Wenigstens hat der "VW-Spion" noch eine erinnerungswürdige Schlagzeile bekommen. |
Der Fortschritt ist eine Schnecke, und zuweilen kriecht sie rückwärts. Ein knappes Jahrzehnt nach der Jahrhundertschlagzeile "Viele Ehec-Tote werden nicht mehr ganz gesund", mit der die letzte verbliebene deutsche Danachrichtenagentur DPA ihren Ruf als unbezwingbare Bastion von Wahrheit und Wahrhaftigkeit untermauerte, geben die Toten deutschen Mediennutzern weiterhin Rätsel auf. "Obduktion liefert Gewissheit: Mutmaßlicher VW-Spion ist tot" lautet die Zeile, mit der das renommierte "Handelsblatt" eine noch tiefsinnige Ebene ins Nachrichtengeschäft mit dem Tod eingezogen hat.
Glück auf dem Obduktionstisch
Der arme Mann, denkt der eine Leser. Hat er aber eigentlich Glück gehabt, seufzt der andere, denn umgekehrt wäre es für den Obduzierter sicher unangenehmer gewesen. Auszuschließen ist, dass das Handelblatt mit dem Entsetzen und der Trauer womöglicher Angehöriger Scherz treiben will. So garstig ist niemand. Und so ein guter Witz gelingt auch nicht, wenn man ihn reißen will.
Nein, das ist ernstgemeint. Im deutschen Journalismus dieser Tage steht aber oft eben nicht nur der diensthabende Praktikant mit dem Handwerkszeug seines gewählten Erwerbsberufes auf Kriegsfuß, so dass ihm mit großer großer Zuverlässigkeit immer wieder Kostbarkeiten wie "Corona-Ausbruch im Newsticker" gelingen. Sondern auch in den früheren Kontrollschichten sammeln sich eher Botschafter eigener Missionen und Kämpfer für allerlei gute Sachen als kantige Schleifer schöner und zugleich genauer Sätze.
Das zu Sagende ist dem Sagen fremd. Buchstaben irren durch Texte, die sich wie von selbst fortschreiben. Alltagsgeschäft bei Nachrichtenmagazinen, die sich mit Texten wie "Jedes Kind kann Schwimmen lernen" oder "Nervennahrung: Heute gibt es indonesisches Brathühnchen" für viele Menschen immer ersetzlicher machen.
Journalismus für Suchmaschinen
Dass eine Obduktion Gewissheit darüber liefert, dass der Obduzierte tot ist, hat aber doch noch einmal eine andere Qualität. Um sie zu begreifen, muss man verstehen, wie moderner Journalismus funktioniert, der nichts mehr zu tun hat mit dem früherer Tage. Heute entstehen Texte nicht mehr für Leser oder Leserinnen, nicht einmal für Leser*innen oder Lesende und eigentlich auch nicht für die früher so beliebten "Zielgruppen".
Sondern ausschließlich für Suchmaschinen. Die mögen sogenannte SEO-Texte, weshalb in den Redaktionen viel Kraft und Energie darauf verwendet wird, für Crawler und deren Algorithmen optimierte Überschriften zu produzieren. Catchworte und Namen, am besten von Prominenten oder wenigstens Halbprominenten, ranken besser als keine. Die Verbindung mehrerer potenzieller Highburner ist dabei Königsklasse: "Obduktion" und "VW-Spion" ist aus Sicht der Suchmaschine ebenso nahe am perfekten Wurf wie aus Sicht eines verständigen Lesers am totalen Schwachsinn.
Nicht der Leser aber bezahlt, sondern die Masse der Leser, die die Suchmaschine bringt. Springt die erstmal richtig an auf einen Text, dann gelingt der Zugriffskurve in der Seitenstatistik ein Freudensprung.
5 Kommentare:
Auch der Russe ist nicht zimperlich und seot mit. Da paßt sowas auch prima mit rein.
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Tesla außer Kontrolle: Überwachungskamera hält Unfassbares fest
Daniel Gutzmann
Universität zu Köln
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Scherz beiseite, die flüchtige Kenntnisnahme des Kommentarbereichs bei Mannheimer gleicht der Reise ins Herz der Finsternis. Das Grauen! Das Grauen!
Da tanzen die Babylonier mit den Merowingern und den Khasaren Ringelreihen, (wobei die Khasarentheorie so etwas von widerlegt ist). Dazwischen werden die Hallelujah-Schlümpfe frech - folgt der Heiligen Flasche! Kein WAHRER Christ tut Zucker auf seinen Haferbrei ...
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http://nicolaus-fest.de/deutsche-politik-als-handlanger-des-muslimischen-terrorismus/
der brd-Staat kollaboriert mit den islamischen Gefährdern
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