wie Volkspolen und die CSSR, wie die anderen sozialistischen Länder wird die DDR die Schwelle zum Jahr 2000 mit der Gewissheit überschreiten, dass dem Sozialismus die Zukunft gehört.
Der Sozialismus ist eine junge Gesellschaft, gleichwohl übt er einen großen Einfluss auf die internationale Entwicklung aus. Er hat gesellschaftlich Bedeutendes vollbracht und wird dies auch fortan tun. Seine Existenz gibt nicht nur unserem Volk neue Hoffnung, sondern der ganzen Menschheit. Denken wir an die Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken, der seit der ersten Stunde ihres Bestehens die Liebe und die Hoffnung des deutschen Proletariats galten. Die Oktoberrevolution öffnete der Menschheit den Weg in eine neue Welt, die Welt des Sozialismus. Im Kampf der Antihitlerkoalition trug die Sowjetunion die Hauptlast bei der Zerschmetterung des Hitlerfaschismus.
Kein Tag war umsonst
Kein Tag in ihrer Geschichte war umsonst. Dieser große multinationale sozialistische Staat bestand die Prüfung, als es im Großen Vaterländischen Krieg um Leben und Tod ging. Hitler hatte auf die Entzweiung der Völker der Sowjetunion spekuliert, aber zu seinem Entsetzen trat das nicht ,ein. Sein Eroberungs- und Unterwerfungskonzept kostete ihn Kopf und Kragen.
Das ist zugleich eine Mahnung an diejenigen, welche die Zeit für gekommen erachten, den Status quo in Europa zu revidieren, und die, wie sie sagen, eine "neue Epoche" anbrechen sehen, angeblich geprägt vom "Scheitern des Sozialismus". Für diese Leute ist es offensichtlich das Beste, das alte Denken über Bord zu werfen und das Kräfteverhältnis in der Welt realistisch einzuschätzen. Das wäre ein großer Beitrag zur Friedenssicherung.
Bekanntlich entstand die DDR im Ergebnis des zweiten Weltkrieges und der Nachkriegsentwicklung. Sie hat die Lektion der Geschichte gelernt. Hier gehen wir den Weg des Sozialismus unter Beachtung der Besonderheiten unserer Erfahrungen und Realitäten. Zugleich verfolgen wir aufmerksam die Erfahrungen der anderen sozialistischen Länder und nutzen sie für unsere Arbeit. Bei alledem werden wir zu keiner Zeit vergessen, welchen Platz die Sowjetunion in der Welt einnimmt. An ihr vorbei geht nichts. Das sollte man im Westen endlich zur Kenntnis nehmen.
Tagwerk im Frieden
Gemeinsam mit ihr wird es möglich sein, die Völker vor einem atomaren Inferno zu bewahren und zu erreichen, dass sie in Frieden ihrem Tagewerk nachgehen können. Gerade zu einer Zeit, da einflussreiche Kräfte der BRD die Chance wittern, die Ergebnisse des zweiten Weltkrieges und der Nachkriegsentwicklung durch einen Coup zu beseitigen, bleibt ihnen nur erneut die Erfahrung, dass an diesen Realitäten nichts zu ändern ist, dass sich die DDR an der Westgrenze der sozialistischen Länder in Europa als Wellenbrecher gegen Neonazismus und Chauvinismus bewährt. An der festen Verankerung der DDR im Warschauer Pakt ist nicht zu rütteln.
Wenn der Gegner derzeit in einem noch nie gekannten Ausmaß seine Verleumdungen gegen die DDR richtet, dann ist das kein Zufall. In 40 Jahren DDR summiert sich zugleich die vierzigjährige Niederlage des deutschen Imperialismus und Militarismus. Der Sozialismus auf deutschem Boden ist ihm so unerträglich, weil die vordem ausgebeuteten Massen hier den Beweis erbringen, dass sie fähig sind, ihre Geschicke ohne Kapitalisten selbst zu bestimmen. 40 Jahre DDR das waren 40 Jahre heroische Arbeit, 40 Jahre erfolgreicher Kampf für den Aufstieg unserer sozialistischen Republik, für das Wohl des Volkes; Auch weiterhin wird das so sein.
