Dienstag, 25. August 2020

Grüne Kanzlerschaft: Wenn das Volk ruft

Kurz vor dem Gang ins Kanzleramt: Robert Habeck ist bekannt für seine Abneigung gegen inszenierte Fotos.

Der FDP-Mann ein Nazi wie Hitler und Goebbels, die Netze, die als Stromspeicher dienen, auch mit Hilfe von Kobolden, die nachhaltig in Afrika ausgegraben werden könnten. Die Bafin ist für die Kassenprüfung bei Imbißbuden zuständig und die Welt eine Scheibe, auf der "die Grundannahmen, auf denen Landwirtschaft bisher betrieben wurde“ im Moment zu überdenken sind. Das hat Robert Habeck kürzlich festgestellt, der grüne Posterboy, dem es gemeinsam mit seiner Chefkollegin Annalena Baerbock gelungen ist, die ehemals als "Bündnis90/Die Grünen" eher randständige grüne Partei zu einer Kraft der Mitte zu machen, die vom eigenen Momentum unaufhaltsam zur Macht getragen wird. Kein Wort davon ist wahr, kein Fakt stimmt und von Grundannahmen über die Landwirtschaft hat Robert Habeck so wenig Ahnung, dass er die betreffenden nicht einmal nennt.

Durchmarsch ins Kanzleramt


Aber das ist nun auch egal. Die Partei, früher von unsympathischen, eifernden Figuren wie Claudia Roth, Cem Özdemir und Renate Künast als eine Art Weltuntergangssekte geführt, hat mit dem Wechsel zu Baerbock und Habeck die richtigen Weichen gestellt. Das grüne Spitzenduo redet Blech, doch es ist ein Blech, in dem sich der Wähler wohlfühlen kann. Die Grünen versprechen mit dem Kampf gegen die Reste der FDP quasi einen Kampf gegen Hitler, auch das mit dem Wechsel bei den "Grundannahmen der Landwirtschaft" klingt sehr gut und die Idee, überschüssigen Strom einfach in irgendeinem Netz aufzuheben, kennt jeder, der schon mal einen Sack Kartoffeln nicht gleich gebraten bekommen hat.

Annalena Baerbock hat die unübertroffene Kompetenz der grünen Spitzenfunktionäre in Sachen Worthülsenproduktion eben im großen ZDF-Sommerinterview erneut nachgewiesen: Sie mache "keine Versprechungen", versprach sie, denn ihre Partei sei „radikal und staatstragend“ zugleich, eine Verkörperung rasenden Stillstands und nullernergieerzeugender Nachhaltigkeit, mit der eine Parolenmaschine angetrieben wird, die autofreie Städte und die Förderung von Elektrofahrzeugen, die veganen Sauenhaltung und Flexibilität bei Koalitionszusagen ins eins denkt, das viele ist.

Grün klingt verheißungsvoll auch im Bezug auf eine anderen große Sehnsucht, die die Deutschen seit Jahrzehnten plagt. Was soll ich dürfen dürfen? Was soll ich lassen müssen? Wer mag mich endlich gut erziehen? Mit einer Mischung aus Verbotandrohungen und großherzigen Versprechen, dass dies und das vielleicht doch sogar noch einige Zeit erlaubt bleiben könnte, haben Baerbock und Habeck sich den Ruf erarbeitet, liebevolle Zuchtmeister sein zu können, sobald ihnen das Volk ein Amt gibt. Kandidaten für das gute Gefühl, das Richtige zu tun, ohne selbst wissen zu müssen, was dieses Richtige ist.

Dass die beiden grünen Spitzenleute Unsinn reden, sich unglücklich ausdrücken und immer wieder eklatante Bildungslücken oder mangelnde Kenntnisse über die grundsätzlichen Strukturen des Staatsaufbaus offenbaren, wird ihnen von den Medien sowieso, aber auch von den Baldwählenden verziehen. Das Prinzip Guttenberg: Lieber jemanden, der gut aussieht und kompetent zu wirken weiß, als jemanden, den man nicht gern anschaut, weil er immer den Eindruck vermittelt, etwas falsch zu machen.

