Luisa Neubauer mit Maske vorm berühmten "Brand-Haus". |
Ziel der Aktion mit einem Gesamtvolumen von rund einer Milliarde Euro war es, das Komplettversagen der Bundes- und Landesbehörden bei der Seuchenvorsorge zu bemänteln. Das hatte mit der ersten Pandemiewelle Anfang März zu einer bizarren Situation geführt: Das Beispiel asiatischer Staaten hatte deutlich gezeigt, dass es in jedem Fall sicherer ist, eine Maske zu tragen, als keine zu benutzen. Doch da die Bundesregierung trotz entsprechender Warnungen, Mahnungen und Aufforderungen keinerlei Maskenvorräte angelegt hatte, fürchtete die Spitzenpolitik, dass im Fall der Verhängung einer Maskenpflicht ohne staatliche Maskenversorgung Unruhe und Unwillen in der Bevölkerung aufkommen könne. "Wer jetzt propagiert, jeder im Land müsse mit einer qualifizierten Maske herumlaufen, der gefährdet das Gesundheitssystem", so hieß es damals.
Lage wurde unhaltbar
Erst als die Lage unhaltbar zu werden drohte und das italienische Beispiel in Berlin die Horrorvorstellung nährte, man könne die Kontrolle über die Lage verlieren, zeigte sich Bundeskanzlerin Angela Merkel persönlich. Und mit der Ausrufung einer Maskenpflicht wurden die bis dahin für unwirksam, schädlich und unnütz kritisierten Formalmasken, nach Youtube-Anleitungen genäht aus einfachem Baumwollstoff, auch wissenschaftlich zu wichtigen Kampfmitteln in der "Corona-Zeit" (MDR) geadelt.
Das Ankaufprogramm des Gesundheitsministers zeigt da schon deutliche Wirkungen. Der Maskenpreis auf dem Weltmark war von 99 Cent für eine einfache OP-Maske auf mehr als Fünffache gestiegen, nachdem die staatlichen Einkäufer an 738 Lieferanten Zuschläge für 98 Millionen FFP2-Masken und 64 Millionen OP-Masken erteilt hatten. Nicht einfach so, sondern beraten von den Besten: Allein für Hinweise, wie man am besten die schönsten Masken bei der nettesten Verkäufern erstehen kann, zahlte die Bundesregierung fast zehn Millionen Euro an die Unternehmensberatung Ernst & Young, deren Expertise auch von dem Fall Wirecard weltweit unbestritten war.
Milliarden für den Maskenberg
Sechs Milliarden Masken organisierte das Ministerium so. Während draußen im Lande neue wissenschaftliche Glaubensregeln dafür sorgten, das unter dem Namen "Mund-Nase-Schutz" oder auch "Mund-Nasen-Schutz" angepriesene Symbol- oder auch Formalmasken aus Hinterhofschneidereien und privaten Nähstuben amtliche eine Schutzwirkung zugesprochen bekamen. Wo erst gar nicht genug Masken beschafft werden konnten, weil es viel zu wenige gab, stand Spahn nun vor einer anrollenden Maskenflut sein, die sein Ministerium zu überrollen drohte. "Sein Masseneinkauf lief aus dem Ruder", beschreibt "Die Welt" jetzt beinahe schon mitleidig. Fast 50 Unternehmer klagten inzwischen gegen das Gesundheitsministerium, weil es bestellte Lieferungen nicht bezahle. Weitere hundert betroffene bereiteten Klagen vor.
Wo ehemals zu wenige Masken waren, sind es nun zu viele, denn der ursprüngliche geschätzte Bedarf hat sich als weit überhöht herausgestellt. Nun gilt es, den Schaden zu begrenzen oder wenigstens unter Beweis zu stellen, dass man versucht hat, ihn nicht ausufern zu lassen. Insgesamt fordern die betroffenen Unternehmen nach Angaben der "Welt" ausstehende Zahlungen von etwa 400 Millionen Euro ein - ein Klacks angesichts der üblichen Wummssummen, die nie mehr unter neun Nullen aufweisen: Doch mit Blick auf Tage der Abrechnung, die vielleicht doch irgendwann einmal kommen werden, folgt das Gesundheitsministerium der Strategie der Verzögerung, der Halbdementis und des Zeitspiels. Es seien lediglich 21 Klagen bekannt, es gehe auch nur um Forderungen in Höhe von 59 Millionen Euro, zudem habe man Qualitätsmängel festgestellt und falsch gestellte Rechnungen seien ein weiterer Grund für die „Verzögerungen beim Zahlungsziel“.
Die Maskenpflicht muss es retten
Den Rest kann vielleicht eine andauernde Maskenpflicht retten, die den Maskenberg irgendwann ja doch wegschrumpfen lassen wird. Zwar hat sich die Bevölkerung längst ein Beispiel an der Bundeskanzlerin genommen und trägt wie Deutschlands Krisenkanzlerin dieselbe Maske immer wieder. Statt täglich drei bis fünf Masken wegzunutzen, kommt der durchschnittliche Bundesbürger so wie Merkel mit einer Formalmaske pro Monat aus. Spahns Bundesmaskenvorrat würde damit ausreichen, jeden einzelnen Bundesbürger sechs Jahre lang zu versorgen, selbst wenn die sprunghaft gewachsene junge deutsche Maskenindustrie wie einst die zukunftsträchtige Solarbranche ihren Betrieb von einem Tag auf den anderen wieder einstellen würde.
2 Kommentare:
Ich muss Sie leider korrigieren Es gibt -offensichtlich- immer noch nicht genug Masken. Jedenfalls nicht in den entsprechenden Größen.
https://twitter.com/JoanaCotar/status/1292177397329076224
ja, zuviel ist nie genug
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