Dienstag, 18. August 2020

Krisenvorsorge: Das Land der Prepper

Die eigene Scholle gibt Hoffnung darauf, auch den nächsten Lockdown überleben zu können.

Erst schien alles schnell vorüberzugehen, ein paar Wochen, allenfalls Monate drohte Corona das normale Leben zu beeinträchtigen. Die Pandemie würde besiegt werden, versprach die Kanzlerin, das versprach auch der Gesundheitsminister, der Vizekanzler und der Fachmann für Wirtschaftspolitik am Kabinettstisch, der noch einen drauflegte. Kein Arbeitsplatz werde wegen des Virus verlorengehen, sagte Peter Altmaier zu einer Zeit, als auch im politischen Berlin noch Optimismus herrschte, den Einbruch durch den Lockdown im Frühjahr mit einer "V3" genannten Erholung in Form einer Spitzkehre binnen kürzester Zeit wieder aufholen zu können.

Optimismus zu verbreiten, um Optimismus zu erzeugen, ist ein probates Mittel in Krisensituationen. "Wir schaffen das" hatte die Bundeskanzlerin vor fünf Jahren ja nicht gesagt, weil sie dieser Überzeugung war, sondern weil sie die Medien und damit die Menschen im Land davon überzeugen wollte, dass man ihr das ruhig glauben könne.

Klappt einmal, klappt zweimal, obwohl es kein Spaten ist: Trotz einer irrlichternden Pandemiebekämpfungspolitik, die zwischen "wir sind gut vorbereitet" und "wir haben aber keine Masken", "Masken nützen nichts" und "harte Strafen für Maskenmuffel" hin- und herzappelte wie ein ADHS-Kind, folgte die Bevölkerung den Verantwortungsträgern in Bund und Land treulich durch jede wirre Wendung. Man sollte immer vorsorgen, aber man sollte nicht hamstern. Man sollte Abstand halten, aber die Schulen öffnen. Man sollte Händewaschen, in die Armbeuge niesen, daheim bleiben, ruhig in den Urlaub fliegen, das Infektionsgeschehen unter Kontrolle halten, mehr testen, aber nicht zu viel, auf den Impfstoff warte, aber nicht mit zu großen Hoffnungen.

Als sich Anfang März die Klopapierregale leerten, war das ein Misstrauensvotum der Menschen gegen die Politik. Doch als Ende März auch die Tiefkühltruhen leer waren, war klar, dass die meisten glaubten, es werde nicht allzu schlimm kommen. Wer gefrorene Nackensteaks hortet, geht von einer stabilen Stromversorgung aus - Entwarnung vor dem Weltuntergang.

Langfristig aber kippt die Stimmung nun dennoch. Einen Monat nach dem letzten Auftritt Angela Merkels zur Corona-Frage und zwei Wochen nach der ersten Erkenntnis, dass es womöglich nicht vollkommen verrückt gewesen wäre, vor einer Wiederöffnung der Urlaubsregionen darüber nachzudenken, wie Rückkehrer getestet werden könnten, ehe sie ihre Ferienmitbringsel in der Verwandtschaft verteilen, orientiert sich das Land aufs Land.

Die eigene Scholle, der eigene Garten, die eigene Ernte - je deutlicher das Bild wird, dass Bundes- und Landespolitik immer noch nicht wissen, was sie tun, sondern einfach etwas machen, um die Laune hochzuhalten, "stürmen" (FAZ die Deutschen die Gartenmärkte und harmlose Stadtbewohner verwandeln sich in Bauern, die hoffen, dem Handtuchfeld hinterm Bungalow im nächsten Jahr schon einen Zentner Kartoffeln abringen zu können. "Selbstversorgung liegt im Trend, vor allem Obstbäume sind seit Ausbruch der Corona-Pandemie schwer gefragt", heißt es in der FAZ, "Nutzpflanzen gehören zu den Verkaufsschlagern", schreibt die Kreiszeitung, Corona treibe selbst die jungen Leute in die Gärten, weiß der Kölner Stadtanzeiger, der für das eigentlich verpönte staatsfeindliche Preppern auch noch Werbung macht und beschreiben lässt: "Wie mir Pflanzen durch die Corona-Krise helfen".

Selbstversorgung wird hoffähig, Arbeitsteilung, Intensivlandwirtschaft und EU-geförderte Übermengenzucht, bisher die Erfolgsgaranten der Supermarktgesellschaft, stehen unter Untergangsverdacht. Lieber selber machen, lieber gar keine Umsatzsteuer zahlen als die vom Kabinett so großherzig gesenkte. "Schaut man sich den Ansturm auf die deutschen Gartencenter und Baumschulen an, könnte man zum Schluss gelangen, dass sich viele Menschen an der Schwelle zur Apokalypse sehen", schlussfolgert FAZ-Redakteurin Svea Junge aus dem Run auf "Setzlinge für Obstbäume und Gemüsepflanzen", der sich vollzieht, während das politische Berlin unschlüssig scheint, ob die Zeit bis zur Bundestagswahl, um die es jetzt geht, besser als "neue Normalität" (Scholz) gelebt oder mit Warnungen vor einer zweiten Welle überbrückt werden sollte.