Wichtig ist, dass die führende Partei unserer Gesellschaft, die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands, in Vorbereitung ihres XII. Parteitages die eigenen Reihen weiter festigt, sich noch enger mit der Arbeiterklasse verbindet, den Genossenschaftsbauern, der Intelligenz, dem gesamten Volk. Wir werden auch weiterhin im Sinne der Erkenntnis von Karl Marx handeln, dass es darauf ankommt, die Welt nicht nur zu interpretieren, sondern sie zu verändern.
Wir werden unsere Republik in der Gemeinschaft der sozialistischen Länder, durch unsere Politik der Kontinuität und Erneuerung auch künftig in den Farben der DDR verändern. Die Ziele sind im Programm unserer Partei niedergelegt. Es geht um die weitere Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft. Selbstverständlich ist dies kein Vorhaben, das binnen kurzer Zeit und nach fertigen Rezepten, ohne unablässige Suche nach den jeweils zweckmäßigsten Lösungen zu bewältigen wäre.
Ein langer Prozess
Es handelt sich vielmehr um einen historischen, einen langfristigen Prozess tiefgreifender Wandlungen und Reformen in allen Bereichen. Dadurch erlangt der Sozialismus als reale Alternative zum Kapitalismus eine ständig höhere Stufe, wirken seine Vorzüge um so nachhaltiger auf das Leben der Menschen. Sie selbst sind bei aktiver Beteiligung an allen gesellschaftlichen Belangen nach unserem Grundsatz "Arbeite mit, plane mit, regiere mit! Sei der Schöpfer deiner Gegenwart und Zukunft."
Soviel steht fest, für uns gilt die in der Gründerzeit der DDR geprägte Losung: Vorwärts immer, rückwärts nimmer.
Im Geiste all dessen bereitet die SED ihren XII. Parteitag vor. Aus der Sicht auf die 90er Jahre, auf die Anforderungen und Probleme, die es zu bewältigen gilt, wird er über die weiteren Aufgaben beim sozialistischen Aufbau und im Kampf um den Frieden beraten und beschließen. Hier geht es um grundlegende Interessen des ganzen Volkes, und das Volk bringt seine Initiative, seinen Sachverstand, seine Vorschläge zum Nutzen der gemeinsamen sozialistischen Sache in die demokratische Aussprache vor dem Parteitag ein.
Es entspricht der ständig neuen Erfahrung: Wer das Wohl der Gemeinschaft im Auge hat, der wirkt auch am besten für sein eigenes Wohl. Das Leben in unserem Lande wie auch die internationalen Ereignisse stellen in unserer Zeit Fragen, die der klaren Antwort von einer festen Position aus bedürfen. Unsere Position leiten wir nicht von einem der Revolverblätter der BRD oder des dortigen Rundfunks und Fernsehens ab, sie ergibt sich nicht aus irgendwelchen veralteten Lehrsätzen, sondern aus der schöpferischen Anwendung des Marxismus-Leninismus, aus den Interessen der Arbeiterklasse und aller Werktätigen.
Mit einem Wort, unsere Position ist die einer Politik nach dem obersten Grundsatz, alles zu tun für das Wohl des Volkes und seine friedliche Zukunft. Dementsprechend bleiben wir beim Erreichten nicht stehen, erhalten wir Bewährtes, trennen uns von dem, was überholt ist und hemmt, schreiten wir auf dem Kurs der Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik voran. In diesem Geist werden wir auch die sozialistische Demokratie in ihren vielfältigen Formen weiterentwickeln. Unser Anliegen ist, dass die Bürger sich immer aktiver und konkreter an den Staatsgeschäften beteiligen.
Liebe Freunde und Genossen! Verehrte Anwesende!