Segeln zur Macht


Natürlich wissen es auch Baerbock und Habeck nicht besser. Kämpften sich Spitzenpolitiker früherer Zeiten noch mit einem gewaltigen Rucksack aus harten Erfahrungen ins Amt, weil sie Kriege oder zumindest den Kalten Krieg, persönliche Demütigungen, Verluste und harte Schicksalsschläge hatten hinnehmen müssen, segeln ihre Nachfolger auf sauberer, sonnenklarer Luft Richtung Macht. Die einzige Gewalt, die die Vertreter einer Generation Bionadeadel je erlebt hat, war ein Schubser auf dem Schulhof. Der härteste Kampf, den sei je führen musste, war der um einen aussichtsreichen Listenplatz beim Postenpokern auf einer Parteiversammlung im Hinterzimmer.

So gerüstet und gepanzert sind nicht nur die Spitzenvertreter der grünen Partei, die das lästige "Bündnis90" aus der DDR-Bürgerrechtsbewegung inzwischen konsequent weglässt, sondern auch die Partner aus den anderen, meistenteils nur noch aufgrund der selbstgewählten Parteifarbe voneinander unterscheidbaren Lobbygruppen.

Maas, Röttgen, Baerbock, Giffey, Künast, Scheuer und wie sie alle heißen, sie treten nun an, einen Staat zu führen und ein gewichtiges Wort in der Weltpolitik mitzusprechen. 49 Prozent der Deutschen wünschen sich eine schwarz-grüne Koalition, 65 Prozent erhielte eine schwarz-grün-rote und fragte man die Menschen, ob die Linke nicht besser auch noch mitmachen sollte, damit ein paar Spezialisten auf Gerechtigkeit, den Osten und die Liebe zu Russland achten können,  würde die Konstellation bei um die 80 Prozent landen.

Nur wer grüner Kanzler wird ist nicht ganz klar. Es läuft wohl auf die gute alte Rotation hinaus: Zwei Jahre Baerbock, zwei Jahre Habeck. Und alle zufrieden.



5 Kommentare:

Die Anmerkung hat gesagt…

Annalena

„Wenn alle so bei 25 Prozent stehen, dann ist das nicht mehr so große Koalition wie zu anderen Zeiten, die haben alle miteinander so 75 Prozent im Bund oder sogar ne Zweidrittelmehrheit.“

https://www.tichyseinblick.de/kolumnen/knauss-kontert/zdf-sommerinterview-baerbock-ist-der-moderatorin-nicht-radikal-genug/

Jodel hat gesagt…

Wenn man nicht selbst leider Bewohner dieses schönen Ländchens wäre, würde ich sagen, "dann macht mal schön und viel Glück". Soviel geballte Inkompetenz müsste man erst einmal in eine einzige Regierung bekommen. Das gäbe wohl eine würdige Abschiedsvorstellung.

Andererseits muss man sich doch auch fragen ob man überhaupt in einer überschaubaren Zeitspanne noch mehr Porzellan als unsere gute Angela zerschlagen kann. Das wird schwer zu toppen sein. Da haben auch andere mal eine Chance verdient. Solange zumindest noch genug Masse da ist, die man auch zerschlagen kann.

Kommt denn im Endergebnis etwas anderes raus, wenn wir statt schwarz-rot, schwarz-grün,
rot-rot-grün, rot-grün-gelb oder welches Farbenspiel auch immer bekommen? Die alternativen Schwefelbuben bleiben ja weiterhin unberührbar. Momentan sind die Unterschiede der Haltungsparteien höchstens graduell. Im Grunde wollen alle Mitglieder der Nomenklatura doch in die selbe Richtung marschieren.

Gönnen wir also allen Stümpern ihren kurzen Auftritt auf den Brettern die die Welt bedeuten. In der allerhöchst wahrscheinlich in nicht allzu ferner Zukunft auftretenden gewaltigen Anti-Corona-Maßnahmen-Wirtschaftskrise werden alle Karten neu gemischt werden. Ob es dann fähige Politiker, einen neuen Führer oder einen neuen Staatsratsvorsitzenden nach oben spülen wird, wird man sehen.

Frolleinwunder hat gesagt…

Hatte ich schon erwähnt, dass ich das kleine Mitmachportal manchmal wirklich hasse? Solch furchtbar schlimme Zustandbeschreibungen mit fein ziselierten Wortgirlanden zu verharmlosen schadet meiner Gesundheit und grenzt an Volksverhetzung! Damit ihr's wisst!!!elf!!!

ppq hat gesagt…

schäm dich nicht, hass ist ein ganz natürliches gefühl

Hase, Du bleibst hier... hat gesagt…

@FrolleinWunder

"Statt der Meinung des Gegners zu widersprechen, drückt man Empörung darüber aus, dass er es sich gestattet, eine solche Meinung zu haben und zu äußern“.(Hermann Lübbe)