Die Individuen entsolidarisieren sich derweil, ein Rückzug in die private Marmeladenküche,  ins Müsli aus eigenem Weizen und Schnaps aus selbstgepflückten Brombeeren. Die Regierung erreicht die Menschen nicht mehr, die auf diese Weise preppern und für den Fall vorsorgen, dass es doch anders kommt als von den Verantwortlichen versichert. "Am Anfang dieser Pandemie war oft zu lesen, die Krise bringe das Gute in den Menschen hervor: Rücksicht, Achtsamkeit und Solidarität", schreibt Alexander Neubauer im "Spiegel", der Selbstversorger, Hamsterer und Preppernetzwerke seit Jahren unter intensiver Kontrolle hält. Dieser fromme Wunsch habe sich leider nicht erfüllt. "Mein Eindruck ist", so Neubauer, "dass die Entwicklung in die andere Richtung geht. Erstaunlich, wie schnell Anstand und Respekt zerbröseln können, wenn unsere Gesellschaft unter Druck gerät."

7 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Eine Kolumne von Alexander Neubacher

„Am Anfang dieser Pandemie war oft zu lesen, die Krise bringe das Gute in den Menschen hervor:...“

War es? In echt? Der Spiegel bezahlt Leute dafür, so einen hingeblubberten Bloggerstuss in eine Kolumne zu verklappen. Stirb langsam.

„Da lacht das rechte Gefolge.“
Ja, tut es. Und weiter, Schranze? Nichts? Genau.

Wirklich alles in Neubachers Besinnungstext ist Schwachsinn. Der AfD-Seitenhieb wurde mit abgehakt und einen Stasivergleich gab es als Bonus, dabei weiß er sehr genau, wo heute Stasileute sitzen, was sie machen und von wem sie ausgehalten werden.

Anonym hat gesagt…

OT aber es ist zu schön:

Fefe: „Die Amis "beschlagnahmen" Öltanker aus dem Iran in Richtung Venezuela.“
Iran: „Weder die Schiffe, noch ihre Eigner oder ihre Flagge haben etwas mit Iran zu tun“"

AHAHAHAHAHA

Anonym hat gesagt…

Preppersepp hat für den Atomkrieg vorgesorgt

Anonym hat gesagt…

Babieca 18. August 2020 at 02:28

Hans R. Brecher 18. August 2020 at 02:04
Je nun, OT:
>> -Steuer –
Aber der Klogang, wegen Klimawandel, Ressourcensparen etc.
Da geht noch massig was! Haufen per Gewicht! Haufensteuer! In der Steuererklärung der Satz:
„Erklären Sie das durchschnittliche Gewicht Ihrer Fäkalien und weisen Sie das durch Formular 6.3.5.c nach. Alternativ müssen Sie ein Wiegeprotokoll einer Mostwaage nach Konsum von Fallobst beifügen. Streuobstwiesen und der Verzehr derjenigen sind in dem gesonderten Fäkalblatt 3.5.b zu erklären. <<


Vor ewig erzählte mir ein Viet-Kurzer, ich hatte ein paar Monate den Versuch unternommen, deren merkwürdige Zunge Tiếng Việt zu erlernen, auf Ibrahim Böhmes Spuren wandelnd, daß dorten bei herben Strafen geboten ist, Pipi und Kaka scharf zu trennen, weil letzteres als Dünger zu gebrauchen ist, ersteres nicht.
Tiếng việt khó --- Murdock vom A-Team spricht es auch nur sehr bedingt ...

Anonym hat gesagt…

Ebenfalls OT: Prepper finde ich lustig. Die einen besorgen sich Apfelbäume, die anderen Macheten. Mal abwarten, wer am Ende die Äpfel hat...

Anonym hat gesagt…

islamistischer Unfall in Berlin : "deutschlandfunk" wie immer sachlich / objektiv - "könnte auch eine psychische Störung sein" .

und ja : der Koran stört- und induziert Psychosen . entsprechend ist die Sicherungsverwahrung für Ölaugen aller Art dringend geboten .

Dr.Sepp-LaDouche ; Fachbereichsleiter*Innen froidomarxistisch-islamistische WahnstrukturInnen, (ehem. T4 , Tiergardenstreet )

Anonym hat gesagt…

Apropos Macheten. Ich sollte wieder öfter bis exzessiv den "Schlag des Bambusgeflechtes" üben, Anfänger üben das mit dem Spanisch' Rohr.