Ein Vergleich der DDR von heute mit der DDR von 1949 spricht für sich selbst. Eindrucksvoll tritt der große revolutionäre Umgestaltungsprozess zutage, der hier auf deutschem Boden vollzogen wurde und in. dem sich die Fähigkeit der Arbeiterklasse und ihrer Bündnispartner erwies, die Macht auszuüben. Die vertrauensvolle, kameradschaftliche Zusammenarbeit der SED, der anderen Parteien und Massenorganisationen im Demokratischen Block und in der Nationalen Front der DDR bewährte sich als eine unserem Land gemäße Form der demokratischen Einbeziehung 'aller- gesellschaftlichen Kräfte.
So gelang es auch, eine Vielzahl von Wandlungen zu realisieren. Die Bodenreform, die Überführung der entscheidenden Betriebe in Volkseigentum, die Schulreform, die Hochschulreform, die Jüstizreform das Gesetz über die örtlichen Volksvertretungen, die Industriepreisreformen, die Strukturveränderungen in der Volkswirtschaft. Über jene, die der DDR bei ihrer Gründung eine Lebensdauer von nur wenigen Wochen prophezeiten, ist schon lange die Geschichte hinweggegangen. Schiffbruch erlitten haben die Verfechter der "Hallstein-Doktrin", die dem sozialistischen deutschen Staat seinen gleichberechtigten Platz in der Weltarena verweigern sollte.
Erstarkt in Solidarität
Trotz massiven politischen und ökonomischen Drucks, der Alleinvertretungsanmaßung und Einmischung seitens der BRD erstarkte die DDR, durchbrach sie mit solidarischer Unterstützung der anderen sozialistischen Länder, vieler Freunde in aller Welt die diplomatische Blockade. Sie wurde Mitglied der UNO und deren Spezialorganisationen. 135 Staaten unterhalten diplomatische Beziehungen zu ihr. In 40 Jahren entwickelte sich bei uns eine Wirtschaft von moderner Struktur und großer Leistungskraft. Dynamik und wachsende Effektivität sind für sie kennzeichnend. 1989 werden 279 Milliarden Mark Nationaleinkommen erzeugt, elfmal soviel wie 1949.
Auf das Zehneinhalbfache stieg die Arbeitsproduktivität. In der Industrie erhöhte sich die Produktion in diesem Zeitraum sogar auf das Achtzehnfache. Die Bauproduktion ist jetzt in einem Monat so hoch wie im gesamten Jahr 1949. Nahezu verdoppelt hat sich die Pflanzenproduktion unserer Landwirtschaft, und die Erzeugung von Schlachtvieh stieg auf das Achtfache. Der tägliche Umsatz an Industriewaren für die Bevölkerung ist heute dreizehneinhalbmal so groß wie vor 40 Jahren. Überblicken wir die jüngste Vergangenheit, so können sich unsere Ergebnisse ebenfalls sehen lassen.
Das Nationaleinkommen stieg im Durchschnitt der 80er Jahre, dank der Arbeit der Werktätigen, jährlich um vier Prozent, eine auch international beachtete Rate. Angesichts der starken Veränderungen auf dem Weltmarkt, einer immer härteren Konkurrenz konnten wir uns behaupten. Das ist eine Tatsache, die für sich selbst spricht, wenn wir auch keinesfalls übersehen dürfen, dass uns der rasche Wandel von Wissenschaft und Technik in der Welt vor eine noch größere Herausforderung stellt.
Kampfplatz für den Frieden
Wir haben diese Herausforderung angenommen. Es bleibt dabei: Unser Arbeitsplatz ist ein Kampfplatz für Frieden und Volkswohlstand. Für die Arbeiterklasse gehörte 1949 nicht wenig Mut dazu, das Steuer einer Wirtschaft in die Hand zu nehmen, die vom Hitlerkrieg verwüstet und durch die Spaltung Deutschlands amputiert, Ja beinahe lebensunfähig gemacht worden war. Doch entgegen allen Zweifeln und düsteren Prognosen hatte das Volkseigentum Bestand und bewährte sich.
