Der Kampf geht weit. |
38.000 waren es nach Polizeiangaben, die am Wochenende in Berlin gegen die notwendigen Maßnahmen der Bundesregierung Front machten und am Ende sogar bis fast in die "Herzkammer unserer Demokratie" (Steinmeier) stürmten. Es war ein Gipfeltreffen nicht nur der Coronaleugner, Impfgegner, Verschwörungstheoretiker, Menschen mit Dreadlocks, Trommelgruppen, Rechtsextremen, Reichsbürger, grünen Stadträte, rechten Esoteriker, identitären Wutbürger, Rechtsradikalen, Virusleugner, SUV-Fahrer, Maskenmuffel, Merkelrausrufer, AfD- und NPD-Fans, Ausländerfeinde, Klimaleugner und GEZ-Boykotteure, sondern auch eine Ballung an Viruslast, die bis dahin kaum ihresgleichen kannte: Nach den aktuellen Zahlen des RKI befanden sich unter den knapp 40.000 Demonstranten etwa acht aktive Corona-Fälle.
Ein nicht zu unterschätzendes Gefahrenpotential, das sich aus der Hochrechnung der derzeitigen deutschlandweiten Infektionszahlen ergibt. Danach sind im Moment 0,029 Prozent der Bürgerinnen und Bürger mit Corona infiziert, laut Tagesreport des Divi-Intensivregisters befinden sich davon 228 in intensivmedizinischer Behandlung. Corona-Patienten belegen damit etwa ein Prozent der in Deutschland verfügbaren Kapazität an Intensivbetten. 67,7 Prozent werden im Augenblick für Patienten mit anderen schweren Erkrankungen benötigt.
Zum Glück nur 67,7 Prozent, denn seit Beginn der Corona-Pandemie haben sich deutlich weniger Menschen mit schweren Krankheiten in Krankenhäuser einweisen lassen als üblich. Nach einer Auswertung der Krankenkasse DAK Gesundheit, die 5,6 Millionen Versicherte zählt, gab es eine "regelrechten Corona-Delle bei den Aufnahmen im Frühjahr", die abgeschwächt bis heute anhält. So wurden im März 26,6 Prozent weniger Patienten mit einem Herzinfarkt aufgenommen als im selben Vorjahreszeitraum. Im April waren es noch 22,2 Prozent weniger, im Mai 13,8. Im Juni lagen die Herzinfarkt-Einweisungen dann zwar leicht über dem Niveau des Vorjahres (plus 4 Prozent), doch der von vielen Ärzten erwartete Nachholschub im Juli folgte nicht. Stattdessen gingen die Zahlen wieder leicht zurück.
Auch Krankheiten wie Schlaganfall oder Hirnblutungen wirkte Corona auf geheimnisvolle weise heilsam. Im ersten Seuchenmonat März gab es hier einen Rückgang im Vergleich zum Vorjahr von 12,7 Prozent, im Shutdown-Monat April wuchs die Corona-Delle auf 20,2 Prozent. Im Mai betrug das Minus immer noch 9,6 Prozent, im Juni gab es ein kleines Plus von 2,6 Prozent und im Juli rutschte die Zahl der akuten Fälle mit minus 6,7 Prozent wieder in den Keller. Bei Klinik-Aufnahmen wegen psychischer Erkrankungen wie Depressionen, Schizophrenie und Alkoholmissbrauch, denen zu Beginn der Pandemie atemberaubende Wachstumsraten vorhergesagt worden waren, zeigt sich das gleiche Bild: Im März ein Rückgang um 14,8 Prozent, im April minus 23,1 Prozent, im Mai minus 16,4 Prozent.
Macht Corona eine kranke Gesellschaft also in Wirklichkeit gesund? Hat die Übersterblichkeit, die Statistiker im April feststellten, als zehn Prozent mehr Menschen als im langjährigen Mittel starben, am Ende gar Leben gerettet? Schon im Mai lag die Zahl der Gestorbenen in Deutschland mit 75 600 ebenso wie im Juni mit 71 700 und Juli mit 72 700 im Bereich der Durchschnitte der Vorjahre.