Wirklichkeit wurde die Losung: Was des Volkes Hände schaffen, soll des Volkes eigen sein. Der Wiederaufbau kam gut in Gang, und die aus der Spaltung herrührenden tiefen Disproportionen wurden bewältigt. Eine erfolgreiche Phase extensiver Wirtschaftsentwicklung war eingeleitet. Schwer genug war das alles. Es sei nur daran erinnert, dass der DDR zur Zeit der offenen Grenze bis August 1961 durch den kalten Krieg ein Schaden von über 100. Milliarden Mark zugefügt wurde, die, j wenn man so will, auf der anderen Seite zur Marshallplan-Hilfe noch hinzukam. Bis 1956 leisteten wir Wiedergutmachung für die Länder, |die durch den Raubkrieg Hitlers verwüstet worden waren. Die BRD hat sich hierbei zurückgehalten.
Doch wir schritten voran, und immer deutlicher, zeigte sich, dass die Ökonomie unseres Landes ohne Kapitalisten, ohne Ausbeutung des Menschen durch den Menschen funktionierte, als sozialistische Planwirtschaft auf dem Boden des gesellschaftlichen Eigentums an den entscheidenden Produktionsmitteln. Was Adolf Hennecke, Frida Hockauf vorlebten, wurde im ganzen Volk aufgegriffen, wurde zum Motor für die Verwirklichung ihrer Worte, die noch heute volle Gültigkeit haben: Wie wir heute arbeiten, so werden wir morgen leben.
Dies erwies sich aufs neue, als wir in unserer Ökonomie Anfang der 70er Jahre die Wende zur Intensivierung in Angriff nahmen und begannen, die wissenschaftlich-technische Revolution mit den Vorzügen des Sozialismus zu verbinden. Mittlerweile fließt ein immer größerer Teil unseres ökonomischen Wachstums aus den Hochtechnologien. Es ist durchaus ein Grund zum Stolz, dass es unserer Republik gelang, eine eigene leistungsfähige mikroelektronische Basis zu entwickeln, die heute international anerkannte Ergebnisse, hervorbringt. Unsere Elektroniker in Jena und Dresden, in Erfurt und anderswo haben damit außerdem westliche Embargos durchbrochen.
Jetzt werden wir die Entwicklung beschleunigen und mit dieser Schlüsseltechnologie in immer größere Bereiche der Produktion vorstoßen. Von solchen Ausgangspositionen her ist unsere Wirtschaft imstande, die Arbeitsproduktivität schneller zu steigern, auf einigen Gebieten um 300 bis 700 Prozent, den Alltag mit der Mikroelektronik zu durchdringen. Konsumgüter, und Dienstleistungen sollen das bisherige Niveau weit übersteigen und den Volkswohlstand mehren.
Technologie ist Zukunft
Die modernen Technologien stärken unser wirtschaftliches Potential und bieten zugleich für viele Werktätige ein interessantes Feld schöpferischer Arbeit und persönlicher Entfaltung. Das gilt insbesondere für die junge Generation. Gehört es nicht überhaupt zu den größten Errungenschaften unserer Republik, dass ausnahmslos alle jungen Leute eine Zukunft haben, dass sie nicht auf der Straße stehen müssen, ohne Ausbildung bleiben, an der Drogennadel hängen oder gar ohne Dach über dem Kopf dahinvegetieren müssen?
"Der Jugend Vertrauen und Verantwortung", das ist unsere, die bessere Welt. Wer nach Sinnerfüllung im Leben strebt, der wird den faulen Zauber, der da drüben glänzt, schnell als das erkennen, was er ist. Sich in der modernen Produktion dem Wettlauf mit der Zeit zu stellen, verlangt viel Kraft, heißt Risiko, auch vor Fehlern ist man auf Neuland manchmal nicht gefeit. Es geht mit Strukturveränderungen und Anspannungen einher, doch wo in der Welt würde sich die Bewältigung der wissenschaftlich-technischen Revolution reibungslos vollziehen. Unsere Probleme allerdings lösen wir selbst, mit unseren sozialistischen Mitteln. Ratschläge, die zur Schwächung des Sozialismus führen sollen, fruchten bei uns nicht. Massenarbeitslosigkeit, Obdachlosigkeit, soziale Unsicherheit, welche die moderne Technik in der BRD begleiten, gibt es bei uns weder heute noch in Zukunft.
Es ist eine Pervertierung der Menschenrechte, wenn ein Drittel, ein Viertel oder welcher Teil der Gesellschaft auch immer ins Abseits' gestellt, ausgegrenzt wird. Die wissenschaftlich-technische Revolution vollzieht sich bei uns in sozialer Sicherheit, ist, um mit Karl Marx zu sprechen, eine der Springquellen des gesellschaftlichen Reichtums. Ein augenfälliger Beweis dafür ist das Wohnungsbauprogramm, mit dem wir die Wohnungsfrage bis Ende 1990 als soziales Problem lösen werden.
Das Jahr 1989 einbegriffen, entstanden 3 270 000 Wohnungen neu oder wurden modernisiert. Mehr noch. Bestanden 1949 in der DDR 5000 Kinderkrippenplätze, so sind es heute 355 000. In den Kindergärten gibt es mehr als 890 000 Plätze, genug, um alle Kinder, deren Eltern es wünschen, zu betreuen. Allein seit dem VIII. Parteitag entstanden 55 000 Unterrichtsräume in den Schulen. 71 Prozent aller Schulen verfügen jetzt über eine eigene Turnhalle. Gebaut wurden nicht wenige Feierabend- und Pflegeheime. Viele Kaufhallen verbesserten die Einkaufsbedingungen. Neue Polikliniken entstanden. Die altehrwürdige Berliner Chariete wurde neu- und ausgebaut. In jedem Bezirk entstanden neue Bezirks- und Kreiskrankenhäuser. Seit 1971 wurden 120 Hallenschwimmbäder geschaffen. Das alles erhöhte die Lebensqualität und wandelte das Antlitz unserer Städte und Dörfer.
Das Babyjahr, der zinslose Ehekredit und andere wichtige Hilfen für junge Familien, die längst in den DDR-Alltag eingegangen sind, zählen zu den Früchten dieser Politik. 1959 hatten wir begonnen, die zehnjährige Schulpflicht einzuführen. Heute ist die zehnklassige allgemeinbildende polytechnische Oberschule ein selbstverständlicher Teil des Lebensweges unserer Kinder. Für die Veteranen der Arbeit tritt im Dezember dieses Jahres die 6. Rentenerhöhung seit dem VIII. Parteitag in Kraft. So haben wir in unserer Sozialpolitik Prioritäten gesetzt, die dem Wesen unseres Arbeiter-und-Bauern-Staates entsprechen.
Auf die Befriedigung der grundlegenden Bedürfnisse der Menschen wurden die Mittel konzentriert. Gewiss, alles zur gleichen Zeit lässt sich nicht lösen, denn wie jeder weiß, kann man die Mark nur einmal ausgeben. Mit weiter steigenden Leistungen wachsen auch hier unsere Möglichkeiten. Der stürmischen Entwicklung der Produktivkräfte hätten wir nicht gerecht werden können, wäre, nicht eine tiefe Umgestaltung in unserer Planwirtschaft selbst vonstatten gegangen. Frisch in Erinnerung ist der nicht einfache Prozess, in dem die volkseigenen Kombinate geschaffen und vervollkommnet wurden.