Ist das die Todesseuche, vor der die Horrorschriftsteller immer gewarnt haben? Oder zeigt sich hier nur ein weiteres Mal die gestaltende Kraft einer Regierungspolitik, die spätestens seit Mitte Februar stets die genau richtigen und dringend notwendigen Maßnahmen zum exakt alternativlosen Zeitpunkt getroffen hat? Mit insgesamt 242.820 liegt die Zahl der mit Corona-Infizierten immer noch unter einer Viertelmillion, die Zahl der sogenannten "aktiven Fälle" steht im Moment bei etwa 17.350. Die "zweite Welle" (Karl Lauterbach) entspricht damit in etwa der Zahl an Menschen, die sich Ende März binnen dreier Tage ansteckten.
Eine von etwa 5.000 Deutschen ist damit im Moment infektiös, in einer Konzerthalle wäre es ein Besucher, in einem Fußballstadion wären es vier bis zehn Personen. Umso weitsichtiger war es, dass Politik und Medien von Anfang an alles Augenmerk auf die Aufsummierung aller jemals Covid-Infizierten gelegt haben und damit sicher gingen, dass die öffentlich täglich präsentierten Zahlen immer nur steigen und niemals wieder sinken können. Galt anfangs noch als gesichert, dass Deutschland gut vorbereitet ist, hieß das Ziel auf dem Höhepunkt der "größten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg" (Angela Merkel), eine Überforderung des Gesundheitswesens zu verhindern, um "Bilder wie aus Italien" zu vermeiden.
Inzwischen ist das unterforderte Gesundheitswesen als Gewährleister des vergleichsweise milden Verlaufs der Pandemie ausgemacht worden. Es ist nicht Corona selbst, sondern es sind die Intensivbetten, die nicht benötigt werden, die die Nation gesundhalten.
6 Kommentare:
Genau. Der mittlerweile erschwerte Besuch des Arztes/des KH deines Vertrauens bewirkte umgekehrt einen logischerweise Rückgang der Fehldiagnosen und nicht zutreffender Behandlungsweisen sowie der ausbleibenden Nebenwirkungen der nicht konsumierten Medikamente. Klar gabs somit weniger Kranke in der Statistik und indirekt weniger Tote im ersten Zeitraum. Letzteres dürfte demnächst wieder überdurchschnittlich ansteigen, denn der Tod mag keine Verspätung.
@Gerry
>> denn der Tod mag keine Verspätung.
Dem Tod sind Verspätungen herzlich egal. Er holt sich, was ihm zusteht, dann, wenn ihm so ist.
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Ab morgen müßten ja die ersten tausenden Infizierten und Schwerkranken in den Spitälern aufschlagen, wenn es von Ansteckung bis kurz vor dem Seuchentod ca. ungefähr schätzungsweise 7 Tage dauert.
Populistische Einstellungen in Deutschland sind stark rückläufig. So sagt es jedenfalls die Bertelsmann-Stiftung in ihrem aktuellen "Populismusbarometer". Die Erhebung führte zu dem Ergebnis, dass momentan nur noch jeder fünfte wahlberechtigte Deutsche populistisch eingestellt ist. Ende 2018 war es demnach noch jeder Dritte.
Beitrag von Tina von Löhneysen
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Name birgt für Qualität. Ich versteh trotzdem nur Banane.
braves Mädchen
sagt genau das auf, was man ihr vorgeplappert hat
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fordert Annalena Baerbock den sofortigen Baustopp der Gaspipeline Nord Stream 2
Viele Untersuchungen ergeben viele Diagnosen, und vice versa. Ist halt auch die Frage, ob man schlimm Rücken hat und ambulant klarkommt oder durch Krankenhauskeime/Corona den Sprung die Grube beschleunigt.
Irgendwann in den 80er oder 90er Jahren des letzten Jahrhunderts, alte weise Männer erinnern sich: Ärztestreik in Belgien. Die Zahl der Todesfälle geht landesweit signifikant zurück. Meldeten die Zeitungen. Steik-Ende - und alles normalisierte sich wieder. Am Ende ist es sowieso egal.
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