Die Verbindung von Wissenschaft, Produktion und Absatz in diesen starken ökonomischen Einheiten hat sich bewährt. Auf den Weltmärkten konkurrieren viele ' Kombinate erfolgreich mit, eine Position, die freilich von Tag zu Tag neu behauptet werden muss. Daher gibt es keinen Grund, nun innezuhalten, im Gegenteil, wir müssen unsere Arbeit auf diesem Gebiet verstärken. Die Kombinate haben eine Reife erreicht, die es ermöglicht, schrittweise eine neue Qualität von Leitung, Planung und wirtschaftlicher Rechnungsführung zu verwirklichen. Eigenerwirtschaftung der Mittel das ist ein Schlüsselwort für Änderungen, die nicht weniger tief sein werden als die der vergangenen Jahrfünfte.
Weit geöffnet wird der Raum für Verantwortung und Eigeninitiative auf dem soliden Boden eines bilanzierten Planes. Der Einfluss des einzelnen wie des Kollektivs und der Gewerkschaften im Betrieb wird sich erhöhen. Das Leistungsprinzip wird zwingender wirken, gute Arbeit sich also immer besser auszahlen. Das alles lässt die Beziehungen des einzelnen zum Volkseigentum enger werden, samt den damit verbundenen Rechten und Pflichten. Aus unserer Sicht ist die sozialistische Planwirtschaft ein lebendiger Organismus, den man... (ausgeblendet)
5 Kommentare:
Ok die Honecker-Rede lese ich nicht, zu tief sitzt noch das Trauma, bei den Abreißkalendern statt der erhofften Funfacts eins der Honeckerzitate zu bekommen, die gefühlt 75% der Kalendersprüche ausmachten.
Steinmeiers politischer Horizont ist irgendwo in seiner Zeit in der SPD-Fraktion eingefroren. Dass er Kohl verschweigt, der nominell ja in der gleichen Partei war wie Merkel, kann die regierungstreue Presse freilich ohne große Befürchtungen reklamieren.
Natürlich hatte die Rede des guten Erich absolut nichts mit der Wirklichkeit zu tun. Ich bin mir aber nicht sicher ober er das selbst überhaupt noch wusste. Bodenhaftung und Realität ist ja nicht so die Sache von langjährigen Regierungschefs aller Couleur.
Wenn man das aber mal beiseite lässt, den Agitprop rausrechnet und die reine Ansprache betrachtet, ist diese meiner Meinung nach nicht schlecht gemacht. Jedem Zuhören dürfte zumindest klar gewesen sein worum es geht und was der Sprecher vermitteln wollte. Wenn man das mit dem Gestammel und Geschwurpsel der aktuellen Chefin vergleicht, waren wir hier auch schon mal weiter.
Sachverstand war bei Politikern noch zu keiner Zeit das absolut entscheidende Kriterium. Bis vor einer Politikergeneration war dieser aber immerhin noch sehr erwünscht. Heute ist Inkompetenz schon fast Zugangsvoraussetzung für ein Amt. Rhetorik war aber immer immens wichtig und oft der entscheidende Faktor. Auch das wurde im Besten aller Deutschländer inzwischen komplett abgeschafft. Die Dilettanten haben die Macht übernommen und verteidigen sie mit Zähnen und Klauen.
In meinem hohen Alter kann ich mir nicht mehr alles merken. Sollte ich den Link hier gefunden haben, bitte ich vorab um Entschuldigung für die Doppelung.
Aber Klonovskys Kommentar zur Steinmeier-Suada passt hier einfach zu gut dazu.
https://www.michael-klonovsky.de/acta-diurna/item/1454-4-oktober-2020
Der hier ist auch gut:
https://www.tichyseinblick.de/kolumnen/spahns-spitzwege/steinmeier-zum-dreissigsten-living-in-the-past/
Zu dem Bilde: Die sozusagen auf den Kopf gestellte Algiz-Rune soll zwar für Njukleor Disormement stehen, bedeutet aber die Rune des Todes/Vergehens. ---
Aber auch wurscht - hat mir schon in völkischen Internetkreisen Schmähens eingebracht, daß ich meine, unsere barbarischen Ahnen hätten in die Lautzeichen gewaltige Zauberkräfte hineininterpretiert - hex,hex.
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